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Berufsallergene IgG

Bei der labordiagnostischen Abklärung von Berufsallergien kommen in Abhängigkeit vom jeweiligen Arbeitsumfeld sowie dem Beschwerdebild bei den betroffenen Patientinnen und Patienten in erster Linie bestimmte Allergenprofile zur Bestimmung allergenspezifischer Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) bzw. Immunglobulin-G (IgG) im Blut zum Einsatz. Positive Ergebnisse dieser Allergengruppentests können dann in einem zweiten Schritt im Hinblick auf die allergenspezifischen Antikörper spezifiziert sowie quantifiziert werden.

  • Allergenspezifische IgE-Antikörper (RAST)
  • Allergenspezifische IgG-Antikörper (IGGQ)
  • Berufsallergene IgE
  • Diaminoxidase (DAO)
  • Eosinophiles Kationisches Protein (ECP)
  • Gesamt-IgE
  • Histamin (HISTA)
  • Histamin im 24-Std.-Urin (HIS24U)
  • Histamin/Stuhl (HIST)
  • IgE (IGE)
  • IgE gesamt
  • IgE RAST
  • Immunglobulin-E
  • Immunglobulin-E allergenspezifisch
  • Inhalationsallergene IgE
  • Insektengiftallergene IgE
  • Medikamentenallergene IgE
  • Nahrungsmittelallergene IgE
  • Ouchterlony
  • Total-IgE
  • Tryptase (TRYPT)

Warum werden Laboruntersuchungen auf Berufsallergene durchgeführt?

Bei einer Berufsallergie handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegen bestimmte Stoffe aus dem Arbeitsumfeld der betroffenen Personen. Generell bezeichnet der Begriff „Allergie“ eine Überempfindlichkeit („Hypersensitivität“) des Körpers gegenüber bestimmten Stoffen („Allergene“). Diese Überempfindlichkeitsreaktion kann durch verschiedene Mechanismen vermittelt werden:

  • durch Antikörper v.a. vom Typ IgE oder IgG;
  • durch Immunzellen – das sind spezielle weiße Blutkörperchen, die als T-Lymphozyten bezeichnet werden.

Die häufigste Form einer Berufsallergie ist das sogenannte Berufsasthma, welches insbesondere bei Bäckern bzw. Personen mit ähnlichem Arbeitsumfeld (z.B. Konditoren) auftritt. Berufsasthma als spezielle Form einer Berufsallergie stellt eine durch Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegen am Arbeitsplatz vorkommende Allergene dar. Zu diesen Allergenen zählen beispielsweise staubförmige Eiweißstoffe aus Weizen- und Roggenmehl, aber auch Enzyme aus Backzusatzstoffen sowie Partikel von Ungeziefer (Rüsselkäfer, Vorratsmilbe etc.).

Neben IgE-vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen gibt es aber auch bestimmte Erkrankungen, die durch die Bildung allergenspezifischer Antikörper vom Typ IgG ausgelöst werden. Eine typische Erkrankung dieses Formenkreises ist die

  • exogen-allergische Alveolitis (EAA) – eine schwere Lungenerkrankung.

Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die aufgrund einer längerfristigen Exposition gegenüber bestimmten Antigenen auftreten. Häufig sind das Berufserkrankungen wie:

  • „Farmerlunge“ – diese entsteht durch schimmliges Heu,
  • „Vogelhalterlunge“ – diese entsteht durch Vogelexkremente und Federnstaub,
  • „Obstbauernlunge“ – diese entsteht durch Obststaub u.v.m.

Zur Abklärung einer Allergie ist immer ein entsprechendes Prozedere wichtig:

  • Anamnese: Befragung der Patientin bzw. des Patienten nach allergischen Beschwerden und wann diese auftreten. Weiters sind in diesem Zusammenhang die folgenden Faktoren zu berücksichtigen:
    • Alter der Patientin bzw. des Patienten;
    • Wohnsituation (Haustiere, Zimmerpflanzen, Hobbys, u.v.m.) sowie
    • berufliches Umfeld.
  • Hauttestungen: dabei wird die Hautreaktion auf bestimmte Allergene untersucht.

Bei der labormedizinischen Allergiediagnostik kommt als Untersuchungsmaterial Blut zum Einsatz, wobei allergenspezifische Antikörper vom Typ IgE bzw. IgG bestimmt werden. Da im Blut aber spezifische Antikörper gegen Hunderte verschiedene Allergene (mehr als 1.000) sowie Allergenkomponenten (mehrere 100) gemessen werden können, muss im Vorfeld der Labordiagnostik immer ein entsprechendes diagnostisches Prozedere festgelegt werden (sogenannte „Stufendiagnostik“). Auf diese Weise wird eine möglichst zielgerichtete und effiziente Auswahl an spezifischen Laboruntersuchungen gewährleistet.

