Magenkrebs: Therapie & Nachsorge
Inhaltsverzeichnis
Wie erfolgt die kurative Behandlung von Magenkrebs?
Eine kurative Therapie kommt infrage, wenn der Krebs noch nicht gestreut hat. Dabei steht die möglichst vollständige operative Entfernung im Mittelpunkt. Frühzeitig erkannte Tumoren, die auf die Magenschleimhaut begrenzt sind, können unter Schonung des Magens (organerhaltend) operiert werden. Meist wird der Krebs aber erst spät erkannt, und es ist notwendig, den Magen teilweise oder vollständig zu entfernen (Gastrektomie).
Endoskopische Behandlung
Sehr früh entdeckte kleine Tumoren können oft mit dem Endoskop entfernt werden (endoskopische Resektion). Wie bei einer Magenspiegelung werden dabei die Instrumente zur Tumorentfernung und eine Kamera über einen Schlauch in den Magen eingeführt. Nur der Tumor wird entfernt, der Magen bleibt erhalten. Danach wird regelmäßig kontrolliert, ob es zu einem erneuten Tumorwachstum (Rezidiv) gekommen ist. Als Komplikationen können u.a. Blutungen auftreten, die Magenwand kann durchstoßen oder durchtrennt werden. In diesen Fällen muss, wenn die Komplikation nicht während der Behandlung beherrschbar ist, eine Notfall-OP erfolgen.
Operation
Oft ist der Magenkrebs aber schon so weit fortgeschritten, dass es für dieses relativ schonende Verfahren zu spät ist. Dann muss, je nach Größe und Lage des Tumors der Magen operativ teilweise oder ganz (Gastrektomie) entfernt werden. Außerdem werden die dazugehörigen Lymphknoten entfernt. Hat der Krebs noch nicht gestreut, kann dies zur vollständigen Heilung führen. Zu den Nebenwirkungen einer Operation zählen u.a. Blutungen, Verletzungen von benachbarten Organen (z.B. Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm) und Wundheilungsstörungen. Selten können Nähte undicht werden oder sich lösen.
Um nach einer totalen Magenoperation eine Nahrungspassage zu ermöglichen, wird meist aus körpereigenem Gewebe (z.B. Abschnitten des Dünndarms) ein Magenersatz geschaffen. Dieser kann gewöhnlich nur geringe Mengen an Nahrung aufnehmen. Mögliche Nebenwirkungen sind Blutungen und Schwellungen im Verdauungstrakt. Selten können Nähte undicht werden oder sich lösen.
Stellt sich nach der Operation heraus, dass eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt, sind zusätzlich Antibiotika notwendig. