HIV/AIDS: Ansteckungswege und Risikosituationen
Inhaltsverzeichnis
HIV-Übertragungswege
Zu den HIV-Übertragungswegen zählen u.a.:
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr (Sex ohne Kondom oder Femidom bzw. ohne wirksame HIV-Therapie),
- Blut-zu-Blut-Kontakt: z.B. Spritzentausch bei intravenösem Drogengebrauch,
- von der Mutter auf das Kind in der Schwangerschaft (vertikale Transmission - v.a. kurz vor der Geburt), während der Geburt und über die Muttermilch.
Folgende Körperflüssigkeiten sind infektiös:
- Samenflüssigkeit (Sperma)
- Scheidensekret
- Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut
- Blut
- Muttermilch
- Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis)
Hinweis
Es besteht keine Gefahr der HIV-Übertragung durch Kontakt mit Schweiß, Speichel, Tränen oder Harn von HIV-Infizierten, Händeschütteln, Umarmungen, Anhusten, Anniesen, Küssen, gemeinsames Benutzen von Handtüchern, Geschirr, Besteck, Toiletten, Telefon, Schwimmbad, Sauna, durch Insektenstiche, Tiere und Tierprodukte. Bei alltäglichen sozialen Kontakten ist eine HIV-Übertragung ausgeschlossen.
Weitere Informationen zu den Übertragungswegen und zum Übertragungsrisiko finden Sie unter www.aidshilfen.at sowie unter www.gib-aids-keine-chance.de.
Übertragungsrisiko von HIV
Das HI-Virus kann durch verschiedene Übertragungswege in den Körper gelangen. Das Infektionsrisiko ist dabei unterschiedlich hoch und wird von bestimmten Faktoren stark beeinflusst. Dazu zählen vor allem:
- die Höhe der Viruslast der HIV-infizierten Kontaktperson,
- Art und Dauer des Kontaktes (nach Übertragungsweg),
- Haut- bzw. Schleimhautwunden,
- das Vorliegen zusätzlicher sexuell übertragbarer Krankheiten sowie
- die genetisch bedingte Empfänglichkeit einer Person für eine Infektion.
Übertragungsweg | Risiko für eine HIV-Infektion bei HIV-infizierter Herkunftsperson |
---|---|
Spritzentausch von Drogenabhängigen | sehr hoch |
ungeschützter Analverkehr: (Risiko für passive Partnerin/für passiven Partner besonders hoch) |
hoch |
Mutter auf Kind während Schwangerschaft und Geburt bzw. in der Stillzeit: (ohne antiretrovirale Kombinationstherapie) |
sehr hoch |
ungeschützter Geschlechtsverkehr: (Risiko für die Frau etwas höher als für den Mann) |
hoch |
Oralverkehr ohne Ejakulation | gering bis vernachlässigbar |
Es besteht keine Möglichkeit der Übertragung, wenn
- ein Kondom bzw. Femidom richtig angewendet wird,
- der HIV-negative Partner oder die HIV-negative Partnerin vorbeugend antivirale HIV-Medikamente (PreP) richtig einnimmt,
- wenn die HIV-positive Person unter einer wirksamen antiretrovirale Therapie steht und eine nicht nachweisbare Virenlast hat.
Übertragungsrisiko von Infektionskrankheiten im Vergleich
Das statistische Risiko einer Ansteckung pro Risikokontakt ist bei verschiedenen Infektionskrankheiten unterschiedlich hoch. Am Beispiel des Infektionsrisikos im Falle einer Nadelstichverletzung im medizinischen Bereich bei infizierter Herkunftsperson wird das sehr deutlich.
Infektionsrisiko bei Nadelstichverletzung im medizinischen Bereich:
- HIV: 0,3 Prozent
- Hepatitis C: 3 Prozent
- Hepatitis B: 30 Prozent (bei fehlendem Impfschutz)
Hinweis
Die statistische Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sagt nichts über das tatsächliche Risiko in einer bestimmten Situation aus. So kann z.B. die Viruslast oder die übertragene Menge der infektiösen Körperflüssigkeiten das Risiko erhöhen.
Entwicklungsstadien des HI-Virus im Körper
Wenn das HI-Virus durch eine Ansteckung über die Schleimhaut in den Körper gelangt, breitet es sich in folgenden Schritten aus:
- Rund zwei Stunden vergehen bis zur Anlagerung des HI-Virus an eine Wirtszelle.
- Nach ca. zwölf Stunden erfolgt die erste Übertragung der Virus-RNA in die Zelle.
- Nach ca. 24 Stunden bilden sich erste Virusteilchen.
- Nach ca. 72 Stunden kommt es zur virusspezifischen Immunantwort in Form spezifischer T-Lymphozyten (besondere weiße Blutkörperchen) und zur Erkennung virusproduzierender Zellen.
- Zwischen dem vierten und elften Tag vermehren sich die Viren in den CD4+T-Lymphozyten und werden in die Blutbahn freigesetzt.
- Nach dem elften Tag breitet sich das Virus im gesamten Organismus aus.
Übertragungsrisiko während der Therapie
Während einer optimal durchgeführten Therapie ist das HI-Virus in den Körpersekreten nicht mehr nachweisbar. Bei der Patientin/beim Patienten bleibt aber die Angst vor einer sexuellen Übertragung bestehen. Der Nationale AIDS-Beirat (NAB) des Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen stellte 2012 auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen fest, dass eine wirksame antiretrovirale Therapie (HAART) eine HIV-Übertragung verhindert. Der NAB beruft sich auf Studien, die eine hochgradige Schutzwirkung belegen, wenn aufgrund HAART die HI-Viruslast im Plasma auf unter 50 RNA-Kopien pro Milliliter sinkt. Es besteht also kein Risiko der Übertragung bei einer wirksamen antiretroviralen Therapie.
Von medizinischer Seite wird an vielen Zentren sogenannten diskordanten Paaren (HIV-negative Frau und HIV-positiver Mann) bei Kinderwunsch empfohlen, dass sie die Empfängnis auf natürlichem Weg versuchen können, wenn der HIV-positive Mann für länger als sechs Monate eine HI-Viruslast im Blut unter der Nachweisbarkeitsgrenze aufweist und seine antiretrovirale Therapie verlässlich nimmt. Er sollte – ebenso wie seine HIV-negative Partnerin – keine Wunden oder andere Infektionen im Urogenitalbereich aufweisen. Die Entscheidung, eine Empfängnis auf diesem Weg zu versuchen, muss allerdings der negativen Partnerin überlassen sein.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. November 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Univ.Prof. (SFPU) Dr. Alexander Zoufaly, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, Facharzt für Innere Medizin