FSME-Krankheit (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Inhaltsverzeichnis
Das FSME-Virus (Flavi-Virus) wird überwiegend durch Zeckenstiche übertragen. In seltenen Fällen kann eine Infektion durch den Konsum unpasteurisierter Milch und Milchprodukte (Rohmilch) von Schafen, Ziegen oder sehr selten von Kühen vorkommen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Österreich gilt als Risikogebiet für FSME, kein Bundesland ist frei von FSME. FSME zählt in Österreich zu den meldepflichtigen Krankheiten. Weitere Länder bzw. Regionen mit FSME-Risiko sind z.B. Finnland, Schweden, Litauen, Lettland, Estland, Polen, Weißrussland, Russland, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Norditalien, Ungarn und Rumänien.
Ein rasches Entfernen der Zecke hilft nicht vorbeugend gegen FSME, da infizierte Zecken die Viren über ihren Speichel sofort nach dem Stich übertragen.
Welche Symptome können auftreten?
Werden Personen mit dem FSME-Virus angesteckt, kommt es nicht zwingend zu einer Erkrankung – nur bei ca. 30 Prozent der Infizierten entwickelt sich das typische Krankheitsbild. Bei einer Infektion mit dem FSME-Virus durch einen Zeckenstich kann es nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich acht Tagen (drei bis 28 Tage) zu einer tatsächlichen Erkrankung kommen. In etwa 80 Prozent der Fälle verläuft das Krankheitsbild in zwei Phasen.
FSME beginnt ähnlich einem grippalen Infekt. Typische Symptome einer FMSE können sein:
- erhebliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens,
- hohes Fieber,
- Kopfschmerzen,
- Gleichgewichtsstörungen,
- Bewusstseinsstörungen wie z.B. erhebliche Schläfrigkeit, Desorientiertheit,
- Lähmung von Hirnnerven (Gesichtslähmung, Hörstörung, Schluckstörung, Sprechstörung),
- Lähmung von Armen und Beinen,
- Zittern der Gesichtsmuskeln und der Extremitäten.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (2016): Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Frühsommer-Meningoenzephalitis.
Wie verläuft FSME?
In der ersten Phase einer FSME-Erkrankung treten grippeähnliche Symptome wie z.B. Kopfschmerzen, Fieber oder Müdigkeit auf. Dann kommt es zu einem symptomfreien Intervall ohne Fieber. Die nächste Phase des Krankheitsbildes kann bei fünf bis 15 Prozent der Infizierten zu einem Befall des zentralen Nervensystems führen. Dabei kann es zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) bis zu einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) mit oder ohne Myelitis (Rückenmarksentzündung) und Lähmungserscheinungen (Paralyse) kommen. Unter ein Prozent der Patientinnen/Patienten verstirbt an der Erkrankung. Bei Kindern verläuft eine Infektion in der Regel milder als bei Erwachsenen, vorwiegend als Hirnhautentzündung und seltener als Gehirnentzündung. Der Verlauf einer FSME ist mit zunehmenden Alter stärker und hinterlässt auch häufiger bleibende Schäden.
Hinweis
Etwa ein Drittel der FSME-Erkrankten hat nach durchgemachter Erkrankung langdauernde Folgeschäden.
FSME in Österreich
Vor Beginn der großen Impfaktionen war FSME in Österreich die häufigste virale Infektionskrankheit mit Enzephalitis. Die Zahl der FSME-Erkrankungsfälle in Österreich wird jährlich erfasst und war in den vergangenen Jahren durchgängig schwankend. Immer wieder kommt es auch zu Todesfällen. Im Jahr 2018 kam es in Österreich zu 154 registrierten FSME-Fällen.
Hinweis
In Österreich ist kein Bundesland FSME-frei. Die meisten Erkrankungen traten im Jahr 2018 in Oberösterreich, Tirol, Steiermark und Salzburg auf.
Wie Sie FSME vorbeugen können (Schutzimpfung)
Durch die FSME-Schutzimpfung kann einer FSME-Infektion vorgebeugt werden. Die Impfung bewirkt im Körper die Bildung von Antikörper und wirkt gegen alle bekannten FSME-Virus-Subtypen (europäischer, sibirischer und fernöstlicher Subtyp). Die Schutzwirkung der Impfung ist hoch und liegt bei 95 bis 99 Prozent, vorausgesetzt es wurde nach dem empfohlenen regulären Impfschema geimpft.
Hinweis
Die Zecken- Schutzimpfung schützt gegen FSME und NICHT vor einer Borrelien-Infektion.
Der Österreichische Impfplan empfiehlt allen in Österreich lebenden Personen die FSME-Impfung, da kein Bundesland FSME-frei ist. Auch Asylsuchenden und Reisenden oder Auszubildenden in österreichischen Endemiegebieten oder Endemiegebieten im Ausland wird im Impfplan 2019 eine Impfung nahegelegt. Die Immunisierung sollte bereits ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beginnen und ein Leben lang immer wieder aufgefrischt werden.
Die FSME-Impfung ist ab dem vollendeten 1. Lebensjahr zugelassen. Unter besonderen Umständen können auch jüngere Kinder geimpft werden, jedoch frühestens ab dem vollendeten 6. Lebensmonat. Dies erfolgt in Eigenverantwortung der Ärztin/des Arztes nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und ausführlicher Aufklärung der Eltern. Die Wirksamkeit der Impfung fällt möglicherweise schwächer aus als bei der Impfung ab dem 1. Lebensjahr.
