Narkolepsie
Inhaltsverzeichnis
Welche Formen der Narkolepsie gibt es?
Kennzeichnend für Narkolepsie sind die übermäßige Tagesschläfrigkeit und ungewolltes Einschlafen am Tag. Bei Typ-1-Narkolepsie kommt es zusätzlich zu plötzlichem Erschlaffen von Muskulatur. Bei Typ-2-Narkolepsie tritt dies nicht auf.
Welche Ursachen hat eine Narkolepsie?
Ursachen und Entwicklung sind noch nicht vollständig geklärt. Bei Typ-1-Narkolepsie
- liegt ein Mangel bzw. Verlust des Botenstoffes Hypokretin/Orexin vor. Dieser wird von bestimmten Zellen im Gehirn produziert. Er hat unter anderem Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Genetische Faktoren können beteiligt sein.
- Vermutet werden auch Autoimmunprozesse.
Selten sind Schädigungen des Gehirns für eine Narkolepsie verantwortlich, z.B. Durchblutungsstörungen, Schlaganfall, Tumor, Entzündungen.
Für Typ-2-Narkolepsie liegen sehr wenig Erkenntnisse vor. Ursachen für die Entstehung sind nicht bekannt.
Welche Symptome können auftreten?
Bei einer Narkolepsie zeigen sich bestimmte Symptome. Sie können unterschiedlich ausgeprägt vorhanden sein, unter anderem:
- Tagesschläfrigkeit und Einschlafen am Tag. Die Schläfrigkeit tritt untertags trotz ausreichendem Nachtschlaf und in verschiedensten – auch ungewöhnlichen – Situationen auf. Betroffene merken zwar die nahende Schlafattacke, können sie jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht abwenden, und schlafen ein.
- Kataplexien. Diese Verluste von Muskelspannung treten plötzlich auf. Sie betreffen z.B. die Extremitätenmuskulatur und können zu Stürzen führen. Manchmal ist auch nur die Gesichts- oder Kopfhaltemuskulatur betroffen. Die Kataplexien stehen in Zusammenhang mit starker Gemütserregung, z.B. Freude oder Ärger. Kataplexien können unterschiedlich lange andauern. Die Typ-2-Narkolepise verläuft ohne Kataplexien.
- Schlaflähmungen. Beim Aufwachen kann es zur vorübergehenden Lähmung der Muskulatur kommen. Ausgenommen davon ist die Augenmuskulatur und das Zwerchfell.
- Halluzinationen. Es kommt während des Einschlafens oder Aufwachens zu intensiven – teils negativ gefärbten – Halluzinationen.
- Automatisches Verhalten. Tätigkeiten werden teils während des Einnickens automatisiert weitergeführt, z.B. Schreiben, Stricken.
Außerdem kommt es zu Unterbrechungen des Schlafes in der Nacht. Bei einer Narkolepsie können weitere Schlafstörungen vorliegen, z.B. periodische Beinbewegungen im Schlaf, Restless-Legs-Syndrom, obstruktives Schlafapnoesyndrom oder REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Bedingt durch die Narkolepsie kommt es zu Konzentrationsstörungen, vermehrter Reizbarkeit und Depressionen. Auch kann beispielsweise Übergewicht vorliegen. Alltag, Beruf und Lebensqualität sind oft deutlich eingeschränkt. Sie sind unter anderem gekennzeichnet von Fehldeutungen der Symptome durch das Umfeld, z.B. Auslegung als Faulheit, Unkonzentriertheit.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Für die Diagnose nimmt die Ärztin oder der Arzt eine Anamnese vor. Diese bezieht Symptome sowie ein eventuell geführtes Schlaftagebuch mit ein. Zur Diagnose sind folgende Untersuchungen relevant:
- körperliche und neurologische Untersuchungen,
- schlafmedizinische Untersuchungen, z.B. Polysomnographie, multipler Schlaflatenztest,
- Laboruntersuchungen, zum Ausschluss einer anderen Grunderkrankung, ev. Messung der Hypokretinkonzentration in der Rückenmarksflüssigkeit,
- bildgebende Untersuchungen des Kopfes/Gehirns, etwa bei Verdacht auf eine andere Grunderkrankung, z.B. MRT, CT.
Wie erfolgt die Behandlung?
Die Therapie wird an der individuellen Situation der Betroffenen ausgerichtet und erfolgt unter anderem durch:
- Information der Ärztin oder des Arztes über Narkolepsie,
- Tagesstrukturierung, individuell angepasste Schlafphasen am Tag, Naps/Nickerchen
- Verhaltensmaßnahmen, z.B. Meiden von Alkohol, abwechslungsreiche Tätigkeiten, Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafes bzw. der Schlafqualität,
- Medikamente, die Wachbotenstoffe fördern und Kataplexien vermindern,
- psychosoziale Unterstützung, Unterstützung beim Alltag mit Narkolepsie, Berufsberatung, etc.,
- ev. Behandlung weiterer Schlafstörungen und Erkrankungen.
Die Narkolepsie verläuft chronisch. In der Regel erfolgt die Behandlung ein Leben lang.
Wohin kann ich mich wenden?
Ansprechpersonen sind unter anderem:
- Hausärztin und Hausarzt
- Neurologinnen und Neurologen
- auf Schlafmedizin spezialisierte Ärztinnen und Ärzte
Auch können Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen und/oder weitere Expertinnen oder Experten involviert sein, z.B. für Psychotherapie. Diagnose und Therapie finden in spezialisierten Zentren statt, z.B. im Schlaflabor einer Abteilung eines Krankenhauses. Schlaflabore finden Sie auf der Website der ÖGSM (Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung).
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 29. April 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr.med.univ. Thomas Mitterling, Facharzt für Neurologie, Spezialisierung in Schlafmedizin