Schon gegen Ende der Schwangerschaft setzt die Bildung der sogenannten Vormilch (Kolostrum) ein. Sie ist gelblich, dickflüssig und enthält besonders viele Stoffe zur Förderung der Immunabwehr, die das Neugeborene vor Krankheiten schützen soll. In den ersten Tagen nach der Geburt reichen auch kleine Mengen der Vormilch aus, um das Baby zu ernähren, der Magen des Neugeborenen kann nur wenige Milliliter Flüssigkeit aufnehmen.
Die Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich im Laufe der ersten Tage und Wochen. Ungefähr zwischen dem zweiten und dem vierten Tag nach der Geburt beginnt die eigentliche Milchbildung – der sogenannte Milcheinschuss oder initiale Milchdrüsenschwellung. Dabei wird die Brust prall und kann mitunter schmerzen. Diese Milch nennt man dann Übergangsmilch (transitorische Milch). Sie ist flüssiger und weißlicher als die Vormilch. Etwa ab dem 14. Lebenstag des Kindes wird die reife Frauenmilch gebildet.
Häufiges Anlegen des Kindes an die Brust fördert die Milchbildung. Durch den Saugreiz werden vermehrt die Hormone Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet, die den Milchfluss unterstützen, die Rückbildung der Gebärmutter fördern und einen positiven Einfluss auf die Mutter-Kind-Beziehung haben.
Die Muttermilch enthält alle für die Entwicklung des Babys wichtigen Nährstoffe, d.h. sämtliche Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine, die es braucht. Darüber hinaus werden durch die Muttermilch lebende Zellen, Wachstumsfaktoren und Antikörper an das Kind weitergegeben. Letztere schützen das noch nicht ausgereifte Immunsystem des Babys in den ersten Lebensmonaten vor Infektionen und Allergien.
Die Muttermilch einer gesund ernährten Mutter ist in ihrer Zusammensetzung perfekt an die kindlichen Bedürfnisse angepasst. Sie ist gut verträglich, leicht verdaulich und vollkommen ausreichend, um Hunger und Durst zu stillen. Muttermilch fördert die Reifung des kindlichen Darmes sowie die Ausbildung einer gesunden Darmflora und reduziert das Risiko für einige gastrointestinale Erkrankungen. Zudem fördert Stillen die Zahn- und Kieferentwicklung des Kindes. Durch das Saugen an der Brust wird eine optimale Ausbildung des Kiefers und der Mundmuskulatur erreicht.
Darüber hinaus werden beim Stillen alle fünf Sinne des Babys angeregt: Es sieht, spürt, hört, riecht und schmeckt die Mutter. Durch das Stillen erfährt das Baby Nähe und Geborgenheit. Viele Babys wollen an die Brust – auch wenn sie keinen Hunger verspüren. Das Saugen an der Brust beruhigt und vermittelt das Gefühl von Wärme und Sicherheit.
Nicht zuletzt hat Stillen auch positive Langzeiteffekte auf die Gesundheit des Kindes: So konnte bei Kindern, die in den ersten Lebensmonaten gestillt wurden, ein vermindertes Risiko für z.B. Übergewicht oder Diabetes festgestellt werden. Dabei scheint insbesondere die Dauer des Stillens eine Rolle zu spielen.
Auch für Mütter bringt das Stillen Vorteile mit sich. Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses löst Kontraktionen der Gebärmutter (Nachwehen) aus, die den Wochenfluss positiv beeinflussen und die Rückbildung der vergrößerten Gebärmutter beschleunigen. Stillen ist sehr praktisch, kostet nichts und macht unabhängig – denn Muttermilch ist jederzeit verfügbar, sauber und hat immer die richtige Temperatur. Zudem verlieren stillende Mütter nach der Geburt schneller an Gewicht, da zusätzlich Energie verbraucht wird.
Als positive Langzeiteffekte konnte bei Frauen, die über einen gewissen Zeitraum gestillt haben, ein verringertes Risiko für Bluthochdruck, für Typ-2-Diabetes sowie für einige Krebserkrankungen festgestellt werden.
In großen Beobachtungsstudien hat sich gezeigt, dass Stillen das mütterliche Risiko für Brustkrebs vermindern kann. Je länger eine Frau stillt, desto größer ist der potenzielle Schutzeffekt, der zudem mit der Anzahl der von ihr gestillten Kinder steigt. Auch das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs wird durch das Stillen verringert. Mehr zum Thema: Gebärmutter(hals)- und Eierstockkrebs
Nicht zuletzt fördert Stillen die Rückbildung der Gebärmutter, weshalb Frauen, die gestillt haben, im Schnitt weniger von Harninkontinenz betroffen sind.
Stillen zählt zur natürlichsten Sache der Welt, aber es erfordert ein wenig Übung, damit alles gut funktioniert. Auf das richtige Anlegen an die Brust kommt es an, damit sich das Baby nicht so anstrengen muss und die stillende Mutter keinen Milchstau oder keine Brustentzündung bekommt. Es empfiehlt sich, die Stillpositionen zu wechseln – vor allem, wenn die Brustwarzen schmerzen oder sich ein Milchstau entwickelt.
Während der Stillzeit erhöht sich der mütterliche Energie- und Nährstoffbedarf. Um die Bedürfnisse des Babys im wahrsten Sinne des Wortes zu „stillen“, benötigen Mütter in der Stillzeit einige Kalorien mehr. Aber Vorsicht: Die notwendigen zusätzlichen Kalorien sind kein Freibrief zum Naschen! Schokolade, Kekse & Co. liefern im Handumdrehen weit mehr Kalorien als nötig – nur leider nicht die wichtigen Nährstoffe, die das Kind braucht.
Mehr zum Thema: Ernährung in der Stillzeit
Nicht immer muss während der Stillzeit auf Medikamente verzichtet werden. Allerdings kann der Wirkstoff einiger Arzneien in die Muttermilch übergehen und somit auch auf den Organismus des Kindes wirken. Deshalb ist es wichtig, dass stillende Frauen sich über das entsprechende Medikament genau informieren und Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt halten.
Informationen und Beratung zum Thema Stillen finden Sie u.a. auf folgenden Websites:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.