Fatigue: Erschöpfung bei Krebs
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen hat tumorbedingte Fatigue?
Die Fachwelt geht davon aus, dass tumorbedingte Fatigue durch das Zusammenwirken von mehreren Faktoren entsteht. Zu diesen können zählen:
- Die Krebserkrankung selbst und ihre körperlichen Folgen sowie damit verbundene Entzündungsprozesse,
- Nebenwirkungen von der Behandlung der Krebserkrankung (z.B. Anämie),
- andere körperliche und psychische Erkrankungen,
- seelischer Leidensdruck und erhöhter Stress.
Bei vielen Betroffenen ist die genaue Ursache für die Symptome jedoch nicht bekannt. Tumorbedingte Fatigue tritt häufig bei Patientinnen und Patienten mit Krebs auf – besonders jedoch bei Lymphomen, Leukämie, Brustkrebs mit Metastasen sowie im Zusammenhang mit Chemotherapie und Strahlentherapie.
Welche Symptome können auftreten?
Tumorbedingte Fatique kann zu unterschiedlichen Symptomen führen:
- Körperliche Symptome: Dazu zählen Müdigkeit, körperliche Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Schwäche- und Schweregefühl in der Muskulatur, Energielosigkeit, reduzierte Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen und Schmerzen. Müdigkeit und Erschöpfung stehen bei Betroffenen nicht im Verhältnis zu ihren Aktivitäten. Bereits kleinste Tätigkeiten können für sie anstrengend sein.
- Symptome in Bezug auf Gefühle und Stimmung: Zu diesen zählen verminderter Antrieb, Lustlosigkeit, Interesselosigkeit, Frustration, fehlende Motivation und das Gefühl starker psychischer Belastung.
- Kognitive Symptome: Zu kognitiven Beschwerden zählen Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentration sowie Störung der Gedächtnisleistung – vor allem des Kurzzeitgedächtnis.
Die allgemeine Funktionsfähigkeit im Alltag ist beeinträchtigt. Erholungsphasen oder Schlaf gleichen die Müdigkeit und Erschöpfung nicht mehr aus.
Die Symptome können getrennt voneinander oder gemeinsam auftreten. Auch unterschiedliche Kombinationen von Symptomen sind möglich. Die Fachwelt spricht dann von einem sogenannten Symptomkomplex.
Symptome halten meist viele Wochen an. Sie können über Jahre bestehen bzw. immer wieder auftreten. Erschöpfung kann ein erstes Anzeichen von Krebs sein. Aber auch während und nach Phasen der Behandlung oder einer Heilung kann tumorbedingte Fatigue auftreten. Dies ist meist sehr belastend für die betroffene Person und erschwert das Alltagsleben.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt erhebt in einem ausführlichen Gespräch das aktuelle Befinden, die Krankengeschichte sowie bisherige und aktuelle Behandlungen. Sie oder er fragt zudem, welche Beschwerden sowie Erkrankungen bestehen und seit wann.
Durch weitere Untersuchungen werden mögliche Ursachen für die Beschwerden abgeklärt. Dazu zählen eine körperliche Untersuchung sowie unter anderem Laboruntersuchungen des Blutes. Auch der Einsatz von speziellen Fragebögen kann bei der Diagnose von tumorbedingter Fatique hilfreich sein.
Bei der Diagnostik von tumorbedingter Fatigue arbeiten viele Disziplinen im Gesundheitsbereich zusammen: Ärztinnen und Ärzte sowie etwa Fachkräfte aus klinischer Psychologie, Physiotherapie, Diätologie sowie Sozialarbeit. Dies ist hilfreich, um alle Aspekte des Befindens zu berücksichtigen.
Für die Diagnose von tumorbedingter Fatigue müssen Symptome täglich oder fast täglich über zwei Wochen auftreten. Die Symptome müssen zudem in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung bzw. Behandlung von Krebs stehen. Zudem zählen zu wichtigen Kriterien der Diagnose deutliches Leiden und Beeinträchtigung im Alltag.
Es ist zudem wichtig, tumorbedingte Fatigue von anderen Krankheiten zu unterscheiden. Die Symptome können zum Beispiel psychiatrischen Erkrankungen ähnlich sein - etwa einer Depression. Aber auch Infektionen, Funktionsstörungen der Schilddrüse oder Schlafapnoe können ähnliche Symptome verursachen. Zudem ist krebsbedingte Fatigue vom sogenannten Chronischen Fatigue-Syndromzu unterscheiden.
Wie erfolgt die Behandlung?
