Die häufigste Form der Mehrlingsschwangerschaft ist die Zwillingsschwangerschaft. Dabei unterscheidet man in der Medizin zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen.
Ungefähr ein Drittel aller Zwillinge ist eineiig. Sie besitzen das gleiche Erbgut, haben immer das gleiche Geschlecht und sehen sich zum Verwechseln ähnlich.
Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich die Eizelle innerhalb der ersten beiden Wochen nach der Befruchtung in zwei Hälften mit identischem Erbgut teilt, die sich unabhängig voneinander weiterentwickeln. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt diese Teilung stattfindet, unterscheidet man verschiedene Formen der Zwillingsschwangerschaft:
Ungefähr zwei Drittel aller Zwillinge sind zweieiig. Sie entstehen durch die Befruchtung von zwei einzelnen Eizellen. Die zwei befruchteten Eizellen entwickeln sich von Anfang an nebeneinander, d.h. die Zwillinge entwickeln sich in jeweils einer Fruchtblase mit je einem eigenen Mutterkuchen. Zweieiige Zwillinge sind erbverschieden (wie Geschwister). Sie können das gleiche Geschlecht oder verschiedene Geschlechter haben.
Drillinge entstehen, wenn entweder drei einzelne Eizellen zeitgleich befruchtet werden (dreieiige Drillinge) oder aber wenn sich eine befruchtete Eizelle in drei genetisch idente Zellen teilt (eineiige Drillinge). Bei Vierlingen und anderen Mehrlingen verhält es sich dementsprechend nach dem gleichen Prinzip.
Die Häufigkeit der natürlich vorkommenden Zwillingsschwangerschaften wird mittels der sogenannten Hellin-Regel angegeben. Diese besagt, dass von 86 Schwangerschaften eine eine Zwillingsschwangerschaft ist (Häufigkeit 1:85). Bei Drillingen sinkt diese Wahrscheinlichkeit auf 1:862 (1:7.400), bei Vierlingen auf 1:863 (1:640.000).
Aufgrund moderner Kinderwunschbehandlungen (z.B. Hormonbehandlungen, In-Vitro-Fertilisation) ist die Häufigkeit von Mehrlingsschwangerschaften heute jedoch insgesamt höher.
Die Ärztin/der Arzt kann eine Mehrlingsschwangerschaft bereits bei der ersten Ultraschalluntersuchung feststellen. Andere Hinweise, die auf eine Mehrlingsschwangerschaft hindeuten, entwickeln sich im Laufe der Schwangerschaft: Der Bauchumfang der Schwangeren ist größer, es sind mehr Kindsbewegungen zu spüren etc.. Auch schwangerschaftstypische Beschwerden (z.B. Übelkeit) sind manchmal ausgeprägter vorhanden, da die Hormonspiegel bei Mehrlingsschwangerschaften stärker beeinflusst werden.
Anhand der Ultraschalluntersuchung lässt sich in der frühen Schwangerschaft auch erkennen, ob sich die Kinder eine Fruchtblase und/oder eine Plazenta teilen. Dies ist wichtig, um das Risiko für Komplikationen und die Notwendigkeit von engmaschigen Kontrolluntersuchungen abschätzen zu können.
Bei Zwillingen kann nicht immer schon in der Schwangerschaft mit Sicherheit beurteilt werden, ob es sich um eineiige oder mehreiige Zwillinge handelt. Zwillinge, die sich eine Plazenta teilen, sind immer eineiig. Hingegen können Zwillinge, die jeweils in einer eigenen Fruchtblase heranwachsen und eine eigene Plazenta haben, sowohl eineiig als auch mehreiig sein.
Der Schwangerschaftsverlauf bei Mehrlingen birgt für die Kinder ein höheres Risiko und für die werdende Mutter oft eine erhebliche Mehrbelastung. Da häufiger mit Komplikationen und schwangerschaftsspezifischen Krankheiten zu rechnen ist, werden Mehrlingsschwangerschaften immer als „Risikoschwangerschaften" eingestuft. Eine engmaschigere Überwachung des Schwangerschaftsverlaufes ist notwendig.
Zu den möglichen Komplikationen zählen:
Auch bei einer normal verlaufenden Mehrlingsschwangerschaft wird die Geburt immer als sogenannte „Risikogeburt“ eingestuft. Bei einer Zwillingsschwangerschaft ist eine vaginale Geburt prinzipiell möglich. Es müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen:
Sind diese Kriterien erfüllt, unterscheidet sich die Geburt von Zwillingen kaum von einem normalen Geburtsvorgang. Nachdem das erste Kind geboren ist, wird es abgenabelt und untersucht. Wie lange es dauert, bis der zweite Zwilling folgt, kann variieren.
In allen anderen Fällen sowie bei einer Mehrlingsschwangerschaft mit drei oder mehr Kindern wird immer ein primärer Kaiserschnitt geplant.
Da bei einer Mehrlingsschwangerschaft eine Hausgeburt nicht möglich ist, findet die Geburt in einem Krankenhaus statt. Informationen über den Ablauf einer Spitalsgeburt finden Sie unter Die Spitalsgeburt. Krankenhäuser in Ihrer Nähe finden Sie unter Services (Spitalssuche).
Die Kosten für die Entbindung in einem Krankenhaus sind durch die Sozialversicherung abgedeckt. Dabei können alle notwendigen medizinischen Leistungen und geburtshilflichen Angebote in Anspruch genommen werden.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.