Damit körperliche Aktivität richtig und gezielt wirkt, müssen biologische beziehungsweise physiologische Gesetzmäßigkeiten beachtet werden. Diese Gesetzmäßigkeiten werden auch als Trainingsprinzipien bezeichnet. Die Grundregeln des Trainings beschreiben, unter welchen Voraussetzungen jene Anpassungsvorgänge im Körper ausgelöst werden, die zu einer Leistungssteigerung führen. Die Trainingsprinzipien sind die Grundlagen eines individuellen Trainingsplans. Darin werden unter anderem die Bewegungsart, die Dauer, die Intensität und die Häufigkeit des Trainings festgelegt. Ein Trainingsplan berücksichtigt auch die persönliche Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand.
Auch für Menschen, die ihre körperliche Leistungsfähigkeit verbessern wollen, spielen die Trainingsprinzipien eine Rolle. Einige wichtige Grundbegriffe des Trainings werden in den Österreichischen Bewegungsempfehlungen des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) erklärt.
Ob und wie (gesundheitsorientiertes) Training wirkt, kommt auf die Dosis der Bewegung an. Sie wird bestimmt durch:
Entscheidend für eine Verbesserung oder Erhaltung der Leistungsfähigkeit ist, ob der Körper durch die Bewegung ausreichend belastet wird. Die Bewegungsreize müssen deutlich höher sein als die Anforderungen der Alltagsaktivitäten. Nur wenn der Bewegungsreiz hoch genug ist, werden die Reizschwellen überschritten (Dauer und Intensität). Dann werden Wachstumsvorgänge ausgelöst, die eine Leistungssteigerung bewirken. Die tatsächliche Belastung bei einer Reizschwelle kann individuell verschieden sein. Für untrainierte Personen ist die Reizschwelle schon bei einer niedrigeren Belastung als bei Trainierten erreicht.
Zum Beispiel: Laufen mit acht km/h Geschwindigkeit kann bei einer untrainierten Person eine Leistungssteigerung auslösen, bei gut Trainierten hingegen nicht.
Ist die Bewegungsdosis zu gering, werden also die Reizschwellen nicht überschritten (z.B. zu wenig Intensität oder zu kurz), so werden zwar Kalorien verbraucht, aber es wird keine Anpassung ausgelöst. Zu hohe Reize hingegen können Körperstrukturen schädigen und die Funktionen beeinträchtigen.
Wenn man eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit anstrebt, müssen die Bewegungsreize in regelmäßigen Abständen angepasst, also erhöht, werden. Dabei soll eine Steigerung des Wochenumfangs und Häufigkeit vor einer Intensitätssteigerung stehen.
Jede Belastung – besonders anstrengendes Training – bewirkt nach einiger Zeit je nach Trainingszustand eine Ermüdung oder Erschöpfung. Die Leistungsfähigkeit ist vermindert oder aufgehoben. Alle Trainingseffekte – seien sie gesundheitlicher oder sportlicher Art – stellen sich erst in der darauffolgenden Erholung ein. In der Erholung werden die Energiespeicher wieder gefüllt, und die Wachstumsvorgänge können stattfinden.
Ohne Erholung keine Trainingseffekte.
Um die Erhöhung der Leistungsfähigkeit zu erhalten oder auszubauen, ist eine regelmäßige Wiederholung von Bewegungsreizen in bestimmten Zeitabständen notwendig. Sind die Erholungsphasen zu lang, geht der Trainingseffekt verloren. Zu kurze Erholungsphasen behindern oder verhindern die Überkompensation und können die Leistungsfähigkeit sogar verringern. Im Sport spricht man von Übertraining.
Bleiben Bewegungsreize über längere Zeit gleich, so bleibt auch das Leistungsniveau gleich. Eine langsame Steigerung der Belastungsdosis (der Dauer und/oder Häufigkeit) führt hingegen zu weiteren Anpassungen – die Leistungsfähigkeit steigt weiter. Gezieltes Training besteht also aus einer planmäßigen Abfolge von Belastung und Erholung, um einen Trainingseffekt zu erzielen (Zyklus der Überkompensation).
Um dauerhaft eine hohe Leistungsfähigkeit zu erhalten, ist ein regelmäßiges (jede Woche) und lebenslanges Training notwendig. Bestimmte gesundheitliche Wirkungen, z.B. ein niedrigeres Risiko für Krebserkrankungen, sind erst durch langjährige körperliche Aktivität gegeben.
Nicht jede Form körperlicher Aktivität bzw. nicht jeder Sport ist für das individuelle Trainingsziel geeignet. Körperliche Anpassungen finden hauptsächlich im jeweils beanspruchten Organsystem statt. So wird durch Ausdauertraining mittlerer Intensität in erster Linie das Herz-Kreislauf-System und das Atmungssystem angeregt und verbessert. Für Wirkungen im Bewegungsapparat (Muskulatur, Knochen) und auf die Kraftleistungsfähigkeit muss ein entsprechendes Krafttraining durchgeführt werden.
