Gesundheitswesen: Österreich strebt Klimaneutralität bis 2040 an
Gesundheitsminister Johannes Rauch und Umweltministerin Leonore Gewessler präsentierten Mitte Juli eine Strategie, um den Gesundheitssektor bis 2040 klimaneutral zu gestalten. Sie wurde vom Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH in einem Stakeholder-Prozess erarbeitet. Expertinnen und Experten wie die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb oder Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt begleiteten die Erarbeitung fachlich. Mit der vorliegenden Strategie positioniert sich Österreich als eines der ersten europäischen Länder neben England und Frankreich mit einem umfassenden Konzept für ein klimaneutrales Gesundheitswesen.
Gesundheitssektor als CO2-Verursacher
Der Gesundheitssektor ist für rund sieben Prozent des CO2-Ausstoßes in Österreich verantwortlich. Damit Österreich das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreichen kann, muss auch dieser Bereich seinen Beitrag leisten. Die nun vorgelegte Strategie nennt folgende relevante Handlungsfelder: Energie, Gebäude und Grünraum, Arzneimittel und Medizinprodukte, Abfall und Ressourcen, Transport und Mobilität sowie Ernährungssystem. Für jedes dieser Handlungsfelder werden in der Strategie Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele vorgestellt.
Gesundheitsminister Rauch betonte die enge Verbindung zwischen Klimaschutz und Gesundheit: „Die Klimakrise hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Die Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen gibt uns einen Fahrplan vor, wie konkrete Klimaschutzmaßnahmen im Gesundheitswesen umgesetzt werden können." Er sieht Österreich mit diesem Konzept in einer internationalen Vorreiterrolle.
Einsparpotenzial bei Medizinprodukten und Arzneimitteln
Den größten Anteil am CO2-Fußabdruck des österreichischen Gesundheitswesens verursachen Medizinprodukte und Arzneimittel. Sie sind für 38 Prozent der Emissionen verantwortlich. Die Strategie sieht hier erhebliches Einsparpotenzial. Nachhaltige Beschaffung, der Umstieg von Einweg- auf Mehrwegprodukte und die Optimierung von Verpackungsgrößen zur Reduzierung von Arzneimittelverwurf sind einige der vorgeschlagenen Maßnahmen. Auch Investitionen in Prävention und Gesundheitsförderung können den Bedarf an Arzneimitteln und Medizinprodukten nachweislich senken.
Fokus: Energieverbrauch und Gebäudesanierung
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Energieverbrauch der Gesundheitseinrichtungen. Bis zu 15 Prozent aller klimarelevanten Emissionen im Gesundheitssektor entstehen durch den direkten Energieverbrauch oder bei den Lieferanten von Strom und Wärme. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, setzt die Strategie auf umfassende Gebäudesanierungen, höchste Standards für Neubauten und den raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
Zur Umsetzung der Strategie stellt das Klimaschutzministerium bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro bereit.
Regelmäßiges Monitoring
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, empfiehlt die Strategie, Finanzierungen und Förderungen an Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zu koppeln. Mittelfristig sollen entsprechende Verpflichtungen auch rechtlich verankert werden. Ein regelmäßiges Monitoringprogramm soll die Entwicklung der Emissionen überprüfen.
Die Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit Ruperta Lichtenecker betont: „Die Umsetzung der Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen ist mit vielen Vorteilen für unsere Gesundheit, die Gesundheitseinrichtungen und für die Gesellschaft verbunden. Klimaschutz schützt unsere Gesundheit, spart Ressourcen und Kosten und schafft ein gesundheitsförderndes Umfeld."
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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2024
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal