Kindliches Rheuma: Ursachen & Symptome
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen hat kindliches Rheuma?
Vermutet wird eine ererbte Veranlagung, auf verschiedene Umweltfaktoren wie Infektionen (Bakterien oder Viren) oder Verletzungen mit einer Fehlreaktion des Immunsystems zu reagieren. Dabei richtet sich die Abwehr gegen körpereigenes Gewebe, insbesondere die Gelenkinnenhaut, Sehnenscheiden oder auch innere Organe und verursacht Entzündungen.
Welche Symptome können auftreten?
Als wichtigstes Krankheitszeichen tritt bei den meisten Rheumaformen eine Gelenkentzündung (Arthritis) auf. Diese führt zu einer vermehrten Durchblutung und einem Anschwellen der Gelenkinnenhaut (Synovialis). Es kommt zu einer gesteigerten Produktion von Gelenkflüssigkeit („Gelenkerguss“). Bei längerem Bestehen der Entzündung ohne entsprechende Behandlung können Knorpel, Knochen, Sehnen und Bänder geschädigt bzw. zerstört werden.
Eine JIA verursacht im Kindesalter Schmerzen, Schwellungen und Überwärmung, aber nur selten eine Rötung des betroffenen Gelenkes. Insbesondere kleine Kinder äußern Schmerzen oft nonverbal: Sie schlafen unruhig, wollen getragen werden, sind nur begrenzt belastbar und können gelenkspezifische Schonhaltungen einnehmen. Die Gelenkschmerzen schränken das Kind in seinem natürlichen Bewegungsdrang ein und verändern die Bewegungsmuster. Daraus können sich gewisse Schonhaltungen und – bei fehlender Behandlung – langfristig Gelenkfehlstellungen entwickeln. Je nach Sitz der Erkrankung fällt auf, dass das Kind Probleme beim Greifen hat oder hinkt. Typisch für die Arthritis ist der Befall einzelner Finger und Zehen.
Beim Auftreten von einem oder mehreren der folgenden Anzeichen sollten Eltern mit ihrem Kind eine Fachärztin/einen Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde oder eine Ärztin/einen Arzt für Allgemeinmedizin aufsuchen:
- Schwellung, Schmerzen, Überwärmung eines oder mehrerer Gelenke,
- Hinken, Laufverweigerung, ungewöhnliches Greifen,
- Kleinkind will plötzlich wieder getragen werden, obwohl es schon laufen kann,
- unklare, länger andauernde Hautausschläge mit oder ohne Fieber,
- Fieberschübe unklarer Ursache,
- bei Schulkindern Fersen- oder unklare Rückenschmerzen,
- Minuten bis Stunden andauernde „Morgensteifigkeit“ von Gelenken.
Eltern können ihr Kind selbst auf Gelenkschmerzen untersuchen:
- In einer entspannten Situation vorsichtig die Gelenke eines nach dem anderen hin und her bewegen und das Kind dabei genau beobachten.
- Beim Bewegen erkrankter Gelenke treten Abwehrreaktionen auf, das Kind sträubt sich, verzieht das Gesicht.
- Ferner sollten beide Seiten gleich gut beweglich, nicht überwärmt und das Anfassen nicht schmerzhaft sein.
- Abwehrreaktionen sind ein deutlicher Hinweis, dass an dieser Stelle etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Welche Folgeschäden können entstehen?
Der chronische Entzündungsprozess schreitet bei Kindern meist nur sehr langsam fort, weshalb Gelenkschäden oft erst nach mehreren Monaten oder Jahren auftreten. Kindliches Rheuma verursacht darüber hinaus häufig auch Wachstumsstörungen im Bereich der betroffenen Gelenke. Bei kleineren Kindern steht ein beschleunigtes Wachstum des betroffenen Beines durch Stimulation der Wachstumsfuge im Vordergrund. So führt eine Arthritis im Kniegelenk oft zur Verlängerung des Beines. Bei größeren Kindern wird der Schluss der Wachstumsfugen vorweggenommen und resultiert in einer Verkürzung, die besonders deutlich an Zehen und Fingern zu erkennen ist. Unter Umständen kann es auch zu einem gebremsten Längenwachstum kommen, was einen Kleinwuchs zur Folge hat.
Verläuft eine JIA über viele Jahre in einem hochentzündlichen Stadium, drohen gefährliche Folgeschäden an inneren Organen, beispielsweise durch die Produktion von krankhaftem Eiweiß (Amyloid), das sich v.a. in der Niere, aber auch in Leber, Milz, Darm und Herz ablagert und gesundes Gewebe verdrängt (Amyloidose).
Wohin kann ich mich wenden?
Gelenkbeschwerden von Kindern sollten immer ernst genommen und durch spezialisierte Ärztinnen/Ärzte abgeklärt werden. Beim Auftreten von einem oder mehreren Symptomen sollten Eltern mit ihrem Kind eine Fachärztin/einen Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde oder eine Ärztin/einen Arzt für Allgemeinmedizin aufsuchen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Doz. Dr. Wolfgang Emminger, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Zusatzfach Kinder- und Jugendheilkunde (Pädiatrische Hämatologie und Onkologie), Spezialisierung in Pädiatrische Rheumatologie