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Stillen – gesunder Start ins Leben

Muttermilch ist in den ersten Lebensmonaten des Kindes die beste Form der Ernährung. Sie enthält alle Nährstoffe, die das Baby für eine gesunde Entwicklung braucht. Stillen ist jedoch mehr als nur Nahrungsaufnahme. Durch das Stillen erfährt das Baby Nähe und Geborgenheit, zudem werden dabei alle fünf Sinne des Babys angeregt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen, um ihnen einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen.

Wann beginnt die Bildung der Muttermilch?

Schon gegen Ende der Schwangerschaft setzt die Bildung der sogenannten Vormilch (Kolostrum) ein. Sie ist gelblich, dickflüssig und enthält besonders viele Stoffe zur Förderung der Immunabwehr, die das Neugeborene vor Krankheiten schützen soll. In den ersten Tagen nach der Geburt reichen auch kleine Mengen der Vormilch aus, um das Baby zu ernähren, der Magen des Neugeborenen kann nur wenige Milliliter Flüssigkeit aufnehmen.

Die Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich im Laufe der ersten Tage und Wochen. Ungefähr zwischen dem zweiten und dem vierten Tag nach der Geburt beginnt die eigentliche Milchbildung – der sogenannte Milcheinschuss oder initiale Milchdrüsenschwellung. Dabei wird die Brust prall und kann mitunter schmerzen. Diese Milch nennt man dann Übergangsmilch (transitorische Milch). Sie ist flüssiger und weißlicher als die Vormilch. Etwa ab dem 14. Lebenstag des Kindes wird die reife Frauenmilch gebildet.

Häufiges Anlegen des Kindes an die Brust fördert die Milchbildung. Durch den Saugreiz werden vermehrt die Hormone Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet, die den Milchfluss unterstützen, die Rückbildung der Gebärmutter fördern und einen positiven Einfluss auf die Mutter-Kind-Beziehung haben.

Welche Vorteile hat Stillen für das Baby?

Die Muttermilch enthält alle für die Entwicklung des Babys wichtigen Nährstoffe, d.h. sämtliche Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine, die es braucht. Darüber hinaus werden durch die Muttermilch lebende Zellen, Wachstumsfaktoren und Antikörper an das Kind weitergegeben. Letztere schützen das noch nicht ausgereifte Immunsystem des Babys in den ersten Lebensmonaten vor Infektionen und Allergien.

Die Muttermilch einer gesund ernährten Mutter ist in ihrer Zusammensetzung perfekt an die kindlichen Bedürfnisse angepasst. Sie ist gut verträglich, leicht verdaulich und vollkommen ausreichend, um Hunger und Durst zu stillen. Muttermilch fördert die Reifung des kindlichen Darmes sowie die Ausbildung einer gesunden Darmflora und reduziert das Risiko für einige gastrointestinale Erkrankungen. Zudem fördert Stillen die Zahn- und Kieferentwicklung des Kindes. Durch das Saugen an der Brust wird eine optimale Ausbildung des Kiefers und der Mundmuskulatur erreicht.

Darüber hinaus werden beim Stillen alle fünf Sinne des Babys angeregt: Es sieht, spürt, hört, riecht und schmeckt die Mutter. Durch das Stillen erfährt das Baby Nähe und Geborgenheit. Viele Babys wollen an die Brust – auch wenn sie keinen Hunger verspüren. Das Saugen an der Brust beruhigt und vermittelt das Gefühl von Wärme und Sicherheit.

Nicht zuletzt hat Stillen auch positive Langzeiteffekte auf die Gesundheit des Kindes: So konnte bei Kindern, die in den ersten Lebensmonaten gestillt wurden, ein vermindertes Risiko für z.B. Übergewicht oder Diabetes festgestellt werden. Dabei scheint insbesondere die Dauer des Stillens eine Rolle zu spielen.

Welche Vorteile hat Stillen für die Mutter?

Auch für Mütter bringt das Stillen Vorteile mit sich. Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses löst Kontraktionen der Gebärmutter (Nachwehen) aus, die den Wochenfluss positiv beeinflussen und die Rückbildung der vergrößerten Gebärmutter beschleunigen. Stillen ist sehr praktisch, kostet nichts und macht unabhängig – denn Muttermilch ist jederzeit verfügbar, sauber und hat immer die richtige Temperatur. Zudem verlieren stillende Mütter nach der Geburt schneller an Gewicht, da zusätzlich Energie verbraucht wird.

Als positive Langzeiteffekte konnte bei Frauen, die über einen gewissen Zeitraum gestillt haben, ein verringertes Risiko für Bluthochdruck, für Typ-2-Diabetes sowie für einige Krebserkrankungen festgestellt werden.

Stillen senkt das Brustkrebsrisiko

In großen Beobachtungsstudien hat sich gezeigt, dass Stillen das mütterliche Risiko für Brustkrebs vermindern kann. Je länger eine Frau stillt, desto größer ist der potenzielle Schutzeffekt, der zudem mit der Anzahl der von ihr gestillten Kinder steigt. Auch das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs wird durch das Stillen verringert. Mehr zum Thema: Gebärmutter(hals)- und Eierstockkrebs

Nicht zuletzt fördert Stillen die Rückbildung der Gebärmutter, weshalb Frauen, die gestillt haben, im Schnitt weniger von Harninkontinenz betroffen sind.

Video: Stillirrtümer: Richtig oder falsch

Wie lege ich das Kind richtig an?

Stillen zählt zur natürlichsten Sache der Welt, aber es erfordert ein wenig Übung, damit alles gut funktioniert. Auf das richtige Anlegen an die Brust kommt es an, damit sich das Baby nicht so anstrengen muss und die stillende Mutter keinen Milchstau oder keine Brustentzündung bekommt. Es empfiehlt sich, die Stillpositionen zu wechseln – vor allem, wenn die Brustwarzen schmerzen oder sich ein Milchstau entwickelt.

Tipps zur richtigen Stilltechnik:

  • Machen Sie es sich beim Stillen so bequem wie möglich: Setzen Sie sich ins Bett oder auf einen Sessel, und unterstützen Sie Ihren Arm durch Unterlegen eines Kissens.
  • Legen Sie Ihr Baby so in den Arm, dass sein Körper Ihnen ganz zugewendet ist: Das Baby liegt Bauch an Bauch mit Ihnen. Das Baby sollte Ihre Brust erreichen können, ohne den Kopf drehen zu müssen.
  • Beim Stillen ist es wichtig, dass das Baby nicht nur die Brustwarze selbst, sondern auch einen Teil des Warzenhofes in den Mund nimmt. Nur so kann es wirkungsvoll saugen. Die Brustwarzen werden dabei nicht so leicht wund.
  • Führen Sie den Kopf des Babys an die Brust heran und nicht umgekehrt.
  • Wenn Sie merken, dass Ihr Baby satt ist und nur noch an der Brust nuckelt, können Sie es vorsichtig von der Brust lösen. Da beim Saugen im Mund des Kindes ein Vakuum entsteht, ist es wichtig, zuvor das Vakuum zu lösen, indem Sie vorsichtig einen Finger zwischen Brust und Mundwinkel drücken.
  • Bieten Sie dem Baby zu Beginn bei jeder Stillmahlzeit beide Brüste an. Beginnen Sie dabei jeweils mit der Brust, an der das Baby zuletzt getrunken hat. So wird die Milchbildung an beiden Brüsten gleichmäßig angeregt.

Die drei beliebtesten Stillpositionen:

  • Stillen im Sitzen (Wiegehaltung): Setzen Sie sich bequem ins Bett oder auf einen Sessel und halten Sie den Kopf Ihres Babys in Ihrer Armbeuge. Wichtig ist, dass Sie Ihre Unterarme durch eine Lehne oder ein Kissen stützen.
  • Stillen im Liegen: Legen Sie sich auf die Seite im Bett und unterstützen Sie Ihren Rücken mit einem Kissen. Das Baby legen Sie seitlich zu Ihrer Brust.
  • Stillen im Rückengriff: Setzen Sie sich bequem auf einen Sessel oder auf ein Sofa, und halten Sie Ihr Baby stabil im Nacken, sodass Daumen und Zeigefinger etwa bei den Ohren zu liegen kommen. Die Nase des Babys ist auf der Höhe Ihrer Brustwarze, während seine Füße in Richtung Ihres Rückens zeigen.

Wie sollte ich mich in der Stillzeit ernähren?

Während der Stillzeit erhöht sich der mütterliche Energie- und Nährstoffbedarf. Um die Bedürfnisse des Babys im wahrsten Sinne des Wortes zu „stillen“, benötigen Mütter in der Stillzeit einige Kalorien mehr. Aber Vorsicht: Die notwendigen zusätzlichen Kalorien sind kein Freibrief zum Naschen! Schokolade, Kekse & Co. liefern im Handumdrehen weit mehr Kalorien als nötig – nur leider nicht die wichtigen Nährstoffe, die das Kind braucht.

Mehr zum Thema: Ernährung in der Stillzeit

Hinweis

Nicht immer muss während der Stillzeit auf Medikamente verzichtet werden. Allerdings kann der Wirkstoff einiger Arzneien in die Muttermilch übergehen und somit auch auf den Organismus des Kindes wirken. Deshalb ist es wichtig, dass stillende Frauen sich über das entsprechende Medikament genau informieren und Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt halten.

Wohin kann ich mich wenden?

Informationen und Beratung zum Thema Stillen finden Sie u.a. auf folgenden Websites:

  • Österreichisches Hebammengremium
  • VSLÖ - Verband der Still- und Laktationsberaterinnen Österreichs: Professionelle Expertinnen und international zertifizierte Still- und Laktationsberatung IBCLC (Stillberatung in Stillgruppen oder Einzelberatung)
  • La Leche Liga – Vereinigung stillender Mütter Österreich: Hier finden Sie das Gesamtverzeichnis aller La-Leche-Liga-Beraterinnen und Stillgruppen.
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Stillen und Beikost

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 27. August 2020

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Mag. (FH) Beate Kayer

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