Babyblues
Inhaltsverzeichnis
Babyblues bei der Mutter
Der sogenannte Babyblues ist die häufigste und leichteste Form einer depressiven Verstimmung. Er tritt meist in den ersten Tagen nach der Entbindung auf. Etwa 75 Prozent der Mütter leiden daran. Es handelt sich um ein Stimmungstief, das meist schnell vorübergeht und keine Behandlung erforderlich macht. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Babyblues bei Frauen v.a. eine Folgeerscheinung des starken Hormonabfalls nach der Geburt ist, doch auch der Schlafmangel, die Herausforderungen der neuen, ungewohnten Situation und Enttäuschung, wenn die Geburt anders verlief als erwartet, können sich psychisch bemerkbar machen.
Anzeichen für den Babyblues können z.B. Weinen aus scheinbar unerklärlichen Gründen, Ängstlichkeit, Erschöpfung und Ungeduld sein. Typisch sind Stimmungsschwankungen von einem Moment auf den anderen. Hält die depressive Verstimmung länger als zwei Wochen an, besteht die Gefahr, an einer postpartalen Depression oder einer seltenen postpartalen Psychose zu erkranken. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die eine fachärztliche Behandlung (durch eine Psychiaterinnen/einen Psychiater) erfordern.
Babyblues des Vaters
Auch junge Väter können nach der Geburt ihres Kindes in ein seelisches Tief rutschen. Fachleute gehen davon aus, dass davon etwa fünf bis zehn Prozent der Männer betroffen sind – oft unbemerkt. Knapp 18 Prozent entwickeln eine Form von Angststörung. Mögliche Gründe sind neben den veränderten Lebensbedingungen u.a. auch eine gewisse Verunsicherung im Umgang mit dem Baby, Gefühle von Überforderung, Vernachlässigung oder Isolation. Dazu kommen Schlafmangel, wenn das Baby nachts schreit, und Unzufriedenheit mit bestehenden Rollenklischees. Kümmert man sich nicht darum, können die Probleme zu einer depressiven Störung führen.
Was tun gegen Babyblues?
Eltern zu werden verändert alles: die Tage, die Nächte, die Beziehungen in Beruf und Freizeit und auch die Partnerschaft. Klar, dass es da neben aller Freude auch Schwierigkeiten und Enttäuschungen geben kann. Paare sollten deshalb die Vereinbarungen aus der Zeit vor der Geburt nicht als in Stein gemeißelt betrachten. Eingewöhnungsprobleme in den neuen Alltag als junge Familie, in das (im Prinzip ziemlich unbekannte) Leben als Mutter oder Vater und die damit verbundene Verantwortung, sind völlig normal.
Sowohl für Frauen als auch Männer ist nach der Geburt eines Kindes der Austausch mit anderen jungen Müttern und Vätern wichtig. Dabei geht es nicht um den Austausch von Patentrezepten. Zu erfahren, dass andere Mütter bzw. Väter oft sehr ähnliche Fragen in Sachen Babyversorgung, Partnerschaft und Erwerbsarbeit haben, kann sehr zur Entspannung des Alltags beitragen und neue Impulse geben. Dieser Erfahrungsaustausch kann beispielsweise im Familien- oder Freundeskreis stattfinden oder sich aus Bekanntschaften in Geburtsvorbereitungskursen, im Rahmen von Eltern-Kind-Kursen etc. ergeben.
Wichtig ist es, bei länger als etwa zwei bis drei Wochen anhaltenden negativen Gefühlen wie Angst, depressiver Verstimmung, Schwermütigkeit etc. rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Anlaufstellen finden Sie in der Broschüre „… eigentlich sollte ich glücklich sein“ des Sozialministeriums. Zögern Sie jedoch nicht, bei Bedarf auch schon früher Hilfe zu suchen.
Das Glück der Elternschaft bewahren
Ein Baby verändert nicht nur den Alltag, sondern auch die Partnerschaft. Viele Aspekte funktionieren zu zweit, erfordern mit Kind jedoch Anpassungen, Aussprachen und Kompromisse. Gegenseitige Einengungen, Forderungen und Vorwürfe können das Babyglück überschatten. Um Problemen vorzubeugen, helfen einige Grundregeln, wie Sie die Partnerschaft trotz Elternschaft nicht aus den Augen verlieren:
- Planen Sie bereits vor der Geburt Zeit für sich selbst als Paar ein.
- Suchen Sie gemeinsam Personen aus, die Sie in der Anfangsphase unterstützen können.
- Sprechen Sie Probleme so bald wie möglich an.
- Unternehmen Sie regelmäßig – auch wenn es nur für kurze Zeit ist – etwas zu zweit.
- Finden Sie neue Wege, Zuneigung und Intimität zu leben.
- Überlegen Sie sich gemeinsame Wünsche und setzen Sie sich gemeinsame Ziele.
Hilfreiche Tipps zur Vorbeugung
Selbstverständlich dreht sich anfangs alles um das Neugeborene. Eltern sollten jedoch nicht vergessen, dass sie nicht „nur“ Papa und Mama sind, sondern auch Mann und Frau. Nicht nur das Baby, auch die Beziehung zwischen Mann und Frau braucht Pflege.
In der Broschüre „… eigentlich sollte ich glücklich sein“ des Sozialministeriums findet sich eine Reihe von Tipps und Tricks, wie Frauen einem Baby Blues vorbeugen können. Hier einige Beispiele:
- Sprechen Sie über alles, was Sie belastet und was Ihnen Sorge bereitet.
- Überlegen Sie, wie ein Baby Ihr Leben verändern wird und besprechen Sie die neue Situation mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner (oder einer vertrauten Person).
- Reihen Sie Ihre Prioritäten neu – die Gelegenheit ist günstig!
- Planen Sie für die Zeit nach der Geburt zusätzliche Unterstützung ein und organisieren Sie diese rechtzeitig.
- Versuchen Sie, während der Schwangerschaft und in den ersten Monaten nach der Geburt so wenige Lebensveränderungen wie möglich vorzunehmen (z.B. Arbeitsplatzwechsel, Umzug).
- Nutzen Sie die Möglichkeit regelmäßiger Gesundenuntersuchungen.
- Binden Sie Ihre Partnerin/Ihren Partner in die Betreuung des Babys mit ein.
- Versuchen Sie sich auch tagsüber Ruhepausen zu nehmen (etwa wenn das Baby schläft).
- Sorgen Sie dafür, dass Sie auch Zeit für sich selbst haben (ein Buch lesen, Freunde treffen, ein entspannendes Bad nehmen etc.)
- Finden Sie einen Babysitter/eine Babysitterin, zu dem/der Sie Vertrauen haben, damit Sie auch mit Ihrem Partner gemeinsame Zeit verbringen können.
- Geben Sie sich Zeit, um sich an die veränderte Situation zu gewöhnen.
- Bleiben Sie mit Ihrem Baby nicht allein. Schließen Sie Kontakte zu anderen Müttern/Vätern und tauschen Sie Erfahrungen aus.
- Reden Sie mit Freundinnen/Freunden über Ihre veränderte Situation.
- Genießen Sie die schönen Momente mit Ihrem Baby.
- Behalten Sie Ihren Sinn für Humor!
- Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (Beratungseinrichtungen).
Auch Männer können dem Baby Blues vorbeugen:
- Nehmen Sie bereits während der Schwangerschaft am Leben und an der Entwicklung Ihres Kindes teil.
- Beschäftigen Sie sich auch nach der Geburt regelmäßig mit Ihrem Kind.
- Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin über alles, was Sie irritiert, stört oder kränkt.
- Reden Sie mit Freundinnen/Freunden über Ihre veränderte Situation.
- Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (Beratungseinrichtungen).
- Unterstützen und beruhigen Sie Ihre Partnerin.
- Lassen Sie auch Unterstützung durch andere Personen zu.
- Denken Sie daran, dass Frauen nach der Geburt über einige Zeit hinweg oft ein verringertes sexuelles Verlangen haben. Finden Sie neue Wege, Zuneigung und Intimität zu zeigen, ohne Druck auf die Partnerin auszuüben.
Wohin kann ich mich wenden?
Kontakt und Beratungsstellen für Frauen finden Sie in der Broschüre „… eigentlich sollte ich glücklich sein“.
Kontaktmöglichkeiten und Informationsstellen für Väter finden Sie unter www.kinderinfowien.at
Bei anhaltenden bzw. starken Stimmungsbeeinträchtigungen nach der Geburt eines Kindes können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Allgemeinmedizinerin/Allgemeinmediziner
- Hebamme
- Kinderärztin/Kinderarzt
- klinische Psychologin/klinischer Psychologe
- Psychotherapeutin/Psychotherapeut
- Familienberatung
- Frauenberatung
- Selbsthilfegruppen/Stillgruppen/Babytreff
- Männer-/Väterberatung
- Eltern-Kind-Zentrum
- Frühe Hilfen - www.fruehehilfen.at
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 13. April 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Johanna Sengschmid