Vor Beginn eines Trainingsprogramms sollten möglichst genaue Trainingsziel festgelegt werden. Das Training für sportliche bzw. leistungssportliche Ziele ist anders als für gesundheitliche Ziele
Jeder Mensch bringt andere Voraussetzungen für das Training mit. Wichtig ist daher, die Maßnahmen auf das Alter, die persönliche Leistungsfähigkeit, den Gesundheitszustand, aber auch auf persönliche Vorlieben abzustimmen.
Nur durch eine genaue Diagnostik der Leistungsfähigkeit kann die individuell passende Bewegungsdosis ermittelt werden.
Das gesundheitsorientierte Ausdauertraining hat das Ziel, die Ausdauerleistungsfähigkeit zu verbessern beziehungsweise zu erhalten. Die Intensität einer Belastung wird üblicherweise über die Herzfrequenz (Puls) geregelt.
Faustregel: Eine körperliche Aktivität ist für einen gesundheitlichen Nutzen ausreichend anstrengend (mittlere Intensität), wenn während der Bewegung noch gesprochen, aber nicht mehr gesungen werden kann.
Um die individuell passende Herzfrequenz für das Training zu ermitteln, wird häufig die sogenannte Karvonen-Formel herangezogen:
Trainingspuls = Trainingsintensität in Prozent x (Maximalpuls – Ruhepuls) + Ruhepuls
Der tatsächliche persönliche Maximalpuls kann vom Richtwert beträchtlich abweichen! Daher sollte für ein gezieltes Training die maximale Herzfrequenz durch eine Leistungsdiagnose bei einer Sportärztin/einem Sportarzt ermittelt werden.
Beispiel: Eine Person hat eine maximale Herzfrequenz von 180 und einen Ruhepuls von 60 Schlägen pro Minute. Die Trainingspulsuntergrenze gemäß Karvonen-Formel beträgt: 60 Prozent x (180 – 60) + 60 = 132. Dazu werden plus/minus fünf Schläge gerechnet. Daraus ergibt sich einen Trainingsbereich von 127 bis 137 Schlägen/Minute.
Dieser sogenannte extensive Ausdauertrainingsbereich ist für das gesundheitsorientierte Training das Optimum. Wird dieser Bereich unterschritten, nimmt der Ausdauertrainingseffekt ab. Wird der Bereich hingegen überschritten, nimmt der Ausdauertrainingseffekt langfristig nicht weiter zu.
Beim gesundheitsorientierten Krafttraining ist das Ziel, Muskelmasse zu vermehren oder auf gutem Niveau zu halten. Dieses Ziel wird mit dem Muskelaufbautraining am besten erreicht. Andere Formen des Krafttrainings mit geringer Belastung (z.B. Kraftausdauertraining) haben eine geringere Wirkung auf den Muskelaufbau, können aber dennoch einen gesundheitlichen Nutzen bringen. Dabei stehen oft andere Ziele im Vordergrund, wie zum Beispiel die Motivation oder die Freude an der Bewegung.
Beim Krafttraining wird für die Ermittlung des individuellen Trainingsbereiches von der maximal möglichen Kraftanstrengung einer bestimmten Übung ausgegangen. Mit anderen Worten: Mit welchem maximalen Gewicht/Widerstand kann eine Übung einmal ausgeführt werden (Ein-Wiederholungs-Maximum).
Daraus ergibt sich für das Muskelaufbautraining folgender Trainingsbereich:
Um dem Körper ausreichend Zeit zu geben, sich an die Belastungen eines Muskelaufbautrainings zu gewöhnen, empfehlen Sportmediziner/innen, vorher einige Wochen mit geringer und mittlerer Intensität zu trainieren – das heißt nicht bis zur Erschöpfung.
Bei bestehenden Erkrankungen kann Bewegung negative Folgen haben. Durch eine ärztliche Untersuchung können Sie prüfen lassen, ob Sie gesund sind und ein regelmäßiges Training ohne Einschränkungen durchführen können. Ihr Gesundheitszustand wird dabei vor allem aus internistischer und orthopädischer Sicht überprüft: Besteht ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege oder des Bewegungsapparats?
Ihr Fitnesszustand wird durch leistungsdiagnostische Untersuchungen (mittels Ergometrie) ermittelt.
Entsprechend Ihrem Trainingszustand kann die Ärztin/der Arzt für Sie ein individuelles Trainingsprogramm bzw. einen Trainingsplan ausarbeiten. Das Programm umfasst idealerweise: die Trainingsziele, die Art der körperlichen Aktivitäten (Sportarten), den individuellen Trainingspuls (beim Ausdauertraining), die Dauer und die Häufigkeit. Der Trainingsplan beinhaltet ein tägliches, wöchentliches oder monatliches Programm im Hinblick auf Ihre Trainingsziele.
Ihr Gesundheitszustand wird z.B. im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung untersucht. Dabei kann Ihre Ärztin/Ihr Arzt feststellen, ob Sie sich ausreichend bewegen, und Ihnen eventuell mehr Bewegung empfehlen. Weitere Informationen zur Vorsorgeuntersuchung finden Sie hier.
Leistungsdiagnostische Untersuchungen und Trainingsberatungen werden unter anderem von Ärztinnen/Ärzten mit der Zusatzausbildung als Sportärztin/Sportarzt oder Fachärztinnen/-ärzten für Innere Medizin angeboten. Die Kosten für eine sportärztliche Untersuchung sind privat zu bezahlen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.