Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
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Basis-Info Herzmuskel
Der Herzmuskel bildet die innere Wand des Herzens. Er wird auch als Myokard bezeichnet. Der Herzmuskel leistet die eigentliche Pumparbeit des Herzens: Die unzähligen Muskelzellen ziehen sich in einer regelmäßigen Abfolge zusammen und entspannen sich anschließend wieder. Dadurch wird das Blut durch den Kreislauf befördert. Diese Pumpfunktion wird durch elektrische Impulse gesteuert.
Die Herzmuskelzellen müssen – wie alle Zellen des Körpers – ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, um richtig zu funktionieren. Dies wird durch die Blutversorgung über die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien, sichergestellt.
Mehr zum Thema: Herz, Kreislauf & Gefäße: Basis-Info
Welche Ursachen hat eine Herzmuskelentzündung?
Eine Herzmuskelentzündung kann durch eine Infektion entstehen oder nicht infektiöse Ursachen haben.
Infektiöse Herzmuskelentzündungen entstehen meist als Folge einer anderen infektiösen Erkrankung, z.B. einer Erkältung oder eines Magen-Darm-Infektes. Die Krankheitserreger gelangen über das Blut vom eigentlichen Infektionsort zum Herzen. Eine infektiöse Herzmuskelentzündung kann durch verschiedene Krankheitserreger ausgelöst werden:
- Infektion mit Viren. Dies ist die häufigste Ursache einer Herzmuskelentzündung. Oft handelt es sich um z.B. Herpesviren, Coxsackie-Viren, Adenoviren, Enteroviren und SARS-CoV2-Viren.
- Infektionen mit Bakterien, z.B. Pneumokokken, Meningokokken, Streptokokken, Borrelien.
- In seltenen Fällen Infektion mit Pilzen, Parasiten oder Einzellern.
Mögliche Ursachen für eine nicht infektiöse Herzmuskelentzündung sind unter anderem:
- Autoimmunkrankheiten, z.B. rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Sarkoidose. Dabei greift das körpereigene Immunsystem die Herzmuskelzellen an und löst eine Entzündung aus;
- schädliche Substanzen, z.B. Alkohol, Drogen, Vergiftung mit Schwermetallen;
- bestimmte Medikamente oder Impfungen, dabei spielen Prozesse im Immunsystem eine Rolle;
- eine Strahlentherapie.
Eine Herzmuskelentzündung kann auch ohne erkennbare Ursache auftreten. Fachleute sprechen dann von einer idiopathischen Herzmuskelentzündung.
Manchmal breitet sich die Entzündung von den Herzmuskelzellen auf den Herzbeutel – das Perikard – aus. Fachleute sprechen dann von einer Perimyokarditis.
Welche Symptome können auftreten?
Die möglichen Symptome einer Herzmuskelentzündung können sehr unterschiedlich sein. In vielen Fällen treten keine oder sehr allgemeine Beschwerden auf. Zum Beispiel:
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit,
- Schwäche,
- Schwindel,
- Fieber,
- Gliederschmerzen,
- Kopfschmerzen.
Oft treten die Beschwerden innerhalb einiger Wochen nach einem durchgemachten Infekt, z.B. der Atemwege, auf.
Hinweis
Wenn Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Fieber nach einer Erkältung nicht abklingen oder nach kurzer Zeit wieder auftreten, kann dies ein Hinweis auf eine verschleppte Virusinfektion und ein Warnzeichen für eine Herzmuskelentzündung sein.
Manchmal können die Beschwerden einer Herzmuskelentzündung einem akuten Herzinfarkt ähneln: Betroffene klagen z.B. über plötzlich auftretende stechende Brustschmerzen, Atemnot, Herzrasen oder Herzklopfen sowie blasse oder bläuliche Haut und Lippen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Eine Herzmuskelentzündung kann die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigen. Betroffene leiden dann an mehr oder weniger stark ausgeprägten Beschwerden einer Herzschwäche. Mögliche Anzeichen sind z.B.:
- geringere Belastbarkeit,
- Kurzatmigkeit bei Alltagsaktivitäten, z.B. beim Ankleiden,
- Atemnot, vor allem im Liegen oder im Schlaf,
- Engegefühl in der Brust,
- Flüssigkeitseinlagerungen - sogenannte Ödeme - in den Beinen, den Armen, in der Lunge oder im Bauchraum.
