Rückenschmerz: Mobil durch Arbeitsmedizin
Muskel-Skelett-Erkrankungen weit verbreitet
Über 14 Prozent aller Krankenstandsfälle der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht. Dazu zählen u.a. Erkrankungen des unteren Rückens, Bandscheibenvorfälle, Entzündungen der Schulter-, Arm- und Handgelenke, Muskel- und Gewebeverletzungen oder Arthrosen. Die durchschnittliche Krankenstandsdauer der Betroffenen ist laut Fehlzeitenreport 2011 der Sozialversicherung hoch, sie liegt bei rund 17 Tagen.
Zunehmend ist die Gruppe der 35- bis 55-jährigen Erwerbstätigen von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen. Besonders gefährdet sind nach Angaben der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in der Landwirtschaft, in Baubetrieben, im Handwerk, in der Pflege, Gastronomie oder im Büro mit Dateneingaben beschäftigt sind.
Was macht Muskeln und Gelenke krank?
Die Ursachen von Muskel-Skelett-Erkrankungen sind laut Informationen der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin komplex. Bei der Entstehung spielen körperliche, seelische, aber auch arbeitsbedingte Faktoren eine Rolle. Übergewicht und eine untrainierte Muskulatur können genauso am Anfang eines Rückenleidens stehen, wie ein Unfall, Belastungen am Arbeitsplatz oder psychische Faktoren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch Faktoren wie ein hohes Arbeitstempo oder monotone Arbeit die Entstehung von Muskel-Skelett-Erkrankungen begünstigen können.
Hilfe durch gezielte Vorsorge
„Durch Arbeit verursachte Schmerzen und Überlastungen führen oft zu Krankenständen, viele Beschwerden sind aber vermeidbar“, erklärt Christine Klien, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA). „Damit es nicht zur Krankheit kommt, hilft die Arbeitsmedizin vorbeugende Maßnahmen zu entwickeln. Dabei wird zunächst die Arbeitssituation analysiert, um Problempunkte zu erkennen. Danach erfolgt eine fundierte Beratung sowohl des Arbeitgebers als auch der Beschäftigten“, so Klien.
Ein Beispiel der ÖGA: Bildschirmarbeit ist nicht nur belastend für die Augen, sondern auch für das Hand-Arm-System – Stichwort Maushand –, die Psyche und den Rücken. Ein Arbeitgeber stellt – nach einer arbeitsmedizinischen Beratung – für seinen Mitarbeiter mit chronischen Rückenschmerzen einen Steh-Sitz-Tisch zur Verfügung, um die einseitige sitzende Tätigkeit durch Stehen unterbrechen zu können. Zusätzlich wird eine ergonomische Maus und Tastatur sowie ein Bildschirm in der passenden Größe angeschafft. Der Mitarbeiter wird von der Betriebsärztin motiviert, immer wieder auch im Stehen zu arbeiten und über die positiven Wirkungen von regelmäßigem Muskeltraining aufgeklärt.
Ergonomische Arbeitsplätze und Bewegungspausen beugen vor
„Wir brauchen ergonomisch sinnvoll gestaltete Arbeitsplätze und die Möglichkeit,
kleine Bewegungspausen in den Arbeitsalltag zu integrieren. In Österreich gibt es mehr als 1.800 Arbeitsmediziner, die in den Unternehmen bei der Gestaltung rückenfreundlicher Arbeitsplätze helfen und so einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten. Alle Arbeitgeber sind daher aufgerufen, sich dieser professionellen Unterstützung zu bedienen“, erklärt der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Artur Wechselberger, in einer Aussendung. Die Vorsorgemaßnahmen müssten in den Arbeitsprozess einbezogen werden.
Rückenleiden als Lebensstilerkrankung
Rückenleiden seien laut Ärztekammer mittlerweile in erster Linie auf einen vorwiegend sitzenden, bewegungsarmen Lebensstil zurückzuführen. So würden unter anderem langes Fernsehen und Computerspielen schon bei Kindern Fehlhaltungen und Übergewicht fördern. Gezielte, regelmäßige Bewegung könne Abhilfe schaffen. Eine gut trainierte Bauch- und Rückenmuskulatur beugt Rückenschmerzen vor.
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Letzte Aktualisierung: 19. März 2013
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal