Ernährung bei Krebserkrankungen
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen haben Ernährungsprobleme bei Krebserkrankungen?
Krebs schlägt vielen Betroffenen buchstäblich auf den Magen: Sie können nur wenig essen und verlieren mitunter sehr viel Gewicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele haben keinen oder nur sehr wenig Appetit. Ihr Geschmack ist gestört, das Schlucken fällt schwer oder der Mund ist schmerzhaft entzündet. Oft leiden sie auch an Verdauungsstörungen, wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. All diese Beschwerden können Folge der Krebserkrankung selbst, aber auch der Therapien sein. Dazu kommt, dass die Nährstoffe im Magen-Darmtrakt durch die Erkrankung bzw. die Behandlungen oft nicht so gut verwertet werden, wie sonst. All das führt dazu, dass den Betroffenen wichtige Nährstoffe fehlen. Fachleute sprechen dann von Mangelernährung.
Tumorkachexie: Was ist das?
Zudem zehrt bei vielen Betroffenen der Krebs selbst: Er löst im Körper der/des Krebskranken Entzündungsvorgänge und Stoffwechselstörungen aus. Das führt zu einem starken Abbau von Muskelmasse und Fettgewebe. Die Betroffenen magern zusehends ab und werden immer schwächer. Fachleute sprechen in diesem Fall von Tumorkachexie.
Welche Symptome können bei Mangelernährung und Tumorkachexie auftreten?
Bei jeder/jedem zweiten Krebspatientin/Krebspatienten kommt es im Laufe einer Krebserkrankung zu einer Tumorkachexie. Betroffene mit Mangelernährung bzw. Tumorkachexie leiden unter einer deutlich verminderten Lebensqualität: Sie fühlen sich zunehmend schlapp, müde und kraftlos (Fatigue), haben Gedächtnisprobleme und/oder Konzentrationsstörungen. Es fehlt ihnen zunehmend die Energie für regelmäßige Bewegung, was zu einem weiteren Abbau von Muskelgewebe führt. Dazu kommt, dass durch den Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen das Immunsystem geschwächt wird. Dadurch werden die Betroffenen anfälliger für Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Lungenentzündungen oder Harnwegsinfekte. Zudem kann es sein, dass Krebspatientinnen/Krebspatienten mit Tumorkachexie weniger gut auf eine Krebstherapie ansprechen bzw. diese schlechter vertragen. Dadurch haben Patientinnen/Patienten mit Tumorkachexie eine schlechtere Prognose.
Was können Betroffene tun, um Ernährungsprobleme zu vermeiden?
Nicht jede Krebspatientin/jeder Krebspatient muss zwangsläufig von Gewichtsverlust, Mangelernährung oder Tumorkachexie betroffen sein. Ob es dazu kommt, hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Alter, dem Ernährungszustand der Patientin/des Patienten vor der Krebserkrankung, der Tumorart und dem Stadium der Krankheit.
Nicht nur wegen der Krebserkrankung selbst, sondern auch für das persönliche Wohlbefinden ist eine möglichst abwechslungsreiche, nährstoffreiche Kost von Vorteil. Wie eine gesunde Ernährung aussehen kann, zeigt die Österreichische Ernährungspyramide.
Wie kann eine Ernährungsberatung bei Krebs helfen?
Da der persönliche Ernährungszustand auch Einfluss auf die Prognose hat, ist es ratsam, sich bei Problemen mit dem Gewicht oder der Ernährung möglichst frühzeitig professionelle Hilfe zu holen. Betroffene, die immer mehr an Gewicht verlieren bzw. manche Lebensmittel nur schlecht vertragen oder unter Übelkeit leiden sollten dies mit ihrer Ärztin/ihrem Arzt bzw. einer Diätologin/einem Diätologen besprechen. Diese können dabei helfen Lebensmittel zu finden, die gut vertragen werden und den Körper mit ausreichend Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. So kann einer Mangelernährung entgegengewirkt und der Verlauf der Krebserkrankung positiv beeinflusst werden.
