Blutausstrich Befundinterpretation (BAINT)

Synonyme:  Blutausstrich

Für bestimmte medizinische Fragestellungen muss das Blut mikroskopisch begutachtet werden. Dazu wird ein sogenannter „Blutausstrich“ angefertigt.
 

Inhaltsverzeichnis

Warum wird ein Blutausstrich gemacht?

Moderne, im medizinischen Labor zum Einsatz kommende Blutbild-Analysegeräte können bereits ein sogenanntes

Für bestimmte Fragestellungen muss dieses „automatische Differenzialblutbild“ des Blutbild-Analysegerätes im medizinischen Labor mikroskopisch überprüft werden. Dazu wird ein sogenannter „Blutausstrich“ angefertigt.

Für den Blutausstrich wird ein Tropfen Blut auf ein Glasplättchen (Objektträger) aufgebracht und dünn ausgestrichen. Das Präparat wird dann luftgetrocknet und gefärbt (Färbung nach Wright oder May-Grünwald-Giemsa).

Anschließend können die Blutzellen unter dem Mikroskop begutachtet und ausgezählt werden. Das Ergebnis dieser mikroskopischen Überprüfung wird als „manuelles Differenzialblutbild“ bezeichnet. Hierbei werden die verschiedenen weißen Blutkörperchen unter dem Mikroskop begutachtet und das Verhältnis dieser Zellen zueinander durch Auszählung ermittelt.

Wie wird das Ergebnis eines Blutausstrichs interpretiert?

Der wichtigste Schritt bei der Untersuchung eines Blutausstrichs ist die Erstellung des manuellen Differenzialblutbildes.

Dazu werden die weißen Blutkörperchen prozentuell bestimmten Gruppen zugeordnet, indem genau 100 Zellen (weiße Blutkörperchen) ausgezählt werden. Man geht davon aus, dass diese 100 Zellen für die Gesamtheit aller weißen Blutkörperchen repräsentativ sind.

In den meisten Fällen finden sich die folgenden Zellgruppen von weißen Blutkörperchen:

Darüber hinaus können (in selteneren Fällen) aber auch weitere weiße Blutkörperchen im Blutausstrich gefunden werden. Auch die folgenden Zellen werden bei einem manuellen Differenzialblutbild erfasst, bzw. es wird in einem Befundkommentar auf sie Bezug genommen:

  • Vorstufen der Granulozyten
  • Diese Zellen finden sich normalerweise nur im Knochenmark, wo die Bildung der weißen Blutkörperchen stattfindet („Leukopoese“ bzw. „Granulopoese“). In bestimmten Fällen können sie auch im Blut gefunden werden (bei schweren Entzündungen, Leukämien, Chemotherapie):
    • Blasten (unreife Vorstufen sämtlicher Leukozyten im Knochenmark)
    • Promyelozyten (diese Vorstufen der Granulozyten entwickeln sich aus bestimmten Blasten – sogenannten Myeloblasten)
    • Myelozyten (diese entwickeln sich aus den Promyelozyten)
    • Metamyelozyten (diese entwickeln sich aus den Myelozyten)
  • Besondere Formen von Lymphozyten:
    • lymphatische Reizformen – diese werden auch „Virozyten“ genannt, da sie bei bestimmten Virusinfektionen im Blut auftreten (z.B. beim Pfeiffer’schen Drüsenfieber),
    • atypische Lymphozyten – auffällige, jedoch morphologisch nicht näher zuordenbare lymphatische Zellen,
    • LGL-Zellen – große Lymphozyten mit Granula (Körnchen) im Zellplasma,
    • Plasmazellen – das sind jene Lymphozyten, welche die Antikörper produzieren,
    • Lymphoblasten – diese können morphologisch (aufgrund ihres Aussehens) in der Regel nicht von den Blasten der Granulopoese unterschieden werden.

Neben den weißen Blutkörperchen werden bei der mikroskopischen Begutachtung des Blutausstriches auch die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) inspiziert. Auch bei den Erythrozyten gibt es bestimmte morphologische Befunde, die im Befundkommentar erwähnt werden können:

  • Normoblasten – junge Erythrozyten mit einem dunklen („pyknotischen“) Zellkernrest
  • Anisozytose – auffällige Größenschwankung der Erythrozyten
  • Poikilozytose – auffällige Formschwankung der Erythrozyten
  • Fragmentozyten – kaputte, deformierte bzw. fragmentierte Erythrozyten
  • Sphärozyten – runde Erythrozyten
  • Target-Zellen – Schießscheibenform der Erythrozyten

Im Fall von klärungsbedürftigen Auffälligkeiten bei der Begutachtung des Blutausstrichs kann folgende Laboruntersuchung angeschlossen werden:
 

Leukozyten-Typisierung – das ist ein hämatologisches Spezialverfahren, welches sich der Labortechnik der „Durchfluss-Zytometrie“ (FACS – „Fluorescence Activated Cell Sorting“) bedient. Dabei werden in einem automatisierten Verfahren bestimmte Oberflächenstrukturen auf den Leukozyten bestimmt und diese anschließend nach vorgegebenen Kriterien und Kategorien qualifiziert und quantifiziert.

Weitere Informationen

LOINC: 5909-7

Referenzwerte

Für die im Rahmen des manuellen Differenzialblutbildes erhobenen Messwerte gibt es entsprechende Referenzwerte, die bei den jeweiligen Laborwerten zu finden sind.

Hinweis

Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von  Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.

Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

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Quelle: www.gesundheit.gv.at: Blutausstrich Befundinterpretation (BAINT)

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