Die Möglichkeiten der Behandlung von tumorbedingter Fatigue sind vielseitig. Sie richten sich nach den jeweiligen Beschwerden und dem Gesundheitszustand der davon betroffenen Person. Folgende Maßnahmen können die Betroffenen unterstützen:
- Psychoedukation: Bei dieser erfolgt im Rahmen einer klinisch-psychologischen Beratung bzw. Behandlung oder Psychotherapie eine Aufklärung über tumorbedingte Fatigue. Dabei kommen unter anderem Themen wie Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Behandlung zur Sprache. Zudem können Betroffene Maßnahmen erlernen, die im Umgang mit der Situation im Alltag helfen.
- Psychotherapie: In einer Psychotherapie kann die betroffene Person über Ihre Situation, Ihre Beschwerden, Gedanken und Gefühle sprechen. Gezielte psychotherapeutische Techniken ermöglichen zudem eine Linderung des Leidensdrucks. So können zum Beispiel Techniken aus der kognitiv-behavioralen Therapie (CBT) Ängste reduzieren und hilfreiche Änderungen im Verhalten unterstützen.
- Medikamente: Die Ärztin oder der Arzt kann Medikamente gegen die jeweiligen Symptome oder bekannte Ursachen verschreiben. Zum Beispiel Medikamente gegen eine Anämie, gegen Depression oder etwa Kortison.
- Bewegung: Die Ärztin oder der Arzt bespricht mit Betroffenen, welche Art von Bewegung medizinisch unbedenklich und hilfreich ist. Es sollte in jedem Fall nicht zu einer Überanstrengung kommen. Zu den Möglichkeiten zählen etwa Ausdauertraining, Krafttraining bzw. Physiotherapie. Aber auch etwa Yoga sowie QiGong können hilfreich sein.
- Achtsamkeitsübungen: Diese dienen dazu, aktiv Selbstfürsorge zu erlernen und sich allgemein zu stärken. Weitere Informationen finden Sie unter Entspannt & fokussiert durch Achtsamkeit.
- Gesunde Ernährung: Die Ernährung sollte genügend Nährstoffe enthalten, um Mängel auszugleichen. Eine Ernährungsberatung ist hilfreich. Weitere Informationen finden Sie unter Ernährung bei Krebs.
- Regelmäßiger Schlafrhythmus: Ein guter Schlafrhythmus hilft dabei, ausreichend Schlaf zu finden. Bei Schlafstörungen berät die Ärztin oder der Arzt über hilfreiche Maßnahmen.
Was kann ich selbst tun?
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt offen über Ihre Beschwerden. Dies erleichtert es, die passende Behandlung zu finden. Sie können sich auf das Arztgespräch vorbereiten. Nähere Informationen finden Sie unter Gut vorbereitet in die Arztpraxis.
Leiden Sie unter tumorbedingter Fatigue, sollten Sie zudem gut auf sich achten. Teilen Sie Ihre Kräfte ein. Sie können zum Beispiel in einem Fatigue-Tagebuch festhalten, was Ihnen besonders viel Energie abverlangt und was Ihnen guttut. Zudem können Sie dort Ihr körperliches sowie seelisches Befinden und Ihre Aktivitäten eintragen. Gemäßigte Tätigkeiten sind meist eher hilfreich, besondere Schonung hingegen nicht. Die Österreichische Krebshilfe bietet unter anderem Beratungen zum Thema Leben mit Krebs an. Auch Selbsthilfegruppen können unterstützen.
Was können Angehörige tun?
Für Angehörige bzw. nahestehende Bezugspersonen sind die Beschwerden Betroffener manchmal nicht leicht nachzuvollziehen. Vor allem, wenn die eigentliche Behandlung der Krebserkrankung überstanden ist. Eine zugewandte Haltung hilft meist, die betroffene Person besser zu verstehen. Ein längeres Gespräch über die belastende Situation zu führen und gemeinsam Pläne für Aktivitäten bzw. Erholung zu erstellen, kann ebenso hilfreich sein.
In vielen Fällen ist eine aktive Unterstützung der betroffenen Person bei Alltagstätigkeiten erforderlich. Betroffene sollten jedoch so selbstständig wie möglich bleiben und selbst entscheiden, welche Hilfen infrage kommen. Unterstützung bei der Pflege kann auch Angehörige entlasten. Zudem bietet der Besuch einer Selbsthilfegruppe die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Angehörigen.
Wohin kann ich mich wenden?
Erste Ansprechstelle für tumorbedingte Fatigue ist Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt. Diese oder dieser kann Sie zudem an weitere Stellen überweisen. Zum Beispiel zu Spezialistinnen oder Spezialisten im Bereich Klinische Psychologie, Psychotherapie, Physiotherapie oder etwa Ernährungsmedizin.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 10. Mai 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Mag.a rer.nat. Elisabeth Andritsch, Klinische Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz