Nierenkrebs
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Was ist Nierenkrebs?
Nierenkrebs betrifft vor allem Menschen über 60 Jahre. Meist ist nur eine Niere vom Krebs betroffen. Männer sind in etwa zweimal häufiger betroffen als Frauen. Auch Kinder können selten an Nierenkrebs erkranken. Diese haben meist eine spezielle Krebsart, das sogenannte Nephroblastom. Dieses ist auch unter dem Namen Wilms-Tumor bekannt.
In etwa 90 von 100 Fällen geht der Nierenkrebs von bösartig veränderten Zellen des Nierengewebes aus. Fachleute bezeichnen diese Form als Nierenzellkarzinom. Andere Krebsarten der Nieren, wie beispielsweise das Nierenbeckenkarzinom oder Sarkome und Lymphome, kommen wesentlich seltener vor. Sie werden anders als das Nierenzellkarzinom behandelt.
In den meisten Fällen wird Nierenkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, wenn der Krebs nur in der Niere ist. Schreitet die Erkrankung voran, können Krebszellen aus der Niere über die Blut- und Lymphgefäße in andere Organe gelangen. Dort wächst dann ein neuer bösartiger Tumor, eine sogenannte Metastase. Hat sich der Krebs auf diese Art im Körper ausgebreitet, sprechen Fachleute vom „metastasierenden Nierenkrebs“. Beim Nierenkrebs bilden sich solche Metastasen am häufigsten in der Lunge, den Knochen, den Lymphknoten oder der Leber.
Welche Ursachen hat Nierenkrebs?
Die genauen Ursachen für die Entstehung von Nierenkrebs sind noch nicht restlos geklärt. Wie bei den meisten Krebsarten spielen dabei mehrere Faktoren eine Rolle. Manche dieser Faktoren sind durch den eigenen Lebensstil beeinflussbar, andere nicht. Ärztinnen und Ärzte empfehlen, vermeidbare Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen zu vermeiden. Krebserregende Stoffe aus Zigarettenrauch und Umweltgiften, wie beispielsweise Arsen, Asbest oder Teer, können das Entstehen von Nierenkrebs begünstigen. Auch bestimmte Chemikalien können bei Personen, die beispielsweise in der Textil- oder Metallindustrie arbeiten, zu Nierenkrebs führen. Meist liegen zwischen dem Kontakt mit der krebserregenden Substanz und dem Auftreten von Nierenkrebs mehrere Jahrzehnte. Zudem können bestimmte Erkrankungen der Nieren, wie Nierenschwäche, Nierenzysten oder chronische Entzündungen der Nieren, das Risiko für Nierenkrebs erhöhen.
Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Rauchen: Raucher erkranken wesentlich häufiger an Nierenkrebs als Nichtraucher. Allerdings sinkt das Risiko, sobald mit dem Rauchen aufgehört wird.
- Übergewicht
- Bluthochdruck: Ein zu hoher Blutdruck kann das Risiko für Nierenkrebs erhöhen. Dem kann entgegengewirkt werden, indem der erhöhte Blutdruck rechtzeitig und gut behandelt wird.
- Schmerzmittel: Die jahrelange, regelmäßige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln wie Aspirin kann das Risiko für Nierenkrebs erhöhen.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind hingegen:
- Ein höheres Lebensalter: Das Risiko für Nierenkrebs steigt mit fortschreitendem Alter.
- Familiäre Veranlagung: Betroffene, deren Eltern oder Geschwister bereits Nierenkrebs haben oder hatten, haben ein erhöhtes Risiko für Nierenkrebs. In einigen Familien können Fachleute dann eine Veränderung in den Genen feststellen. Bei einer solchen familiären Veranlagung sollten die Betroffenen regelmäßig die Nieren mit Ultraschall untersuchen lassen.
Welche Symptome können auftreten?
Meist verursacht Nierenkrebs lange Zeit keine Beschwerden. Erst wenn der Krebs weiter fortgeschritten ist, können unter anderem folgende Beschwerden auftreten:
- Blut im Harn: Der Harn ist rot, pink oder wie Cola gefärbt.
- Rückenschmerzen: Schmerzen im seitlichen unteren Bereich des Rückens. Fachleute sprechen vom „Flankenschmerz“.
- Tastbarer Knoten im Oberbauch: Größere Tumore können manchmal getastet werden.
- Ungewollter Gewichtsverlust.
- Ständige Abgeschlagenheit und Müdigkeit.
- Immer wiederkehrendes Fieber: Fachleute bezeichnen das als „intermittierendes Fieber“.
- Blutarmut (Anämie).
Haben sich bereits Metastasen gebildet, können weitere Beschwerden dazukommen, je nachdem welches Organ betroffen ist. Ist beispielsweise das Gehirn betroffen, können Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Metastasen in den Knochen verursachen oft starke Schmerzen und können zu plötzlichen Knochenbrüchen ohne erkennbare Ursache führen. Fachleute bezeichnen das als „Spontanfraktur“.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Ultraschalluntersuchung und CT können Veränderungen an den Nieren schon früh zeigen. So kommt es, dass Ärztinnen und Ärzte Nierenkrebs oft zufällig entdecken, etwa bei Untersuchungen, die aus ganz anderen Gründen gemacht werden. In diesem Fall befindet sich der Nierenkrebs meist in einem frühen Stadium, in dem die Betroffenen noch keine Beschwerden haben.
Haben Betroffene länger andauernde Beschwerden, wie Blut im Urin, ungewöhnliche Rückenschmerzen oder ständige Müdigkeit, sollten sie möglichst bald ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufsuchen.
Nach einem ausführlichen Gespräch, der Anamnese, untersucht die Ärztin oder der Arzt die Betroffene oder den Betroffenen ausführlich. Dabei wird in den meisten Fällen auch Blut abgenommen und der Harn untersucht. Eine Ultraschalluntersuchung des Bauches kann erste Hinweise auf die Ursache der Beschwerden liefern. Erhärtet sich der Verdacht auf Nierenkrebs, veranlasst die Ärztin oder der Arzt weitere Untersuchungen:
- Computertomographie: Bei Verdacht auf Nierenkrebs wird meist eine CT von Nieren, Lunge und Bauchraum gemacht.
- Magnetresonanztomographie
- Skelettszintigraphie: Bei Beschwerden, wie etwa Knochenschmerzen, kann mit dieser Untersuchung festgestellt werden, ob sich Metastasen in den Knochen gebildet haben.
- Biopsie: Meist kann mit der Ultraschalluntersuchung und der Computertomographie schon relativ sicher erkannt werden, ob es sich um Krebs handelt. Ist der Befund allerdings unklar, entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine Gewebeprobe. Fachleute bezeichnen das als Biopsie. Die Gewebeprobe wird dann im Labor unter dem Mikroskop untersucht.
Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen können die Ärztinnen und Ärzte feststellen, ob der Krebs bereits über die Niere hinausgewachsen ist und benachbarte Organe wie beispielsweise den Darm oder die Lymphknoten befallen hat. Zudem kann damit erkannt werden, ob sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Mit diesen Informationen kann das Stadium der Krebserkrankung bestimmt werden. Fachleute bezeichnen diesen Vorgang als Stadieneinteilung oder Staging. Dabei ordnen sie die einzelnen Ergebnisse der Untersuchungen einem bestimmten Schema zu: der sogenannten TNM-Klassifikation.
Zudem liefert das unter dem Mikroskop untersuchte Gewebe wertvolle Informationen für das weitere Vorgehen: Die Fachleute beurteilen dabei, wie sehr sich die Krebszellen von gesunden Zellen der Niere unterscheiden. Je größer der Unterschied ist, umso schneller und aggressiver wächst der Krebs. Fachleute sprechen vom Grading.
Mithilfe der TNM-Klassifikation und dem Grading können die Ärztinnen und Ärzte festlegen, welche Behandlung am besten geeignet ist. Zudem können sie in etwa abschätzen, wie die Krankheit verlaufen wird.
Wie erfolgt die Behandlung von Nierenkrebs?
Die Behandlung richtet sich einerseits danach, ob der Krebs nur die Niere betrifft oder sich schon weiter ausgebreitet und bereits Metastasen gebildet hat. Zudem spielen aber auch der allgemeine Gesundheitszustand, das Alter und die persönlichen Vorstellungen der Betroffenen eine entscheidende Rolle.
Therapie des frühen Nierenkrebses ohne Metastasen
Wird Nierenkrebs in einem frühen Stadium, in dem noch keine Metastasen vorhanden sind, erkannt, kann er gut behandelt werden. Dann wird zur Operation geraten. Wenn möglich wird versucht, dabei nierenerhaltend zu operieren. Das bedeutet, dass nur der Teil der Niere entfernt wird, der vom Krebs befallen ist. Der gesunde Teil der Niere bleibt erhalten. Fachleute bezeichnen diese Art der Operation als „partielle Nephrektomie“. Ist diese Art der Operation nicht möglich, wird eine „totale Nephrektomie“ durchgeführt: Die ganze Niere samt Krebs wird entfernt.
Studien belegen, dass bei beiden Methoden die Betroffenen ähnlich lange leben. Der Vorteil der nierenerhaltenden Methode ist, dass die Funktion der Niere erhalten bleibt und die Betroffenen eine bessere Lebensqualität haben. Aber auch wenn die Niere komplett entfernt werden musste, kann die verbliebene gesunde Niere die verlorengegangene Nierenfunktion übernehmen. Gibt es eine solche nicht mehr, ist eine Dialyse notwendig.
Bei beiden Methoden kann der Krebs mit einer offenen oder einer Schlüsselloch-Operation entfernt werden. Bei der offenen Methode wird der Bauchraum mit einem langen Schnitt eröffnet. Bei der Schlüsselloch-Methode wird über mehrere kleine Schnitte mit speziellen Instrumenten und einer Kamera operiert. Fachleute bezeichnen diese Methode auch als „minimal-invasive Operation“.
Wenn eine Operation nicht möglich ist
Sind Betroffene schon sehr alt oder haben sie weitere schwere Erkrankungen, kann eine Operation zu belastend sein. Dann stehen in bestimmten Fällen andere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
- Aktive Überwachung: Ist der Tumor sehr klein, werden die Betroffenen zunächst nicht behandelt, sondern müssen regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen. Dabei wird beobachtet, ob und wie schnell der Krebs wächst. Fachleute bezeichnen diese Methode auch als „Active Surveillance“. Stellen die Ärztinnen und Ärzte dabei fest, dass der Krebs schnell wächst, sollte dennoch operiert werden.
- Ablation: Diese Methode kommt bei kleinen Nierentumoren, die maximal vier Zentimeter groß sind, infrage. Der Krebs wird in der Niere durch Kälte oder Hitze zerstört. Fachleute bezeichnen diese Verfahren als „Kryoablation“ oder „Radiofrequenzablation“.
Behandlung des späten Nierenkrebses mit Metastasen
Wenn der Nierenkrebs bereits Metastasen in anderen Organen gebildet hat, ist eine Heilung nicht mehr möglich. Dann ist das Ziel der Behandlung, Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten und das Leben zu verlängern. Dabei stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Operation: In manchen Fällen kann die Entfernung des Nierentumors auch im Stadium der Metastasierung sinnvoll sein; dies zu entscheiden bedarf genauer Kenntnis des Fachgebietes Nierenkrebs
- Systemische Therapie: Dabei werden Medikamente eingesetzt, die im ganzen Körper wirken. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten ist eine klassische Chemotherapie mit Zytostatika bei Nierenkrebs nicht wirksam. Die moderne Therapie des metastasierten Nierenkrebses sieht die Kombination verschiedener Medikamente vor: zur Anwendung kommen Immuntherapien und sogenannte „zielgerichtete Medikamente“. Diese müssen dauerhaft eingenommen bzw. verabreicht werden. Sie können das Fortschreiten der Krebserkrankung verzögern. Mehr Informationen zu den einzelnen Wirkstoffen und deren unerwünschte Wirkungen können Sie in der Patientenleitlinie Nierenkrebs im metastasierten Stadiumnachlesen.
- Örtliche Behandlung: Fachleute können unter bestimmten Bedingungen empfehlen, Metastasen operativ oder mit einer Strahlentherapie zu behandeln. Auch dies bedarf der Entscheidung durch einen Niernekrebsexperten.
- Unterstützende Therapie: Dazu zählen alle Behandlungsmethoden, die Beschwerden der Krebserkrankung selbst, aber auch der Therapien lindern. Das sind beispielsweise Schmerzen oder extreme Abgeschlagenheit und Müdigkeit (Fatigue). Fachleute bezeichnen diese als „supportive Therapie“. Mehr Informationen zur unterstützenden Therapie bei Krebserkrankungen können in der Patientenleitlinie „Supportive Therapie: Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung“ nachgelesen werden.
Mehr zu den Versorgungsmöglichkeiten im fortgeschrittenen Stadium einer Krebserkrankung können Betroffene und deren Angehörige in derPatientenleitlinie „Palliativmedizin“ nachlesen.
Wie erfolgt die Nachsorge?
Nachdem die Therapie abgeschlossen ist, empfehlen Fachleute regelmäßige Kontrolluntersuchungen. So kann möglichst früh erkannt werden, wenn der Krebs wiederkommt. Fachleute bezeichnen das Wiederauftreten einer Krankheit als „Rezidiv“. Wird ein solches Rezidiv früh erkannt, ist die Chance auf Heilung gut. Die Abstände zwischen den Kontrolluntersuchungen richten sich nach dem persönlichen Krankheitsbild und dem Zustand der Patientin oder des Patienten.
Wohin kann ich mich wenden?
Bei Auftreten von Blut im Harn oder Schmerzen im Lendenbereich sollten Sie sich umgehend an folgende Stellen wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin,
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin,
- Fachärztin oder Facharzt für Urologie.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 9. März 2022
Erstellt durch: Redaktion
Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof.in Dr.in Manuela Schmidinger, Fachärztin für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Hämatologie und internistische Onkologie), Zusatzfach Innere Medizin (Intensivmedizin)