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Manchmal treten auch schwere Herzrhythmusstörungen auf. Diese können von Schwindel oder einem Bewusstseinsverlust begleitet sein.
Wenn eine akute Herzmuskelentzündung nicht erkannt wird, kann sie chronisch werden. In der Folge können bleibende Schäden des Herzmuskelgewebes entstehen, z.B. eine dilatative Kardiomyopathie.
Eine Herzmuskelentzündung kann sogar zum plötzlichen Herzversagen führen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt führt zunächst eine ausführliche Anamnese durch. Sie oder er fragt z.B., welche Beschwerden vorliegen, ob in letzter Zeit Infekte aufgetreten sind, ob bestimmte Erkrankungen bekannt sind und welche Medikamente eingenommen werden. Zudem führt sie oder er eine körperliche Untersuchung durch.
Danach folgen weiterführende Untersuchungen, z.B.:
- Laboruntersuchung
- EKG
- Röntgenuntersuchung des Brustkorbes
- Herzultraschall
- eventuell Herz-MRT
- eventuell Herzkatheteruntersuchung: Hierbei wird eine kleine Gewebeprobe des Herzmuskels – eine Biopsie - entnommen, damit das Gewebe beurteilt werden kann. Das ist manchmal die einzige Möglichkeit, die Diagnose zweifelsfrei abzusichern.
Wie erfolgt die Behandlung einer Herzmuskelentzündung?
Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung ist strikte körperliche Schonung. Patientinnen und Patienten mit einer Herzmuskelentzündung dürfen keinen Sport machen und müssen auch andere körperliche Anstrengungen vermeiden. Die Ärztin oder der Arzt informiert über die notwendige Zeitspanne, oft sind es rund sechs Monate. Es ist wichtig, dass die Betroffenen sich an den vereinbarten Zeitrahmen halten, auch wenn die Beschwerden schon abgeklungen sind. Dann heilt eine Herzmuskelentzündung häufig folgenlos ab, ohne dass eine weitere Therapie notwendig ist. Später erfolgt ein stufenweiser Leistungsaufbau, damit sich das Herz langsam wieder an normale Belastungen gewöhnen kann.
Eine schwer verlaufende Herzmuskelentzündung muss im Krankenhaus überwacht und behandelt werden. Die jeweilige Therapie richtet sich nach den Beschwerden und dem Auslöser der Entzündung. Es erfolgt z.B. die Behandlung einer Herzschwäche, von Herzrhythmusstörungen oder einer zugrunde liegenden Erkrankung. Manchmal ist dafür z.B. eine Behandlung mit Antibiotika oder mit Medikamenten notwendig, die das Immunsystem unterdrücken.
Wenn die Herzmuskelentzündung zu einer schweren Beeinträchtigung der Herzleistung führt, kann es unter Umständen notwendig sein, vorübergehend ein künstliches Herz an den Kreislauf anzuschießen. Dieses übernimmt die Pumpleistung des Herzens. Wenn sich das Herz in den folgenden Monaten nicht erholt, muss in diesen Fällen eine Herztransplantation durchgeführt werden.
Wohin kann ich mich wenden?
Die Diagnose und Behandlung von Herzmuskelerkrankungen erfolgt durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzfach Kardiologie.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 20. Februar 2023
- Redaktion Gesundheitsportal
- unter Einbeziehung der Selbsthilfeorganisation Österreichischer Herzverband
Expertenprüfung durch: Prim. Doz. Dr. Rene R. Wenzel, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Kardiologie), Zusatzfach Innere Medizin (Nephrologie)