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„Green Care“ und Gartentherapie

Dass das Erleben der Natur positive Wirkung auf Körper und Geist hat, weiß jeder von z.B. einem schönen Spaziergang im Grünen. „Green Care“ bedient sich ebendieser Mechanismen als zielgerichtete Handlungen, um die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen zu fördern. Ein Beispiel ist die Gartentherapie.

Der Begriff „Green Care“ umfasst unterschiedlichste Aktivitäten, die die positive Wirkung von Pflanzen und/oder Tieren für den Menschen nutzbar machen. Sie soll die körperliche und seelische Gesundheit fördern und dabei u.a. soziale Gegebenheiten und pädagogische Maßnahmen berücksichtigen. Green Care kann etwa auf einem Bauernhof, im Wald, im Krankenhaus, einer Pflegeeinrichtung, in der Schule oder im Kindergarten oder aber auch in einer Haftanstalt greifbar gemacht werden.

Hinweis

„Green Care“ ist kein Ersatz für andere medizinische, soziale oder pädagogische Maßnahmen.

Die bekanntesten Fachgebiete der Green Care in Österreich sind:

  • Gartentherapie und Gartenpädagogik: gärtnerische Aktivitäten als therapeutisches und pädagogisches Programm,
  • Gemeinschaftsgärten (City Farming und Urban Gardening): gemeinsame, gärtnerische Aktivitäten, meist im urbanen bzw. öffentlich zugänglichen Raum,
  • Naturbasierte Pädagogik (Natur-, Erlebnis-, Outdoor- und Umweltpädagogik): Lernen in, mit und von der Natur zur Förderung der persönlichen und sozialen Kompetenzen,
  • Soziale Landwirtschaft (Lernort Bauernhof und Care Farming): findet auf landwirtschaftlichen Betrieben statt,
  • Tiergestützte Interventionen: Einsatz unterschiedlicher Tierarten in Therapie, Pädagogik, Rehabilitation, Pflege, (Re-)Integration und sozialer Arbeit,
  • Waldtherapie und -pädagogik: therapeutische und pädagogische Programm im und mit dem Wald.

Was ist Gartentherapie?

Die Gartentherapie ist ein Fachgebiet der Green Care. Unter dem Begriff der Gartentherapie versteht man den gezielten Einsatz gärtnerischer Aktivitäten in einem therapeutisch wirksamen Umfeld. Sie wird begleitet von ausgebildeten Expertinnen und Experten, die individuelle Ziele definieren und den Vorgang begleiten und kontrollieren. Ziel der Gartentherapie ist die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit (Definition nach Arbeitskreis Gartentherapie Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik). Dabei bedient man sich einerseits der bloßen (Ein-)Wirkung des Garten- und Naturerlebens unter Anleitung zur Wahrnehmung und Achtsamkeit (rezeptiv) als auch andererseits des kreativen Arbeitens und Schaffens im Garten. Patientinnen und Patienten gestalten den Grünraum aktiv mit, indem sie z.B. Blumen-, Kräuter- oder Gemüse pflanzen, pflegen und betreuen. Für die Gartentherapie muss allerdings nicht unbedingt ein Garten verfügbar sein, sie kann auch jahreszeitenunabhängig sowie in geschlossenen Räumlichkeiten stattfinden, z.B. mithilfe von Töpfen oder Balkonkistchen.

Gartentherapie wird bei Menschen aller Altersstufen, in den unterschiedlichsten Lebenssituationen und bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt: Menschen mit psychiatrischen oder neurologischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Traumatisierungen, Demenz, Morbus Alzheimer sowie Menschen mit Suchterkrankungen können im Rahmen ihrer Therapie positive Effekte erzielen. Bei Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen oder bei Verhaltensauffälligkeiten kann Gartentherapie zur Bewältigung unterstützend beitragen und einen pädagogischen Zweck erfüllen. Menschen in Rehabilitation, z.B. nach Unfällen, können physiotherapeutische Einheiten im Freien erhalten. Älteren Menschen in geriatrischen Einrichtungen wird es ermöglicht, ihren Lebensraum zu erweitern und wieder einer Aufgabe nachzugehen.

Mögliche Anwendungsgebiete (nach Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik):

  • medizinische Behandlungen,
  • Pflege- und Betreuungseinrichtungen,
  • sozialpädagogischer Bereich,
  • psychosozialer Bereich, z.B. Arbeitstraining, interkulturelle Gärten, angeleitete und begleitete Freizeitaktivitäten zur Gesundheitsvorsorge, Tagesstruktur für Menschen mit intellektueller Lernbehinderung u.v.m.,
  • geschützte Wohnformen.

Wirkungen der Gartentherapie

Da sich die Gartentherapie an die unterschiedlichsten Zielgruppen wendet, sind auch die (positiven) Wirkungen unterschiedlich. Diese können sein z.B. (nach Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik):

  • Körperliche Wirkungen wie z.B. gesteigerte körperliche Aktivität; Rehabilitation und Förderung motorischer Fähigkeiten, verbesserte Sinneswahrnehmung, Verbesserung des Schlafes u.v.m.
  • Psychische Wirkungen wie z.B. Verbesserung der Kognition, Wahrnehmung, Kreativität, der zeitlichen und räumlichen Orientierung sowie der Kommunikationsfähigkeiten. Emotionale Stabilität und Flexibilität, verbesserte Frustrationstoleranz sowie Selbst- und Fremdeinschätzung, Stressreduktion und Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens.
  • Soziale Wirkungen wie z.B. Interaktion/Identifikation mit anderen und der Umgebung.

Die Gartentherapie stellt eine ganzheitliche Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen therapeutischen Strategien dar.

Wissenschaftliche Forschung zur Gartentherapie findet in Österreich an der Medizinischen Universität in Wien, Zentrum für Public Health, Institut für Umwelthygiene, statt.

In Österreich gibt es eine universitäre Ausbildung zur Gartentherapie an der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (Akademische Expertin/Akademischer Experte für Gartentherapie). Als Voraussetzung für die Ausbildung zur/zum Akademischen Expertin/Experten für Gartentherapie sollte ein Stammberuf mit pädagogischem, sozialem, medizinischem oder psychologischem Schwerpunkt vorliegen.

Weitere Informationen:

Gesund mit Pflanzen - bewusst lebt besser (Fonds Gesundes Österreich)

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 27. Oktober 2021

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: "die umweltberatung", Wien

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