Kolloidosmotischer Druck (KOD)
Synonyme: onkotischer Druck
Durch die Messung des kolloidosmotischen Drucks im Blut kann die Dynamik des Austausches von Stoffen (z.B. Nährstoffe, ausscheidungspflichtige Stoffwechselprodukte) zwischen Blut und Gewebe beurteilt werden. Der kolloidosmotische Druck ist dabei ein wichtiger Faktor für den Stoffaustausch zwischen Blutgefäßsystem und Gewebe.
- Adiuretin
- antidiuretisches Hormon
- Chlorid (CL)
- Cystatin C (CYSTC)
- Glomeruläre Filtrationsrate MDRD (GFMDO)
- Harnsediment
- Harnstatus
- Harnzytologie (HARNZYTO)
- Kalium (K)
- Kreatinin (KREA)
- Kreatinin-Clearance (KRCL)
- MDRD-GFR
- Mikroskopische Harnanalyse
- Mikroskopischer Urinsedimentbefund (SEDBF)
- Natrium (NA)
- Osmolalität (OSM)
- Vasopressin (ADH)
Inhaltsverzeichnis
Warum wird der kolloidosmotische Druck im Blut gemessen?
Im Prinzip besteht der menschliche Körper zu mehr als der Hälfte aus Wasser:
- bei Männern 60 Prozent des Körpergewichtes,
- bei Frauen 50 Prozent des Körpergewichtes,
- bei Säuglingen 75 Prozent des Körpergewichtes.
In diesem Körperwasser sind aber eine Vielzahl an Stoffen gelöst, wobei große Konzentrationsunterschiede zwischen verschiedenen Körperbereichen (sogenannte „Kompartimente“) existieren:
- innerhalb der Zellen (intrazellulär) überwiegen Kalium und Phosphatester,
- außerhalb der Zellen (extrazellulär) überwiegen Natrium, Chlorid und Bikarbonat.
Neben diesen Elektrolyten (Natrium, Kalium, Chlorid etc.) befinden sich in den Körperflüssigkeiten auch eine Vielzahl der folgenden Stoffe:
- niedermolekulare Nährstoffe (z.B. Blutzucker),
- Stoffwechselprodukte (z.B. Harnstoff),
- Eiweiße (z.B. Albumin).
Zur Erfassung all dieser gelösten Stoffe gibt es im Prinzip zwei Messgrößen:
- Mithilfe der Osmolalität wird die Summe aller in Lösung befindlichen, osmotisch („wasseranziehenden“) wirksamen Stoffe gemessen.
- Der kolloidosmotische Druck entsteht aufgrund der Tatsache, dass Eiweißstoffe (allen voran Albumin) unter normalen Verhältnissen nicht aus den Blutgefäßen austreten können. Da außerhalb der Blutgefäße (sprich: im Gewebe) eine relativ niedrigere Eiweißkonzentration besteht (dies wird auch durch den Abtransport von Eiweißen aus dem Gewebe über das Lymphsystem begünstigt), baut sich zwischen Blutgefäßsystem und Gewebe ein Druck auf – der kolloidosmotische bzw. „onkotische“ Druck.
Der kolloidosmotische Druck ist ein wichtiger Faktor für den Stoffaustausch zwischen Blutgefäßsystem und Gewebe. Schließlich müssen auf der einen Seite Nährstoffe in das Gewebe gelangen und auf der anderen Seite Stoffwechsel- und Ausscheidungsprodukte aus dem Gewebe abtransportiert werden.
Für diesen Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe ist dabei das folgende Zusammenspiel zwischen hydrostatischem Druck (Blutdruck) sowie kolloidosmotischem Druck wichtig:
- Auf der einen Seite überwiegt bei den kleinsten Blutgefäßen (den sogenannten Kapillaren) auf der blutzuführenden („arteriellen“) Seite der hydrostatische Druck. Das führt dazu, dass vor allem nährstoff- und sauerstoffreiche Flüssigkeit ins Gewebe übertritt.
- Auf der anderen Seite herrscht auf der blutabführenden („venösen“) Seite der Kapillaren ein relatives Überwiegen des kolloidosmotischen Drucks, was wiederum für einen entsprechenden Flüssigkeits- sowie Stoffaustausch aus dem Gewebe zurück in Richtung Blutgefäßsystem verantwortlich ist.
Eine Störung in diesen komplexen Druckverhältnissen kann zu
- Ödemen führen – das sind vermehrte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.
Wie können die Messwerte des kolloidosmotischen Drucks interpretiert werden?
Im medizinischen Labor erfolgt die Messung des kolloidosmotischen Drucks unter Verwendung des
- Onkometers.
- Mit diesem Messgerät kann unter standardisierten Bedingungen der kolloidosmotische Druck einer Körperflüssigkeit (insbesondere wird Blutplasma verwendet) gemessen werden. Dieser entspricht der Druckdifferenz und somit dem Flüssigkeitsstrom zwischen dem eiweißreichen Blutplasma und dem dazu relativ eiweißärmeren Gewebe außerhalb der Blutgefäße.
Veränderungen des kolloidosmotischen Drucks können der Ärztin/dem Arzt bei der Beurteilung der Flüssigkeitsbilanzierung des Körpers helfen.
Insbesondere muss im Rahmen einer Infusionstherapie (z.B. bei intensivmedizinisch betreuten Patientinnen/Patienten) eine exakte Bilanzierung der Nährstoff- sowie Flüssigkeitszufuhr und -ausscheidung erfolgen. Denn hierbei sollte es nicht zu einer Flüssigkeitsüberladung des Körpers bzw. zu einem funktionellen Eiweißmangel innerhalb des Blutgefäßsystems kommen.
Zur Überwachung der Flüssigkeitsbilanz können dementsprechend die Osmolalität von Blut und Harn, der kolloidosmotische Druck, eine Vielzahl klinischer Messgrößen (z.B. Differenz zwischen Harnausscheidungsvolumen und Flüssigkeitszufuhr, Überwachung des Körpergewichtes) sowie weitere Laborwerte (Elektrolyte in Blut und Harn, Gesamteiweiß im Blut, Hormonbestimmungen etc.) herangezogen werden.
Die Überwachung des kolloidosmotischen Drucks kann bei folgenden medizinischen Fragestellungen hilfreich sein:
- langfristige Infusionsbehandlungen (z.B. künstliche intravenöse Ernährung),
- Erkrankungen mit hohem Eiweißverlust wie z.B. Verbrennungen, bestimmte Formen von Darmentzündungen („exsudative Entheropathien“) etc.
Weitere Informationen
LOINC: 12186-3
Referenzwerte
Männer bis 18 Jahre | Männer über 18 Jahre | Frauen bis 18 Jahre | Frauen über 18 Jahre | Einheit |
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20–30 mmHg | 20–30 mmHg | 20–30 mmHg | 20–30 mmHg | mmHg (Millimeter Quecksilber) |
Hinweis
Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.
Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 13. September 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik