Wehen & Geburt
Inhaltsverzeichnis
Wie machen sich Schwangerschaftswehen bemerkbar?
Schwangerschaftswehen treten ungefähr ab der 20. Schwangerschaftswoche auf und werden auch als Übungswehen bezeichnet. Sie machen sich typischerweise durch ein Hartwerden des Bauches bemerkbar, sind aber in der Regel nicht schmerzhaft. Die Gebärmuttermuskulatur zieht sich zusammen, um sich langsam auf die Geburt vorzubereiten und das Kind in die richtige Position für die Entbindung zu bringen.
Im Unterschied zu „echten“, geburtswirksamen Wehen treten Schwangerschaftswehen einzeln bzw. in unregelmäßigen Abständen auf. Sie hören in der Regel auf, sobald die Schwangere ein warmes Bad nimmt; dies kann als Unterscheidungshilfe dienen.
Gegen Ende der Schwangerschaft (ca. 34. bis 36. Schwangerschaftswoche) gehen die Übungswehen in sogenannte Vorwehen über.
Wie machen sich Vorwehen bemerkbar?
Vorwehen treten in den letzten Wochen vor der Geburt auf. Sie lassen den Gebärmutterhals reifen, machen ihn weicher und bringen das Baby in Startposition für die Geburt. Vorwehen leisten somit eine wichtige Vorarbeit für die Geburt. Sie werden von den Frauen kaum oder aber auch als unangenehme Krämpfe empfunden und können in die Leistenregion ausstrahlen. Etwas schmerzhafter kann es sein, wenn der Kopf des Kindes dabei tiefer in das mütterliche Becken rutscht, man spricht dann von Senkwehen. Von vielen Schwangeren wird dies auch durch ein Tiefertreten des Bauches bemerkt. Senkwehen sind häufig ein Anzeichen dafür, dass die Geburt nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Mehr zum Thema: Die Geburt kündigt sich an.
Ebenso wie die Übungswehen treten Vor- bzw. Senkwehen einzeln oder in unregelmäßigen Abständen auf und lassen nach einiger Zeit wieder nach.
Wie machen sich Geburtswehen bemerkbar?
Geburtswehen bzw. geburtswirksame Wehen treten in regelmäßig wiederkehrenden Abständen auf. Sie werden als schmerzhaft empfunden und nehmen mit der Zeit an Intensität, Dauer und Häufigkeit zu. Die Schmerzen strahlen typischerweise auch in den unteren Rücken und den Schambeinbereich aus.
Je nach Phase der Geburt erfüllen die Geburtswehen unterschiedliche Aufgaben. So dienen die Wehen in der Eröffnungsphase (Eröffnungswehen) dazu, den Muttermund vollständig zu öffnen. Sie dauern jeweils etwa 30 bis 60 Sekunden an und treten alle fünf bis zehn Minuten auf. In der sich anschließenden Austreibungsphase der Geburt wird das Kind langsam durch den Geburtskanal geschoben. Diese sogenannten Austreibungswehen treten etwa alle vier bis sechs Minuten auf.
Sobald der Kopf des Kindes den Beckenboden erreicht, wird bei der Frau reflektorisch der Drang zum Mitpressen ausgelöst. Diese letzten Wehen werden als Presswehen bezeichnet und treten alle zwei bis drei Minuten auf. Mit ihrer Hilfe wird das Kind schließlich geboren.
Medikamentöse Schmerzlinderung
Für die Schmerzlinderung während der Geburt stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Häufig kommt die sogenannte Periduralanästhesie (PDA) zum Einsatz: Dabei wird zu Beginn der Geburt ein Katheter in den bindegewebigen Raum des Rückenmarkkanals eingebracht. Über diesen kann im Verlauf der Geburt nach Bedarf wiederholt ein schmerzstillendes Medikament verabreicht werden. Die Wirkung setzt innerhalb einiger Minuten ein. Das Medikament wird im Normalfall so dosiert, dass die Wehen nicht schmerzhaft sind, aber dennoch wahrgenommen werden. Dadurch ist eine aktive Mitarbeit der Frau in der Austreibungsphase möglich.
Die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt bzw. die Hebamme informiert bereits im Vorfeld der Geburt über Vor- und Nachteile der PDA, sodass die Frau sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden kann. Daneben gibt es auch schmerzlindernde Medikamente, die intravenös verabreicht werden können und keine schädliche Wirkung auf das ungeborene Kind haben.
Wie machen sich Nachgeburtswehen und Nachwehen bemerkbar?
Nachdem das Kind geboren ist, sorgen Nachgeburtswehen dafür, dass sich die stark gedehnte Gebärmutter wieder zusammenzieht. Dadurch löst sich der Mutterkuchen (Plazenta) von der Gebärmutterwand ab. Nachgeburtswehen sind deutlich weniger schmerzhaft als Geburtswehen, treten unregelmäßig auf und nehmen an Intensität ab.
Nachwehen können in den ersten Tagen nach der Geburt auftreten und dienen dazu, dass sich die Gebärmutter weiter zusammenzieht und wieder ihre ursprüngliche Größe annimmt. Zudem tragen sie dazu bei, dass die Blutung zunehmend gestillt wird. Nachwehen werden von Frauen unterschiedlich wahrgenommen, sie sind kaum spürbar bis leicht schmerzhaft. Sie treten durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin verstärkt während des Stillens auf. Nachwehen sind bis zu einer Woche spürbar, wirken aber noch vier bis sechs Wochen nach.
Wie entstehen Wehen?
Wehen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hormone am Ende der Schwangerschaft. Wesentlichen Einfluss haben der veränderte Hormonspiegel von Östrogen, Progesteron, Cortisol und Oxytocin.
Die Hormone Progesteron und Östrogen sind für den Menstruationszyklus verantwortlich. Kommt es zu einer Schwangerschaft, übernimmt die Plazenta die Progesteronproduktion. Das von der Plazenta gebildete Progesteron sorgt dafür, dass sich der Gebärmuttermuskel entspannt und während der Schwangerschaft keine Wehen auftreten.
Gegen Ende der Schwangerschaft reduziert sich die Progesteronwirkung und der mütterliche Organismus schüttet vermehrt Östrogene aus. Durch den erhöhten Östrogenspiegel wird das Hormon Oxytocin produziert. Oxytocin ist das eigentliche wehenfördernde Hormon, das zum Ende der Schwangerschaft vermehrt gebildet und ausgeschüttet wird. Das führt dazu, dass sich die Gebärmutter immer wieder zusammenzieht und die Stärke der Wehen zunimmt. Das Hormon Östrogen aktiviert auch die Produktion von Prostaglandinen. Diese Botenstoffe bewirken, dass der Gebärmutterhals (Zervix) weicher wird und sich mit jeder Wehe etwas weiter öffnet.
Auch die Dehnung der Gebärmutter und die Reife des Kindes tragen dazu bei, dass die Geburt in Gang gebracht wird.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 19. Dezember 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Univ. Prof. Dr. Thorsten Fischer