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ACTH (ACTH)

Synonyme:  Adrenocorticotropes Hormon, Corticotropin, Kortikotropin

Das Hormon ACTH wird von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildet. Es reguliert die Bildung der Nebennierenrindenhormone, wobei es auf die Bildung und Freisetzung von Kortisol die stärksten Effekte hat.

  • 17-ß-Östradiol
  • Alpha-Fetoprotein (AFP)
  • Beta-HCG (BHCG)
  • CA 125 (C125)
  • CA 15-3 (C153)
  • CA 19-9 (C199)
  • CA 72-4 (C724)
  • Carcinoembryonales Antigen (CEA)
  • Cobalamin
  • Coeruloplasmin (COER)
  • Cortisol (CORT)
  • Cortisol bindendes Globulin (CBG)
  • CYFRA 21-1 (CYFR)
  • Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEAS)
  • Dihydrotestosteron (DHT)
  • Estradiol
  • Estriol
  • Estron
  • Folat
  • Follikel-stimulierendes Hormon (FSH)
  • Folsäure (FOLS)
  • Gestagen
  • Gonadotropine (FSH)
  • Gonadotropine (LH)
  • HGH (Human Growth Hormone)
  • Humanes Choriongonadotropin (HCG)
  • Insulin-like Growth Factor 1
  • Kortisol
  • Kupfer (CU)
  • Luteinisierendes Hormon (LH)
  • Magnesium (MG)
  • Nebennierenrinden-Androgene
  • Neuronenspezifische Enolase (NSE)
  • Östradiol (E2)
  • Östriol (E3)
  • Östron (E1)
  • Progesteron (PROG)
  • Prolaktin (PRL)
  • Prostataspezifisches Antigen (PSA)
  • Retinol
  • SCC-Antigen (SCC)
  • Schilddrüsenhormon (T3)
  • Schilddrüsenhormon (T4)
  • Sexualhormon-bindendes-Globulin (SHBG)
  • Somatomedin-C (IGF-I)
  • Somatotropes Hormon (STH)
  • Somatotropin
  • Testosteron (TESTO)
  • Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)
  • Thyreotropin
  • Thyroxin (T4)
  • Transcortin
  • Trijodthyronin (T3)
  • Vitamin A (VA)
  • Vitamin B12 (VB12)
  • Vitamin C (VC)
  • Wachstumshormon (HGH)

Warum wird ACTH im Blut bestimmt?

ACTH gehört zur Gruppe der Hormone. Hormone sind vom Körper gebildete Stoffe, die ins Blut abgegeben werden und die Funktion bestimmter Organe bzw. Organsysteme steuern.

Das Hormon ACTH wird von der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildet. Es reguliert die Bildung der folgenden Nebennierenrindenhormone:

  • Kortisol (sogenannte Glukokortikoide),
  • Aldosteron (sogenannte Mineralkortikoide) und
  • Nebennierenrindenandrogene.

Auf die Bildung und Freisetzung von Kortisol hat ACTH die stärksten Effekte. Aus diesem Grund resultieren die Wirkungen von ACTH auf den Körper indirekt über die vielfältigen Effekte von Kortisol.

Kortisol selbst wird in den Nebennierenrinden gebildet. Es ist ein Steroidhormon und gehört zur Hormongruppe der „Glukokortikoide“, wobei diese Hormone in sämtliche Stoffwechselprozesse des Körpers eingreifen:

  • Effekte auf den Kohlenhydratstoffwechsel (Blutzuckersteigerung),
  • Effekte auf den Fettstoffwechsel (Steigerung der Lipolyse),
  • Effekte auf den Eiweißstoffwechsel (Steigerung des Protein- und Knochenabbaus),
  • Entzündungshemmung und Immunsuppression,
  • Steigerung der Magensäureproduktion,
  • Steigerung des Blutdrucks (durch v.a. Flüssigkeitsretention im Körper),
  • Verbesserung der Wirksamkeit der Stresshormone (v.a. Adrenalin und Noradrenalin),
  • weitere Wirkungen auf zahlreiche Gewebe (Haut, Knochen etc.) sowie das Gehirn (Beeinflussung von Verhaltensmustern).

Hinweis

Generell gehören ACTH und Glukokortikoide (Kortisol) zu den Stresshormonen und unterliegen demzufolge extremen tageszeitlichen Schwankungen. Die höchsten Werte dieser Hormone finden sich am frühen Morgen, die niedrigsten am späten Abend. Dieser Sachverhalt ist bei der Blutabnahme und Interpretation der Labormesswerte zu berücksichtigen.

Für die medizinische Diagnostik müssen die Blutwerte von ACTH und Kortisol immer gemeinsam gemessen und beurteilt werden. Veränderungen dieser Hormone im Blut erlauben insbesondere Rückschlüsse auf die Funktion der Nebennierenrinde sowie deren übergeordneter Regulation durch die Hypophyse. Zu den wichtigsten Störungen der Nebennierenrinde zählen

  • Nebennierenrindeninsuffizienz sowie
  • Hyperkortisolismus.

Was bedeuten erhöhte bzw. erniedrigte ACTH-Werte im Blut?

Im Rahmen der labordiagnostischen Untersuchung der Nebennierenrindenfunktion ist die Beurteilung des ACTH-Wertes im Blut der erste Schritt.

Erniedrigte ACTH-Werte sind dabei ein Hinweis auf einen

  • „Hyperkortisolismus“ (zu viel Kortisol im Blut)
    • sogenanntes „Cushing-Syndrom“.

Erhöhte ACTH-Werte sind wiederum ein Hinweis auf eine

  • Nebennierenrindenunterfunktion (auch „Nebennierenrindeninsuffizienz“ bzw. „Hypokortisolismus“ genannt)
    • sogenannter „Morbus Addison“.

Im zweiten Schritt erfolgt dann die Beurteilung des Kortisolwertes im Blut zur Bestätigung des Vorliegens eines tatsächlichen Hyper- (zu viel Kortisol im Blut) bzw. Hypokortisolismus (zu wenig Kortisol im Blut).

Dieser umgekehrte Zusammenhang (erhöhte ACTH-Werte = Nebennierenrindenunterfunktion/erniedrigte ACTH-Werte = Nebennierenrindenüberfunktion) erklärt sich aufgrund des Regelkreises

  • Hypophyse/Nebennierenrinde.

Denn die Hirnanhangsdrüse steuert die Nebennierenrinde folgendermaßen:

  • Wenn zu wenig Kortisol im Körper vorhanden ist (Nebennierenrindenunterfunktion), wird vermehrt ACTH gebildet. Das ACTH regt die Nebennierenrinde in weiterer Folge zur Bildung von Kortisol an.
  • Wenn aber zu viel Kortisol im Körper vorhanden ist (Hyperkortisolismus), vermindert sich die ACTH-Bildung durch die Hirnanhangsdrüse.

Aufgrund des Regelkreises Hirnanhangsdrüse-Nebennierenrinde können Störungen der Kortisolbildung daher in folgenden Fällen auftreten:

  • Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse,
  • Erkrankungen der Nebennierenrinde sowie
  • medikamentöse Behandlung mit kortisonhaltigen Arzneimitteln.

Zur diagnostischen Abklärung einer Störung im Hypophysen-Nebennierenrinden-System dient daher in erster Linie die Bestimmung von ACTH und Kortisol im Blut. Weiters gibt es aber auch bestimmte Funktionstests, um Störungen in diesem Regelkreissystem genauer einzugrenzen. Zu diesen Funktionstests gehören:

  • Dexamethason-Hemmtest: Bei diesem Test wird Dexamethason (ein synthetisches Glukokortikoid) verabreicht, was normalerweise zu einer Suppression der Kortisolbildung durch die Nebennierenrinde führen sollte.
  • CRH-Test: Bei diesem Test wird das Hormon CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) verabreicht, was normalerweise zu einer Steigerung der ACTH- sowie Kortisolwerte im Blut führen sollte.
  • ACTH-Test: Bei diesem Test wird das Hormon ACTH verabreicht, was normalerweise zu einer Steigerung der Kortisolbildung führen sollte.

Cushing-Syndrom – Hyperkortisolismus

Das Cushing-Syndrom ist ein Krankheitsbild, das durch eine Erhöhung von Glukokortikoiden im Blut hervorgerufen wird. Als Ursache dieser Störung kommt eine Reihe von Möglichkeiten infrage:

  • medikamentöse Behandlung mit Glukokortikoiden (z.B. Kortison) über einen längeren Zeitraum (sogenanntes exogenes oder iatrogenes Cushing-Syndrom),
  • ACTH-produzierender Tumor,
  • Kortisol-produzierender Tumor.

Die Beschwerden eines Cushing-Syndroms sind aufgrund der zahlreichen Wirkungen der Glukokortikoide vielfältig:

  • Fettsucht (Störung des Fettstoffwechsels),
  • Knochenschwund (Osteoporose), Muskelschwund und Hautatrophie (Störung des Eiweißstoffwechsels),
  • Diabetes mellitus (Störung des Kohlenhydratstoffwechsels),
  • Bluthochdruck (Hypertonie) u.v.m.

