Gesundheit in allen Politikfeldern
Inhaltsverzeichnis
Soziale Ungleichheit & Gesundheit
Gesundheit und soziale Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten hängen unter anderem von Alter und Geschlecht, aber auch vom Bildungsstand und damit verbunden vom Einkommen ab.
Untersuchungen zeigen, dass geringeres Bildungsniveau, geringes Einkommen und niedriger beruflicher Status häufig mit einem schlechten Gesundheitszustand zusammenhängen. Daten über den Gesundheitszustand der Bevölkerung zeigen beispielsweise, dass Männer und Frauen mit Hochschulabschluss mit einer höheren Lebenserwartung rechnen können als Personen mit Pflichtschulabschluss (Quelle: Statistik Austria).
Die „Ottawa Charta“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft deshalb zu einem koordinierten, gemeinsamen Handeln verschiedener Politikfelder auf, was zu einer größeren gesundheitlichen Chancengerechtigkeit führen soll.
Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als die weltweit größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Bei der Umsetzung von Maßnahmen gegen den Klimawandel sind einerseits Politik, Industrie und Wirtschaft gefordert, andererseits kann jeder Einzelne etwas beitragen.
Die Folgen des Klimawandels haben bereits heute vielfältige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. So steigt durch den Klimawandel die Häufigkeit von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Stürmen oder Starkregen. Die hierdurch ausgelösten gesundheitlichen Auswirkungen können nicht nur physischer Art sein, wie z.B. Infektionen, Verletzungen oder im Extremfall Todesfälle, sondern auch psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände, Traumata etc. verursachen.
Veränderungen in Ökosystemen begünstigen zudem das Auftreten von Pollenallergien und durch Vektoren (tierische Krankheitsüberträger wie Zecken oder Stechmücken) übertragene Infektionskrankheiten.
Es gibt zahlreiche Handlungsoptionen, um die Gesundheitsfolgen des Klimawandels abzuschwächen. Dazu zählen u.a.:
- Städteplanerische Maßnahmen gegen Hitze, um die gesundheitliche Hitzebelastung der Menschen in der Stadt zu reduzieren, z.B. durch Dachbegrünung, Beschattung durch Bäume, bessere thermische Isolierung von Gebäuden.
- Zunahme der Pollenkonzentration in urbanen Gebieten entgegenwirken, z.B. durch Bekämpfung stark allergener Pflanzen (v.a. Ragweed).
- Gesunde und nachhaltigere Lebensstile fördern: Verhaltensänderungen in den Bereichen Ernährung oder Mobilität z.B. ausgewogene Ernährung mit mehr regionalen, saisonalen und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, verstärkte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und mehr aktive Mobilität (z.B. per Fahrrad oder zu Fuß), Carsharing etc.
- Umgang mit Klimawandel verbessern: klimaspezifische Gesundheitskompetenz von Bevölkerung und Gesundheitspersonal stärken.
Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik
Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik bedeutet vor allem, dass gesundheitliche Aspekte auf allen Ebenen und Bereichen von Politik und Gesellschaft berücksichtigt werden. Politische Entscheidungen sollten in Hinblick auf ihre Konsequenzen auf die Gesundheit der Menschen beleuchtet werden. Die Erkenntnis, dass die Gesundheit der Bevölkerung nur durch gebündelte Anstrengungen in allen Politikfeldern wirksam und nachhaltig gefördert werden kann, ist die Grundlage für die Strategie „Gesundheit in allen Politikfeldern“ (engl. „Health in all Policies“, kurz: HiAP). Die Strategie trägt dazu bei, den Fokus von individuellen Lebensstilen und Krankheiten mehr auf gesellschaftliche und soziale Faktoren zu verschieben. Dies ist besonders in Hinblick auf gesundheitlich und sozial benachteiligte Gruppen notwendig.
„Gesundheit in allen Politikfeldern“ entsteht nicht von selbst, sondern braucht konkrete Aktivitäten zur Umsetzung. Die WHO fordert schon seit Längerem, eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik als breiten Regierungsansatz und in verschiedenen Gesellschaftsbereichen umzusetzen.
Umsetzungsbeispiele zu HiAP in Österreich sind u.a.:
Gesundheitsauswirkungen prüfen
Eine Möglichkeit, Maßnahmen hinsichtlich ihrer Gesundheitsauswirkungen zu prüfen, bietet die international anerkannte Methode der Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA, international als Health Impact Assessment, kurz: HIA etabliert). Das Ziel eines HIA ist, mögliche positive und negative Gesundheitsfolgen noch vor der Umsetzung einer politischen Entscheidung zu erkennen. Zusätzlich wird untersucht, wie sich diese Auswirkungen innerhalb von Bevölkerungsgruppen oder Regionen verteilen. Die GFA erfolgt in Österreich auf freiwilliger Basis.
Weitere Informationen:
- Health in All Policies (Gesundheit Österreich GmbH)
- Gesundheitsfolgenabschätzung (Gesundheit Österreich GmbH)
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. September 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Gesundheit Österreich GmbH