Psychische Belastungen am Arbeitsplatz
Inhaltsverzeichnis
Welche psychischen Belastungen können am Arbeitsplatz auftreten?
Zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zählen zum Beispiel:
- Starker Zeitdruck
- Mehrere Tätigkeiten gleichzeitig durchführen
- Wiederholung immer gleicher Arbeitsvorgänge
- Zu wenig Möglichkeiten, die Arbeit mitzugestalten
- Dauernde Unterbrechungen bei der Arbeit
- Mangel an Information
- Unmengen an Information
- Mangelhafte Unterstützung und Anerkennung durch Vorgesetzte bzw. Kolleginnen oder Kollegen
- Konflikte
- Emotionsarbeit: das Zeigen oder Unterdrücken von bestimmten Gefühlen bei der Arbeit mit Menschen, zum Beispiel besondere Höflichkeit gegenüber Kundinnen und Kunden
- Auseinandersetzung mit menschlichem Leid bzw. Krankheit
- Unklare Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit, z.B. andauernde Erreichbarkeit
- Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren
- Unzufriedenstellende Entlohnung
- Isolation
- Mangelnde Karrieremöglichkeiten
- Häufige Umstrukturierungen im Unternehmen
Während der beruflichen Tätigkeit kann es zudem zu traumatischen Belastungen kommen. Dies betrifft zum Beispiel Einsatzkräfte wie Polizei, Feuerwehr oder Rettung. Die Arbeit mit Social Media kann dazu führen, dass man etwa Gewalt im Internet ausgesetzt ist.
Weiters können sich enge Raumverhältnisse, Blendung durch Licht, Lärm, Hitze, Kälte oder körperliche Zwangshaltungen nicht nur auf die körperliche Gesundheit, sondern auch auf das psychische Wohlbefinden auswirken und ungesunden Stress erzeugen.
Auch durch die Corona-Pandemie kann es zu besonderen Belastungen am Arbeitsplatz kommen – auch für die Psyche. Weitere Informationen finden Sie unter www.gesundearbeit.at sowie auf der Website der Arbeitsinspektion.
Welche Folgen können psychische Belastungen haben?
Wirkt sich eine psychische Belastung auf eine Person negativ aus und erzeugt Leidensdruck, sprechen Fachleute von einer Fehlbelastung. In der Folge kann das Risiko für etwa Depressionen, Burnout oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht sein. Nähere Informationen dazu finden Sie im Folder zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz der Arbeitsinspektion.
Wie sich eine Belastung auf eine Person auswirkt, hängt auch von deren Befinden und Möglichkeiten der Bewältigung mithilfe von persönlichen Ressourcen ab. Dabei spielen unter anderem berufliche Fähigkeiten, Motivation, Einstellungen oder Gesundheit eine Rolle. Die Verantwortung für die Abwendung von Gefährdungen für die psychische Gesundheit am Ort der beruflichen Tätigkeiten liegt jedoch beim Arbeitgeber.
Weitere Informationen zu unterschiedlichen Belastungen am Arbeitsplatz finden Sie unter Beruf und Arbeitsbelastungen.
Was müssen Arbeitgeber:innen tun?
Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) sieht unter anderem die verpflichtende Evaluierung von Arbeitsplätzen vor. Darunter versteht man die Ermittlung und Beurteilung von Gefahren durch den Arbeitgeber sowie die Festlegung von Maßnahmen zu ihrer Vermeidung. Seit 2013 müssen auch die Gefahren durch psychische Belastungen festgestellt werden. Zudem sollen das Festlegen und Durchführen von vorbeugenden Maßnahmen unter Beteiligung der Beschäftigten erfolgen. Die Maßnahmen sollen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Dazu zählen zum Beispiel die Verbesserung von Abläufen, Organisation oder Umgebung der Arbeit.
Die Evaluierung erhebt die arbeitsbedingten psychischen Belastungen. Es geht dabei um die Bedingungen, unter denen die Arbeit erfolgt. Arbeitszufriedenheit, Stress, Leistung oder ähnliche Faktoren von einzelnen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern sind nicht Gegenstand der verpflichtenden Evaluierung.
Folgende Faktoren werden bei einer Evaluierung erhoben:
- Arbeitsorganisation, z.B. Schichtarbeit, Arbeitstempo, unklare Zuständigkeiten oder häufige Unterbrechungen.
- Arbeitsumgebung, z.B. Raumklima, Lärm, Beleuchtung, Arbeitsmittel wie Software.
- Arbeitsaufgaben, z.B. Daueraufmerksamkeit, hohe Verantwortung, emotionale Belastung durch Umgang mit herausfordernden Kundinnen bzw. Kunden.
- Organisationsklima, z.B. Kommunikation, Führungsverhalten, Zusammenhalt sowie Spielräume für eigenständiges Handeln.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Allgemeinen Unfallversicherungsangstalt (AUVA).
Betriebe müssen zudem im Ausmaß von festgelegten Mindesteinsatzzeiten eine sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung vorsehen. Es können auch andere Fachkräfte z.B. aus dem Bereich der Arbeitspsychologie hinzugezogen werden.
Was können Arbeitgeber:innen vorbeugend tun?
Eine wesentliche Rolle für das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz spielt die passende Arbeitsorganisation in einem Unternehmen. Unter anderem sind folgende Faktoren für Beschäftigte dabei wesentlich:
- Selbstbestimmung, zum Beispiel Mitbestimmung bei Arbeitsabläufen und Zeiteinteilung
- Anerkennung, zum Beispiel Lob und Dankbarkeit bzw. entsprechende Entlohnung
- soziale Unterstützung, zum Beispiel sich gegenseitig zu helfen und voneinander zu lernen
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) kann hier unterstützen. Sie setzt zum Beispiel bei Stress oder Überlastung an. Durch Optimierung der Arbeitsorganisation, Konfliktbewältigung und etwa Trainieren von Entspannungstechniken fällt der Umgang mit Stress leichter. Auch gesundes Führen beugt Überlastung vor. Nähere Informationen finden Sie unter Betriebliche Gesundheitsförderung sowie unter Digitale Arbeitswelt und Gesundheit.
Was kann ich selbst für mein psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz tun?
Der Arbeitgeber ist verantwortlich für das Abwenden von Gefahren für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. Man kann jedoch in bestimmtem Ausmaß auch selbst etwas für das psychische Wohlbefinden tun.
Folgende Maßnahmen können Sie dabei unterstützen, sich bei der Arbeit psychisch möglichst wohl zu fühlen:
- Arbeit gut einteilen: Mit einer guten Arbeitseinteilung kann man Stress vorbeugen. Allerdings ist es nicht immer möglich, sich die Arbeit selbst einzuteilen. Tipps für die eigene Arbeitsorganisation finden Sie auf der Website der Arbeiterkammer.
- Grenzen setzen: Manchmal kann es notwendig sein, auf die eigenen Grenzen hinzuweisen, damit nicht alles zu viel wird. Dazu gehört etwa auch „Nein“ zu einer Aufgabe zu sagen. Das ist jedoch nicht immer leicht umsetzbar. Holen Sie sich eventuell Hilfe, zum Beispiel beim Betriebsrat.
- Pausen in Anspruch nehmen: Pausen sind wichtig für die Erholung und Produktivität. Nähere Informationen zu Pausen in der Arbeit und gesetzliche Rahmenbedingungen finden Sie auf der Website der Arbeiterkammer.
- Home-Office gut gestalten: Home-Office kann positive und negative Auswirkungen auf das psychische Befinden haben. Im Leitfaden zu Gesundheitsförderlichem Home-Office des FGÖ finden Beschäftigte und auch Betriebe Hintergrundinformationen, Tipps und Hinweise zum Thema Homeoffice.
- Work-Life-Balance: Einem ausgefüllten Arbeitstag sollte immer eine ausgewogene Erholung gegenüberstehen. Erholung ist nicht nur wichtig für das persönliche Wohlbefinden und die Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit. Sie ist auch eine Voraussetzung für gute Leistungen. Weitere Informationen finden Sie unter Stress und Erholung.
- Holen Sie sich Unterstützung: Wenn Sie das Gefühl haben, am Arbeitsplatz psychisch belastet zu sein: Suchen Sie möglichst frühzeitig Hilfe. Dazu zählen zum Beispiel Ansprechpartner:innen im Betrieb im Bereich Arbeitsmedizin oder Arbeitspsychologie. Wenn Sie lieber außerhalb des Betriebs Hilfe suchen möchten, finden Sie unter Wenn die Psyche Hilfe braucht Ansprechstellen.
Weitere Tipps allgemein rund um Gesundheit und Arbeitsplatz finden Sie unter Gesunder Arbeitsalltag.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 19. Dezember 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Tobias Glück