Das Gesundheitswesen im Überblick
Inhaltsverzeichnis
Die Gesundheitsausgaben werden überwiegend aus öffentlichen Mitteln – und zwar Sozialversicherungsbeiträgen und Steuergeldern – sowie aus privaten Beiträgen finanziert. Zu den privaten Mitteln zählen z.B. Rezeptgebühr, Taggeld bei Spitalsaufenthalten, Selbstbehalte oder private Krankenversicherungen. Die Sozialversicherung wird durch Beiträge der Versicherten finanziert, bei unselbstständig Erwerbstätigen zahlen auch die Dienstgeberinnen/Dienstgeber Beiträge.
Wer hat Zugang zum Gesundheitswesen?
Ein wesentliches Merkmal des österreichischen Gesundheitssystems ist der gleiche und einfache Zugang zu allen Gesundheitsleistungen für alle Versicherten, unabhängig von Alter, Wohnort, Herkunft und sozialem Status, sowie unabhängig von der Art bzw. vom Umfang der Leistungen. Ermöglicht wird dies im Wesentlichen durch eine solidarische Finanzierung, die im Sozialrecht und im Sozialversicherungsrecht sowie in zusätzlichen Vereinbarungen (z.B. Vereinbarungen gemäß Art. 15a B-VG zwischen Bund und Ländern) geregelt ist (Solidaritätsprinzip).
Das Sozialversicherungssystem ist eine tragende Säule des Gesundheitswesens. Es umfasst die Zweige Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung und basiert auf dem Modell der Pflichtversicherung. Nahezu die gesamte Bevölkerung ist dank der gesetzlich verankerten Pflichtversicherung durch eine Krankenversicherung geschützt. Zusätzlich zur sozialen Krankenversicherung kann eine private Zusatzversicherung abgeschlossen werden.
Die Pflichtversicherung ist grundsätzlich an eine Erwerbstätigkeit gebunden, dabei können auch Familienangehörige oder Lebenspartnerinnen/Lebenspartner mitversichert sein. Zusätzlich gibt es Regelungen für Pensionistinnen/Pensionisten und Arbeitslose. Auch eine Selbstversicherung ist im österreichischen Sozialversicherungssystem unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Personen ohne Krankenversicherung müssen für die Kosten der Gesundheitsleistungen selbst aufkommen – ausgenommen sind Erste-Hilfe-Leistungen in Notfällen. Bestimmte Einrichtungen bieten karitativ auch Gesundheitsleistungen für Nicht-Versicherte an.
Leistungen der sozialen Kranken- und Unfallversicherung
Die Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung wird über die Träger der Sozialversicherung abgedeckt. Ihre Leistungen umfassen z.B.: ärztliche Hilfe (ambulante Versorgung), Spitalspflege (stationäre Versorgung), medizinische Rehabilitation, Medikamente, medizinische Hauskrankenpflege und Leistungen von Hebammen, Psychotherapie und klinisch-psychologische Diagnostik, Behandlungen durch medizinisch-technische Dienste, Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen, Vorsorgeuntersuchungen, Reise- und Transportkosten, Zuschüsse für Heilbehelfe und Hilfsmittel, Krankengeld, Wochengeld bei einer Geburt oder Unfallheilbehandlungen.
Einen genauen Überblick über die Leistungen der Krankenversicherung und der Unfallversicherung finden Sie auf der Website der Sozialversicherung.
Ambulante und stationäre Versorgung
Die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung erfolgt auf mehreren Schienen:
- Niedergelassene Einrichtungen: Der größte Anteil wird von niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen/Allgemeinmedizinern, Fachärztinnen/Fachärzten und Zahnärztinnen/Zahnärzten in unterschiedlichen Organisationsformen übernommen. Etwa 45 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen/Ärzte verfügt über Verträge mit einer Krankenkasse oder mehreren Krankenkassen. Erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem für Menschen mit gesundheitlichen Problemen ist die Primärversorgung in hausärztlichen Einzelordinationen, Gruppenpraxen oder Primärversorgungseinheiten (PVE). In einer PVE oder Gruppenpraxis steht ein Team aus Ärztinnen und Ärzten und anderen Gesundheits- und Sozialberufen für die wohnortnahe Betreuung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter: Primärversorgung und Arztbesuch.
- Ambulatorien und Ambulanzen: Zum sogenannten „extramuralen Bereich“ der ambulanten Versorgung zählen weiters auch selbständige Ambulatorien sowie Ambulatoren der Krankenkassen. Darüber hinaus stehen in den Krankenhäusern („intramuraler Bereich“) für die ambulante Versorgung auch Spitalsambulanzen zur Verfügung. Ambulante Versorgung leisten noch weitere Gesundheitsberufe, wie Ergo- und Physiotherapeutinnen/-therapeuten, Hebammen, Logopädinnen/Logopäden etc.
Die stationäre medizinische Versorgung wird von öffentlichen, privat-gemeinnützigen und rein privaten Spitälern bereitgestellt. Zu den Betreibern bzw. Trägern der Krankenhäuser zählen die Länder mit ihren Landesgesellschaften, Gemeinden bzw. Gemeindeverbände, Glaubensgemeinschaften (konfessionelle Träger), Sozialversicherungsträger oder private Träger.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website Krankenanstalten in Zahlen sowie unter Krankenhausaufenthalt.
Gesundheitsförderung und Prävention
Ein Zugewinn an gesunden Lebensjahren der Bevölkerung kann nicht nur durch ein Mehr an Krankenversorgung, sondern vielmehr durch eine wirkungsvolle Gesundheitsförderung und Prävention erzielt werden. In diesem Zusammenhang wurde Gesundheitsförderung als Pflichtaufgabe der sozialen Krankenversicherung verankert. Ziel ist es, die Entwicklung gesundheitsförderlicher Lebensräume zu fördern und gesunde Verhaltensweisen zu unterstützen.
Maßnahmen und Initiativen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention sind in Österreich seit 1998 im Gesundheitsförderungsgesetz verankert. Der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) ist die bundesweite Kontaktstelle für Gesundheitsförderung und Prävention. Er fördert Projekte und führt Informationskampagnen in diesen Bereichen durch. Die Entwicklung von Projekten der Gesundheitsförderung ist auch eine Aufgabe der Länder. Weitere Informationen zum Thema Gesundheitsförderung Sie auf der Webseite des Gesundheitsministeriums.
Gesundheitsziele Österreich
Vertreter:innen aus Politik und Gesellschaft haben zehn Gesundheitsziele für Österreich entwickelt. Sie bilden bis zum Jahr 2030 den Handlungsrahmen für eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik. Die Gesundheitsziele Österreich sollen dazu beitragen, die Gesundheit, die Lebensqualität und die Zahl der gesunden Lebensjahre zu erhöhen.
Zuständigkeiten im Gesundheitssystem
Die Zuständigkeiten für die Gestaltung des Gesundheitssystems sind im Wesentlichen zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung als selbstverwaltete Körperschaft aufgeteilt. Der Bund ist z.B. für die Gesetzgebung – im Spitalsbereich nur für die Grundsatzgesetzgebung –, für die Gesundheitsberufe, für das öffentliche Gesundheits- und Arzneimittelwesen, für die Verbrauchergesundheit (z.B. Lebensmittelsicherheit, Gentechnik) und für sonstige überregional wahrzunehmende Angelegenheiten des Gesundheitssystems zuständig. Ländersache sind z.B. die Ausführungsgesetzgebung oder die Sicherstellung der Spitalsversorgung. Weiters wird die Gesundheitsverwaltung weitgehend von den Ländern bzw. Gemeinden wahrgenommen. Die Sozialversicherung regelt u.a. die Versorgung mit niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten gemeinsam mit der Ärztekammer sowie die extramurale Abgabe von Arzneimitteln. Auch die Finanzierung der öffentlichen Gesundheitsversorgung ist zwischen Sozialversicherung sowie Bund, Ländern und Gemeinden geregelt.
Die Verteilung der Zuständigkeiten im Gesundheitssystem erfordert, dass die Verantwortlichen wichtige Entscheidungen untereinander abstimmen. Dazu werden Vereinbarungen und Verträge geschlossen – z.B. die Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens. Dabei handelt es sich um einen befristeten innerstaatlichen Vertrag zwischen dem Bund und den neun Bundesländern, in dem wichtige Rahmenbedingungen festgelegt werden. Die Sozialversicherung wird als gleichberechtigte Partnerin miteinbezogen. Weitere Informationen finden Sie unter Gesundheitsreform – Zielsteuerung Gesundheit und Finanzierung des Gesundheitssystems.
Finanzielle Absicherung des Systems
Das Gesundheitssystem finanziert sich durch eine Mischung aus einkommensabhängigen Sozialversicherungsbeiträgen, steuerfinanzierten öffentlichen Geldern und aus privaten Zuzahlungen in Form von direkten und indirekten Kostenbeteiligungen. Diese solidarische Finanzierung sichert – unabhängig von Einkommen, Alter, Geschlecht oder Herkunft – den gerechten Zugang zu Gesundheitsleistungen.
Weitere Informationen finden Sie unter: Finanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2024
- Gesundheit Österreich GmbH, Abteilung Gesundheitsökonomie & -systemanalyse
- Redaktion Gesundheitsportal