Hinweis
Die FSME-Impfung ist nicht im Gratiskinderimpfprogramm enthalten. Weitere Informationen erhalten Sie im Österreichischen Impfplan.
Die Grundimmunisierung
Zu Beginn des Impfschemas steht laut Impfplan 2019 die Grundimmunisierung. Diese erfolgt in bestimmten zeitlichen Abständen zu drei Teilen und bildet die Basis der schützenden Immunabwehr gegen FSME-Viren. Es besteht auch die Möglichkeit eines Schnellimpfschemas zur Grundimmunisierung („Schnellimmunisierung“).
Die Teilimpfungen der Grundimmunisierung erfolgen in diesen Abständen:
- 0/1–3 Monate, 5/12 bzw. 9/12 Monate nach 2. Impfung (je nach Impfstoff).
- Die erste Auffrischung erfolgt drei Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung bzw. zwölf bis 18 Monate nach einer Schnellimmunisierung.
Es folgen lebenslang Auffrischungsimpfungen:
Booster- und Auffrischungsimpfungen sollten möglichst immer VOR Beginn der Saison durchgeführt werden. Die zeitlichen Abstände sollen dabei betragen . . .
- bis zum vollendeten 60. Lebensjahr alle fünf Jahre,
- ältere Menschen alle drei Jahre.
Hinweis
Neben der Schutzimpfung kann durch bestimmte Verhaltenstipps einem Zeckenstich bzw. einer Infektion vorgebeugt werden. Mehr dazu erfahren Sie unter Zeckenstichen vorbeugen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose einer FSME-Infektion beginnt mit einem ausführlichen Gespräch bei der Allgemeinmedizinerin/dem Allgemeinmediziner oder der Fachärztin/dem Facharzt (Anamnese). Im Gespräch wird festgestellt, welche Beschwerden bestehen und ob die beschriebenen Symptome typisch sind. Die Ärztin/der Arzt wird Sie zu Ihrem Impfstatus und der letzten Zeckenimpfung befragen, es empfiehlt sich daher, den Impfpass zum Arztbesuch mitzunehmen. Sie/er wird wissen wollen, ob Sie in einem Zeckengebiet unterwegs waren, sich an einen Zeckenstich erinnern können bzw. den umgebenden Hautbereich des Zeckenstiches genau betrachten und bei einer körperlichen Untersuchung auf neurologische Symptome achten.
Hinweis
Die Diagnosestellung wird meist erschwert, da sich nur wenige Menschen tatsächlich an einen Zeckenstich erinnern können bzw. diesen bemerkt haben.
Als Untersuchungsmethoden stehen folgende Verfahren zur Verfügung:
- Nachweis FSME-Virus-Antikörper IgG und IgM in Blut sowie Liquor,
- FSME-Virus-PCR („polymerase chain reaction"), aussagekräftig zu Erkrankungsbeginn.
Weitere Informationen erhalten Sie in der Laborwertetabelle z.B. unter FSME-Virus-PCR.
Wie erfolgt die Behandlung einer FSME?
Zur Behandlung der FSME steht kein ursächlicher therapeutischer Ansatz zur Verfügung. Behandelt werden die Symptome wie z.B. Fieber, Kopfschmerz. Die Gabe von Antibiotika ist bei einer FSME-Infektion wirkungslos, da es sich bei den Erregern um Viren handelt. Antivirale Mittel stehen nicht zur Verfügung.
Treten schwere neurologische Schäden auf, kann eine Physiotherapie sowie Ergo- oder Logotherapie erforderlich sein. Bei schweren Krankheitsverläufen wie z.B. Atemeinschränkungen kann unter Umständen ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein.
Wohin kann ich mich wenden?
Wenn Sie nach einem Zeckenstich Beschwerden wie z.B. Fieber, Kopf- oder Muskelschmerzen bemerken bzw. eine deutliche Rötung der Haut sichtbar ist, sollten Sie sich zur Abklärung an folgende Stellen wenden:
- Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
- Kinderärztin/Kinderarzt,
- Fachärztin/Facharzt für Infektiologie.
Die FSME-Schutzimpfung können Sie durchführen lassen bei:
- Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
- Kinderärztin/Kinderarzt,
- Gesundheitszentren der Krankenversicherungsträger,
- Impfstellen der Bundesländer (z.B. Gesundheitsamt, Bezirkshauptmannschaft, Magistrat).
Die FSME-Impfung wird zudem an vielen Schulen oder Lehreinrichtungen sowie bei manchen Arbeitgebern angeboten. Informationen dazu erhalten Sie bei der Schulärztin/dem Schularzt oder bei der Betriebsärztin/dem Betriebsarzt.
Hinweis
Ärztinnen/Ärzte bzw. Impfstellen haben den Impfstoff nicht immer lagernd, teilweise muss der Impfstoff selbst mitgebracht werden. Informieren Sie sich daher am besten vorab.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
FSME-Impfung
Die Kosten für den FSME-Impfstoff muss die Patientin/der Patient in der Regel selbst tragen. Darüber hinaus kann ein Impfhonorar anfallen. Die Gesundheitszentren der Sozialversicherungsträger bieten saisonal Impfaktionen an, bei denen das Impfhonorar entfällt. Zuschüsse gewähren die Sozialversicherungsträger in unterschiedlicher Höhe. Kostenermäßigungen gibt es zudem bei speziellen Impfaktionen.
Näheres erfahren Sie unter Wo erhalte ich Informationen zu Impfaktionen?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 10. Mai 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Florian Thalhammer, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Infektiologie und Tropenmedizin)