Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
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Akute Nasennebenhöhlenentzündung
Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (akute Sinusitis) entwickelt sich oft im Verlauf eines Schnupfens oder eines banalen Infekts, der durch Viren ausgelöst wird. Nur selten sind Bakterien dafür verantwortlich. Manchmal kann eine akute Nasennebenhöhlenentzündung auch nach dem Tauchen oder Fliegen auftreten.
Welche Ursachen hat eine akute Sinusitis?
Beim Schnupfen sind die Schleimhäute in der Nase geschwollen und verdickt. Zähflüssiges Sekret wird gebildet. Dadurch werden die Öffnungen zwischen den Nebenhöhlen und der Nase verstopft, und das Sekret aus den Nasennebenhöhlen kann nicht abfließen. So entsteht ein idealer Nährboden für Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. Diese lösen eine Entzündung aus, die Schleimhäute schwellen an, und die Nasennebenhöhlen füllen sich mit zähem Schleim. Eine akute Sinusitis dauert einige Wochen und kann mehrmals im Jahr auftreten.
Welche Symptome können bei akuter Sinusitis auftreten?
Meist beginnt es mit einem gewöhnlichen Schnupfen bzw. einer banalen Erkältung. Nach ein paar Tagen klagen die Betroffenen dann über Schmerzen im Gesicht bzw. am Kopf. Besonders schlimm sind diese beim Bücken, Husten oder Niesen. Je nachdem, welche Nasennebenhöhlen betroffen sind, klagen die Erkrankten über Schmerzen an unterschiedlichen Stellen des Gesichts: Ein dumpfes Druckgefühl in den Wangen spricht für eine Kieferhöhlenentzündung. Sind die Stirnhöhlen betroffen, leiden die Betroffenen unter Schmerzen in der Stirn bzw. an Druckschmerzen um die Augen herum. Bei einer Keilbeinhöhlenentzündung klagen die Betroffenen über Kopfschmerzen, die zum Teil in den Hinterkopf ausstrahlen können.
Durch das Anschwellen der Nasenschleimhaut bekommen die Betroffenen nicht mehr so gut Luft über die Nase. Zudem kann die Nase durch zähes gelblich-grünes Sekret verstopft sein, das im Liegen in den Rachen hinunterrinnt. Dadurch kann es zu Reizhusten und häufigem Räuspern kommen. Die Betroffenen fühlen sich müde, haben mitunter Fieber und einen eingeschränkten Geruchssinn.
Sehr selten kann eine Entzündung der Nasennebenhöhlen auch einen gefährlichen Verlauf nehmen: Durch die enge Nachbarschaft zu den Augen und dem Gehirn kann sich die Entzündung dorthin ausbreiten und zu schweren Erkrankungen (Gehirnhautentzündung, Gehirnabszess, eitriger Entzündung der Augenhöhlen) führen. Bei folgenden Symptomen sollte umgehend eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden:
- Andauerndes hohes Fieber
- Sehr starke Gesichts-, Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Schwellungen und/oder Rötungen um die Augen
- Verwirrtheit
- Lichtempfindlichkeit
- Nackensteife
Chronische Nasennebenhöhlenentzündung
Dauern die Beschwerden länger als drei Monate, sprechen Fachleute von einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Sinusitis). Frauen erkranken etwas häufiger an dieser Form als Männer.
Welche Ursachen hat eine chronische Sinusitis?
Zu einer chronischen Entzündung der Schleimhaut kann es u.a. bei Personen kommen, die an einer Allergie oder an Asthma leiden. Manchmal steckt auch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten (Aspirin und andere Schmerzmittel) dahinter. Andere Gründe für eine chronische Sinusitis können u.a. Veränderungen in der Nase, wie beispielsweise eine verkrümmte Nasenscheidewand, sein. Manchmal kann diese auch von einem kranken Zahn ausgehen. Zudem kann Rauchen (aktiv und passiv) das Risiko für eine chronische Sinusitis erhöhen. Letztlich lässt sich bei vielen Betroffenen keine fassbare Ursache finden.
Welche Symptome können bei chronischer Sinusitis auftreten?
