Erste-Hilfe-Maßnahmen
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste zuerst: Der Eigenschutz
Um effizient helfen zu können, müssen alle Gefahren, die eine Selbstgefährdung darstellen, berücksichtig werden (z.B. heranrasende Autos, schlechte Sicht durch Dunkelheit oder Nebel, Strom- oder Brandquelle, unsicheres Terrain eines Berges). Eigenschutz hat dabei oberste Priorität. Es nützt das beste Erste-Hilfe-Wissen nichts, wenn man selbst zu Schaden kommt. Daher muss beispielsweise zuerst die Unfallstelle abgesichert werden.
Wenn es notwendig und möglich ist: Bringen Sie die verletzte Person aus der Gefahrenzone. Achten Sie dabei auf Ihren Eigenschutz, bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Bei zu großer Eigengefahr rufen Sie die Hilfskräfte wie Feuerwehr, Rettung oder Polizei.
Danach: Notfallcheck
Bei jedem Notfall mit erkrankten oder verunfallten Personen muss ein einfacher Notfallcheck durchgeführt werden. Dabei überprüfen Sie Bewusstsein und Atmung:
Bewusstsein kontrollieren
Sprechen Sie die Betroffene/den Betroffenen laut an. Kommt keine Reaktion, schütteln Sie die Betroffene/den Betroffenen sanft an der Schulter.
- Wenn die/der Betroffene darauf reagiert (antwortet, jammert, sich bewegt): Belassen Sie sie/ihn in der Position, in der Sie sie/ihn gefunden haben, und setzen Sie den Notruf ab. Kontrollieren Sie regelmäßig den Zustand, bis die Rettungskräfte vor Ort sind. Mehr dazu weiter unten im Text.
- Zeigt sie/er weiter keine Reaktion, rufen Sie laut um Hilfe, damit jemand auf die Situation aufmerksam wird und den Notruf betätigt. Sollten Sie alleine sein, müssen Sie den nächsten Schritt durchführen und erst dann selbst den Notruf wählen. Mehr zum Thema: Notfall: Bewusstlosigkeit
Atmung kontrollieren
Überstrecken Sie den Kopf der/des Betroffenen, indem Sie eine Hand auf die Stirn legen und mit der anderen das Kinn anheben. Danach gilt: hören, sehen, fühlen für maximal zehn Sekunden, d.h.: Beugen Sie Ihren Kopf über das Gesicht der/des Erkrankten und schauen dabei auf dessen Brustkorb. Beobachten Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt, hören Sie, ob Sie Atemgeräusche wahrnehmen, und fühlen Sie, ob Sie an Ihrer Wange den Atem spüren.
Die nächsten Schritte hängen davon ab, ob Sie bei der erkrankten Person eine (normale) Atmung feststellen konnten oder nicht:
- Bewusstlose Personen mit vorhandener Atmung müssen in stabiler Seitenlage gelagert werden. Danach wählen Sie den Notruf 144 und überwachen die Atmung weiter (mehr dazu weiter unten).
Achtung
Bei einem Herzstillstand kann es zu sogenannter Schnappatmung kommen (einzelne, „schnappende“ Atemzüge mit verlängerten Pausen dazwischen); diese darf nicht mit normaler Atmung verwechselt werden! Es gilt das gleiche Vorgehen wie bei fehlender Atmung.
- Wenn die Person bewusstlos ist und nicht oder nicht normal atmet, rufen Sie sofort den Notruf und beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
Notruf absetzen
Der Notruf ist in einer Notfallsituation besonders wichtig. Schildern Sie am Notruftelefon möglichst langsam und konzentriert die Situation. Besonders wichtig sind folgende Angaben:
- Wo ist der Notfallort? Je genauer, desto besser.
- Was ist passiert? Erkrankung, Verletzung.
- Wie viele Menschen sind betroffen? Zahl der Verletzten z.B. bei einem Verkehrsunfall
- Wer ruft an? Eigener Name mit Telefonnummer für Rückruf.
Diese Fragen brauchen Sie sich aber nicht zu merken – sie werden aktiv vom Mitarbeiter einer Rettungsleitstelle an Sie gestellt!
Die wichtigsten Notrufnummern sind:
- Rettung 144
- Polizei 133
- Feuerwehr 122
- Euronotruf 112 gilt in ganz Europa
Mehr Information: Der Notruf
Bei Atem-Kreislauf-Stillstand: Wiederbelebung beginnen
Wenn die erkrankte Person nicht bei Bewusstsein ist und nicht (normal) atmet, muss unabhängig von der Ursache sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Ist ein Defibrillator vorhanden?
Wenn in unmittelbarer Nähe ein Defibrillator zur Verfügung steht, sollten Sie diesen so rasch wie möglich besorgen. Wenn andere Personen anwesend sind: Bitten Sie diese, den Defibrillator zu holen, während Sie mit der Wiederbelebung beginnen.
Auf automatischen Defibrillatoren findet sich eine Anleitung, wo die Kontaktstellen an der Patientin/am Patient anzubringen sind. Danach befolgen Sie die Anweisungen des Defibrillators.
Herzdruckmassage
Bis der Defibrillator zur Verfügung steht bzw. wenn keiner vorhanden ist: Herzdruckmassage durchführen.
- Drücken Sie 30x mit einer Frequenz von 100 bis 120x pro Minute.
- Druckpunkt ist die Mitte des Brustkorbes.
