Psychosoziale Gesundheit in der Schule
Inhaltsverzeichnis
Psychosoziale Gesundheit: Was ist das?
Die WHO definiert psychosoziale Gesundheit als einen Zustand des Wohlbefindens. In diesem kann ein Mensch seine Fähigkeiten ausschöpfen, die herkömmlichen Lebensbelastungen bewältigen sowie produktiv arbeiten. Er ist zudem imstande, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen. Psychosoziale Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil von Gesundheit und Wohlbefinden.
Auch Bedingungen in der Schule können unter anderem Einfluss auf die psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern haben. So wirken sich etwa Unterstützung und gerechte Behandlung positiv aus. Hingegen zählen vermehrte Konflikte oder fehlende Wertschätzung zu Risikofaktoren. Die psychosoziale Gesundheit zu fördern ist ein wesentliches Anliegen der Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie sowie eines der 10 Gesundheitsziele Österreichs. Zudem entwickelte das Bildungsministerium eine Strategie zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit und Resilienz im Setting Schule.
Studie: Psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Österreich
Die WHO-HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged-Children Study) ist die größte Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit. Auch Österreich ist an dieser Studie beteiligt. In einem Abstand von vier Jahren erfolgt eine Datenerhebung zu Gesundheit, Gesundheitsverhalten sowie sozialen Einflussfaktoren von österreichischen Schülerinnen und Schülern im Alter von 11, 13, 15 und 17 Jahren.
Österreichische Daten aus 2021 und 2022 zeigen unter anderem folgende Ergebnisse in Hinblick auf psychosoziale Gesundheit:
- Die Lebenszufriedenheit der Schüler:innen sinkt mit zunehmendem Alter.
- Mehr Mädchen als Burschen leiden an häufigen psychischen Beschwerden wie Nervosität, Zukunftssorgen, Niedergeschlagenheit oder Gereiztheit. 22 Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Burschen leiden möglicherweise an einer depressiven Verstimmung oder Depression. Auch Selbstverletzungen treten gehäuft auf.
- Mädchen zeigen in allen Altersgruppen weniger gutes Wohlbefinden des Gefühlslebens als Burschen.
- Freundschaften werden von ca. drei Viertel der Schüler:innen positiv bewertet. Gleich viele bekommen einen hohen Rückhalt aus ihren Familien.
Weitere ausführliche Informationen, unter anderem auch zu Mobbing, der Nutzung von sozialen Medien sowie allgemein zu Gesundheit, finden Sie im Bericht des Sozialministeriums und der GÖG „Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2021/22“.
Wie kann man psychosoziale Gesundheit in der Schule fördern?
Die Förderung der psychosozialen Gesundheit ist ein wesentlicher Baustein der Gesundheitsförderung in der Schule. Zur Förderung der psychosozialen Gesundheit in der Schule zählen zum Beispiel:
- Förderung einer guten Atmosphäre in der Klasse
- Lebenskompetenzen von Schülerinnen und Schülern fördern
- Selbstwert von Schülerinnen und Schülern stärken
- Förderung der Integration von neuen Schülerinnen und Schülern in der Klasse
- Miteinander lernen fördern
- Stärkung der Resilienz
Zudem ist es wesentlich, Mobbing an Schulen vorzubeugen sowie Abwertung und Diskriminierung gegenüber verschiedenen Formen sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität entschieden entgegenzutreten. Weiters ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen über Sorgen oder psychische Beschwerden sprechen können, zum Beispiel mit einer Schulpsychologin oder einem Schulpsychologen.
Initiative WohlfühlZONE Schule und Plattform WohlfühlPOOL
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Fonds Gesundes Österreich haben die Initiative WohlfühlZONE Schule ins Leben gerufen. Diese Initiative setzt sich für die psychosoziale Gesundheit und Vorbeugung von Mobbing und Cybermobbing an Schulen ein. Erfahren Sie mehr dazu im Video:
Weitere Informationen finden Sie auch unter wohlfuehlzone-schule.at.
Plattform WohlfühlPOOL
Auf der Plattform WohlfühlPOOL finden Sie unter anderem Informationen, Materialien und Webinare sowie eine ToolBOX zu gesundem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen und psychosozialer Gesundheit.
So sammelt zum Beispiel auch die Initative ABC der psychosozialen Gesundheit junger Menschen Angebote und Aktivitäten und präsentiert sie auf der Plattform WohlfühlPOOL. Zu den Kernbotschaften der Iniative zählen:
- A – Achte auf Dich: Aktiv zu sein, stärkt das psychosoziale Wohlbefinden. Es fördert etwa positive Gefühle, Selbstvertrauen und körperliche Vitalität.
- B – Bleib in Kontakt: Sozial verbunden zu sein, stärkt das psychosoziale Wohlbefinden. Es fördert positive Beziehungen, Gefühle der Zugehörigekeit, soziale Teilhabe, Zusammenhalt und Unterstützung.
- C – Check Dein Umfeld: Sinnvoll engagiert zu sein, stärkt das psychosoziale Wohlbefinden. Es fördert unter anderem das Erleben von Erfolg und Sinn sowie die aktive Bewältigung von Herausforderungen.
Gebündeltes Wissen zur Förderung der psychosozialen Gesundheit junger Menschen steht für Multiplikator:innen und Interessierte in der dazugehörigen Fibel zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter ABC der psychosozialen Gesundheit junger Menschen.
Schulstress bewältigen
Schule bedeutet auch immer wieder Stress. Schulstress kann die psychosoziale Gesundheit belasten. Übermäßiger Stress ist bei allen Beteiligten möglich: Schülerinnen bzw. Schülern, Lehrpersonal oder Eltern. Stress lässt sich nicht immer vermeiden, jedoch im besten Fall reduzieren. Und auch der Umgang mit stressigen Situationen kann helfen, diese gut zu bewältigen.
Allgemeine Informationen und Hintergrundwissen über Stress finden Sie unter Stress und Erholung.
Welche Stressfaktoren gibt es in der Schule?
In der Schule können folgende Faktoren zu übermäßigem Stress führen:
- Leistungsdruck, Überlastung
- Belastende Beziehungen, etwa Konflikte, in der Schule, z.B. zu Lehrkräften, zu Mitschülerinnen und Mitschülern etc.
- Schularbeiten, Tests
- Angst vor negativer Bewertung, z.B. durch Mitschüler:innen
- Konkurrenzdruck
- Schlechtes Klima in der Klasse
Allgemein sind Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Entwicklungsaufgaben sowie Herausforderungen in bestimmten Lebensphasen gefordert. Zu diesen zählen auch der Eintritt in die Schule oder das Wechseln auf eine weiterführende Schule. Dabei spielen zudem Erwartungen ihres Umfelds eine Rolle, z.B. von der Familie, vom Freundeskreis oder von der Gesellschaft.
Wie kann man Stress in der Schule vorbeugen?
Folgende Maßnahmen können zu viel Stress in der Schule vorbeugen:
- Klare und unter Einbindung aller Beteiligten entwickelte Schulregeln bzw. Vereinbarungen bieten Orientierung. Durch die Einbindung der beteiligten Personen können Regeln erarbeitet werden, die für alle sinnvoll und förderlich sind.
- Gute Pausengestaltung: Essen, Bewegung und Erholung sollten möglich sein. Dabei ist auch die Berücksichtigung des jeweiligen Alters wichtig.
- Arbeitsbelastungen planen: Eine Abstimmung der Schularbeitstermine und Prüfungen vermeidet Mehrfachbelastungen.
- Hausübungen so gestalten, dass alle Schülerinnen und Schüler sie selbstständig lösen können.
Wie kann man mit Schulstress umgehen?
Folgende Möglichkeiten unterstützen dabei, mit Stress in der Schule umzugehen:
- Förderung von Lebenskompetenzen, z.B. über Programme zur Gesundheitsförderung an der Schule. Dabei steht unter anderem das Üben folgender Fähigkeiten im Mittelpunkt: Wahrnehmen von Spannungszuständen und Strategien zur Steuerung bzw. zum Abbau von diesen Spannungen. Nähere Informationen finden Sie etwa auf der Website der Servicestelle für Gesundheitsförderung an Österreichs Schulen (GIVE) unter give.or.at.
- Lernstrategien entwickeln. Nähere Informationen finden Sie unter Lernen.
- Suchtprävention an Schulen kann zudem dabei helfen, möglichen Abhängigkeiten vorzubeugen, und vermittelt Fähigkeiten der Gesundheitskompetenz.
Weitere Informationen finden Sie auch unter Prüfungsangst & Lampenfieber sowie Schulangst.
Tipp
Ausführliche Informationen zum Thema Stress in der Schule und Anlaufstellen finden Sie in der „GIVE-Broschüre: Weniger Stress an der Schule.“ Informationen und Übungen zur Entspannung bei Schulstress finden Sie auch auf der Website von feel-ok.at.
Wie kann Schulpsychologie helfen?
Die Schulpsychologie ist eine psychologische Beratungseinrichtung der Bildungsdirektion. Sie steht folgenden Personen bundesweit zur Verfügung:
- Schülerinnen und Schülern,
- Lehrenden,
- Erziehungsberechtigten,
- Leitungspersonen im österreichischen Schulwesen.
Es gibt in allen Bildungsregionen Beratungsstellen. Schulpsychologische Leistungen sind freiwillig, kostenlos und vertraulich.
Mit welchen Problemen kann man sich an die Schulpsychologie wenden?
Man kann sich mit folgenden Themen an die Schulpsychologie wenden:
- Probleme beim Lernen
- Probleme mit der Motivation
- Prüfungsangst
- Überforderung
- Sorgen über die Zukunft
- Probleme zu Hause
- Gewalterfahrungen
- Allgemeine Krisensituationen
- Psychosomatische Beschwerden
Wie läuft die Beratung durch die Schulpsychologie ab?
Eine Kontaktaufnahme mit der Schulpsychologie ist telefonisch oder per E-Mail möglich. Im Anschluss daran erfolgt eine Terminvereinbarung für ein ausführliches Beratungsgespräch mit einer Schulpsychologin bzw. einem Schulpsychologen. Das Beratungsgespräch kann persönlich an einer Beratungsstelle oder in der Schule stattfinden, online oder telefonisch. Die Schulpsychologie hat auch eine Hotline eingerichtet. Nähere Informationen und aktuelle Erreichbarkeiten finden Sie unter www.schulpsychologie.at.
Psychosoziale Gesundheit: Weitere Beratungsangebote an Schulen
An Schulen gibt es auch unter anderem folgende weitere Angebote für Beratungen, bei denen auch die psychosoziale Gesundheit eine Rolle spielen kann:
- Schulärztinnen und Schulärzte
- Schulsozialarbeiter:innen
- Jugendcoaches
- Schüler- und Bildungsberater:innen
- Mediatorinnen und Mediatoren bei Konflikten
Nähere Informationen finden Sie unter www.schulpsychologie.at.
Weitere Anlaufstellen zum Thema finden Sie auch unter Schule & Psyche: Beratung & Hilfe. Allgemeine Anlaufstellen zum Thema Psyche finden Sie unter Wenn die Psyche Hilfe braucht.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. November 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: MinR Dr.in Beatrix Haller