Mikroplastik in Lebensmitteln
Mikro- und Nanoplastik sind kleine und kleinste Plastikteilchen: Nanoplastik hat eine Größe von unter 0,001 Millimeter. Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar.
So kommt Mikro- und Nanoplastik in den Körper
In die Nahrungskette gelangen Partikel aus Mikro- und Nanoplastik – kurz MNP – unter anderem durch Abfall aus Verpackungen oder Textilien aus Kunststoff. Die Plastikteilchen werden über Abwässer in Flüsse gespült und landen schließlich im Meer. Den Weg in den Körper finden MNP über Lebensmittel wie Meersalz, Fische und andere Meerestiere oder aufbereitetes Trinkwasser.
MNP kommt möglicher Weise auch über den „Landweg“ in den Körper: Studien aus den Jahren 2020 und 2021 weisen auf MNP in manchen essbaren Früchten, Gemüse und in Reis hin. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse seien aber weitere Untersuchungen notwendig, so die Autorinnen und Autoren des aktuellen Berichts.
Fünf Gramm winziger Plastikteilchen gelangen durchschnittlich pro Woche und Person in den menschlichen Magen-Darm-Trakt. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Die Menge hängt von der Region ab, in der die Person lebt, vom Lebensstil und von der Ernährung. Der größte Teil der MNP wird vom Menschen über den Verdauungstrakt wieder ausgeschieden. Ein kleiner Teil wird jedoch vom Körper aufgenommen.
Mögliche Gesundheitsrisiken werden erst genau erforscht
Im Zentrum der medizinischen Forschung zum Thema möglicher Gesundheitsrisiken durch Mikro- und Nanoplastik-Partikel steht das Verdauungssystem. Hier können MNP im Gewebe nachgewiesen werden.
MNP, die über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, können zu Veränderungen in der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms führen. Diese Veränderungen werden mit der Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit oder chronischen Lebererkrankungen in Verbindung gebracht.
Auch lokale Entzündungs- und Immunreaktionen können durch die Aufnahme von MNP über den Darm unter bestimmten physikochemischen Gegebenheiten begünstigt werden.
Insbesondere die winzig kleinen Nanoplastik-Partikel stehen mit biochemischen Vorgängen in Zusammenhang, die entscheidend an der Krebsentstehung beteiligt sind.
Chronisch Kranke besonders betroffen
Die möglichen negativen Folgen von Plastik-Partikeln für die Gesundheit könnten insbesondere bei Menschen mit chronischen Krankheiten zum Tragen kommen. Lukas Kenner, Klinisches Institut für Pathologie der MedUni Wien, Comprehensive Cancer Center und Mitglied des Autorenteams des Berichts, sagt: „Ein gesunder Darm kann das Gesundheitsrisiko eher abwehren. Aber lokale Veränderungen im Magen-Darm-Trakt, wie sie bei chronischen Erkrankungen oder auch negativem Stress vorliegen, könnten für die schädlichen Auswirkungen von MNP anfällig machen.“
Der Bericht schließt mit den Worten ab: Mehr detaillierte Forschung über die Wirkungen von Mikro- und Nanoplastik auf die Strukturen und Prozesse des menschlichen Körpers, auf mögliche Zellveränderungen und Ursachen von Krebs sei dringend notwendig. Besonders in Hinblick auf das starke Wachstum der Produktion von Plastik und der Ansammlung von nicht-abbaubaren MNP wird das Problem von Tag zu Tag dringlicher.
Toxikologie als Thema im „Aktionsplan Mikroplastik“
Auch im aktuellen „Aktionsplan Mikroplastik“ des BMK wurden Studien zur Toxikologie von Mikroplastik untersucht. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass das Wissen über die tatsächlichen Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit noch von größerer Unsicherheit geprägt sei. Aktuelle wissenschaftliche Studien würden jedoch den Schluss nahelegen, dass ein Einfluss von Mikroplastik auf den Menschen nicht ausgeschlossen werden kann.
Grundsätzlich sollten Plastik und Mikroplastik aus Vorsorgegründen nicht in die Umwelt oder in den menschlichen Körper gelangen. Im Aktionsplan wird jedoch auch angemerkt, dass der bloße Nachweis von Mikroplastik nicht zwingendermaßen bedeutet, dass auch tatsächlich ein Risiko für die Umwelt oder die menschliche Gesundheit besteht.
Weitere Informationen:
- Gesundheitsrisiko durch Mikro- und Nanoplastik in Lebensmitteln (Medizinische Universität Wien)
- Plastik und Mikroplastik
- Aktionsplan Mikroplastik (BMK)
Letzte Aktualisierung: 21. Juni 2022
Erstellt durch: Redaktion