Betroffene klagen über Symptome, die einer akuten Sinusitis ähnlich sind. Diese sind aber meist schwächer ausgeprägt. Bei einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen ist die Schleimhaut dauerhaft gereizt, entzündet und geschwollen. Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Schleimhaut. In manchen Fällen kann dies zur Bildung von sogenannten Polypen (gutartigen Wucherungen der Schleimhaut) führen. Durch diese kann die Entzündung zusätzlich verschärft werden: Die Polypen engen die Nasennebenhöhlen und in manchen Fällen die Nase zusätzlich ein. Dadurch wird die Belüftung der Nase und der Nasennebenhöhlen noch mehr eingeschränkt. Das Sekret kann nicht mehr so gut in Richtung Nase oder Rachen abfließen. Die ohnehin schon entzündete Schleimhaut wird noch mehr gereizt.
Wie wird die Diagnose gestellt?
In den meisten Fällen heilt eine akute Entzündung der Nasennebenhöhlen innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ohne Therapie. Dauern die Beschwerden länger oder werden diese plötzlich deutlich schlimmer, sollte zunächst eine Ärztin/ein Arzt für Allgemeinmedizin aufgesucht werden. In weiterer Folge kann auch ein Besuch bei einer Fachärztin/einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder einer Zahnärztin/einem Zahnarzt notwendig sein.
Zunächst macht sich die Ärztin/der Arzt ein Bild von den Symptomen. Sie/er fragt nach typischen Beschwerden. Dann überprüft sie/er durch sanftes Drücken und Klopfen im Gesicht, ob Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen bestehen. Klagt die/der Betroffene dabei über stärker werdende Schmerzen, spricht das für eine Entzündung. In manchen Fällen führt die Ärztin/der Arzt eine Blutuntersuchung durch, um die Entzündungswerte begutachten zu können.
Mithilfe einer Nasenspiegelung (Rhinoskopie) kann die Ärztin/der Arzt das Naseninnere beurteilen. Sie/er kann dabei die Schleimhaut betrachten und feststellen, ob diese geschwollen bzw. verändert ist. Auch andere Veränderungen im Inneren der Nase, wie beispielsweise Nasenpolypen oder eine gekrümmte Nasenscheidenwand, werden so sichtbar. Zur Beurteilung des vorderen Abschnitts der Nase verwendet die Ärztin/der Arzt eine spezielle Zange (Nasenspekulum) und ein Licht. Für eine umfassendere Beurteilung der hinteren Anteile der Nase ist ein Endoskop notwendig. Durch dieses können die Fachleute u.a. Veränderungen an den Ausgängen der Nasennebenhöhlen erkennen. Besteht der Verdacht, dass die Entzündung durch Bakterien verursacht wird, kann die Ärztin/der Arzt auch gleich eine Probe des Sekrets (Abstrich) entnehmen. Dieses wird anschließend im Labor auf Bakterien untersucht. Die hintersten Abschnitte der Nase kann die Ärztin/der Arzt über einen Nasen-Rachen-Spiegel betrachten. Dieser wird über den Mund in den Rachen eingeführt.
Gibt es Anzeichen für Komplikationen oder bestehen die Beschwerden schon länger als drei Monate, kann eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) weiterhelfen. Bei Verdacht auf eine allergische Ursache wird ein Allergietest durchgeführt.
Wie erfolgt die Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung?
Eine akute Sinusitis heilt in der Regel auch ohne medikamentöse Unterstützung innerhalb von zwei Wochen aus. Da die Entzündung in den meisten Fällen durch Viren ausgelöst wird, sind Antibiotika nur sehr selten notwendig. Selbst, wenn Bakterien mit im Spiel sind, wird der Körper mit etwas Geduld auch ohne Antibiotika mit der Entzündung fertig.
Einige Mittel und Medikamente können aber die Heilung unterstützen und Beschwerden lindern. Dabei zielt die Behandlung darauf ab, die Schleimhäute abzuschwellen und den Schleim zum Abfließen zu bringen.
Bei einer akuten Sinusitis können folgende Maßnahmen helfen:
- Abschwellende Nasentropfen oder -sprays: Diese bewirken ein rasches Abschwellen der Schleimhaut. Dadurch werden die Öffnungen der Nasennebenhöhlen wieder frei, und der zähe Schleim kann abfließen. Betroffene können besser durchatmen und schlafen. Allerdings sollten die abschwellenden Mittel nur über wenige Tage verwendet werden. Ein längerer bzw. dauerhafter Einsatz kann die Schleimhaut schädigen und vom Spray abhängig machen. Die Betroffenen gewöhnen sich an den Spray bzw. die Tropfen, und dieser/diese werden immer häufiger benötigt, um den befreienden Effekt zu erreichen. Ohne den Spray/die Tropfen haben die Betroffenen ständig das Gefühl, eine verstopfte Nase zu haben und nicht frei atmen zu können. Bereits wenige Stunden nach der Anwendung schwillt die Schleimhaut wieder an – aber nicht aufgrund einer Infektion, sondern wegen des Sprays/der Tropfen. Fachleute sprechen von einem „Rebound-Effekt“.
- Watteeinlagen, die mit abschwellenden Nasentropfen getränkt wurden (sogenannte hohe Einlagen), können helfen, wenn eine Behandlung mit abschwellenden Nasentropfen bzw. -sprays nicht ausreicht.
- Salzlösungen: Diese sind als Spray oder in Form spezieller Nasenduschen erhältlich.
- Dampfinhalation
- Schmerzmittel: z.B. Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol.
- Kortisonhaltige Nasensprays: Diese helfen v.a. bei allergisch bedingten und regelmäßig wiederkehrenden (rezidivierenden) Nasennebenhöhlenentzündungen. Meist braucht es einige Tage, bis diese wirken.
Bei einer chronischen Sinusitis können folgende Maßnahmen zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen:
- Kortisonhaltige Nasensprays oder -tropfen: Diese lassen die Schleimhäute abschwellen. Eventuell vorhandene Polypen können dadurch verkleinert werden. Meist müssen sie über Monate bis Jahre eingenommen werden.
- Nasenspülungen oder Sprays mit Kochsalzlösung können helfen, den festsitzenden Schleim zu lösen und so zur Linderung der Symptome beizutragen.
- Dampfinhalation
- Rauchstopp
- Medikamente gegen eine Allergie (Antihistaminika)
- Behandlung eines kranken Zahns
- Operation der betroffenen Nasennebenhöhle(n): Diese wird meist dann angestrebt, wenn alle anderen Möglichkeiten zu keiner Besserung der Beschwerden führen. Bei der sogenannten „Funktionellen endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation“ wird ein dünnes Endoskop in die Nasennebenhöhlen eingeführt. Unter Sicht durch das Endoskop können u.a. die kranke verdickte Schleimhaut bzw. Polypen mit speziellen Instrumenten entfernt und die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen erweitert werden. In manchen Fällen kann im selben Eingriff auch eine verkrümmte Nasenscheidewand begradigt werden. Eine Operation bewirkt bei vielen Betroffenen eine Besserung der Beschwerden, völlig weg sind diese aber oft nicht. Sie führt aber dazu, dass Medikamente oder Salzlösungen leichter in die Nasennebenhöhlen gelangen können. Dadurch wirken diese besser.
- Antibiotika: Bislang fehlen eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Antibiotika bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung helfen. Es braucht diese aber, wenn sich die Entzündung in umliegendes Gewebe ausbreitet und Komplikationen drohen.
- Biologika: Bestimmte Antikörper sind zur Behandlung der chronischen Sinusitis (mit Polypenbildung) zugelassen. Ein Antikörper blockiert Immunglobulin E, der andere Antikörper blockiert körpereigene Botenstoffe der Entzündungszellen (Interleukin 4 und 13). Die Antikörper werden vor allem bei Patientinnen/Patienten, die schon mehrmals ohne anhaltende Besserung operiert wurden, eingesetzt.
Da abschwellende Nasentropfen nur maximal eine Woche verwendet werden dürfen, sind diese nicht für die Behandlung einer chronischen Sinusitis geeignet. Für andere Methoden, wie Akupunktur, pflanzliche Mittel, Infrarotlicht oder Zink, fehlen derzeit wissenschaftliche Belege.
Wohin kann ich mich wenden?
Ansprechpersonen sind meist die Hausärztin/der Hausarzt. Je nach Ursache der Sinusitis sind Ärztinnen/Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z.B. Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) involviert.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. April 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.-Prof. Dr. Martin Burian