Toxoplasma gondii IgG Antikörper (TOXG)
Synonyme: Toxoplasmose-Antikörper (Typ IgG)
Die Bestimmung von Antikörpern gegen Toxoplasma gondii (Typ IgG) im Blut ist ein Laborverfahren zur Diagnose einer frischen Infektion mit Toxoplasma gondii bzw. zur Bestimmung des Immunitätsstatus v.a. im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung. Toxoplasma gondii ist ein Parasit aus der Gruppe der Sporozoen und Krankheitserreger der Toxoplasmose.
- Malaria-Antikörper (MALAK)
- Malaria-Nachweis direkt
- Malaria-Schnelltest
- Malariasuche/Blut (MALSA)
- Plasmodien-LDH/Blut (PLLDH)
- Plasmodien-Nachweis mikroskopisch
- Toxoplasma gondii DNA PCR
- Toxoplasma gondii IgA Antikörper (TOXA)
- Toxoplasma gondii IgM Antikörper (TOXM)
- Toxoplasmose-Antikörper (Typ IgA)
- Toxoplasmose-Antikörper (Typ IgM)
- Toxoplasmose-DNA-PCR (TOXP)
Inhaltsverzeichnis
Warum werden Toxoplasma-gondii-Antikörper (Typ IgG) im Blut bestimmt?
Die Bestimmung von Antikörpern gegen Toxoplasma gondii (Typ IgG) im Blut ist ein Laborverfahren zur Diagnose einer frischen Infektion mit Toxoplasma gondii bzw. zur Bestimmung des Immunitätsstatus v.a. im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung. Toxoplasma gondii ist ein Parasit aus der Gruppe der Sporozoen und Krankheitserreger der Toxoplasmose.
Hinweis
Die Untersuchung auf Toxoplasmoseantikörper im Blut ist Teil der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung bis zum Ende der 16. Schwangerschaftswoche. Bei negativem Antikörpertestergebnis sind Wiederholungsuntersuchungen erforderlich, um frische Infektionen rechtzeitig erkennen zu können.
In Mitteleuropa entwickelt ca. die Hälfte der Bevölkerung bis zum 40. Lebensjahr eine entsprechende Immunität gegen Toxoplasma gondii (hoher Durchseuchungsgrad). Dabei überdauern die Parasiten nach der Infektion in Form inaktiver Bradyzoiten meist lebenslang im Körper der Infizierten (v.a. im Bereich des zentralen Nervensystems).
Zur Diagnose einer Infektion mit Toxoplasma gondii gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Bestimmung von Toxoplasma-gondii-Antikörpern (v.a. Typ IgG, IgM, IgA) im Blut sowie
- Nachweis von Toxoplasma-gondii-Erbgut (DNA) mittels des Laborverfahrens der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) in unterschiedlichen Untersuchungsmaterialien (Blut, Liquor, Fruchtwasser etc.).
Beim Nachweis von Antikörpern gegen Toxoplasma gondii im Blut handelt es sich um ein indirektes labordiagnostisches Nachweisverfahren, da nicht der Erkrankungserreger selbst, sondern vielmehr die immunologische Reaktion des Körpers auf den Krankheitserreger (sprich: Toxoplasma gondii) nachgewiesen wird.
Demzufolge können im medizinischen Labor Toxoplasma-gondii-Antikörper im Blut (sogenannte Serologie bzw. serologische Diagnostik) sowie auch in anderen Körperflüssigkeiten gemessen werden. Generell handelt es sich bei Antikörpern um spezielle, vom Körper gebildete Eiweißstoffe. Die Hauptaufgabe der Antikörper ist der Schutz des Körpers vor allem, was dem Körper fremd ist.
Zur Bestimmung der Toxoplasma-gondii-Antikörper gibt es unterschiedliche Laborverfahren:
- ELISA-Verfahren („Enzyme-linked Immunosorbent Assay“): Diese Ergebnisse werden entweder qualitativ (positives bzw. negatives Resultat) oder in einer quantitativen Laboreinheit (z.B. Units pro Milliliter, U/mL) auf dem Laborbefund ausgewiesen, wobei der Referenzwert von der eingesetzten Labormethode abhängig ist.
- Toxoplasma-gondii-Immunoblot: Mit diesem Verfahren können Antikörper vom Typ IgG bzw. IgM gegen unterschiedliche Eiweißstoffe von Toxoplasma gondii (sogenannte Toxoplasma-gondii-Antigene) im Blut sowie auch in anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden.
Wie ist das Ergebnis der Toxoplasma-gondii-Antikörper-Bestimmung zu interpretieren?
Für die Interpretation der Ergebnisse der Toxoplasma-gondii-Serologie muss auf der einen Seite der Antikörper-Typ (IgG, IgM, IgA) beurteilt werden:
- Toxoplasma-gondii-Antikörper vom Typ IgG: Diese Antikörper werden erst in späteren Phasen einer Infektion mit Toxoplasma gondii gebildet und bleiben zumeist ein Leben lang nachweisbar (sogenannter Immunitätsstatus). Für eine akute Toxoplasma-gondii-Infektion muss der Verlauf der IgG-Antikörper im Blut innerhalb von zwei Wochen beobachtet werden, wobei ein Anstieg der Werte um das Zwei- bis Vierfache für eine akute Infektion spricht.
- Toxoplasma-gondii-Antikörper vom Typ IgM: Diese Antikörper werden meist bereits im frühen Stadium einer Toxoplasma-gondii-Infektion vom Immunsystem gebildet (sogenannte immunologische Erstantikörper). Hohe initiale IgM-Werte sprechen für eine akute Toxoplasma-gondii-Infektion. Die IgM-Antikörper können nach einer Infektion mehr als vier Jahre lang nachweisbar bleiben.
- Toxoplasma-gondii-Antikörper vom Typ IgA: Diese Antikörper werden ebenso wie IgM-Antikörper meist im Rahmen der frühen Infektion mit Toxoplasma gondii vom Immunsystem gebildet. Die IgA-Antikörper sind nach Abklingen der akuten Infektion meist innerhalb etwa eines Jahres danach in der Regel nicht mehr im Blut nachweisbar.
Auf der anderen Seite sind aber auch die Höhe sowie der Verlauf der Antikörperwerte im Blut zu berücksichtigen, wobei für die jeweiligen Antikörpertypen unterschiedliche Referenzwerte in Abhängigkeit von der eingesetzten Untersuchungsmethode existieren:
- Toxoplasma-gondii-Antikörper Typ IgG:
- <90 U/mL: negatives Ergebnis;
- 90 bis 110: Graubereich (Wiederholung/Kontrolle erforderlich);
- >110 U/mL: positives Ergebnis.
- Toxoplasma-gondii-Antikörper Typ IgM:
- <15 U/mL: negatives Ergebnis;
- 15 bis 25: Graubereich (Wiederholung/Kontrolle erforderlich);
- >25 U/mL: positives Ergebnis.
- Toxoplasma-gondii-Antikörper Typ IgA:
- <60 U/mL: negatives Ergebnis;
- 60 bis 90: Graubereich (Wiederholung/Kontrolle erforderlich);
- >90 U/mL: positives Ergebnis.
Für eine akute Toxoplasma-gondii-Infektion sprechen
- initial niedrige Toxoplasma-gondii-IgG-Antikörper-Werte zusammen mit
- hohen Toxoplasma-gondii-IgM-Antikörper-Werten sowie
- ein Anstieg der IgG-Antikörper-Werte um zumindest das Zwei- bis Vierfache des Ausgangswertes innerhalb von zwei Wochen.
Niedrige bzw. grenzwertig positive (sogenannter Graubereich) IgG- und IgM-Antikörper-Werte (IgM-Antikörper evtl. auch nicht nachweisbar) sprechen für eine inaktive Toxoplasma-gondii-Infektion.
Toxoplasmose
Die Toxoplasmose ist eine Infektionserkrankung, die durch einen Parasiten aus der Gruppe der Sporozoen – „Toxoplasma gondii“ (TG) – hervorgerufen wird. Diese Infektion betrifft vor allem Wirbeltiere, sie kann aber auch auf den Menschen übertragen werden (sogenannte Zoonose), wobei in Mitteleuropa etwa die Hälfte der Bevölkerung in der mittleren Lebenshälfte nachweisbare Antikörperwerte im Blut gegen TG aufweist.
Im Hinblick auf den parasitären Entwicklungszyklus von TG treten im Rahmen des Wirtswechsels bestimmte TG-Formen auf:
- Endwirt sind v.a. Katzen, welche TG-Oozysten mit dem Kot ausscheiden.
- Durch Aufnahme dieser Oozysten kann es zur Übertragung von TG auf Zwischenwirte (Mäuse, Rinder, Schweine, Schafe, Geflügel u.v.m.) kommen. In den Zwischenwirten befällt TG sämtliche Organsysteme (v.a. Muskulatur und Nervensystem). Es entstehen TG-Zysten, die durch Verzehr von rohem, infiziertem Fleisch wiederum auf den Endwirt (Katzen) übertragen werden.
Die Übertragung von TG auf den Menschen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen:
- Verzehr von infiziertem Fleisch (v.a. rohes Schweinefleisch);
- Aufnahme von TG-Oozysten über Katzenkot;
- Übertragung von TG über die Plazenta auf das ungeborene Kind. Diese Gefahr besteht aber nur, wenn bei der Mutter während der Schwangerschaft eine frische TG-Infektion auftritt, wobei die höchste Gefährdung für das Kind in den frühen Stadien der Schwangerschaft besteht.
Das Krankheitsbild der Toxoplasmose hängt auf der einen Seite vom Zeitpunkt sowie der Art der Infektion mit TG ab. Andererseits ist auch die Funktionstüchtigkeit des Immunsystems bei den Betroffenen für das Auftreten von Symptomen entscheidend. Dementsprechend werden bei der Toxoplasmose die folgenden zwei Formen unterschieden:
- Postnatale Toxoplasmose: In diesen Fällen erfolgt die Infektion nach der Geburt.
- Bei intaktem Immunsystem wandelt sich TG im Körper infizierter Personen in sogenannte Bradyzoite um, die meistens lebenslang im Körper verbleiben (v.a. im Bereich des zentralen Nervensystems; ZNS). In ca. einem Prozent der Fälle kann es aber zu einem Befall der Lymphknoten kommen (Lymphknoten-Toxoplasmose), was mit einer Schwellung der Lymphknoten einhergehen kann.
- Bei geschwächter Immunlage (z.B. bei Patientinnen und Patienten mit AIDS) können sich schwere aktive Verläufe einer Toxoplasmose entwickeln (v.a. Hirntoxoplasmose), wobei sämtliche Organsysteme betroffen sein können.
- Konnatale Toxoplasmose: In diesen Fällen erfolgt die Infektion bereits vor der Geburt.
- Bei TG-Infektionen in frühen Phasen der Schwangerschaft kommt es meist zu einer Fehlgeburt (Abort). In seltenen Fällen können aber schwere Organschädigungen die Folge sein, wobei auch hier v.a. das ZNS betroffen ist.
- Bei Infektionen in späteren Phasen der Schwangerschaft ist nach der Geburt zumeist nur ein milder Erkrankungsverlauf feststellbar. Dabei treten aber in bis zu 80 Prozent der Fälle dennoch Folge- bzw. Spätschäden (auch noch nach bis zu 20 Jahren) auf, wobei wiederum ZNS-Schädigungen dominieren (Epilepsie, Taubheit, Augenschädigungen u.v.m.).
Zur Diagnose einer Toxoplasmose, zur Feststellung einer Immunität bzw. zur Abklärung eines symptomatischen Erkrankungsverlaufs können unterschiedliche Verfahren zur Anwendung kommen:
- Laboruntersuchungen:
- Nachweis von Antikörpern gegen Toxoplasmose vom Typ IgG, IgM und IgA v.a. im Blut (z.B. während der Schwangerschaft im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung) sowie
- Nachweis von Toxoplasmoseerbgut (DNA) in unterschiedlichen Körperflüssigkeiten (Blut, Liquor, Fruchtwasser etc.).
- Gewebeuntersuchungen:
- histologische Untersuchung von Lymphknotengewebe (Nachweis von Epitheloidzellherden).
- Bildgebende diagnostische Verfahren:
- Untersuchungen mittels Computer-(CT) bzw. Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) des zentralen Nervensystems (ZNS).
- Ultraschall-Untersuchungen des Fetus im Rahmen der Pränatal-Diagnostik.
Im Hinblick auf die Behandlungsmöglichkeiten einer Toxoplasmose ist eine Therapie chronisch asymptomatischer Toxoplasmoseträger nicht erforderlich, und auch Lymphknotenentzündungen im Rahmen einer symptomatischen Toxoplasmose heilen bei intaktem Immunsystems zumeist von selbst wieder ab.
In folgenden Fällen ist aber eine Therapie erforderlich, wobei bestimmte Antibiotika (Pyrimethamin/Calciumfolinat, Sulfadiazin, Clindamycin, Atovaquon etc.) zum Einsatz kommen:
- bei schweren Verlaufsformen einer Toxoplasmose;
- bei Erstinfektionen während der Schwangerschaft;
- bei geschwächtem Immunsystem (z.B. AIDS) sowie
- bei konnataler Toxoplasmose.
Die Vermeidung einer Toxoplasmoseinfektion betrifft in erster Linie Schwangere, bei denen im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung keine Antikörper gegen TG nachgewiesen wurden, sowie Personen mit einer Schwächung des Immunsystems (z.B. im Rahmen einer AIDS-Erkrankung). In diesen Fällen stehen in erster Linie hygienische Maßnahmen an erster Stelle:
- Verzicht auf den Verzehr von rohem Fleisch (v.a. Schweinefleisch) sowie entsprechender Produkte (z.B. Mettwurst);
- Meiden von Katzenkot etc.
Hinweis
Die Untersuchung auf Toxoplasmoseantikörper im Blut ist Teil der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung bis zum Ende der 16. Schwangerschaftswoche. Bei negativem Antikörpertestergebnis sind Wiederholungsuntersuchungen erforderlich, um frische Infektionen rechtzeitig erkennen zu können.
Weitere Informationen
LOINC: 5388-4
Referenzwerte
Männer bis 18 Jahre | Männer über 18 Jahre | Frauen bis 18 Jahre | Frauen über 18 Jahre | Einheit |
---|---|---|---|---|
<90 U/mL | <90 U/mL | <90 U/mL | <90 U/mL | Units pro Milliliter (U/mL) |
Hinweis
Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.
Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik