Der mütterliche Organismus hat rund 40 Wochen Zeit, sich auf das große Ereignis der Geburt vorzubereiten. In dieser Zeit werden zahlreiche körperliche Veränderungen durchgemacht. So wird unter anderem die Muskulatur der Gebärmutter immer stärker, um die für die Geburt notwendige Kontraktionsarbeit leisten zu können. Die Bänder, die das mütterliche Becken zusammenhalten, werden elastischer, wodurch mehr Platz für den Weg des Kindes durch das Becken geschaffen wird.
Gleichzeitig lagert sich in der Schwangerschaft Wasser in das Gewebe ein. Dadurch sind die einzelnen Beckenknochen zueinander verschiebbar und können dem Kind den Weg durch den Geburtskanal erleichtern. Aber auch der Kopf des Kindes ist nicht starr, sondern besteht aus mehreren Knochen, die gegeneinander verschieblich sind. Der kindliche Kopf kann sich so der Beckenform anpassen. Gegen Ende der Schwangerschaft wird zudem das Gewebe des Muttermundes aufgelockert und gedehnt.
Mehr zum Thema: Körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft.
Ungefähr 95 Prozent aller Kinder drehen sich vor der Geburt mit dem Kopf nach unten, dies ist die optimale Position für eine vaginale Entbindung. In der Medizin wird von einer Schädellage gesprochen. Einige andere Positionen können eine natürliche Geburt erschweren oder sogar unmöglich machen. Mehr zum Thema: Geburtskomplikationen.
In den letzten Wochen und Tagen vor der Geburt gibt es häufig einige Anzeichen dafür, dass es bald losgehen wird. Der Bauch senkt sich, es treten vermehrt Vorwehen auf und einige Frauen bemerken das Abgehen des Schleimpfropfes, der während der Schwangerschaft den Muttermund verschließt. Auch häufiger Stuhldrang, Durchfall, allgemeine Unruhe und Schlaflosigkeit können mögliche Vorboten sein. Wenn die Fruchtblase reißt, noch bevor Geburtswehen einsetzen, spricht man von einem vorzeitigen Blasensprung; auch dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht.
Mehr zum Thema: Die Geburt kündigt sich an.
Wenn über einen Zeitraum von einer Stunde regelmäßige, geburtswirksame Wehen einsetzen, spricht man vom Geburtsbeginn. Eine Geburt lässt sich in verschiedene Geburtsphasen unterteilen: Eröffnungsphase, Austreibungsphase, Nachgeburtsphase.
Während der Eröffnungsphase setzen die geburtswirksamen Wehen ein, und der Muttermund der schwangeren Frau beginnt, sich langsam zu öffnen. Gleichzeitig tritt der Kopf des Kindes langsam immer tiefer in das Becken. Die Wehen werden länger, treten in regelmäßigen Abständen auf, und die Pausen dazwischen werden kürzer. Je weiter fortgeschritten die Eröffnungsphase ist, umso intensiver werden die Wehen meist erlebt.
In dieser Geburtsphase kommt es in der Regel zum Blasensprung. Die Fruchtblase kann aber auch schon vor Wehenbeginn oder in einer anderen Geburtsphase platzen. Es ist auch möglich, dass die Fruchtblase bis zur Geburt des kindlichen Kopfes bestehen bleibt. Ärztinnen und Ärzte bzw. Hebammen sprechen dann von einer sogenannten „Glückshaube“.
In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Blasensprungs unterscheidet man zwischen:
Die Wehen und die Herzaktion des ungeborenen Kindes werden mittels CTG überwacht. Zusätzlich werden regelmäßig Tastuntersuchungen durchgeführt, um die Öffnung des Muttermundes sowie die Lage und die Drehung des kindlichen Kopfes zu beurteilen.
Mehr zum Thema: Betreuung des Geburtsverlaufes
Die Eröffnungsphase ist die längste Phase der Geburt. Sie endet, sobald der Muttermund vollständig (ca. zehn Zentimeter) geöffnet ist. Geburtshelferinnen/Geburtshelfer sprechen von einem verstrichenen Muttermund. Die Austreibungsphase beginnt.
Der Muttermund ist jetzt vollständig geöffnet, und die Wehen kommen in regelmäßigen, kurzen Abständen. Ist der kindliche Kopf entsprechend tief im Geburtskanal, drückt er auf den mütterlichen Damm. Dadurch wird bei der Mutter automatisch ein Pressdrang ausgelöst. Durch die Presswehen und das gleichzeitige Mitpressen der Mutter wird der Kopf des Kindes durch den Geburtskanal geschoben. Dabei muss sich das Kind den anatomischen Gegebenheiten anpassen und bestimmte Dreh- und Beugebewegungen durchführen:
Die meisten Kinder liegen zum Zeitpunkt der Geburt mit dem Kopf nach unten in der Gebärmutter. Beim Eintritt in das Becken muss sich das Kind seitlich einstellen (d.h. das Kind hat das Gesicht nach links oder rechts gerichtet), da der Beckeneingang queroval ist. Auf dem anschließenden Weg durch das Becken muss es sich um 90 Grad drehen, da der Beckenausgang eine längsovale Form hat. Das Kind dreht sich also so, dass sein Gesicht zur Wirbelsäule der Mutter gerichtet ist. Gleichzeitig wird der Kopf des Kindes in Richtung seiner Brust gebeugt, wodurch sich die Durchtrittsfläche verkleinert. Das Hinterhaupt des Kindes stellt nun den tiefsten Punkt im Geburtskanal dar.
Auf Höhe der Schambeinfuge (Symphyse), die quasi eine Kante im Geburtskanal darstellt, wird der Kopf des Kindes nun stark nach hinten gestreckt, um dieses „Hindernis“ zu überwinden. Anschließend wird zuerst der Hinterkopf geboren, danach die Stirn und das Gesicht des Kindes.
Danach müssen die kindlichen Schultern geboren werden, die breiter sind als der Kopf. Damit sie den Beckenausgang und die Symphyse passieren können, müssen sie längs stehen; das Kind muss sich daher erneut um 90 Grad drehen (es hat den Blick wieder auf die Seite gerichtet, die es beim Eintritt in das Becken hatte). Im Anschluss werden zuerst die vordere Schulter und danach die hintere Schulter geboren. Zuletzt folgt der restliche Körper nach.
Nachdem das Kind geboren ist, sorgen Nachgeburtswehen dafür, dass sich die stark gedehnte Gebärmutter wieder zusammenzieht. Dadurch löst sich der Mutterkuchen (Plazenta) von der Gebärmutterwand ab. Es setzen Blutungen ein, die die Ablösung des Mutterkuchens unterstützen. Gemeinsam mit der Nabelschnur und den Eihäuten (diese bildeten die Fruchtblase) wird der Mutterkuchen als Nachgeburt ausgestoßen.
Nachdem der Mutterkuchen abgegangen ist, bewirken weitere Nachwehen ein zunehmendes Zusammenziehen der Gebärmutter, wodurch auch die Blutung langsam weniger wird. In der Nachgeburtsperiode verliert die Mutter häufig bis zu 300 ml Blut. Dieser übliche Blutverlust ist aber unproblematisch und wird in der Regel von den Frauen körperlich nicht bemerkt.
Eventuelle Geburtsverletzungen (Dammriss, Dammschnitt) werden versorgt, und die Mutter kann sich nun von den Anstrengungen der Geburt erholen. Nach der ersten Untersuchung des Neugeborenen durch die Kinderärztin/den Kinderarzt wird es wieder zur Mutter gebracht, und die Zeit des Kennenlernens beginnt.
Als Partner eine Geburt zu begleiten bedeutet, den Dingen ihren Lauf zu lassen und der Partnerin zu vertrauen. Die Rolle des Mannes besteht vor allem darin, für seine Partnerin da zu sein, ihr Mut zuzusprechen, sie zu beruhigen und mit ihr auf den großen Moment zu warten. Auch wenn die Gebärende den Partner nicht mehr richtig wahrzunehmen scheint – schließlich ist sie vollkommen auf die Geburt des Babys fokussiert –, ist es wichtig zu wissen, dass ihr Partner bei ihr ist.
Heutzutage gilt es als „normal“, dass der Partner bei der Geburt dabei ist. Werdende Väter sollten sich jedoch nicht unter Druck setzen. Nicht jeder kann die Schmerzen der Partnerin mittragen. Nur Männer, die wirklich damit umzugehen wissen, sind während der Geburt eine wertvolle Unterstützung für ihre Partnerin.
Manchmal kann es auch sein, dass der Partner zum „Blitzableiter“ wird. Frauen befinden sich während der Geburt in einer absoluten Ausnahmesituation, da kann es schon mal passieren, dass das eine oder andere unschöne Wort gegenüber dem Partner ausgesprochen wird.
Dass Männer während der Geburt reihenweise ohnmächtig werden, ist ein Ammenmärchen. Trotzdem gibt es auch Situationen, die für manche Männer nicht einfach auszuhalten sind. Daher: Wer verspürt, dass er in Panik gerät oder dass ihn das Geburtsgeschehen aus anderen Gründen überwältigt, sollte sich nicht scheuen, den Kreißsaal kurz zu verlassen. Oft kann es helfen, frische Luft zu schnappen oder mit einem Freund zu telefonieren.
Möchte der Mann bestimmte Dinge während der Geburt nicht sehen, etwa weil es die Scham der Partnerin verletzen könnte, sollte man darüber vorher mit der Hebamme reden.
Mehr zum Thema: Werdende Väter
Ein guter Geburtsvorbereitungskurs ist nicht nur für Schwangere interessant. Auch für werdende Väter kann ein Kurs eine wertvolle Unterstützung sein. Neben Informationen rund um die Geburt erfahren Männer, wie sie ihrer Partnerin bereits vor der Geburt und während der Entbindung helfen können. Mehr zum Thema: Gut vorbereitet zur Geburt.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.