Darmkrebs: Therapie
Inhaltsverzeichnis
Wie werden Krebsvorstufen behandelt?
Wenn die Ärztin oder der Arzt während einer Darmspiegelung Polypen entdeckt, kann sie oder er nicht sicher mit dem bloßem Auge erkennen, ob es sich dabei um einen gutartigen Polypen, um eine Krebsvorstufe oder bereits um Krebs handelt. Deswegen werden die meisten entdeckten Polypen entfernt und im Labor unter dem Mikroskop genauer untersucht. Stellt sich dabei heraus, dass der entnommene Polyp gutartig ist, ist die Behandlung damit abgeschlossen. Je nach Art, Anzahl und Größe der Polypen empfehlen Fachleute eine erneute Darmspiegelung nach sechs Monaten bis zehn Jahren.
Wie wird Darmkrebs behandelt?
Ergeben die Untersuchungen, dass es sich um Darmkrebs handelt, beraten Fachleute aus den unterschiedlichen Fachrichtungen, wie beispielsweise aus der Gastroenterologie, Chirurgie, Onkologie und Strahlentherapie über die weiteren Schritte. Sie begleiten die Betroffenen von den Untersuchungen über die Behandlungen bis hin zur Nachsorge.
Wird Darmkrebs früh entdeckt, sind die Chancen auf Heilung gut. Dann ist das Ziel der Behandlung, dass die oder der Betroffene geheilt wird. Fachleute bezeichnen dieses Vorgehen als kurative Therapie. Ist der Krebs schon weit fortgeschritten und hat bereits Metastasen gebildet, ist eine Heilung oft nicht mehr möglich. In diesem Fall kann nur noch palliativ behandelt werden: Das Ziel der Therapie ist es, das Wachstum des Krebses zu verlangsamen, Beschwerden zu lindern und so lange wie möglich eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Prinzipiell kann Darmkrebs mit einer Endoskopie, Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie behandelt werden. In manchen Fällen reicht die Endoskopie oder Operation alleine, in anderen Fällen müssen alle Methoden eingesetzt werden. Bei der Auswahl der Behandlung berücksichtigen die Ärztinnen und Ärzte unter anderem folgende Faktoren:
- In welchem Teil des Darms liegt der Krebs? Für die Therapie ist besonders wichtig, welcher Abschnitt des Darms vom Krebs betroffen ist: Krebs im Enddarm, ein sogenanntes Rektumkarzinom, wird anders behandelt als Krebs in anderen Abschnitten des Dickdarms.
- Hat sich der Krebs schon in die Umgebung ausgebreitet?
- Hat der Krebs bereits Metastasen gebildet?
- Zudem spielt auch die persönliche Situation der oder des Betroffenen eine Rolle:
- Wie alt ist sie oder er?
- Hat sie oder er noch andere Erkrankungen?
- Was sind die persönlichen Vorstellungen und Wünsche der oder des Betroffenen?
Operation
Die wichtigste Behandlungsmaßnahme bei Darmkrebs ist die Operation, in sehr frühen Stadien die Endoskopie. Im Idealfall ist es möglich, dass die Ärztin oder der Arzt den Krebs vollständig entfernen kann und die oder der Betroffene geheilt ist. Die Chirurgin oder der Chirurg entnimmt das vom Krebs befallene Darmstück mit den zugehörigen Blut- und Lymphgefäßen sowie den benachbarten Lymphknoten laparoskopisch oder offen. So soll vermieden werden, dass der Krebs wiederkommt und sich Metastasen bilden.
Die Endoskopie wird in Sedierung, die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Meist eröffnet die Chirurgin oder der Chirurg den Bauch mit einem großen Schnitt. In bestimmten Fällen kann der Krebs auch mit einer „Schlüsselloch-Operation“ oder über den After entfernt werden.
Selten muss der ganze Enddarm samt dem Schließmuskel entfernt werden. Die Betroffenen können dann den Stuhl nicht mehr über den After ausscheiden. In diesem Fall ist ein künstlicher Darmausgang notwendig. Fachleute bezeichnen einen solchen als Stoma oder Anus praeter.
Dabei formt die Chirurgin oder der Chirurg eine kleine Öffnung im linken Unterbauch, in die der Dickdarm mündet. Über diese Öffnung wird ein luftdichter Beutel auf der Haut befestigt, in den der Stuhl laufend aufgefangen wird. Bei manchen Betroffenen wird der künstliche Darmausgang für immer angelegt. Andere erhalten diesen nur vorübergehend, beispielsweise bis die Operationswunden verheilt sind. Danach kann der künstliche Darmausgang in einer kleinen Operation verschlossen und der Darm wieder auf natürlichem Weg entleert werden.
Für die meisten Betroffenen ist ein künstlicher Darmausgang vor allem psychisch sehr belastend. Speziell geschultes Pflegepersonal (Stomapflege) und Selbsthilfegruppen können Betroffenen dabei helfen zu erlernen, wie sie mit dieser sehr speziellen Situation umgehen können, sodass sie trotz künstlichem Darmausgang ein weitgehend normales Leben führen können.
Je nachdem in welchem Abschnitt des Dickdarms der Krebs gelegen ist und wie weit er fortgeschritten ist, sind nach der Operation weitere Behandlungen notwendig:
Chemotherapie und Strahlentherapie
Bei einer Chemotherapie kommen sogenannte Zytostatika oder Immuntherapeutika („Systemtherapie") zum Einsatz. Sie zerstören direkt (toxisch) oder indirekt (immunologisch) Krebszellen und verhindern, dass sich diese weiter vermehren. Mit einer Chemotherapie können Metastasen zerstört und das Risiko für Rückfälle gesenkt werden.
Fachleute empfehlen Betroffenen eine sogenannte begleitende oder adjuvante Chemotherapie, wenn die Lymphknoten bereits vom Krebs befallen sind oder sich der Krebs auf andere Organe ausgebreitet hat. So können Krebszellen, die nach der Operation möglicherweise noch im Körper sind, zerstört und ein Rückfall vermieden werden.
Wenn der Krebs im Enddarm ist, kann bei manchen Betroffenen eine Strahlen- und Chemotherapie vor der Operation sinnvoll sein. Dadurch kann der Krebs verkleinert werden, wodurch die anschließende Operation weniger umfangreich wird. Zudem kann so ein späterer Rückfall verhindert und der Schließmuskel eher erhalten werden. Wird eine Radio- oder Chemotherapie vor der Operation verabreicht, sprechen Fachleute von einer neoadjuvanten Therapie.
Eine Strahlentherapie wirkt nur an der Stelle des Körpers, die bestrahlt wird. Im Gegensatz zu einer Chemotherapie belastet diese nicht den gesamten Körper. Eine Strahlentherapie wird hauptsächlich zur Behandlung von Krebs im Enddarm eingesetzt. Oft erhalten die Betroffenen diese gemeinsam mit einer Chemotherapie. Fachleute sprechen dann von einer Radiochemotherapie. Meist wird diese vor der Operation angewandt. Durch die neoadjuvante Radiochemotherapie wird der Tumor kleiner und kann besser operiert werden. Zudem bleibt den Betroffenen dadurch oft ein künstlicher Darmausgang erspart.
Sonstige Therapie
Ist der Darmkrebs schon weiter fortgeschritten, stehen Betroffenen zusätzlich zu Operation, Chemotherapie und Bestrahlung weitere therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung:
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Zielgerichtete Therapien
Personen mit fortgeschrittenem Darmkrebs können zusätzlich zur Chemotherapie verschiedene zielgerichtete Medikamente erhalten. Zielgerichtete Medikamente greifen Krebszellen gezielt an. Allerdings wirken diese nur, wenn die Krebszellen bestimmte Merkmale, sogenannte Biomarker, haben. Ob eine Patientin oder ein Patient für eine solche Therapie infrage kommt, wird vor der Behandlung getestet. Dabei wird das Krebsgewebe und manchmal auch das Blut der betroffenen Person auf diese Biomarker untersucht.
Zielgerichtete Medikamente bremsen das Wachstum des Krebses und können dazu beitragen, die Krankheit über längere Zeit unter Kontrolle zu bringen. Dadurch haben viele Betroffene weniger Beschwerden und eine bessere Lebensqualität.
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Begleitende (supportive) Therapie
Verschiedene Maßnahmen und Medikamente können dabei helfen, belastende Symptome der Erkrankung selbst sowie Nebenwirkungen der Therapien zu lindern. Ziel der unterstützenden Therapie ist es, möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten. Dazu gehört beispielsweise die Linderung von Schmerzen mit Medikamenten. Bei manchen Betroffenen kommt es im Laufe der Erkrankung zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum. Fachleute bezeichnen das als Aszites. Große Mengen Flüssigkeit drücken dann auf die inneren Organe, was für Betroffene sehr belastend sein kann. Zur Entlastung kann regelmäßig punktiert werden. Dabei wird unter örtlicher Betäubung mit einer Hohlnadel in die Bauchhöhle gestochen und über einen Schlauch die Flüssigkeit abgelassen. Wenn der Darm durch den Krebs stark eingeengt und eine Operation nicht möglich ist, droht ein Darmverschluss. Dann versuchen die Ärztinnen und Ärzte, die Darmpassage mit einer Operation wieder durchgängig zu machen.
Wie werden Metastasen behandelt?
Hat der Krebs bereits Metastasen gebildet, beispielsweise in der Leber oder Lunge, können diese je nach Fall operativ entfernt werden. Einzelne Metastasen in der Leber kann die Chirurgin oder der Chirurg manchmal gleich während der Darmkrebsoperation entfernen. Dann kann der Krebs auch in diesem Stadium noch heilbar sein.
In einigen Fällen können die Metastasen nicht mit einer Operation entfernt werden. Dann kommen andere Methoden zum Zug: Beispielsweise können die Metastasen mit Hitze bei der sogenannten Radiofrequenz-Thermoablation oder der laserinduzierten interstitiellen Thermotherapie zerstört werden. Bei einer Embolisation werden die Blutgefäße, die die Metastasen versorgen, mit bestimmten Substanzen verschlossen. Dadurch sterben die Metastasen ab. Einzelne Metastasen, wie beispielsweise Knochen- oder Hirnmetastasen, können gezielt bestrahlt werden.
In bestimmten Fällen raten Fachleute Betroffenen zu einer Chemotherapie. Diese wirkt im ganzen Körper und erreicht auch verstreute Krebszellen. So können Metastasen verkleinert und am Wachsen gehindert werden.
Haben Betroffene Metastasen am Bauchfell, kommt manchmal die „hypertherme intraperitoneale Chemotherapie“ (HIPEC) zum Einsatz. Dabei werden zunächst in einer großen Operation die sichtbaren Metastasen entfernt. Um auch unsichtbare Krebszellen zu bekämpfen, wird unmittelbar danach eine erwärmte Chemotherapie-Lösung in den Bauchraum gebracht, einige Zeit belassen und wieder abgesaugt.
Wie erfolgt die Nachsorge?
Nachdem die Krebstherapie abgeschlossen ist, soll die betroffene Person regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen. Es können dadurch Rückfälle und Metastasen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Zudem können dabei mögliche Beschwerden, die durch die Behandlung entstanden sind, etwa Schmerzen oder Müdigkeit, gelindert werden. Neben den körperlichen Beschwerden wird dabei auch der psychologischen Verarbeitung der Krebserkrankung und dem psychischen Wohlbefinden der oder des Betroffenen Raum gegeben. Ängste, aber auch psychische oder berufliche Probleme können dabei angesprochen werden.
Da das Risiko für einen Rückfall in den ersten fünf Jahren nach der Operation am höchsten ist, sind zunächst engmaschige Kontrollen notwendig. Wie häufig diese stattfinden, ist vom individuellen Krankheitsverlauf der Patientin oder des Patienten abhängig.
Bei jedem Nachsorgetermin führt die Ärztin oder der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person und untersucht diese gründlich. Je nach Fall kommen dann weitere Untersuchungen dazu: Beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie des Bauches, eine Koloskopie oder ein Röntgen der Lunge. Zumindest in den ersten zwei Jahren nach der Operation empfehlen Fachleute, dass alle sechs Monate der Wert des Tumormarkers CEA bestimmt wird. Steigt dieser Wert an, kann das (muss aber nicht) ein Hinweis für einen Rückfall oder Metastasen sein. Was die tatsächliche Ursache für den erhöhten Wert ist, können aber nur weitere Untersuchungen klären. CEA ist bei Rauchern auch ohne Krebs erhöht.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 20. Januar 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Prim. Dr. Rainer Schöfl, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Endokrinologie u. Stoffwechselerkrankungen), Zusatzfach Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)