- Die Eindrücktiefe sollte mindestens fünf Zentimeter (aber nicht mehr als sechs Zentimeter) betragen.
- Stützen Sie sich nicht auf dem Brustkorb des/der Betroffenen ab! Der Brustkorb muss nach jeder Kompression entlastet werden.
Beatmung
Wenn Sie es sich zutrauen: Beatmen Sie die/den Betroffenen 2x.
- Überstrecken Sie dafür den Kopf des/der Betroffenen nach hinten, halten Sie dessen Nase zu und umschließen Sie den Mund vollständig mit Ihren Lippen. Blasen Sie kräftig hinein und beobachten Sie dabei den Brustkorb der/des Betroffenen: wenn er sich beim hineinpusten hebt, ist die Beatmung erfolgreich.
- Warten Sie, bis sich der Brustkorb wieder senkt (Ausatmung), und wiederholen Sie den Vorgang noch einmal.
- Wichtig: Wenn die Beatmung nicht funktioniert (der Brustkorb hebt und senkt sich nicht, während Sie beatmen), ist es möglich, dass ein Fremdkörper die Atemwege verlegt. Falls Sie den Fremdkörper sehen können, entfernen Sie diesen vorsichtig. Wenn Sie keinen Fremdkörper sehen können, aber dennoch der Verdacht darauf besteht, suchen Sie nicht mit den Fingern den Rachen danach ab! Ein eventuell vorhandener Gegenstand kann so noch tiefer rutschen und das Problem verschlimmern. Fahren Sie wie beschrieben fort; eine Herzdruckmassage und wiederholte Beatmung können helfen, einen eingeatmeten Fremdkörper nach außen zu befördern. Mehr zum Thema: Notfall: Verlegung der Atemwege
Nach der Beatmung beginnen Sie erneut mit der Herzdruckmassage. Fahren Sie mit diesem Vorgehen (30x Herzdruckmassage, 2x Beatmung) fort, bis die/der Erkrankte Lebenszeichen zeigt oder die Rettungskräfte eintreffen. Wenn andere Personen vor Ort sind, wechseln Sie sich alle zwei Minuten ab; eine Herzdruckmassage ist für die Helfer körperlich sehr anstrengend.
Wer sich davor scheut, eine Mund-zu-Mund-Beatmung vorzunehmen, soll diese auch unterlassen. Wichtig ist auf jeden Fall die Herzdruckmassage!
Achtung
Ausgenommen sind Kinder, sie müssen immer beatmet werden!
Mehr zum Thema: 1x1 der Ersten Hilfe bei Kindern
Bei vorhandener Atmung: Die richtige Lagerung
Erkrankte bzw. verletzte Personen mit vorhandener Atmung müssen korrekt gelagert werden, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Lagerung bei Bewusstlosigkeit
Generell gilt: Bewusstlose Personen müssen immer in die stabile Seitenlagerung gebracht werden. Mit dieser Lagerung verhindern Sie ein Ersticken, denn bei fehlendem Bewusstsein besteht die Gefahr, dass die/der Betroffene Speichel oder Blut einatmet oder die Zunge in den Rachen rutscht.
So funktioniert die stabile Seitenlage:
- Auf die Seite, auf die die/der Betroffene gedreht wird, zunächst den Arm im rechten Winkel ablegen.
- Anschließend das gegenüberliegende Knie hochziehen und das Handgelenk des anderen Arms darauflegen.
- Im nächsten Schritt die Betroffene/den Betroffenen zum abgewinkelten Arm drehen.
- Als letzten Schritt den Kopf überstrecken und den Mund öffnen. So können Blut, Erbrochenes oder Schleim abfließen.
Hinweis
Personen mit Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung sollten möglichst wenig bewegt werden. Bei Bewusstlosigkeit gilt aber auch in diesem Fall, die stabile Seitenlagerung durchzuführen.
Lagerung bei vorhandenem Bewusstsein
Allgemein ist darauf zu achten, die Betroffene/den Betroffenen so zu lagern, wie sie/er es selbst wünscht – falls sie/er in der Lage ist, dazu Angaben zu machen. Je nach Verletzung bzw. Erkrankung sind bestimmte Lagerungen vorzuziehen:
- Erhöhter Oberkörper: bei Atemnot, Herzbeschwerden, Kopfverletzungen, Hitzenotfällen.
- Erhöhte Beine: bei allergischer Reaktion, Blutungen, Kollaps, Verbrennung, Unterzuckerung.
- Stabile Seitenlagerung: bei Gefahr des Erbrechens.
- Angezogene Beine: bei Bauchverletzungen, starken Bauchschmerzen.
Zusätzliche Basismaßnahmen
Bis die Rettungskräfte eingetroffen sind, können Sie zudem Folgendes tun:
- Starke Blutungen müssen rasch gestillt werden. Drücken Sie auf die Wunde, um den Blutverlust zu stoppen oder zumindest zu bremsen.
- Sorgen Sie dafür, dass die oder der Erkrankte ruhig atmet. Öffnen Sie die Fenster, und lockern Sie enge Kleidung.
- Verletzten oder Erkrankten kann sehr schnell kalt werden. Decken Sie deshalb die Betroffene/den Betroffenen zu.
- Verletzte oder erkrankte Personen haben oft große Angst. Bleiben Sie deshalb bei der/dem Betroffenen, um sie/ihn zu betreuen und zu beruhigen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 9. Januar 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Intensivmedizin)