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UGT1A1-Genotypisierung (UGT1A1)

Synonyme:  UGT1A1-Genanalyse, UGT1A1-Mutationsanalyse

Bei der UGT1A1-Genotypisierung handelt es sich um eine medizinische Laboruntersuchung aus dem Bereich der sogenannten Pharmakogenetik. Dabei erfolgt die Untersuchung eines Zusammenhangs zwischen Erbfaktoren (genetischen Variationen) und der Wirksamkeit bzw. Toxizität bestimmter Arzneimittel, was auch personalisierte oder individualisierte Medizin genannt wird. Im Fall der UGT1A1-Genotypisierung werden gezielt Erbmerkmale untersucht, die einen Einfluss auf eine Behandlung mit Irinotecan (dabei handelt es sich um ein Chemotherapeutikum, welches in der Krebstherapie eingesetzt wird) haben können, wobei im Falle bestimmter genetischer Variationen die Verabreichung dieses Medikaments mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen einhergehen kann.

  • ALDO-B-Genanalyse (ALDOB)
  • Alpha-Thalassämie-Mutationsanalyse (ATHMU)
  • Beta-Thalassämie-Mutationsanalyse (BTHMU)
  • Chorea-Huntington-Mutationsanalyse (CHHMU)
  • CYP2C19-Genanalyse
  • CYP2C19-Genotypisierung (CYP2C19)
  • CYP2C19-Mutationsanalyse
  • CYP2C9-Genanalyse
  • CYP2C9-Genotypisierung (CYP2C9)
  • CYP2C9-Mutationsanalyse
  • CYP2D6-Genanalyse
  • CYP2D6-Genotypisierung (CYP2D6)
  • CYP2D6-Mutationsanalyse
  • Cystische-Fibrose-Mutationsanalyse (CFMU)
  • DPYD-Genanalyse
  • DPYD-Genotypisierung (DPYD)
  • DPYD-Mutationsanalyse
  • Fruktoseintoleranz-Genotypisierung
  • Hämochromatose-Mutationsanalyse (HCHMU)
  • HLA-B*5701 PCR (HLAB5701)
  • HLA-B*5701-Genanalyse
  • HLA-B*5701-Genvariante
  • HLA-B27 Genotypisierung (HLAB27)
  • HLA-B27 PCR
  • HLA-B27-Genanalyse
  • HLA-DQ2 & HLA-DQ8
  • HLA-DQ2&8-Genotypisierung (HLADQ2U8)
  • Laktoseintoleranz-Genotypisierung
  • MCM6-Genotypisierung (MCM6GT)
  • Mukoviszidose-Mutationsanalyse
  • SLCO1B1-Genanalyse
  • SLCO1B1-Genotypisierung (SLCO1B1)
  • SLCO1B1-Mutationsanalyse
  • TPMT-Genanalyse
  • TPMT-Genotypisierung (TPMT)
  • TPMT-Mutationsanalyse
  • VKORC1-Genanalyse
  • VKORC1-Genotypisierung (VKORC1)
  • VKORC1-Mutationsanalyse
  • Zöliakie-Genanalyse
  • Zystische-Fibrose-Mutationsanalyse

Warum wird eine UGT1A1-Genotypisierung durchgeführt?

Bei der UGT1A1-Genotypisierung handelt es sich um eine medizinische Laboruntersuchung aus dem Bereich der sogenannten Pharmakogenetik. Dabei erfolgt die Untersuchung eines Zusammenhangs zwischen Erbfaktoren (genetischen Variationen) und der Wirksamkeit bzw. Toxizität bestimmter Arzneimittel. Im Fall der UGT1A1-Genotypisierung werden gezielt Erbmerkmale untersucht, die einen Einfluss auf eine Behandlung mit dem Arzneimittel Irinotecan haben können.

Irinotecan ist ein Chemotherapeutikum und wird zur Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen (Dickdarmkrebs und bestimmte Formen von Lungenkrebs) therapeutisch eingesetzt.

Im Hinblick auf den Stoffwechsel von Irinotecan im Körper spielt hinsichtlich des Abbaus sowie der Ausscheidung dieses Arzneimittels das folgende Enzym eine wichtige Rolle:

  • UDP-Glucuronosyltransferase (UGT1A1).

Dabei können bestimmte genetische UGT1A1-Variationen zu einem veränderten Stoffwechsel von medikamentös verabreichtem Irinotecan führen:

  • Bei Personen mit vermindertem Irinotecan-Abbau kann das Risiko für ein Auftreten von Arzneimittelnebenwirkungen (v.a. Durchfälle und Blutbildveränderungen) gesteigert sein, weil das Medikament bloß verzögert abgebaut und ausgeschieden wird und es sich dadurch im Körper anreichern kann. In diesen Fällen ist eine Verminderung der individuellen Irinotecan-Dosierung durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt in Erwägung zu ziehen.

