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Notfall bei Kindern: Kopfverletzung

Kopfverletzungen können auf unterschiedliche Weise entstehen: durch einen Sturz, einen Aufprall, einen Schlag auf den Kopf, einen Verkehrsunfall etc.. Die möglichen Folgen reichen von Platzwunden über Schädelprellungen bis zu Gehirnerschütterungen. Sind knöcherne Strukturen und Gehirngewebe verletzt, spricht man von einem Schädel-Hirn-Trauma. Auch wenn äußerlich nur wenige Verletzungszeichen sichtbar sind, kann es im Schädelinneren zu Blutungen kommen. Diese führen in weiterer Folge zu einem Druck auf das Hirngewebe und können lebensbedrohlich werden.

Nicht immer ist das Ausmaß der Verletzung unmittelbar erkennbar, in manchen Fällen treten die Beschwerden erst verzögert nach einigen Stunden auf. Bei schweren Kopfverletzungen oder bei Verdacht auf eine Verletzung von Gehirngewebe ist rasche Erste Hilfe und ärztliche Behandlung wichtig.

Kinder haben in Bezug zu ihrer Körpergröße einen relativ großen Kopf. Die knöchernen Strukturen des Kopfes sind elastischer als bei Erwachsenen, d.h. Verletzungen können besser kompensiert werden und müssen nicht immer schwere Folgen nach sich ziehen. So sind harmlose Stürze vor allem im Kleinkindalter relativ häufig (z.B. während des Gehenlernens) und nur selten gefährlich.

Achtung

Bei Kindern unter sechs Monaten sollte ein Sturz auf den Kopf immer ärztlich begutachtet werden.

Entscheidend ist meist die Verletzungsursache bzw. der Unfallhergang. So können z.B. Stürze etwa ab einer Höhe von einem Meter problematisch werden, ebenso wie Stürze auf einen spitzen Gegenstand (z.B. Tischkante, Regalecke). Auch ein Schlag auf den Kopf oder ein Verkehrsunfall ziehen meist gröbere Verletzungen nach sich. Unabhängig von der Art des Unfalles ist es wichtig, das Kind genau zu beobachten; bei jeglichen Anzeichen einer schweren Verletzung bzw. einer Beteiligung des Gehirnes muss ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

Wie äußert sich eine schwere Kopfverletzung?

Folgende Anzeichen können auf eine schwere Kopfverletzung hinweisen:

  • mehrmaliges Erbrechen unmittelbar nach dem Ereignis bzw. bis zu sechs Stunden danach,
  • anhaltendes Weinen und Wimmern bei Kleinkindern,
  • Angabe von starken Kopfschmerzen bei größeren Kindern,
  • plötzliche Schläfrigkeit, schwere Erweckbarkeit, verwaschene Sprache, plötzliche Wesensänderung (z.B. keine Neugier oder Interesse an der Umgebung, introvertiert),
  • Trinkunlust, fehlende Lautäußerung kein (z.B. kein „Babyplappern“) bei Säuglingen,
  • eventuelle äußere Verletzungsanzeichen, wie Bluterguss (Beule), starke Blutung,
  • Blut oder klare Flüssigkeit (Gehirnflüssigkeit) tritt aus Ohren, Nase oder Mund aus,
  • Krampfanfälle,
  • Bewusstlosigkeit.

Denken Sie daran: Auch wenn äußerlich keine oder nur leichte Verletzungszeichen sichtbar sind, kann trotzdem das Gehirn verletzt sein. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind ist auffällig bzw. es stimmt etwas nicht, suchen Sie das nächste Krankenhaus auf oder wählen Sie den Notruf 144.

Wie kann ich Erste Hilfe leisten?

Nach schweren Unfällen sowie bei Verdacht auf eine schwere Kopfverletzung ist rasche Erste Hilfe und ärztliche Behandlung wichtig. Da gerade bei einem Sturz auf den Kopf auch eine Halswirbelsäulenverletzung auftreten kann, sollten Sie besonders vorsichtig sein. Heben Sie das Kind vorerst nicht auf, und gehen Sie wie folgt vor:

Machen Sie einen Notfallcheck, dabei überprüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung:

Bewusstsein kontrollieren

Sprechen Sie das Kind laut an, z.B. „Wach auf!“, und berühren Sie das Kind leicht (z.B. an der Innenseite des Oberarms).

  • Ist das Kind ansprechbar, lagern Sie es flach mit leicht erhöhtem Oberkörper.
  • Wählen Sie den Notruf 144.
  • Lassen Sie das verletzte Kind nicht alleine, und überwachen Sie seine Atmung.
  • Halten Sie das Kind warm (zudecken).