Mangelernährung ausgleichen
Bei manchen Krebserkrankungen, wie beispielsweise Magen- oder Darmkrebs kann es sein, dass die Betroffenen schon bei der Diagnosestellung viel Gewicht verloren haben bzw. einen Mangel an Nährstoffen haben. In diesem Fall macht es Sinn, bereits vor Beginn der Therapie die Mangelernährung auszugleichen. So ist die Patientin/der Patient besser für die Behandlung vorbereitet.
Besteht eine Mangelernährung bzw. Tumorkachexie, z.B. während oder nach einer Therapie, können die Betroffenen dem Teufelskreis aus Muskelabbau und Gewichtsverlust durch regelmäßige Bewegung und eine gezielte Ernährung gegensteuern. Bewegung steigert nicht nur den Appetit, sondern ist auch wichtig für das psychische Wohlbefinden und den Erhalt der Muskelmasse.
Gemeinsam mit einer Diätologin/einem Diätologen kann ein Speiseplan erstellt werden, der möglichst viele Kalorien und Eiweiß enthält. Da Milchprodukte, Eier, Fleisch, Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Bohnen) und Fisch sehr gute Eiweißquellen sind, sollten diese Produkte möglichst oft gegessen werden. Um genügend Kalorien zu sich zu nehmen, können die Speisen mit einer Extraportion Fett angereichert (z.B. Schlagobers, Butter, Rapsöl, Olivenöl) werden. Persönliche Essgewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen sollten dabei aber immer mitberücksichtigt werden.
Weitere Tipps und Tricks zur Ernährung bei Krebserkrankungen gibt es in der Broschüre "Ernährung bei Krebs" der Österreichischen Krebshilfe.
Nebenwirkungen und Beschwerden lindern
Oft leiden Krebspatientinnen/Krebspatienten im Rahmen einer Chemo- und/oder Strahlentherapie unter starken Nebenwirkungen. Dabei kann es beispielsweise zu Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen, schmerzhaften Entzündungen im Mund bzw. Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung kommen. Auch hier können Diätologinnen/Diätologen dabei helfen, die Beschwerden mit speziellen Ernährungstricks zu mildern. Zusätzlich kann die Ärztin/der Arzt auch Medikamente verordnen, die den Beschwerden vorbeugen bzw. diese lindern.
Mitunter haben Krebspatientinnen/Krebspatienten so große Schwierigkeiten beim Essen, dass sie ihren täglichen Bedarf an Nährstoffen nicht mit herkömmlicher Nahrung decken können. Auch bei einer Tumorkachexie ist dies meist nicht mehr möglich. Dann kann mithilfe von energiereicher Trinknahrung („Astronautenkost“) das Defizit an Nährstoffen ausgeglichen und einem weiteren Gewichtsverlust bzw. einer Mangelernährung entgegengewirkt werden. In manchen Fällen kann auch, zumindest vorübergehend, eine künstliche Ernährung über eine Sonde oder über die Vene (parenterale Ernährung) notwendig sein.
Worauf sollten Betroffene bei der Ernährung noch achten?
Eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen ist eine gute Basis, um den Körper im Kampf gegen den Krebs zu unterstützen. Expertinnen/Experten raten jedoch von einseitigen „Krebsdiäten“ mit strikten Ernährungsvorschriften bzw. -verboten ab. Die angeblichen Mechanismen, die hinter solchen Diäten stecken sollen, stimmen mit dem derzeitigen Stand der Forschung zu Krebs nicht überein. Manche Diäten können jedoch zu starkem Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen führen. Dadurch werden die ohnehin schon schwer kranken Krebspatientinnen/Krebspatienten noch zusätzlich geschwächt.
Vorsicht mit Vitaminpillen und Co
Fachleute raten Krebspatientinnen/Krebspatienten auch zur Vorsicht im Umgang mit Vitamin- und Mineralstoffpräparaten. Egal, ob in Form von Tabletten, Kapseln oder Säften – Betroffene sollten derartige Nahrungsergänzungsmittel nicht auf eigene Faust einnehmen. Manchmal können diese mehr schaden als nutzen. Anders als bei Obst und Gemüse ist bei manchen Nahrungsergänzungsmitteln durchwegs ein „Zuviel“ (Überdosierung) möglich. Zudem vertragen sich manche dieser Präparate nicht mit Medikamenten (Wechselwirkung). Dadurch kann es vorkommen, dass die Medikamente nicht mehr so gut wirken. Auch eine Krebstherapie kann durch Nahrungsergänzungsmittel ungünstig beeinflusst werden: Beispielsweise kann hochdosiertes Vitamin C die Wirkung von bestimmten Chemotherapie-Medikamenten abschwächen. Aus all diesen Gründen raten Fachleute dazu, Vitamin- und Mineralstoffpräparate nur nach vorheriger Absprache mit einer Ärztin/einem Arzt einzunehmen. Diese/dieser kann im Rahmen einer Blutuntersuchung feststellen, ob tatsächlich ein Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen besteht. Liegt tatsächlich ein solcher vor, kann er durch eine gezielte, richtig dosierte Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten (Supplementierung) behoben werden.
Keine Grapefruits während der Therapie
Prinzipiell können und sollen Krebspatientinnen/Krebspatienten auch während ihrer Therapie alles essen, worauf sie Lust haben. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Vorsicht ist geboten mit Grapefruits. Diese könnten unter Umständen durch eine Wechselwirkung mit bestimmten Chemotherapie-Medikamenten zu schweren Nebenwirkungen führen.
Keimbelastung durch Ernährung vermeiden
Bestimmte Krebserkrankungen (z.B. Leukämie, Lymphom) bzw. eine Chemotherapie können dazu führen, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten und Granulozyten) sinkt. Das geschwächte Immunsystem kann dann Krankheitskeime nur mehr sehr schlecht abwehren. Die Betroffenen laufen dann ständig Gefahr, an einer Infektion (schwer) zu erkranken. In diesem Fall muss auch bei der Ernährung darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel möglichst wenig Keime enthalten (z.B. Salmonellen). So sollten betroffene Personen auf rohe Lebensmittel, wie beispielsweise Beef Tartare, Sushi, rohe Eier, Rohmilch gänzlich verzichten. Zudem können bestimmte Hygienemaßnahmen beim Kochen und Essen dazu beitragen, das Risiko einer Infektion zu senken.
Weitere Informationen zur Küchenhygiene finden Sie unter Alles über Lebensmittel.
Kann Ernährung helfen einen Rückfall zu vermeiden?
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung machen auch nach einer überstandenen Krebserkrankung Sinn. Dies kann nicht nur zu einem gesteigerten Wohlbefinden beitragen, sondern auch dazu, dass die Krebserkrankung nicht wiederkommt. Es gibt Hinweise, dass bei Frauen, die Brustkrebs hatten, das Risiko einer neuerlichen Krebserkrankung (Rezidiv) gesenkt werden kann, wenn diese reichlich Obst und Gemüse verzehren. Auch ein möglichst normales Gewicht kann dazu beitragen einem Rezidiv vorzubeugen. Allerdings gilt auch bei der Vorbeugung von Rückfällen: Einseitige Diäten und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln werden, auch nach einer überstandenen Krebserkrankung, von Expertinnen/Experten nicht empfohlen!
Hinweis
Die hier angeführten Empfehlungen zur Prävention bestimmter Krankheiten bzw. für die Ernährung bei bestimmten Krankheiten sind als Basis für individuell abgestimmte Maßnahmen zu verstehen. Sie können eine persönliche Beratung oder Diagnose durch eine Ärztin/einen Arzt oder eine Diätologin/einen Diätologen nicht ersetzen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 6. August 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Verband der Diaetologen Österreichs