Pulmonalzytologie
Synonyme: Bronchialzytologie, Lungenzytologie (LUNGENZYTO), Thoraxzytologie
Bei der Lungenzytologie handelt es sich um die mikroskopische Untersuchung von Zellen, die aus dem Bereich der tiefen Atemwege, der Lunge sowie angrenzenden Geweben des Brustraums gewonnen werden. Das wichtigste Untersuchungsverfahren zur Gewinnung von Zellmaterial aus diesem Bereich des Körpers ist dabei die Lungenspiegelung (Bronchoskopie).
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Inhaltsverzeichnis
Warum wird eine LUNGENZYTO-Untersuchung durchgeführt?
Bei der Lungenzytologie handelt es sich um die mikroskopische Untersuchung von Zellen, die aus dem Bereich der tiefen Atemwege, der Lunge sowie angrenzenden Geweben und Strukturen des Brustraums (Thorax) gewonnen werden. Das wichtigste Untersuchungsverfahren zur Gewinnung von Zellmaterial aus diesem Bereich des Körpers ist dabei die Lungenspiegelung (Bronchoskopie).
Bei der Bronchoskopie erfolgt die Begutachtung der tief gelegenen Abschnitte der Luftröhre sowie des Bronchialsystems mithilfe eines Endoskops. Hierbei handelt es sich um ein Instrument, welches in Körperhöhlen eingebracht wird, um bestimmte Innenräume des Körpers (in diesem Fall der Lunge) optisch darzustellen.
Durch die Bronchoskopie können somit krankhafte Prozesse direkt begutachtet werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch möglich, weitere Materialien für Folgeuntersuchungen zu sammeln. Zu diesen Folgeuntersuchungen zählen v.a.
- Lungenzytologie (Untersuchung von Zellen aus dem Bereich der Lunge sowie angrenzender Organe und Gewebe) sowie
- Lungenhistologie (Untersuchung von Gewebe aus dem Bereich der Lunge sowie angrenzender Organe und Gewebe).
Das wichtigste Einsatzgebiet der Lungenzytologie ist die Abklärung von auffälligen Befunden beim Lungenröntgen. Findet sich beispielsweise bei einem Lungenröntgen eine auffällige Verschattung (z.B. ein sogenannter "Rundherd"), so ist dies eine Indikation für weiterführende Untersuchungen. In erster Linie sind das: Computertomographie (CT) sowie Bronchoskopie. Die Bronchoskopie ist in diesem Zusammenhang das wichtigste Verfahren, um Zell- und Gewebsmaterial für zytologische und histologische Untersuchungen zu gewinnen.
Auf diese Weise gelingt es, die krankhaften Veränderungen im Bereich von Brustkorb und Lunge exakt abzuklären. Einen großen Stellenwert hat dabei die Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Erkrankungen:
- Beispiele für gutartige (benigne) Lungenerkrankungen sind
- Lungenentzündung (Pneumonie),
- Tuberkulose,
- Sarkoidose (dabei handelt es sich um eine besondere Erkrankung mit Bildung von Gewebsgranulomen, wobei diese Erkrankung von der Tuberkulose unterschieden werden muss) etc.
- Beispiele für bösartige (maligne) Lungenerkrankungen sind
- Lungenkrebs (Bronchuskarzinom),
- Metastasen im Bereich der Lunge (dabei handelt es sich um eine Verschleppung einer Tumorerkrankung aus anderen Bereichen des Körpers in die Lunge),
- maligne Lymphome im Bereich von Brustkorb und Lunge (maligne Lymphome sind bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems).
Wie funktioniert eine LUNGENZYTO-Untersuchung?
Das wichtigste Verfahren zur Gewinnung von Material für eine lungenzytologische Untersuchung ist die Lungenspiegelung (Bronchoskopie). Dabei stehen im Rahmen einer Bronchoskopie verschiedene Verfahren zur Gewinnung von Material für weiterführende zytologische Untersuchungen zur Verfügung:
- Es können Luftröhren- und Bronchialsekrete abgesaugt werden, wobei sich in diesen flüssigen Materialien oft große Mengen an frei schwimmenden Zellen finden, die sich von den oberflächlichen Geweben der Atemwege abgelöst haben.
- Weiters können spezielle Spülflüssigkeiten gewonnen werden. Ein wichtiges Untersuchungsmaterial in diesem Zusammenhang ist die BAL (broncho-alveoläre Lavage). Dieses Material wird durch Spülung der tiefen Atemwege gewonnen.
- Darüber hinaus gibt es auch Möglichkeiten zur Entnahme von Gewebsproben (sogenannte Biopsien). Zur Gewinnung von Biopsien stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung:
- Bürstenbiopsien: Dabei werden Zellen und Gewebe durch Abbürsten bzw. Abschaben gewonnen.
- Zangenbiopsien: Dabei werden Zellen und Gewebe durch Abzwicken mittels spezieller Zangen gewonnen.
- Feinnadelbiopsie: Dabei werden auffällige Lokalisationen mit einer feinen Nadel angestochen und das Untersuchungsmaterial aus diesem Bereich abgesaugt (aspiriert).
- Im Rahmen der Bronchoskopie kann die Feinnadelbiopsie auch ultraschallunterstützt erfolgen. Dieses Verfahren wird als endobronchialer Ultraschall (EBUS) bezeichnet.
