Akne inversa
Inhaltsverzeichnis
Was ist Akne inversa?
Bei der Akne inversa kommt es zu einer Entzündung im Bereich der Haarfollikel. Haarfollikel sind Hüllen, die den Haarschaft unter der Hautoberfläche umgeben. In die Haarfollikel münden Schweißdrüsen und Talgdrüsen. Bei der Akne inversa liegt in den Haarfollikeln eine Vermehrung der Hornschicht vor, wodurch Talg und Schweiß nicht nach außen abfließen können. In der Folge können die Haarfollikel platzen, und es entsteht eine Entzündung der umgebenden Haut. Dies führt zu Abszessen. Die Entzündung kann sich ausbreiten, wodurch verzweigte röhrenförmige Gänge entstehen, die in der Haut und der Unterhaut wachsen. Teilweise entstehen Fisteln, die ein Sekret nach außen absondern. Haut und Schweißdrüsen können zerstört werden und vernarben.
Die Erkrankung tritt meist im frühen Erwachsenenalter das erste Mal auf.
Welche Ursachen hat eine Akne inversa?
Die genauen Ursachen der Akne inversa sind nicht vollständig geklärt. Störungen des Immunsystems, hormonelle Einflüsse sowie genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Fest steht, dass die Krankheit häufig gemeinsam mit bestimmten Faktoren auftritt. Zu diesen Faktoren gehören unter anderem:
- Rauchen,
- Adipositas,
- starkes Schwitzen,
- mechanische Irritation, z.B. starke Reibung,
- Nassrasur,
- psychische Belastungen.
Hinweis
Akne inversa entsteht nicht durch mangelnde Hygiene und ist nicht ansteckend.
Welche Symptome können auftreten?
Zunächst bildet sich ein kleiner schmerzhafter Knoten in der Haut oder Unterhaut. Betroffene bemerken manchmal schon ein bis zwei Tage davor ein brennendes Gefühl und eine Erwärmung an der jeweiligen Hautstelle. Der Knoten kann entweder von selbst abheilen, bestehen bleiben oder sich in einen Abszess umwandeln. Abszesse können in der Tiefe verschmelzen und nach außen durchbrechen. Dabei treten unangenehm riechende Sekrete aus, die eitrig oder wässrig-blutig sein können. Die entzündeten Stellen sind meist sehr schmerzhaft.
Anfangs bilden sich die Entzündungen der Haarfollikel häufig von selbst zurück. Mit Fortschreiten der Erkrankung treten sie jedoch immer wieder auf und werden allmählich chronisch. In der Haut und der Unterhaut entstehen entzündliche Gänge und Fisteln. Weiters können sich wulstartige Narben und Knoten bilden.
Akne inversa betrifft vor allem in Falten liegende Hautregionen, die reich an Talg- und Schweißdrüsen sind. Dies sind z.B. Leisten, Achseln, Anal- und Genitalregion, Oberschenkel sowie unter der weiblichen Brust. Nur selten tritt Akne inversa an anderen Körperstellen, wie z.B. im Gesicht, auf der behaarten Kopfhaut oder auf dem Rücken auf.
Je nach Schweregrad wird die Erkrankung in drei Stadien (nach Hurley) eingeteilt:
- Stadium I: einzelne oder mehrere auseinanderliegende Abszesse ohne Fistelgänge und Vernarbungen;
- Stadium II: einzelne oder mehrere auseinanderliegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung;
- Stadium III: flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbensträngen.
Akne inversa kann für die Betroffenen eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Die Hautveränderungen werden häufig als stark stigmatisierend erlebt. Daraus können sozialer Rückzug und Isolation der Patientinnen und Patienten resultieren. Auch die Rate an Depressionen ist bei den Betroffenen erhöht.
Welche Komplikationen können auftreten?
Bei einer Akne inversa können verschiedene Komplikationen und Spätfolgen auftreten, vor allem bei sehr ausgeprägten oder lang bestehenden Beschwerden. Möglich sind unter anderem:
- eingeschränkte Beweglichkeit betroffener Hautstellen infolge der Narbenbildung,
- bakterielle Hautentzündung,
- eine bestimmte Form von Hautkrebs, das sogenannte Plattenepithelkarzinom,
- psychosoziale Folgen, wie soziale Isolation, Angststörung, Depression,
- narbige Einengung oder Fistelbildung in Harnleiter, Anus oder Enddarm.
Zudem wird Akne inversa oft von bestimmten Erkrankungen begleitet. Dazu zählen unter anderem:
- Akne vulgaris,
- Metabolisches Syndrom,
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen,
- Erkrankungen der Wirbelgelenke, sogenannte Spondylarthropathien,
- Polyzystisches Ovar Syndrom.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt stellt die Diagnose einer Akne inversa in erster Linie durch eine körperliche Untersuchung. Dabei finden sich an den typischen Körperstellen charakteristische Hautveränderungen. Zudem führt die Ärztin oder der Arzt eine ausführliche Anamnese durch. Sie oder er fragt unter anderem, wie lange die Beschwerden schon bestehen, wie häufig sie auftreten, ob jemand in der Familie ähnliche Beschwerden hat, ob Risikofaktoren vorhanden sind etc.
Zur Beurteilung der Ausdehnung und des Schweregrades können unter Umständen weitere Untersuchungen notwendig sein, z.B.
- Ultraschalluntersuchung oder MRT, um zu beurteilen, wie tief die Entzündungen in der Haut liegen,
- Fistelsondierung, d.h. vorsichtiges Einführen einer dünnen Sonde in den Fistelgang,
- Blutuntersuchung,
- Abstrich der betroffenen Hautstellen mit anschließender Untersuchung im Labor, um mögliche Krankheitserreger zu identifizieren.
Hinweis
Es dauert manchmal Jahre, bis die Diagnose Akne inversa gestellt wird. Im Anfangsstadium werden die Beschwerden häufig mit anderen Erkrankungen verwechselt, z.B. mit der Akne vulgaris oder mit einem Furunkel.
Wie erfolgt die Behandlung der Akne inversa?
Eine ursächliche Behandlung der Akne inversa ist nicht möglich. Das Ziel der Behandlung ist es, die Beschwerden zu lindern, die Abstände zwischen den Krankheitsschüben zu verlängern und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Dafür ist es zunächst wichtig, mögliche verstärkende Faktoren – sogenannte Triggerfaktoren – zu vermeiden. Wichtige Maßnahmen sind unter anderem:
- Rauchstopp,
- Normalisierung des Körpergewichtes,
- gesunde Ernährung,
- betroffene Hautstellen nicht nass rasieren,
- keine enge Kleidung tragen, die an der Haut reibt,
- waschen mit speziellen desinfizierenden Lösungen.
Die weitere Therapie der Akne inversa hängt vom Stadium der Erkrankung ab.
Nicht operative Maßnahmen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die die Beschwerden lindern können. Zur Verfügung stehen unter anderem:
- Schmerzmittel;
- Antibiotika: Diese können als Medikamente eingenommen werden, insbesondere bei großflächigen oder hartnäckigen Entzündungen, oder als antibiotische Salben und Lösungen auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden;
- Biologika: Biologika unterdrücken das Immunsystem und können dadurch Entzündungen reduzieren;
- Acitretin: Acitretin ist eine Vitamin-A-ähnliche Substanz, die in der Behandlung verschiedener Hauterkrankungen zum Einsatz kommt. Sie wirkt unter anderem einer Vermehrung der Hornschicht der Haut entgegen;
- spezielle Peelinglösungen für die Haut: diese können Schmerzen lindern und Abheilung der Entzündung beschleunigen;
- Laserbehandlung;
- Injektion von Kortison in die Haut, um die Entzündung zu lindern;
- Metformin: Metformin wird normalerweise zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Der Wirkstoff unterstützt die Gewichtsabnahme und die Normalisierung des Stoffwechsels und kann auch bei der Akne inversa Beschwerden lindern;
- gegebenenfalls Korrektur des Hormonhaushaltes, z.B. Vorliegen eines polyzystischen Ovar-Syndroms.
Operation
Akute Abszesse können chirurgisch eröffnet und gespült werden. Wenn an bestimmten Stellen immer wieder entzündliche Stellen entstehen, werden diese im Rahmen einer Operation komplett herausgeschnitten. Dies wird als Exzision bezeichnet. Dabei können ausgedehnte Wundflächen entstehen. Die Wundheilung kann mehrere Wochen dauern. Um das Risiko einer erneuten Entzündung zu reduzieren, werden Operation und eine Behandlung mit Medikamenten – z.B. Antibiotika – kombiniert.
Wohin kann ich mich wenden?
Zur Abklärung und Behandlung einer Akne inversa wenden Sie sich an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
Eine Akne inversa geht oft mit Begleiterkrankungen einher. Meist ist eine Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen – z.B. Chirurgie, Gynäkologie, Urologie, Gastroenterologie – erforderlich.
Zudem kann der Austausch in einer Selbsthilfegruppe sowie psychologische Unterstützung helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen und Begleiterkrankungen wie einer Depression vorzubeugen.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. Juni 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Rupert Florian