Bei der Abklärung eines Cushing-Syndroms kommt der Labordiagnostik ein großer Stellenwert zu:

  • Bestimmung von ACTH und Kortisol im Blut sowie
  • Funktionstests (Dexamethason-Hemmtest, CRH-Test etc.).

Weiters ist auch die bildgebende Diagnostik wichtig, um Tumore im Bereich der Hypophyse bzw. Nebennierenrinde festzustellen:

Die Behandlung des Cushing-Syndroms hängt von der Erkrankungsursache ab. Bei hormonell aktiven Tumoren ist eine operative Entfernung des Tumors anzustreben. In inoperablen Fällen können Medikamente zur Blockierung der Kortisolsynthese eingesetzt werden.

Morbus Addison – Hypokortisolismus

Der Morbus Addison ist das klassische Krankheitsbild einer Nebennierenrindeninsuffizienz, welches sich insbesondere durch einen Mangel an Kortisol im Blut (Hypokortisolismus) auszeichnet. Als Ursache dieser Störung kommt eine Reihe von Möglichkeiten infrage, wobei Schädigungen der Nebennierenrinde als „primäre Formen“ und Schädigungen im Bereich der Hypophyse als „sekundäre Formen“ des Hypokortisolismus bezeichnet werden:

  • Zerstörung der Nebennierenrinde durch Autoimmunprozesse (das ist der klassische Morbus Addison),
  • Zerstörung der Nebennierenrinde durch Infarkte, Tumorerkrankungen, Infektionen u.v.m.,
  • Störungen der ACTH-Bildung aufgrund einer Schädigung der Hypophyse,
  • auch eine medikamentöse Kortisonbehandlung über lange Zeit kann zu einer Rückbildung der ACTH-produzierenden Zellen in der Hypophyse führen und beim abrupten Absetzen des medikamentösen Kortisons zu einem schweren Morbus Addison führen (sogenannte „Addison-Krise“).

Die Beschwerden eines Hypokortisolismus sind vielfältig und reichen vom kompletten Fehlen jeglicher Symptome bis hin zu einem komatösen Zustandsbild. Die typischen Symptome eines Hypokortisolismus sind:

  • leichte Ermüdbarkeit und Schwächezustände,
  • Pigmentveränderungen der Haut,
  • Gewichtsabnahme und
  • niedriger Blutdruck.

Bei der Abklärung eines Hypokortisolismus kommt der Labordiagnostik ein großer Stellenwert zu:

  • Bestimmung der Elektrolyte in Serum,
  • Bestimmung von ACTH und Kortisol im Blut,
  • Funktionstests (CRH-Test, ACTH-Test) sowie
  • Autoantikörperdiagnostik (Suche nach Nebennierenrinden-Auto-Antikörpern).

Weiters ist auch die bildgebende Diagnostik wichtig, um Tumore im Bereich der Hypophyse bzw. Nebennierenrinde festzustellen:

  • Ultraschalluntersuchung der Nebennieren,
  • Schädel- und Bauchröntgen,
  • Computer-Tomographie (CT) von Kopf und Bauch.

Die Behandlung einer Nebennierenrindeninsuffizienz richtet sich nach der Erkrankungsursache. Durch das Fehlen der Nebennierenrindenhormone ist eine Substitution von Glukokortikoiden, Mineralkortikoiden sowie evtl. auch Nebennierenrindenandrogenen erforderlich.

Die Addison-Krise kann ein lebensbedrohliches Zustandsbild darstellen und bedarf einer schnellstmöglichen exakten Diagnosestellung sowie intensiv-medizinischer Behandlung.

Weitere Informationen

LOINC: 2141-0

Referenzwerte

Männer bis 18 Jahre Männer über 18 Jahre Frauen bis 18 Jahre Frauen über 18 Jahre Einheit
07–10 Uhr: 10–60 pg/mL
20–22 Uhr: <30 pg/mL

07–10 Uhr: 10–60 pg/mL
20–22 Uhr: <30 pg/mL

07–10 Uhr: 10–60 pg/mL
20–22 Uhr: <30 pg/mL
07–10 Uhr: 10–60 pg/mL
20–22 Uhr: <30 pg/mL
pg/mL (Pikogramm pro Milliliter)

Hinweis

Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von  Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.

Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 14. Dezember 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik

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