Die Anpassung einer medikamentösen Arzneimitteltherapie an den Stoffwechsel einer einzelnen Person wird als personalisierte oder individualisierte Medizin bezeichnet, wobei in diesem Zusammenhang auch bestimmte Erbmerkmale berücksichtigt werden. Aus diesem Grund ist die UGT1A1-Genotypisierung im Vorfeld einer geplanten Therapie mit Irinotecan im Hinblick auf potentiell toxische Nebenwirkungen dieses Arzneimittels eine wichtige diagnostische Maßnahme.

Bei der UGT1A1-Genotypisierung handelt es sich um ein labormedizinisches Spezialverfahren zur Analyse bestimmter Genvariationen (sogenannte Allele) in diesem Enzymsystem. Für diese genetische Untersuchung ist nur eine einfache Blutabnahme notwendig. Im medizinischen Labor wird dabei aus dem Blut die Erbsubstanz (sogenannte Desoxyribonukleinsäure – DNA) extrahiert, mit dem Laborverfahren der Polymerase-Kettenreaktion (PCR – Polymerase Chain Reaction) die entsprechende Genregion vervielfacht (amplifiziert) und im Falle eines positiven Nachweises die gesuchte Genvariante identifiziert bzw. quantifiziert.

Neben dem PCR-Verfahren gibt es auch noch die Möglichkeit, die genaue Abfolge des genetischen Codes bei der Patientin/dem Patienten zu entschlüsseln. Dieses Untersuchungsverfahren wird DNA-Sequenzierung genannt. Da diese Labormethode aber aufwendiger als das PCR-Verfahren ist, erfolgt eine DNA-Sequenzierung im Rahmen der UGT1A1-Genotypisierung vor allem im Zusammenhang mit speziellen diagnostischen bzw. wissenschaftlichen Fragestellungen.

Wie ist das Untersuchungsergebnis der UGT1A1-Genotypisierung zu interpretieren?

Genetische Variationen des UGT1A1-Enzymsystems können zu einem veränderten Stoffwechsel von medikamentös verabreichtem Irinotecan führen:

  • Bei Personen mit vermindertem Irinotecan-Abbau kann das Risiko für ein Auftreten von Arzneimittelnebenwirkungen (v.a. Durchfälle und Blutbildveränderungen) gesteigert sein, weil das Medikament bloß verzögert abgebaut und ausgeschieden wird, und es sich dadurch im Körper anreichern kann.

Personen mit reinerbigem (homozygotem) UGT1A1*1-Genotyp (sogenannter genetischer „Wildtyp“) kommen in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von ca. 43 Prozent vor, wobei in diesen Fällen keine Hinweise auf eine Verminderung UGT1A1-Enzymaktivität anzunehmen sind.

Die häufigste UGT1A1-Genvariation, die mit einer Verminderung UGT1A1-Enzymaktivität einhergeht, ist der UGT1A1*28-Genotyp. Mischerbige (heterozygote) Träger des UGT1A1*28-Genotyps sind in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von rund 45 Prozent anzutreffen, und bei diesen Personen besteht ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen im Rahmen einer Irinotecan-Therapie.

Reinerbige Formen des UGT1A1*28-Genotyps kommen in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von rund zwölf Prozent vor und sind mit einem stärker erhöhten Nebenwirkungsrisiko einer Irinotecan-Therapie assoziiert. In diesen Fällen (mischerbige und reinerbige UGT1A1*28-Merkmalsträger) ist eine Verminderung der individuellen Arzneimitteldosierung durch die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt in Erwägung zu ziehen.

Darüber hinaus steht der UGT1A1*28-Genotyp auch in einem Zusammenhang mit dem Vorliegen eines sogenannten Gilbert-Syndroms (auch Morbus Meulengracht genannt), was bei den betroffenen Personen mit einer in erster Linie harmlosen Erhöhung der Blutwerte des Gelbsuchtfarbstoffes Bilirubin vergesellschaftet ist. Im Vorfeld einer geplanten Irinotecan-Therapie sollte aber insbesondere bei Personen mit Gilbert-Syndrom eine UGT1A1-Genotypisierung zur Abschätzung des individuellen Irinotecan-Nebenwirkungsrisikos durchgeführt werden.

Weitere Informationen

LOINC: 79718-3/UGT1A1 gene prod met act imp Bld/T CPIC

Referenzwerte

Im Rahmen der UGT1A1-Genotypisierung erfolgt die Untersuchung bestimmter genetischer Merkmale. Bei solchen Laboranalysen gibt es daher keinen Referenzwert, genauso wie es beispielsweise auch für die Haarfarbe keinen Referenzwert gibt. Denn auch die Haarfarbe ist ein genetisches Merkmal.

Hinweis

Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von  Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.

Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 14. Dezember 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik

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