- Eine weitere Inovation ist in diesem Zusammenhang die sogenannte „Kryobiopsie“, wobei die Materialgewinnung mittels Einsatz gekühlter Sondenspitzen (Kryosonden) erfolgt.
Neben der Bronchoskopie gibt es aber auch andere Verfahren zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial aus dem Bereich von Brustkorb und Lunge. Dazu zählen:
- Video-assistierte Thorakoskopie (VATS): minimal-invasives operativ-chirurgisches Verfahren zur Begutachtung und Materialentnahme im Bereich der Brusthöhle.
- Mediastinoskopie: operativ-chirurgisches Verfahren zur Begutachtung und Materialentnahme im Bereich des vorderen und oberen Mediastinums (mittlerer Bereich des Brustraums);
- CT-gezielte Verfahren zur Materialentnahme aus dem Bereich der Brusthöhle mittels Computertomographie.
Nach der Gewinnung des Untersuchungsmaterials wird dieses auf Objektträger (das sind dünne Glasplättchen) aufgebracht. Bei der Verarbeitung des zellhaltigen Materials ist besondere Sorgfalt sowie große Erfahrung notwendig, denn eine unsachgemäße Probenverarbeitung kann die nachfolgende zytologische Beurteilung erschweren, wenn etwa das Material zu dick ausgestrichen wird oder die Zellen unter zu starkem mechanischen Druck zerstört werden.
Anschließend wird das Präparat für eine Färbung nach May-Grünwald-Giemsa luftgetrocknet. Bevorzugt man die Färbung nach Papanicolaou, ist die Fixierung des ausgestrichenen Materials in einem Äther-Alkohol-Gemisch (z.B. Fixierspray) notwendig.
Danach werden die Objektträger zur Weiterverarbeitung in ein zytologisches Speziallabor gebracht. Dort erfolgt schließlich die Färbung des Untersuchungsmaterials, wobei die folgenden Standardfärbungen zum Einsatz kommen:
- Färbung nach May-Grünwald-Giemsa (MGG) sowie
- Färbung nach Papanicolaou (PAP).
Für bestimmte medizinische Fragestellungen können in weiterer Folge auch Spezialfärbungen (für Fett, Eisen, Bakterien etc.) sowie immunzytochemische Färbungen (zur exakten Abklärung unterschiedlicher Tumortypen) durchgeführt werden.
Im Anschluss an die Färbung erfolgt die mikroskopische zytologische Begutachtung. Dabei werden Zellen, Zellverbände sowie zellumgebende Strukturen (der sogenannte „Hintergrund“ des Präparates) als
- gesund,
- reaktiv (zelluläre Reaktionen auf Umwelteinflüsse aller Art) bzw.
- krankhaft bewertet.
Wie wird das Ergebnis einer LUNGENZYTO-Untersuchung ausgewertet?
Das Ergebnis der Lungenzytologie wird stets in Form eines schriftlichen Befundes zusammengefasst. In der Praxis werden zytologische Befunde zumeist in mehrere Abschnitte eingeteilt:
- Erster Abschnitt: Beurteilung der Qualität des Untersuchungsmaterials in „gut“, „eingeschränkt“, „nicht beurteilbar“.
- Zweiter Abschnitt: Morphologische Beschreibung des zytologischen Untersuchungsmaterials.
- Dritter Abschnitt: Klassifikation des Untersuchungsergebnisses der zytologischen Examinierung nach bestimmten Bewertungsgruppen.
Bei den Bewertungsgruppen zytologischer Untersuchungsergebnisse gibt es verbindliche Richtlinien hinsichtlich Klassifikation und Namensgebung (Nomenklatur). In Österreich kommen die von der Österreichischen Gesellschaft für Zytologie (ÖGZ – www.cytology.at) empfohlenen Bewertungsgruppen zur Klassifizierung extragenitaler, zytologischer Befunde zur Anwendung:
- Bewertungsgruppe 0: nicht beurteilbar.
- Bewertungsgruppe A: kein Anhaltspunkt für Malignität (Bösartigkeit).
- Bewertungsgruppe B: auffällig, unklare Dignität (d.h. Gut- bzw. Bösartigkeit der Zellveränderungen).
- Bewertungsgruppe C: malignitätsverdächtig, maligne (bösartig).
Weitere Informationen
LOINC: CYTO 31199-3
Referenzwerte
Für die Lungenzytologie gibt es keinen Referenzwert.
Generell ist es bei zytologischen Befunden aber üblich, das Untersuchungsergebnis entsprechend einer Bewertungsgruppe zu klassifizieren. Bei gynäkologischen Zytologiebefunden sind das die sogenannten PAP-Klassen.
Bei extragenitalen Zytologiebefunden (wie z.B. der Lungenzytologie) kommen die von der Österreichischen Gesellschaft für Zytologie (ÖGZ – www.cytology.at) empfohlenen Bewertungsgruppen zur Anwendung:
- Bewertungsgruppe 0: nicht beurteilbar.
- Bewertungsgruppe A: kein Anhaltspunkt für Malignität.
- Bewertungsgruppe B: auffällig, unklare Dignität.
- Bewertungsgruppe C: malignitätsverdächtig, maligne.
Hinweis
Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.
Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 13. November 2024
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik