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von-Willebrand-Faktor-Antigen (vWF-AG)/(VWFI)

Synonyme:  Faktor-VIII-assoziiertes Antigen, von-Willebrand-Faktor, Faktor VIII (großmolekularer Anteil), vWF:Ag

Der von-Willebrand-Faktor (vWF – der großmolekulare Anteil von Gerinnungsfaktor VIII) ist ein Eiweißstoff im Blut, der eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielt. Der vWF ermöglicht einerseits das Anhaften der Blutplättchen an verletzter Gefäßinnenwand (Endothel). Auf der anderen Seite ist vWF ein Transportprotein und Schutzfaktor für den Gerinnungsfaktor VIII im Blut.

  • Aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT)
  • Anti-FXa-Aktivität
  • Antihämophiler Faktor A
  • Antihämophiler Faktor B (F9A)
  • Antihämophiles Globulin A
  • Antihämophiles Globulin B
  • Antiphospholipid-Syndrom (APTTL)
  • Antithrombin III (AT3)
  • Antithrombin-III-Aktivität (AT3A)
  • APC-Resistance qualitativ
  • APC-Resistance (APCRR)
  • APC-Resistenz qualitativ (APCRQ)
  • APC-Resistenz Ratio (APCRR)
  • aPTT Lupus-sensitiv (APTTL)
  • Christmas-Faktor
  • D-Dimer (DDIM)
  • dilute Russell's viper venom time (dRVVT)
  • dRVVT
  • Faktor II (F2A)
  • Faktor IX
  • Faktor V
  • Faktor VIII
  • Faktor VIII (kleinmolekularer Anteil)
  • Faktor VIII:C
  • Faktor VII (F7A)
  • Faktor X
  • Faktor XI
  • Faktor XII
  • Faktor XIII (F13A)
  • Faktor-II-(Prothrombin-)Aktivität (F2A)
  • Faktor-II-Mutation
  • Faktor-IX-(Antihämophiler-Faktor-B-)Aktivität (F9A)
  • Faktor-V-(Proakzellerin-)Aktivität (F5A)
  • Faktor-V-Leiden qualitativ
  • Faktor-V-Leiden-Mutation (F5LMT)
  • Faktor-VII-(Prokonvertin-)Aktivität (F7A)
  • Faktor-VIII-(Antihämophiler-Faktor-A-)Aktivität (F8A)
  • Faktor-X-(Stuart-Prower-Faktor-)Aktivität (F10A)
  • Faktor-XI-(PTA-)Aktivität (F11A)
  • Faktor-XII-(Hageman-Faktor-)Aktivität (F12A)
  • Faktor-XIII-(Fibrin-stabilis.-Faktor-)Aktivität (F13A)
  • Fibrinogen (FIBR)
  • Fibrinspaltprodukte
  • Fibrinstabilisierender Faktor
  • G20210A-Mutation
  • Gerinnungsfaktor II
  • Gerinnungsfaktor IX
  • Gerinnungsfaktor V
  • Gerinnungsfaktor VII
  • Gerinnungsfaktor VIII
  • Gerinnungsfaktor X
  • Gerinnungsfaktor XI
  • Gerinnungsfaktor XII
  • Gerinnungsfaktor XIII
  • Hageman-Faktor
  • Heparinspiegel (LMHEP)
  • Homocystein (HCYS)
  • Homocystin
  • Homozystein
  • Homozystin
  • INR (International Normalised Ratio)
  • International Normalised Ratio (INR)
  • LMW-Heparin (Anti-FXa-Aktivität) – (LMHEP)
  • Lupus-Antikoagulans
  • Lupushemmstoffdiagnostik
  • Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase(MTHFR)-Polymorphismus
  • MTHFR-Mutation 677C>T (MT677)
  • Partielle Thromboplastinzeit (PTT)
  • Plasmathrombinzeit
  • Plasmathromboplastin
  • Proakzelerin
  • Proakzellerin
  • Proconvertin
  • Prokonvertin
  • Protein C
  • Protein S (PSAK)
  • Protein-C-Aktivität (PCAK)
  • Protein-S-Aktivität (PSAK)
  • Prothrombin
  • Prothrombin-Mutation 20210G>A (PTMUT)
  • Prothrombinmutation G20210A
  • Prothrombinzeit (PTZ)
  • Prothrombinzeit (PTZ, PZ, PT)
  • PTA (Plasmathromboplastin antecedent)
  • Quick-Wert
  • ROTEM® extrinsisch (EXTEM)
  • ROTEM® Fibrinolyse-gehemmt (AP-TEM)
  • ROTEM® Heparin-gehemmt (HEP-TEM)
  • ROTEM® intrinsisch
  • ROTEM® Thrombozyten-gehemmt (FIB-TEM)
  • Stuart-Prower-Faktor
  • TEG extrinsisch (extrinsisch TEM)
  • TEG Fibrinolyse-gehemmt (AP-TEM)
  • TEG Heparin-gehemmt (HEP-TEM)
  • TEG intrinsisch (INTEM)
  • TEG Thrombozyten-gehemmt (FIB-TEM)
  • TEM extrinsisch (EXTEM)
  • TEM Fibrinolyse-gehemmt (AP-TEM)
  • TEM Heparin-gehemmt (HEP-TEM)
  • TEM intrinsisch (INTEM)
  • TEM Thrombozyten-gehemmt (FIB-TEM)
  • Thrombelastographie extrinsisch (EXTEM)
  • Thrombelastographie Fibrinolyse-gehemmt (AP-TEM)
  • Thrombelastographie Heparin-gehemmt (HEP-TEM)
  • Thrombelastographie intrinsisch (INTEM)
  • Thrombelastographie Thrombozyten-gehemmt (FIB-TEM)
  • Thrombelastometrie extrinsisch (EXTEM)
  • Thrombelastometrie Fibrinolyse-gehemmt (APTEM)
  • Thrombelastometrie Heparin-gehemmt (HEPTEM)
  • Thrombelastometrie intrinsisch (INTEM)
  • Thrombelastometrie Thrombozyten-gehemmt (FIBTEM)
  • Thrombinzeit (THROZ)
  • Thromboplastinzeit (TPZ)
  • Thrombotest® (THROT)
  • von-Willebrand-Faktor-Aktivität (GPIb-R)/(VWGPI)
  • von-Willebrand-Faktor-Multimere (VWFMM)
  • vWF-Aktivität:GPIb
  • vWF-Multimeranalyse
  • vWF-Multimere (VWFMM)
  • vWF-Ristocetin-Kofaktor-Aktivität (VWRKA)
  • vWF:Rco (VWRKA)

Warum wird das von-Willebrand-Faktor-Antigen im Blut bestimmt?

Der von-Willebrand-Faktor (vFW) ist ein besonderer Blutgerinnungsfaktor, der in einer engen Wechselbeziehung zum Gerinnungsfaktor VIII (sprich: „Gerinnungsfaktor acht“ – das ist der sogenannte „Antihämophile Faktor A“) steht.

  • Generell handelt es sich bei den Blutgerinnungsfaktoren um Eiweißstoffe, die ein wichtiger Bestandteil der Blutflüssigkeit („Blutplasma“) sind.
  • Die meisten Gerinnungsfaktoren werden von der Leber gebildet. Der vWF ist in diesem Zusammenhang eine Ausnahme, da er von den Zellen der inneren Blutgefäßwand (sogenannten „Endothelzellen“) sowie von Vorläuferzellen der Blutplättchen (sogenannten „Megakaryozyten“) gebildet wird.

Die Aufgaben von Gerinnungsfaktor VIII und vWF im Rahmen der Blutgerinnung ergeben sich durch ein enges Zusammenspiel dieser beiden Komponenten (sogenanntes Faktor-VIII/vWF-System):

  • Beim Faktor VIII handelt es sich um den kleinmolekularen Anteil des Faktor-VIII/vWF-Systems, der für die Aktivität bei der Umwandlung von inaktivem Faktor X (Stuart-Prower-Faktor) in dessen aktive Form (Faktor Xa) verantwortlich ist.
  • Beim vWF handelt es sich um den großmolekularen Anteil des Faktor-VIII/vWF-Systems. Der vWF kommt im Blut in Form von sogenannten „Multimeren“ (lange, polymere Eiweißstrukturen) vor und erfüllt bei der Blutgerinnung die folgenden Aufgaben:
    • Der vWF ermöglicht einerseits das Anhaften der Blutplättchen an der verletzten Gefäßinnenwand (Endothel).
    • Der vWF ist auch bei der Verklumpung der Blutplättchen (sogenannte „Thrombozytenaggregation“) verantwortlich.
    • Weiters ist vWF auch ein Transportprotein sowie Schutzfaktor für den Gerinnungsfaktor VIII im Blut.

In der medizinischen Labordiagnostik hat sich eine spezielle Namensgebung bei der Bestimmung der verschiedenen Komponenten des Faktor-VIII/vWF-Systems im Blut etabliert. Dabei können mittels labordiagnostischer Spezialverfahren die folgenden Komponenten des Faktor-VIII/vWF-Systems im Blut gemessen werden:

  • Faktor VIII:C ist die Aktivität des kleinmolekularen Anteils des Faktor-VIII/vWF-Systems. Diese entspricht quasi dem „Antihämophilen Faktor A“.
  • Faktor VIII:CAg – neben der Aktivität von Faktor VIII kann auch seine Proteinkonzentration im Blut gemessen werden.
  • vWF:Ag – dieser Begriff bezeichnet die Bestimmung des großmolekularen, multimeren Anteils des Faktor-VIII/vWF-Systems. Dieser Anteil ist der eigentliche vWF.
  • vWF:Rco (Ristocetin-Kofaktor-Aktivität) – unter diesem Begriff versteht man die spezielle Teilfunktion des vWF, in Anwesenheit des Antibiotikums Ristocetin Blutplättchen zu verklumpen (sogenannter „Thrombozytenaggregationstest“).
  • Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Labortests zur Abklärung besonderer Teilfunktionen („Partialfunktionen“) des vWF:
  • Schließlich besteht auch die Möglichkeit für eine molekulargenetische Mutationsanalyse des vWF-Erbgutes zur Untersuchung von Gendefekten mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR).

Die Unterscheidung dieser Komponenten des Faktor-VIII/vWF-Systems ist deswegen wichtig, weil es verschiedene Erkrankungen gibt, bei denen jeweils unterschiedliche Komponenten des Faktor-VIII/vWF-Systems gestört sind:

  • Die häufigste Störung ist das von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWS). Diesem liegt eine Störung des vWF zugrunde, wobei es etliche Typen und Subtypen des vWS gibt, mit jeweils mehr und weniger unterschiedlichen klinischen Blutungssymptomen.
  • Die Hämophilie A ist die im Volksmund als „Bluterkrankheit“ bezeichnete Störung. Ihr liegt ein angeborenes Fehlen von Faktor VIII (Faktor VIII:CAg) bzw. eine angeborene Inaktivität von Faktor VIII (Aktivitätsminderung von Faktor VIII:C im Blut) zugrunde.

Zur labormedizinischen Bestimmung von Blutgerinnungsfaktoren bzw. der Komponenten des Faktor-VIII/vWF-Systems werden labordiagnostische Spezialverfahren eingesetzt, die gezielten medizinischen Fragestellungen vorbehalten sind. Insbesondere ist dies bei Verdacht auf einen Mangel bzw. das Fehlen eines Blutgerinnungsfaktors der Fall:

  • Abklärung sogenannter Bluterkrankheiten („Hämophilie“).

Generell gibt es die Möglichkeit, die Aktivität der Gerinnungsfaktoren im Blut zu bestimmen. Die Aktivität der Gerinnungsfaktoren wird meist in einem „Prozentwert der Norm“ auf dem Laborbefund ausgewiesen.

Neben der Aktivitätsbestimmung von Gerinnungsfaktoren kann darüber hinaus auch die Proteinkonzentration der Faktoren im Blut gemessen werden. Diese Messung kann zur weiteren Abklärung von Blutgerinnungsstörungen erforderlich sein.

Was bedeuten erhöhte bzw. verminderte von-Willebrand-Faktor-Antigen-Werte im Blut?