Dementsprechend kommen in erster Linie (Stufe 1) sogenannte Gruppentests (Allergenprofile bzw. „Allergen-Mixe“) zum Einsatz, die entweder ein positives oder negatives Ergebnis liefern. Bei einem positiven Ergebnis der Allergengruppentests erfolgt dann in einem zweiten Schritt (Stufe 2) eine weitere  Spezifizierung und Quantifizierung der allergenspezifischen Antikörper.

Zur Abklärung einer möglichen Berufsallergie wird im Hinblick auf IgE-vermittelte allergische Erkrankungen in erster Linie das Vorliegen von IgE-Antikörper gegen die folgenden Allergene untersucht:

  • Weizenmehlkomponenten,
  • Roggenmehlkomponenten,
  • Soja,
  • Bäckerhefe,
  • Amylase sowie
  • Partikeln von Rüsselkäfer und Vorratsmilbe.

Bei Verdacht auf IgG-vermittelte allergische Erkrankungen (z.B. EAA) werden zur labormedizinischen Abklärung IgG-Antikörper gegen die folgenden, in erster Linie tierischen Allergene untersucht:

  • Papageien, Tauben und Wellensittich (spezifische Antikörper jeweils gegen Bestandteile aus Serum, Federn und Exkrementen).

Wie wird das Ergebnis der Bestimmung allergenspezifischer IgG-Antikörper im Blut interpretiert?

Während die Untersuchungsergebnisse bei allergenspezifischer IgE-Antikörper im Blut anhand sogenannter RAST-Klassen angegeben werden, wird bei der Bestimmung allergenspezifischer IgG-Antikörper im Blut auf dem Laborbefund zumeist nur ein qualitatives („positives“ bzw. „negatives“) Resultat ausgewiesen. Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, die Untersuchungsergebnisse zusätzlich als quantitative Messwerte am Laborbefund auszuweisen (meist in der Einheit „kU/L“ – Kilo-Units pro Liter).

Ob im jeweiligen Fall tatsächlich eine Allergie vorliegt, muss aber stets von der behandelnden Ärztin bzw. vom behandelnden Arzt in Zusammenschau von Anamnese sowie weiteren Befunden (Anamnese, Lungenfunktions- sowie bildgebende Diagnostik etc.) entschieden werden.

Exogen-allergische Alveolitis (EAA)

Bei der exogen-allergischen Alveolitis (EAA) handelt es sich um eine durch Antikörper vom Typ Immunglobulin G (IgG) vermittele Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers, die zu einer Entzündung des Lungengewebes führt. Besonders betroffen sind dabei die Lungenbläschen (Alveolen), weshalb die Erkrankung auch als „Hypersensitivitätspneumonitis“ bezeichnet wird.

Die EAA entsteht durch Einatmen bestimmter Formen von Feinstaub, die oft im beruflichen bzw. privaten Umfeld betroffener Personen vorkommen, wobei in der Mehrzahl der Fälle eine genetisch prädisponierende Veranlagung zu Erkrankungen dieses Formenkreises besteht. Tritt die Erkrankung berufsbedingt auf, so stellt die EAA eine meldepflichtige Berufserkrankung dar.

Zu den häufigsten Feinstaub-Antigenen, die eine EAA auslösen können, zählen:

  • Tierische Eiweißstoffe (Proteine) aus Blut, Haut, Haaren bzw. Gefieder sowie Exkrementen von Vögeln (Wellensittiche, Tauben, Papageien, Hühner etc.), Ratten, Mäusen u.v.m.
  • Eiweißstoffe aus Mikroorganismen wie z.B. Schimmelpilze (Heu, Luftbefeuchter, Käseindustrie), Hefepilze (z.B. Aureobasidium pullulans in verunreinigtem Saunaaufgusswasser), bestimmte Bakterien (Mycobacterium immunogenum in kontaminiertem Metallkühlwasser) u.v.m.
  • Chemische Stoffe wie z.B. Isocyanate (in Polyurethanschaum – können auch allergisches Asthma bronchiale verursachen), Pyrethrum (Insektizide) u.v.m.

Je nach dem Berufsumfeld besitzt das Krankheitsbild der EAA geläufige Namen wie:

  • Vogelhalter-/Vogelzüchterlunge (häufigste Form),
  • Farmerlunge (zweithäufigste Form),
  • Weinhauerlunge u.v.m.

