Krebs: Risikofaktoren & Vorbeugung
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Obwohl die moderne Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten große Erfolge in der Krebsforschung erzielte, sind dennoch viele Fragen nach wie vor ungelöst. Erst nach und nach erschließen sich der Wissenschaft die Ursprünge von diversen Krebserkrankungen und damit stetig neue Heilungswege.
Was ist ein bösartiger Tumor?
Im Zusammenhang mit Krebs spricht man auch von bösartigen oder malignen Tumoren. Diese sind mitunter lebensbedrohlich. Ein bösartiger Tumor überschreitet Gewebegrenzen, zerstört das umliegende Gewebe und kann Metastasen („Tochtergeschwulste“ – entartete Zellansammlungen an einem anderen Ort) oder Sekundärtumoren (Tumoren an einem anderen Ort) entwickeln.
Krebsarten können jedoch auch langsam fortschreiten, sodass sie bei älteren Personen keine Beschwerden verursachen, bis diese verstorben sind. Auch gutartige Tumoren (Wucherungen, die nicht in umliegendes Gewebe eindringen und keine Metastasen bilden) können unter Umständen bedrohlich sein, wenn sie stark wachsen und sich auch mitunter zu einem bösartigen Tumor entwickeln.
Von einem semimalignen (halbbösartigen) Tumor spricht man, wenn der Tumor in das umliegende Gewebe wächst, jedoch keine Metastasen bildet.
Hat sich die bösartige Wucherung noch nicht in umgebendes Gewebe ausgebreitet, spricht man von einem „Carcinoma in situ“. Dringt ein Tumor in umgebenes Gewebe sowie Blut- und Lymphgefäße ein, nennt man das invasive Krebserkrankung. Damit ein Tumor wachsen kann, benötigt er eigene Blutgefäße. Die Bildung dieser Blutgefäße wird als (Neo-)Angiogenese bezeichnet.
Welche Formen von bösartigen Tumoren gibt es?
In der medizinischen Fachwelt werden bösartige Tumoren nach den Geweben unterschieden aus denen sie stammen und in der Folge entartet sind. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen soliden Tumoren, die aus einem festen Gewebsverband entstammen sowie bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems.
Bei soliden Tumoren unterscheidet man:
- Karzinome: Diese stammen von Gewebe, das Körperoberflächen (innen und außen) auskleidet. Zum Beispiel an der Haut, der Schleimhaut oder Drüsengewebe.
- Sarkome: Diese entstehen aus Binde- oder Stützgewebe. Zum Beispiel an den Muskeln, Sehnen, Knochen oder im Fettgewebe.
- Blastome: Diese werden auch embryonale Tumoren genannt. Sie entstehen während der Entwicklung eines Gewebes oder eines Organs.
Im Gegensatz zu Karzinomen, Sarkomen und Blastomen können sich bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems oder des lymphatischen Systems (Leukämien, Lymphome) bereits häufig von Beginn an im ganzen Körper ausbreiten. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer systemischen Krebserkrankung, weil sie sich im gesamten Körper ausbreitet.
Welche Risikofaktoren für Krebs gibt es?
Es gibt eine Vielzahl an Risikofaktoren für Krebs. Zu diesen zählen:
- Umweltfaktoren: Dazu zählen bekannte krebsauslösende Stoffe. Diese nennt man Kanzerogene. Beispielsweise Asbest, Umweltgifte oder radioaktive Strahlung.
- Familiäres Krebsrisiko: Erbanlagen können das Krebsrisiko beeinflussen (z.B. bei familiärer adenomatöser Polypose, dem familiären Melanom oder dem hereditären Mamma- und Ovarialkarzinom.) Jedoch spielen beim familiären Krebsrisiko auch Umweltfaktoren eine Rolle.
- Lebensstilfaktoren: Ein ungesunder Lebensstil birgt Risikofaktoren für die Entstehung von Krebserkrankungen in sich. Zum Beispiel Rauchen beim Lungen-, Blasen- und Nierenkrebs, Übergewicht sowie Bewegungsmangel bei Darm- und Brustkrebs. Übermäßiger Alkoholkonsum bei Tumoren des Verdauungstraktes (z.B. Leberkrebs, Speiseröhrenkrebs). Ein Übermaß an Sonne kann etwa Hautkrebs begünstigen. Weitere Informationen finden Sie auch unter Ernährung zur Vorbeugung von Krebs.
- Krankheitserreger: Bestimmte Viren werden mit der Entstehung von Krebs in Zusammenhang gebracht. Zum Beispiel humane Papillomaviren (HPV) beim Gebärmutterhalskarzinom, das Epstein-Barr-Virus beim Burkitt-Lymphom, Hepatitisviren beim hepatozellulären Karzinom und Retroviren bei der T-Zell-Leukämie. HIV begünstigt unterschiedliche Tumoren (etwa Kaposi-Sarkom, Non-Hodgkin-Lymphom). Viren allein lösen keine Krebserkrankung aus, können aber im komplexen Entstehungsprozess von Krebs entscheidende Veränderungen bewirken. Das Bakterium Helicobacter pylori, das zu den Verursachern einer Gastritis gehört, begünstigt das Auftreten von Adenokarzinomen des Magens. Umso wichtiger ist eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung bei einer Gastritis.
Immer wieder gerät auch die Psyche in den Fokus von Mythen zum Thema Krebsentstehung. Die sogenannte „Krebspersönlichkeit“ ist jedoch ein solcher Mythos. Stress, Depressionen, Ärger & Co. führen nicht zu Krebs. Jedoch hat die psychische Befindlichkeit mitunter Einfluss darauf, wie der Lebensstil gestaltet ist. Wird Stress z.B. mit Zigaretten oder Alkohol „bekämpft“, so erhöht sich dadurch das Krebsrisiko. Oder wenn man z.B. aufgrund einer psychischen Erkrankung Arztbesuche meidet und Krebserkrankungen oder Vorstufen davon nicht rechtzeitig erkannt werden.
Kann man Krebs vorbeugen?
Krebs kann man bedingt vorbeugen – unter anderem mit einem gesunden Lebensstil oder der Impfung gegen Hepatitis B und HPV. Es gibt jedoch Formen von Krebs gegen die man sich kaum schützen kann. Vor allem Krebs bei Kindern, Hirntumoren oder Leukämien und Lymphome. Im Allgemeinen können Fehler im Erbgut Krebs auslösen. Diese können auch rein zufällig und spontan entstehen. Je älter man ist, desto eher können diese Fehler bei der Zellteilung vorkommen.
Welche Rolle spielt ein gesunder Lebensstil?
Dennoch ist es sinnvoll, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu zählt in Bezug auf die Senkung des Krebsrisikos:
- Nicht rauchen und auch nicht passiv rauchen.
- Übergewicht vermeiden bzw. mit ärztlicher Begleitung vermindern.
- Regelmäßige Bewegung im Alltag.
- Gesunde Ernährung: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse. Fett und Zucker reduzieren. Zurückhaltung bei industriell verarbeitetem Fleisch, rotem Fleisch und salzhaltigen Lebensmitteln. Nähere Informationen finden Sie unter Ernährung vor Vorbeugung von Krebs.
- Wenig oder kein Alkoholkonsum.
- Übermäßige Sonnenstrahlung vermeiden, Haut vor der Sonne schützen. Nicht ins Solarium gehen.
- Impfung gegen Hepatitis B und HPV.
Arbeits- und Umweltmedizin
Bestimmte Chemikalien sind neben anderen krankheitsverursachenden Eigenschaften auch krebserregend. Daher sind Kontrollen durch das Arbeitsinspektorat sowie Untersuchungen durch eine Arbeitsmedizinerin/einen Arbeitsmediziner bei möglicherweise gefährdetem Personal (z.B. bei der Arbeit mit Asbest) eine wichtige Maßnahme. Somit kann die Exposition so gering wie möglich gehalten bzw. eine Erkrankung rechtzeitig erkannt werden. Umweltmedizinerinnen/Umweltmediziner sorgen für die Verhütung und Früherkennung von umweltbedingten Gesundheitsrisiken (z.B. Radon) oder radioaktiver Strahlung.
Genetische Tests: Humangenetische Beratung wichtig
Es besteht die Möglichkeit, bei familiär gehäuft auftretenden Tumoren genetische Testungen durchzuführen. Genetische Tests sollten immer mit einer humangenetischen Beratung vor der etwaigen Untersuchung und einer ausführlichen Befundbesprechung einhergehen. Eine richtige Interpretation der Gentests ist nur mit entsprechender Fachkenntnis möglich. Genetische Tests werden z.B. bei vermuteter genetischer Neigung zu hereditärem Mammakarzinom oder familiären Melanomen durchgeführt. Für die breite Masse eignen sich diese Tests jedoch nicht. Internettests ohne persönliche Beratung und Betreuung sind als unseriös anzusehen. Nähere Informationen finden Sie unter Genetische Tests.
Welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?
Die Vorsorgeuntersuchung, die von allen Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr mit Wohnsitz in Österreich einmal im Jahr kostenlos in Anspruch genommen werden kann, dient unter anderem der Früherkennung von Krebs z.B. Haut-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs. Informationen zur Brustkrebsfrüherkennung finden Sie unter Brustkrebs: Früherkennungsprogramm.
Handelt es sich um eine erblich bedingte Krebsform, werden auch andere Familienmitglieder in Präventionsmaßnahmen miteingebunden – sofern diese zustimmen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 16. April 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.-Prof. Dr. Philipp Jost