Erhöhte vWF-Werte können in folgenden Situationen gefunden werden:

  • bei Entzündungen (vWF ist ein sogenanntes Akute-Phase-Protein),
  • rheumatischen Erkrankungen,
  • Autoimmunerkrankungen,
  • Tumorerkrankungen,
  • bei Einnahme von oralen Ovulationshemmern („Anti-Baby-Pille“) etc.

Verminderte vWF-Werte können ein Hinweis auf das Vorliegen eines

  • von-Willebrand-Jürgens-Syndroms sein.

von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWS)

Das von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWS) ist die häufigste Störung des Blutgerinnungssystems, die mit einer Blutungsneigung (sogenannte „hämorrhagische Diathese“) einhergeht.

Ursächlich liegt dem vWS in der Mehrzahl der Fälle (ca. 80 Prozent) eine erbliche Störung des Faktor-VIII/vWF-Systems zugrunde, wobei die Funktion beider Faktoren (Faktor VIII und von-Willebrand-Faktor [vWF]) gestört ist.

Beim vWS existieren etliche Typen und Subtypen mit jeweils mehr und weniger unterschiedlichen klinischen Blutungssymptomen.

Neben den angeborenen Störungen des vWS gibt es auch erworbene Formen, die erst im Lauf des Lebens im Rahmen von Autoimmunerkrankungen, Tumorerkrankungen bzw. bei der Einnahme bestimmter Medikamente (Valproinsäure – ein Medikament zur Behandlung der Epilepsie) auftreten.

Je nach dem Typ des vWS finden sich die folgenden Störungen der Blutgerinnung:

  • Störung der Blutplättchenfunktion:
    • Störung der Anhaftung der Blutplättchen an verletztem Blutgefäßendothel,
    • Störung der Thrombozytenaggregation.
  • Störung der plasmatischen Gerinnung:
    • Da der vWF ein Transportprotein sowie Schutzfaktor für den Gerinnungsfaktor VIII („Antihämophiler Faktor A“) im Blut ist, kann ein Mangel bzw. eine Funktionsstörung des vWF auch zu einer verminderten Aktivität von Gerinnungsfaktor VIII führen.

In Hinblick auf die Beschwerden der betroffenen Patientinnen und Patienten finden sich bei der Mehrzahl keine bzw. nur geringe Störungen der Blutgerinnung. Bei schwereren Formen des vWS können sich kombinierte Störungen der plasmatischen Gerinnung (z.B. großflächige Blutungen in Haut, Muskulatur und Eingeweiden, Gelenksblutungen) sowie Blutplättchenfunktionsstörungen (Auftreten sogenannter „Petechien“ – das sind punktförmige Hautblutungen) finden. Ein typisches Symptom beim vWS sind auch Schleimhautblutungen.

Bei der diagnostischen Abklärung einer Blutungsneigung stehen daher generell die Abklärung des Blutungstyps sowie eine genaue Befragung der Patientin oder des Patienten (inklusive Familienanamnese) an erster Stelle.

In einem zweiten Schritt kommen schließlich bestimmte Labortests zur Anwendung:

Die Behandlung des vWS hängt vom Typ sowie der Schwere der Störung ab. Generell dürfen Medikamente, welche die Funktion der Blutplättchen zusätzlich beeinträchtigen (z.B. Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure), nicht eingenommen werden.

Bei bestimmten Formen des vWS kann das Medikament Desmopressin (DDAVP) eingesetzt werden, um die Aktivität von im Gefäßendothel gespeichertem Faktor VIII sowie vWF zu erhöhen.

Bei bestimmten Indikationen (z.B. vor geplanten Operationen) besteht die Möglichkeit der Substitution spezieller Faktor-VIII/vWF-Konzentrate.

Weitere Informationen

LOINC: 27816-8

Referenzwerte

Männer bis 18 Jahre Männer über 18 Jahre Frauen bis 18 Jahre Frauen über 18 Jahre Einheit
70–150* % 70–150* % 70–150* % 70–150* %

% (Prozent der Norm)

*Die Werte von Patientinnen und Patienten mit Blutgruppe 0 sind um ca. 20 Prozent niedriger.

Hinweis

Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von  Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.

Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 7. November 2023

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik

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