Chronischer Durchfall bei Kindern
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen hat chronischer Durchfall bei Kindern?
Durchfall, der länger als 14 Tage bestehen bleibt, wird unabhängig von der Ursache als chronischer Durchfall bezeichnet. Mögliche Ursachen sind:
Infektion
Eine Infektion mit Viren oder Bakterien (infektiöse Gastroenteritis) führt in erster Linie zu akutem Durchfall, der sich nach einigen Tagen wieder bessert. Es sind jedoch auch chronische Verläufe möglich, z.B. bei einer Infektion mit Rotaviren oder einigen bakteriellen Erregern und Parasiten. In diesen Fällen spricht man auch von persistierendem Durchfall. Sehr junges Alter des Kindes, Unterernährung, unzureichendes Stillen sowie inadäquater Antibiotikaeinsatz stellen Risikofaktoren für einen chronischen Verlauf dar.
Reizdarmsyndrom (nervöser Darm, Reizkolon, Colon irritabile)
Das Reizdarmsyndrom gehört zu den häufigsten Verdauungsproblemen überhaupt. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Häufig treten Bauchschmerzen, Völlegefühl und Blähungen sowie abwechselnd Verstopfung und Durchfall auf. Ein Wechsel der Stuhlbeschaffenheit ist oft mit krampfartigen Schmerzen verbunden. Die Beschwerden bessern sich nach dem Stuhlgang. Die Durchfälle treten bei einem Reizdarmsyndrom typischerweise am Morgen kurz nach dem Aufstehen auf.
Zöliakie
Zöliakie ist eine sogenannte Resorptionsstörung im Darm aufgrund einer Unverträglichkeit gegen verschiedene Getreideeiweiße. Die Symptome der Zöliakie treten typischerweise auf, wenn Kleinkinder von der reinen Milchernährung auf getreidehaltige Nahrung umgestellt werden – also etwa ab dem 5. und 7. Lebensmonat. Ursache ist eine Überempfindlichkeit gegen das Klebereiweiß (Gluten), das in vielen Getreidesorten enthalten ist. Eine Immunreaktion des Darms führt zu einer chronischen Entzündung und in weiterer Folge zu Schäden an der Darmschleimhaut, besonders im Zwölffingerdarm. Der geschädigte Darm kann Nährstoffe nicht mehr richtig aufnehmen (resorbieren). Die Kinder leiden unter Gedeihstörungen, Blutarmut, übelriechenden gelblichen Durchfällen und Blähungen. Weitere Informationen finden Sie unter Ernährung von Säuglingen (Beikost-Einführung) und Glutenunverträglichkeit.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zu Entzündungen innerhalb des Darmes, die durch Fehlreaktionen des Immunsystems ausgelöst werden. Je nach betroffenem Darmabschnitt spricht man von Colitis ulcerosa oder von Morbus Crohn. Beide Erkrankungen treten meist im jungen Erwachsenenalter erstmals auf, können aber auch schon in der frühen Kindheit in Erscheinung treten. Typische Symptome sind immer wiederkehrender Durchfall, der häufig schleimig oder blutig ist, zusammen mit Bauchschmerzen, Krankheitsgefühl, Fieber oder Wachstumsstörungen. Auch außerhalb des Darmes können Beschwerden auftreten, z.B. an den Gelenken, der Haut oder den Augen. Mehr zum Thema: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Nahrungsmittelallergien
Die häufigsten Auslöser einer Nahrungsmittelallergie im Kindesalter sind Kuhmilcheiweiß, Hühnerei und Soja, bei älteren Kindern kommen u.a. Allergien gegen Weizen, Nüsse, Fisch oder Schalentiere dazu. Die möglichen Symptome sind vielfältig, es kann zu Durchfall, Bauchschmerzen oder Erbrechen, aber auch zu Hautausschlägen, Juckreiz, Schwellungen der Lippen und der Schleimhäute, Niesen, Schnupfen und Husten kommen. Nur wenn diese Reaktionen durch das körpereigene Immunsystem ausgelöst werden, ist von einer „echten“ Allergie die Rede. Sie ist bei Säuglingen und Kleinkindern eher selten, die Beschwerden werden erst durch wiederholten Kontakt mit dem jeweiligen Lebensmittel ausgelöst. Mehr zum Thema: Nahrungsmittelallergie
Nahrungsmittelunverträglichkeit
Im Unterschied zur Nahrungsmittelallergie werden bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, ohne dass eine Immunreaktion zugrunde liegt. Ursache ist z.B. eine fehlerhafte Verstoffwechselung. Die Symptome sind denen einer Allergie ähnlich, es kann zu Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen sowie zu Hautreaktionen kommen. Diese können sich auch schon nach einmaligem Kontakt bemerkbar machen. Mehr zum Thema: Nahrungsmittelunverträglichkeit
„Toddlers Diarrhoe“
„Toddlers Diarrhoe“ tritt meistens im späten Säuglingsalter bis Kleinkindalter auf (6–36 Monate) und stellt eine Sonderform des chronischen Durchfalles dar. Typisch ist das Auftreten von drei oder mehr Durchfallstühlen ausschließlich tagsüber bei normalem Gedeihen und dem Fehlen von weiteren Beschwerden. Die Stühle normalisieren sich spätestens bis zum Beginn des Schulalters von alleine.
Weitere Ursachen
Beispiele für weitere Erkrankungen, die mit wiederholtem oder chronischem Durchfall einhergehen können:
- Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase,
- Diabetes mellitus,
- Fettstoffwechselstörungen,
- Schilddrüsenüberfunktion,
- Immunschwäche,
- Autoimmunerkrankungen,
- Morbus Hirschsprung (angeborene Fehlbildung des Enddarmes),
- Cystische Fibrose (Mukoviszidose; erbliche Stoffwechselstörung),
- etc.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei anhaltenden Durchfällen ist eine exakte Abklärung möglicher Ursachen durch die Kinderärztin/den Kinderarzt erforderlich. Neben einem ausführlichen Gespräch mit den Eltern ist eine genaue Untersuchung des Kindes notwendig. Gegebenenfalls werden weiterführende Untersuchungen (z.B. Blutuntersuchungen, Allergietests, bildgebende Verfahren etc.) durchgeführt.
Wie erfolgt die Behandlung von chronischem Durchfall bei Kindern?
Die symptomatische Behandlung des Durchfalls umfasst in erster Linie den Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Dazu kommen z.B. spezielle Trinklösungen zur Anwendung. Die weitere Behandlung hängt davon ab, ob eine Dehydration vorliegt und wie schwerwiegend diese ist.
Darüber hinaus richtet sich die Therapie bei chronischem Durchfall nach der auslösenden Ursache.
Wohin kann ich mich wenden?
Für die Diagnose und Therapie einer chronischen Durchfallerkrankung im Säuglings- und Kindesalter ist die Ärztin/der Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde zuständig.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. April 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof. Dr. Andreas Böck, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde