Sucht: Zunehmend Ältere betroffen
„Wir sehen immer mehr 'Babyboomer', die in die Alkoholabhängigkeit rutschen. Sie kommen ins Pensionsalter. Plötzlich ist jeden Tag 'Urlaub'. Sie leben in relativ hohem Wohlstand, hatten einen guten Beruf und ein gutes Leben“, sagte Anette Sogaard Nielsen, Direktorin der Abteilung für Alkoholforschung der Universität von Süddänemark, und ergänzte: „In Dänemark sind bereits 15 Prozent der Menschen, die sich wegen ihrer Alkoholabhängigkeit in Behandlung begeben, älter als 60 Jahre.“ Oft seien es die Kinder der Betroffenen, die Alarm schlagen.
Sucht: eine chronische Erkrankung
„Sucht wird heute primär als chronische Erkrankung verstanden. Sie ist oft die Folge einer psychischen Grunderkrankung oder einer sozialen Problematik“, erklärte Alfred Uhl, der die EASAR-Tagung für das Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH organisierte. „Wichtiges Ziel des Suchthilfesystems ist und bleibt es zwar, exzessiv Alkohol konsumierende Personen und Alkohol- sowie Drogenabhängige zur Mäßigung oder Abstinenz zu motivieren. Aber für all jene, die ihr Suchtverhalten nicht oder noch nicht einschränken oder einstellen können, muss es medizinische, psychotherapeutische und soziale Hilfestellungen geben, um auch diesem Personenkreis ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und Schäden für die Betroffenen möglichst gering zu halten“, so der Suchtforscher Uhl.
Wenn das Handy zum Problem wird
Zunehmend in den Fokus der Expertinnen und Experten kommen die sogenannten nicht stoffgebundene Abhängigkeiten, vor allem Glücksspielsucht, Internet-Sucht und Handy-Sucht. 80 Prozent der Probleme mit Spielsucht spielen sich laut Ludwig Kraus, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Therapieforschung in München, rund um Automaten ab. Auch Sportwetten gelten in Deutschland, anders als in Österreich, als Glücksspiel, so Kraus.
Dr. Alexandra Puhm, Expertin für Verhaltenssüchte im Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH, betonte: „Computer, Smartphones und Internet spielen in unserer Gesellschaft eine so wichtige Rolle, dass sie aus dem privaten, schulischen und beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken sind.“ Für Kinder und Jugendliche sei es wichtig, sich mit den „neuen Medien“ vertraut zu machen bzw. einen kompetenten Umgang damit zu erlernen. Die Nutzung könne aber auch zur Vernachlässigung anderer wichtiger Aufgaben führen. Deshalb würden rund um dieses Thema häufig Konflikte im familiären Alltag entstehen. Puhm rät den Eltern, mit Augenmaß und gemeinsam mit den Kindern sinnvolle Nutzungsregeln zu vereinbaren. Diese Regeln sollten aber nicht unflexibel und unrealistisch ausfallen.
Die intensive Nutzung neuer Medien würde in der Mehrzahl der Fälle zwar nur eine vorübergehende Phase im Leben der Jugendlichen darstellen, dennoch könne sich daraus bei einem kleinen Prozentsatz ein echtes Suchtproblem ergeben, so Puhm.
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Letzte Aktualisierung: 28. Mai 2018
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal