Vergiftung: Gifttiere
Inhaltsverzeichnis
Was tun bei Vergiftung durch Schlangenbiss?
In Europa müssen von einer Schlange gebissene Personen selten mit einem Antiserum behandelt werden, da die europäischen Schlangenarten relativ ungefährlich sind. Die Indikation für ein Antiserum muss nach strengen Kriterien (Stockholmer Kriterien) erfolgen, da das Nebenwirkungsrisiko allergischer Reaktionen relativ hoch ist. Bei Bissen durch bestimmte exotische Schlangen kann ein Antiserum jedoch Leben retten.
In Österreich heimische Giftschlangen sind:
- Kreuzotter (Vipera berus) und
- Horn- oder Sandviper (Vipera ammodytes).
Symptome:
Nach dem Biss einer heimischen Giftschlange sind folgende Symptome möglich:
- Typische Wunde (Bissmarke),
- örtliche Schwellung, die in den ersten ein bis drei Tagen nach dem Biss weiter zunehmen kann,
- Schmerzen,
- bläulich/blau-violette Verfärbungen sowie
- lokale Gewebsschäden.
Weiters können durch die Giftaufnahme allgemeine Symptome auftreten, wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schweißausbruch, Herzrasen und Blutdruckabfall. Achtung: auch allergische Reaktionen sind möglich.
Schwere Verläufe durch Schlangenbisse sind in Europa jedoch selten.
Erste Hilfe:
- Die/der Betroffene soll am Ort des Geschehens verbleiben.
- Decken Sie die Wunde wenn möglich steril ab.
- Manipulationen wie Aussaugen, Ausquetschen oder Ausschneiden unbedingt unterlassen! Keinen Kompressionsverband anlegen!
- Stellen Sie die betroffene Extremität ruhig (Schienung). Jegliche körperliche Aktivität ist zu vermeiden. Durch weitere Bewegung besteht die Gefahr, dass das Gift rasch im gesamten Kreislauf verteilt wird.
- Beruhigen Sie die Person, lassen Sie sie nicht alleine.
- Wählen Sie den Notruf 144.
Hinweis
Auch wenn nach dem Biss einer Giftschlange keine Symptome auftreten, sollte eine ärztliche Begutachtung und gegebenenfalls eine stationäre Beobachtung im Krankenhaus über 24 Stunden erfolgen.
Vorbeugung:
- Bei Bergwanderung immer kräftiges Schuhwerk (am besten über Knöchel) und feste lange Hosen tragen.
- Bei Sichtung einer Schlange: Abstand halten, nicht berühren!
- Im Gelände schauen, wo man hintritt.
- Niemals in Höhlen, Steinzwischenräume oder ins tiefe Gras greifen.
- Keine Steine umdrehen, da sich hier Schlangen verbergen können.
- Sollten Sie giftige exotische Schlangen als Haustiere halten, informieren Sie sich über rechtliche Aspekte (Meldepflicht) und Sicherheitsmaßnahmen bzw. Beschaffung der entsprechenden Antisera.
Was tun bei Vergiftung durch Spinnenbiss?
In Österreich gibt es keine natürlich vorkommenden gefährlichen Spinnen. Giftige Spinnen sind die Kreuzspinne und die Dornfingerspinne, deren Bisse mit Wespenstichen vergleichbar sind.
Erste Hilfe:
- Säubern bzw. desinfizieren Sie die Bissstelle.
- Legen Sie kühlende Umschläge auf.
- Manipulationen wie Aussaugen, Ausquetschen oder Ausschneiden unbedingt unterlassen!
- Überprüfen Sie den Tetanusschutz, und frischen Sie die Impfung gegebenenfalls auf.
- Bei Anzeichen einer Wundinfektion (Rötung, Schwellung, Überwärmung) suchen Sie eine Ärztin/einen Arzt auf.
- Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Atemnot, Kreislauf-, Bewusstseinstörungen) Notruf 144 wählen.
Was tun bei Vergiftung durch Meerestiere?
Auch in europäischen Gewässern finden sich giftige Tierarten. Diese sind zwar nicht lebensbedrohlich, können aber zu unangenehmen Begegnungen führen. In erster Linie zählen dazu das Petermännchen und die Quallen.
Petermännchen (Trachinus draco)
Petermännchen sind Fische, die in der Nord- und Ostsee, im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und an der Atlantikküste zu finden sind. Auf der Rückenflosse und den Kiemendeckeln sitzen Stacheln, die bei Kontakt Gift abgeben. Das Petermännchen hält sich gerne in seichtem Gewässer auf, gräbt sich dort im Sand ein und ist dadurch nur schwer bis nicht erkennbar. Gefährdet sind vor allem Fischer, die Petermännchen aus den Netzen holen, aber auch Badende, die auf eingegrabene Tiere treten.
Symptome:
- Starke Schmerzen, die über mehrere Tage anhalten können,
- Ausgedehnte Schwellungen möglich sowie
- eventuell Allgemeinsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufkollaps.
Erste Hilfe:
- In der Wunde verbliebenen Stachel entfernen.
- Betroffene Hautstelle sofort gründlich abwaschen (optimalerweise mit warmem Wasser, wenn nur Salzwasser vorhanden ist auch mit Salzwasser) und ruhigstellen.
- Sofort die nächstgelegene Ärztin/den nächstgelegenen Arzt aufsuchen.
- Wenn dies nicht möglich ist: die Wunde in noch tolerierbares heißes Wasser (bis 45° C) tauchen oder mit heißem Föhn anblasen; durch Hitze können die Eiweiße des Giftes zerstört werden. Achtung vor Verbrennungen! Hitzeanwendung nicht länger als 30 Minuten durchführen!
- Wenn möglich: Vergiftungsinformationszentrale kontaktieren 01 406 43 43, um Gefährdung abzuschätzen.
- Überprüfen Sie den Tetanusschutz, und frischen Sie die Impfung gegebenenfalls auf.
Vorbeugung:
- In Gebieten, die zum Lebensraum des Petermännchens gehören, nie ohne Badeschuhe ins Wasser gehen.
- Beim Tauchen Abstand halten, Petermännchen können unerwartet angreifen.
- Petermännchen gehören zu den Speisefischen. Bei der Zubereitung können Stichverletzungen auftreten, auch die Stacheln toter Fische enthalten unerhitzt noch für einige Stunden Gift.
Quallen
Quallen leben in allen Meeren der Erde. Einige Arten können bei Kontakt gefährlich werden und schwere Symptome auslösen; die Seewespe (eine Qualle im Pazifik) gehört zu den giftigsten Tieren überhaupt. Ihr Gift führt beim Menschen zu Muskellähmungen bis hin zu Atem- und Herzstillstand.
In europäischen Gewässern finden sich kaum gefährliche Quallenarten. Der Kontakt mit den Tieren kann zwar sehr unangenehm sein, ist aber in der Regel nicht bedrohlich. Ausnahme sind u.a. die Feuerqualle oder die portugiesische Galeere; sie können zu schweren Vergiftungen führen.
Symptome:
Die Berührung mit einem Quallententakel führt zu
- Schmerzen und Brennen,
- Quaddelbildung sowie
- Übelkeit, Erbrechen und eventuell Bewusstlosigkeit (in seltenen Fällen).
Die Verletzung ähnelt einer Verbrennung.
Achtung
Allergische Reaktionen sind bei allen Quallenarten möglich!
Erste Hilfe:
- Betroffene Hautstelle umgehend mit Salzwasser abspülen.
- Nicht an der Stelle reiben und zur Reinigung kein Süßwasser verwenden! Dadurch platzen die kleinen Giftkapseln auf, und es kann es zu weiterer Giftfreisetzung kommen.
- Wenn vorhanden: Stelle mit Essig (Speiseessig 5–7%) waschen; dadurch werden die Giftkapseln inaktiviert.
- Anschließend kühlende Umschläge oder Eis auflegen.
- Wenn möglich: Vergiftungsinformationszentrale kontaktieren 01 406 43 43, um Gefährdung abzuschätzen.
- Bei schweren Symptomen oder Unsicherheit: Notruf wählen (Euronotruf 112).
Vorbeugung:
- Vor Urlauben und insbesondere Tauchgängen über die Quallenbesiedelung informieren.
- Wenn Sie eine Qualle sehen: großen Abstand halten! Je nach Quallenart können die Tentakel mehrere Meter reichen.
- Wenn Sie eine Qualle oder Quallenteile am Strand finden: nicht berühren! Auch tote Quallen können noch Gift absondern.
Was tun bei Insektenstichen?
Bienen-, Wespen- und Hornissenstiche
Nach einem Bienen-, Wespen- oder Hornissenstich kommt es in erster Linie zu Rötung, Brennen und schmerzhafter Schwellung an der Einstichstelle. In der Regel sind die Stiche zwar sehr unangenehm, aber harmlos. Gefährlich kann es werden, wenn
- der Stich im Kopf-, Hals- oder Mundbereich liegt. Durch die auftretende Schwellung kann es zu Atemnot mit Erstickungsgefahr kommen,
- die/der Betroffene eine Insektengiftallergie hat. Allergiker sollten Ihre Notfallmedikamente immer bei sich tragen. Mehr zum Thema: Insektengiftallergie..
Erste Hilfe:
- Nach einem Bienenstich entfernen Sie den Stachel vorsichtig, ohne die Giftblase auszudrücken oder abzureißen.
- Säubern bzw. desinfizieren Sie die Stichstelle.
- Manipulationen wie Aussaugen, Ausquetschen oder Ausschneiden unbedingt unterlassen!
- Legen Sie kühlende Umschläge auf; falls vorhanden ist als Sofortmaßnahme alternativ auch die Anwendung von speziell für Insektenstiche vorgesehene Wärmestifte möglich.
- Bei Anzeichen einer Wundinfektion (Rötung, Schwellung, Überwärmung) suchen Sie eine Ärztin/einen Arzt auf.
- Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Atemnot, Kreislauf-, Bewusstseinstörungen) Notruf 144 wählen.
- Bei bekannter Insektengiftallergie: Helfen Sie der/dem Betroffenen gegebenenfalls, die Notfallmedikamente zu verabreichen.
Skorpione
Skorpione zählen zu den Spinnentieren und sind nahezu weltweit zu finden. Die in Österreich heimischen Arten sind jedoch ungefährlich.
Symptome:
Ein Stich eines heimischen Skorpions kann zwar schmerzhaft sein, ist aber harmlos. Die Einstichstelle ist ähnlich wie bei einem Wespenstich meist gerötet und geschwollen.
Erste Hilfe:
Die Erste-Hilfe-Maßnahmen sind ähnlich wie nach einem Schlangenbiss: Wichtig ist, die/den Betroffenen zu beruhigen, die Einstichstelle zu kühlen und sämtliche andere Manipulationen zu unterlassen. Kinder sollten ärztlich begutachtet werden. Treten schwere Symptome auf, den Notruf 144 wählen.
Vorbeugung:
Zur Vermeidung von Skorpionstichen sind insbesondere beim Campen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Nicht barfuß gehen.
- Kleidung und Schuhe vor dem Anziehen inspizieren bzw. ausschütteln.
- Schlafsack bzw. Schlafstelle vor dem Hinlegen gut ausleuchten.
- Bei Kontakt mit einem Skorpion: Nicht darauf schlagen, sondern schnell mit der flachen Hand abstreifen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 14. November 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Vergiftungsinformationszentrale (VIZ)