Durch chronische Feinstaubinhalation kann es bei entsprechend genetisch veranlagten Personen zur Bildung allergenspezifischer IgG-Antikörper kommen, die zu einer allergischen Reaktion vom Typ 3 (Immunkomplextyp) in den Lungenbläschen (Alveolen) führen. Es entsteht zunächst eine akute Entzündung, die mit der Zeit chronisch werden und schließlich in einer Lungenfibrose enden kann.

Im Hinblick auf den Erkrankungsverlauf stehen bei der akuten EAA Husten, Atemnot, Fieber und Kopfschmerzen im Vordergrund. Bei chronischen Formen dominieren Husten und zunehmend schlimmer werdende Atembeschwerden bis hin zur Atemnot sowie Müdigkeit und Gewichtsverlust. Zu den schwerwiegendsten Komplikationen der EAA gehören die irreversible Lungenfibrose sowie das durch chronische Rechtsherzbelastung entstehende „Cor pulmonale“ (sogenanntes „Lungenherz“).

Zur diagnostischen Abklärung einer EAA sind die folgenden Schritte erforderlich:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte der betroffenen Patientinnen und Patienten;
  • Spirometrie (Atemfunktionsuntersuchungen) im Hinblick auf eine sogenannte „restriktive Ventilationsstörung“;
  • bildgebende Diagnostik wie Herz-Lungen-Röntgen und gegebenenfalls Computer-Tomographie;
  • Laboruntersuchungen:
    • Entzündungswerte im Blut;
    • Bestimmung allergenspezifischer IgG-Antikörper im Blut;
    • Bronchoalveoläre-Lavage(BAL)-Untersuchung im Hinblick auf die Verteilung bestimmter Lymphozyten-Subpopulation (CD4/CD8-Verhältnis);
    • gegebenenfalls Lungengewebsuntersuchungen (sogenannte „Lungenhistologie“).

Zur Linderung akuter Beschwerden einer EAA können kurzfristig entzündungshemmende Medikamente wie z.B. inhalative Glukokortikosteroide (ICS) angewendet werden. Allerdings stellt die Vermeidung jeglichen Kontaktes mit den auslösenden Stoffen (Allergenen) bei EAA die einzige kausale Behandlungsoption (sogenannte „Expositionsprophylaxe“) dar.

In den meisten Fällen ist dies nur durch einen entsprechenden Berufswechsel zu bewerkstelligen. Aus diesem Grund besitzt die Diagnosestellung einer Berufskrankheit aus dem EAA-Formenkreis auch im Hinblick auf eine gegebenenfalls vorliegende Minderung der Erwerbsfähigkeit eine hohe sozial- sowie auch versicherungsrechtliche Relevanz.

Weitere Informationen

LOINC: Es gibt jeweils allergenspezifische LOINC-Codes zur Bestimmung von Antikörpern hinsichtlich von Allergenprofilen, „nativen“ Allergenextrakten und spezifischen (rekombinant hergestellten) Allergenkomponenten.

Referenzwerte

Männer bis 18 Jahre Männer über 18 Jahre Frauen bis 18 Jahre Frauen über 18 Jahre Einheit
negativ negativ negativ negativ Allergen-Gruppentests

Hinweis

Die an dieser Stelle angeführten Referenzwerte dürfen nicht für die Interpretation eines Laborbefundes verwendet werden, da es sich hierbei um einen exemplarischen Näherungsbereich aus der medizinischen Fachliteratur für diese Labormessgröße in der jeweils untersuchten Körperflüssigkeit handelt. Die labormedizinischen Referenzwerte können sich von  Richtwerten oder Grenzwerten für Diagnose und Therapie von Krankheiten unterscheiden.

Grundsätzlich hängen Referenzwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Darüber hinaus können auch tageszeitliche Schwankungen bzw. eine Reihe von biologischen Rhythmen die Laborergebnisse beeinflussen. Außerdem hängen die Laborergebnisse auch von der vom jeweiligen medizinischen Labor eingesetzten Untersuchungsmethode ab (nicht alle Labors verwenden die gleiche Methode). Daher werden von der Ärztin oder vom Arzt nur die auf dem jeweiligen Laborbefund ausgewiesenen Referenzwerte für die medizinische Interpretation herangezogen. Mehr Informationen finden Sie unter: Was sind Referenzwerte?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 13. November 2024

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl, Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Zusatzfach: Zytodiagnostik

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