Atmung kontrollieren

Überstrecken Sie vorsichtig den Kopf des Kindes, danach gilt: hören, sehen, fühlen für maximal zehn Sekunden. Bei Säuglingen wird der Kopf nicht überstreckt, sondern nur in die „Schnüffelposition“ (Kopf nur wenig nach hinten strecken, die Nase soll dabei leicht nach oben zeigen)

  • Wenn eine normale Atmung vorhanden ist: Legen Sie das Kind in stabile Seitenlage. Wählen Sie den Notruf 144. Kontrollieren Sie regelmäßig die Atmung des Kindes, bis die Rettungskräfte vor Ort sind. Lassen Sie es nicht alleine. Decken Sie es zu, um eine Unterkühlung zu vermeiden.
  • Wenn keine normale Atmung vorhanden ist: Sofort mit der Wiederbelebung starten. Legen Sie das Kind flach auf den Rücken, strecken Sie den Kopf vorsichtig nach hinten und beatmen es 5x. Bleibt das Kind weiter reglos, beginnen Sie mit einer Herzdruckmassage: 30x mit einer Frequenz von 100 bis 120x pro Minute drücken. Wählen Sie nach einer Minute Wiederbelebung den Notruf 144. Fahren Sie fort, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind.

Mehr zum Thema: 1x1 der Ersten Hilfe bei Kindern

Was kann ich außerdem tun?

Bei leichteren Kopfverletzungen, die nicht unbedingt ärztlich versorgt werden müssen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Lassen Sie das Kind eine Weile ausruhen, indem es sich entweder hinlegt und eventuell kurz schläft oder etwas Ruhiges spielt und nicht herumtollt.
  • Geben Sie dem Kind etwas zu trinken.
  • Falls eine Wunde vorhanden ist: Stillen Sie die Blutung bzw. reinigen und versorgen Sie die Wunde.
  • Bei Schwellungen legen Sie Cool Packs oder gekühlte Umschläge auf (niemals Eis direkt auf die Haut auflegen!).
  • Das Wichtigste: Beobachten Sie Ihr Kind. Wenn sich die Beschwerden (z.B. Kopfschmerzen) nicht bessern, schlimmer werden oder andere Symptome hinzukommen, dann suchen Sie ein Krankenhaus auf.

Wissenswertes zu Kopfverletzungen bei Kindern

Bei Kopfverletzungen gibt es folgende häufige Diagnosen:

Gehirnerschütterung (Commotio cerebri)

Die Gehirnerschütterung ist eine akute vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns. Sie äußert sich durch eine Bewusstlosigkeit. Der Bewusstseinsverlust kann von einigen Minuten bis maximal eine Stunde dauern. Obwohl bei der Gehirnerschütterung auch Nervenzellen zerstört werden, ist das Ausmaß so begrenzt, dass im Normalfall kein bleibender Schaden entsteht. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel sind weitere typische Beschwerden. Zudem kann es zu einer Gedächtnisstörung kommen. Diese wird entweder als retrograde Amnesie bezeichnet, wenn das Kind keine Erinnerung an die Ereignisse vor dem Unfall hat, oder als anterograde Amnesie, wenn die Erinnerungslücke für den Zeitraum nach dem Unfall besteht.

Achtung

Symptome wie Sehstörungen oder Lähmungen sind für eine Gehirnerschütterung untypisch, sie können ein Hinweis für eine schwere Hirnschädigung sein!

Jede Bewusstlosigkeit MUSS im Krankenhaus abgeklärt werden. Auch wenn sie nur von kurzer Dauer war.

Gehirnprellung (Contusio cerebri)

Im Unterschied zur Gehirnerschütterung ist die Gehirnprellung eine schwere Verletzung des Hirngewebes. Das Ausmaß und die Lokalisation der Schädigung sind abhängig von der Intensität der einwirkenden Kraft. Auffallend sind eine längere Bewusstlosigkeit (über eine Stunde) und andere neurologische Symptome, wie z.B. Krämpfe, Lähmungen, Sehstörungen. In der Computertomographie (CT) ist die Hirnschädigung sichtbar. Bei einer Gehirnerschütterung hingegen ist die CT unauffällig.

Gehirnblutung

Infolge einer Gehirnprellung kann es auch zu einer Gehirnblutung kommen. Gehirnblutungen sind besonders gefährlich, da sich der Schädel aufgrund der knöchernen Begrenzung nicht ausdehnen kann. Eine andauernde Blutung führt daher zu einer Drucksteigerung im Schädel mit eventuell lebensbedrohlichen Auswirkungen. Zu den Anzeichen einer Hirnblutung zählen unter anderem starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen sowie zunehmende Bewusstlosigkeit.

Je nachdem, ob Arterien oder Venen verletzt sind, ist die Situation mehr oder weniger akut: Bei einer Blutung aus einer Arterie tritt in kurzer Zeit eine große Menge an Blut aus, es kann schnell ein lebensbedrohlicher Zustand entstehen. Blutungen aus verletzten Venen schreiten hingegen eher langsam voran (Sickerblutung), die Beschwerden treten später auf und sind meist weniger stark ausgeprägt.

Nach der Lokalisation der Blutung unterscheidet man die epidurale Blutung (zwischen Schädelknochen und harter Hirnhaut), die subdurale Blutung (zwischen harter und mittlerer Hirnhaut) und die Subarachnoidalblutung (zwischen mittlerer und weicher Hirnhaut).

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2019

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Intensivmedizin)

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