„Pille danach“
Inhaltsverzeichnis
Hinweis
Seit März 2015 ist auch die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, die speziell für die Notfallverhütung entwickelt wurde, rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich. Sie gilt derzeit als die wirksamste „Pille danach“.
Was ist die „Pille danach“?
Die „Pille danach“ ist eine Maßnahme zur Notfallverhütung. Die Einnahme der „Notfallpille“ kann nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, z.B. bei Versagen einer Verhütungsmethode wie etwa gerissenes Kondom, eine mögliche unerwünschte Schwangerschaft verhindern.
Hinweis
Die „Pille danach“ ist nicht als Ersatz für eine regelmäßige Verhütung – wie z.B. die Pille oder Spirale – geeignet, sondern nur für den Notfall vorgesehen.
Wie wirkt die „Pille danach“?
Die „Pille danach" hemmt die Follikelreifung und verschiebt den Eisprung, wenn sie rechtzeitig vor dem Eisprung eingenommen wird. In dieser Zeit sterben die Spermien ab und eine Befruchtung wird verhindert. Nach einem Eisprung ist die "Pille danach" wirkungslos und hat keinen Einfluss auf die Einnistung des Eies, wenn es schon zu einer Befruchtung gekommen ist. Nur die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann in den zwei Tagen vor dem Eisprung diesen noch verschieben.
Etwa zwei Tage vor dem Eisprung steigt das luteinisierende Hormon (LH-Hormon), welches den Eisprung auslöst, an. An diesen beiden Tagen besteht mit etwa je 30 Prozent die höchste Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden. Levonorgestrel kann bei bereits ansteigendem LH-Spiegel den Eisprung nicht mehr unterdrücken. Der Wirkstoff Ulipristalacetat ist ein synthetischer selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator (SPRM) mit hoher Affinität zum Progesteron-Rezeptor und kann auch noch bei steigendem LH-Spiegel das LH-Niveau wieder senken, den LH-Peak und somit den Eisprung verschieben.
Voraussetzung für die Wirkung:
- Der ungeschützte Geschlechtsverkehr hat vor dem Eisprung stattgefunden. Wenn dieser bereits stattgefunden hat, wirkt die „Pille danach“ nicht mehr.
- Beide „Notfallpillen“ müssen deshalb so bald wie möglich – am besten innerhalb von zwölf Stunden, keinesfalls jedoch später als 72 Stunden (Levonorgestrel) bzw. 120 Stunden (Ulipristalacetat) – nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden.
- Die fehlende Wirkung von Levonorgestrel an den beiden Hochrisikotagen vor dem Eisprung kann problematisch sein, wenn die Betroffene nicht weiß, wo genau sie im Zyklus steht.
- Die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann auch an den beiden Hochrisikotagen den Eisprung verschieben und so signifikant mehr ungewollte Schwangerschaften verhindern.
Hinweis
Die „Pille danach“ kann eine Schwangerschaft nur dann verhindern, wenn sie vor dem Eisprung eingenommen wird. Danach ist sie wirkungslos. Eine bereits bestehende Schwangerschaft wird durch die Einnahme der „Pille danach“ nicht beendet und der Embryo nicht gefährdet. Die „Pille danach“ ist keine Abtreibungspille, wird aber häufig mit ihr verwechselt.
Mögliche Wechselwirkungen bei “Pille danach”
Die Wirkung Levonorgestrel-haltiger Notfallkontrazeptiva („Pille danach“) kann unter bestimmten Voraussetzungen vermindert sein.
Zu dieser Beeinträchtigung der Wirksamkeit kommt es, wenn andere, gleichzeitig eingenommen, Arzneimittel die Aktivität eines bestimmten Leberenzyms (CYP3A4) steigern. Zu den Wirkstoffen, die eine entsprechende Induktion auslösen, zählen zum Beispiel Johanniskrautpräparate, Rifampicin, gewisse HIV-Medikamente oder Antiepileptika.
Für Frauen, die eine Notfallkontrazeption mit Levonorgestrel-haltigen Arzneimitteln anwenden wollen und die innerhalb der letzten vier Wochen CYP3A4-induzierende Arzneimittel eingenommen haben, besteht daher ein erhöhtes Risiko für eine geringere Wirksamkeit der "Pille danach". Dies kann zur Folge haben, dass die Notfallkontrazeption bei üblicher Dosierung (Einmaldosis von 1,5 mg) nicht zuverlässig wirkt. Es ist somit notwendig entweder auf Alternativen ("Spirale danach") auszuweichen oder die Dosis zu verdoppeln.
Ausführliche Informationen erhalten Sie auf der Website der Europäischen Arzneimittelagentur.
Wie zuverlässig ist die „Pille danach“?
Die Wirksamkeit der „Pille danach“ hängt davon ab, wann der Eisprung nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr stattfindet. Je früher die „Pille danach“ nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Einsatz kommt, desto größer ist die Chance den Eisprung verschieben zu können – am besten daher sofort reagieren.
Eine Vergleichsstudie hat folgende Schwangerschaftsraten ergeben:
- 5,5 Prozent der Betroffenen werden schwanger, wenn sie nur abwarten und hoffen.
- 2,3 Prozent der Betroffenen werden schwanger, wenn sie binnen 24h die „Pille-danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel nehmen.
- 0,9 Prozent der Betroffenen werden schwanger, wenn sie binnen 24h die „Pille-danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat nehmen.
Ob die „Pille danach“ auch tatsächlich ihren Zweck erfüllt hat, lässt sich von der Frau nicht durch eindeutige äußere Anzeichen (z.B. eine Zwischenblutung) feststellen. Nach der Einnahme kommt es normalerweise zur üblichen Monatsblutung, die sich jedoch etwas verzögern kann. Verspätet sich die Menstruation länger als fünf Tage, machen Sie einen Schwangerschaftstest oder wenden Sie sich an eine Gynäkologin/einen Gynäkologen.
Hinweis
Die „Pille danach“ verschiebt den Eisprung nur einmalig. Er findet dann ein paar Tage später statt. Falls es nach der Einnahme der „Notfallpille“ nochmals zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr kommt, hat sie keine verhütende Wirkung. Da der Eisprung nur verschoben wurde, besteht erneut das Risiko, schwanger zu werden.
Nach der Einnahme der „Notfallpille“ sollte unbedingt bis zur nächsten Monatsblutung ein lokales Verhütungsmittel (z.B. Kondome) verwendet werden. Falls Sie die „normale“ Pille verwenden, empfiehlt es sich, die Einnahme bis zum Ende der Packung fortzusetzen, um Regelstörungen zu vermeiden und zusätzlich mit z.B. Kondome zu verhüten.
Wann ist es sinnvoll, die „Pille danach“ einzunehmen?
Jede Frau im gebärfähigen Alter kann in die Situation kommen, in der sie eine Notfallverhütung benötigt, um eine mögliche ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.
Mögliche „Notfälle“:
- Fehlende Verhütung
- Fehler bei der Anwendung des Verhütungsmittels. Beispielsweise:
- Abgerutschtes oder gerissenes Kondom
- Vergessene Pilleneinnahme
- Verrutschtes Diaphragma
- Überschrittener Termin für die Drei-Monats-Spritze (um mehr als zwei Wochen)
- Vergewaltigung
Hinweis
Verspätet sich nach der Einnahme der „Pille danach“ die Menstruation länger als fünf Tage, machen Sie einen Schwangerschaftstest oder wenden Sie sich an eine Gynäkologin/einen Gynäkologen.
Mögliche Nebenwirkungen der „Pille danach“
Wie bei jedem anderen Arzneimittel können auch bei der „Pille danach“ Nebenwirkungen auftreten, diese sind aber selten und ungefährlich. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Unregelmäßige Menstruationsblutungen (Zwischen- und Schmierblutungen, verspätete oder starke Monatsblutung)
- Übelkeit
- Unterbauchschmerzen
- Schwindel
- Kopfschmerz
- Erbrechen
Kommt es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme zum Erbrechen, muss die „Pille danach“ nochmals eingenommen werden, da die Wirkung eingeschränkt sein kann.
Hinweis
Treten nach der Einnahme der „Notfallpille“ Nebenwirkungen auf, wenden Sie sich an eine Gynäkologin/einen Gynäkologen.
Wo erhalte ich die „Pille danach“?
Die „Pille danach“ ist in allen österreichischen Apotheken rezeptfrei erhältlich. Es gibt für die Einnahme keine Altersbeschränkung und der Kauf kann durch weibliche und männliche Personen erfolgen. Das heißt, auch Jugendliche dürfen diese kaufen. Apotheken und Nachtdienstapotheken in Ihrer Nähe finden Sie unter "Apothekensuche".
Die Kosten für die „Pille danach“ müssen die Betroffenen selbst übernehmen. Die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel kostet ca. 13 Euro, mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat ca. 32 Euro.
Weitere Informationen zum Thema „Verhütung“:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 3. Mai 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Claudia Linemayr-Wagner, Mag. Angela Tunkel