Wie kommt es zur Befruchtung?
Der Duft der Eizelle
Damit die Spermien auch sicher den Weg zur Eizelle finden, sendet sie Lockstoffe aus. Diese werden von den Spermien mithilfe ihrer Geruchsrezeptoren wahrgenommen und dienen als Wegweiser im Eileiter. Durch den Duft der Eizelle verdoppeln die Spermien sogar ihre Geschwindigkeit. Jedoch erreichen nur wenige ihr tatsächliches Ziel. Denn nur 100.000 bis 300.000 von Millionen Spermien dringen in den Gebärmutterhals ein. Der Rest stirbt innerhalb von einer Stunde im sauren Scheidenmilieu ab. Im Gebärmutterhals wiederum wird ein Großteil der Spermien zwischengelagert. Fehlgebildete oder weniger bewegliche Exemplare werden herausgefiltert. Daher erreichen den Ort der Befruchtung – den Eileiter – nur noch 300 bis 600 Spermien. Dort verschmilzt die nach dem Eisprung in den Eileiter transportierte Eizelle mit einem einzigen Spermium. Im Fall von zweieiigen Zwillingen befruchten zwei Spermien zwei Eizellen.
Die Eizelle bleibt für ungefähr 24 Stunden befruchtungsfähig. Der Zeitraum, in dem eine Frau schwanger werden kann, ist allerdings um einiges größer. Denn die Spermien können im Eileiter und in der Gebärmutter zwischen zwei und fünf Tagen – teilweise bis zu einer Woche – auf die Eizelle warten, ohne ihre Befruchtungsfähigkeit zu verlieren. Damit ist eine Schwangerschaft auch dann möglich, wenn ein ungeschützter Geschlechtsverkehr bereits einige Tage vor dem Eisprung stattgefunden hat.
Eine Frage der Fruchtbarkeit
Damit es zu einer Schwangerschaft kommen kann, müssen nicht nur die biologischen Voraussetzungen der Frau (wie zum Beispiel intakte Hormonfunktion) gegeben sein. Ebenso wesentlich ist die Frage nach der Fruchtbarkeit des Mannes. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien im Ejakulat. So sollten zum Beispiel mindestens 60 Prozent von den 20 bis 150 Millionen Spermien pro Milliliter Sperma normal geformt und lebhaft beweglich sein.
Hinweis
Noch vor dem eigentlichen Samenerguss können Spermien über den sogenannten Lusttropfen (= Präejakulat) in die Scheide der Frau gelangen. Eine ungewollte Schwangerschaft kann sogar dann zustande kommen, wenn Spermien über die Hände in die Vagina gelangen. Dies ist zum Beispiel beim Petting möglich, daher sollte auch in diesem Fall ein Verhütungsmittel verwendet werden.
Weibliche und männliche Hormone
Hormone sind körpereigene Botenstoffe. Sie werden meist in bestimmten Drüsen gebildet und über das Blut zu ihrem Zielort transportiert. Dort sind sie für spezifische Wirkungen verantwortlich. Das für Sexualität und Fortpflanzung verantwortliche Hormonsystem besteht aus einem Regelkreis, in dem das Gehirn und die sogenannten Keimdrüsen die zentrale Rolle spielen.
Als Keimdrüsen bezeichnet man die Eierstöcke der Frau und die Hoden des Mannes. In ihnen werden die wichtigsten weiblichen (Östrogen und Progesteron) bzw. männlichen (Testosteron) Geschlechtshormone gebildet. Das in den Hoden produzierte Testosteron ist unter anderem für die Reifung der Spermien, die Entwicklung der männlichen Genitalien sowie die Potenz und das sexuelle Verlangen (Libido) verantwortlich.
Das Progesteron der nicht schwangeren Frau wird in den Eierstöcken gebildet. Es übernimmt zahlreiche Aufgaben im weiblichen Organismus, insbesondere bereitet es die Schleimhaut der Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor. Kommt es zu einer Schwangerschaft, übernimmt der Mutterkuchen (Plazenta) die Bildung von Progesteron, das für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft verantwortlich ist.
Östrogene werden hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. Diese weiblichen Sexualhormone besitzen ebenfalls zahlreiche verschiedene Funktionen im weiblichen Organismus. Sie bewirken unter anderem die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane sowie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus.
Hinweis
Auch Frauen bilden in geringem Maße Testosteron, genauso produzieren Männer im Hoden kleine Mengen an Östrogen.
Die Bildung der menschlichen Sexualhormone wird durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert, indem sie darauf spezialisierte Hormone zu den Keimdrüsen sendet. Sie selbst erhält ihre Befehle wiederum hormongesteuert von einem über ihr befindlichen Regulationszentrum, dem Hypothalamus. Dabei stehen die Keimdrüsen ständig über das Blut mit den Steuerungs- und Regulationszentren des Gehirns in Verbindung, um eine reibungslose Zusammenarbeit zu gewährleisten. Bereits kleine Störungen können einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Mann und Frau bewirken.
Künstliche Hormone zur Verhütung
Künstlich hergestellte Abkömmlinge der weiblichen Geschlechtshormone werden heute in verschiedener Form und Zusammensetzung verwendet, um wirksam eine unerwünschte Schwangerschaft zu verhindern. Sie werden allgemein als hormonelle Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) bezeichnet und finden unter anderem Verwendung in der Pille, Minipille, Hormonspirale, dem Hormonimplantat, Verhütungspflaster, Vaginalring und der Dreimonatsspritze.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 3. Mai 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr.in Claudia Linemayr-Wagner, Mag.a Angela Tunkel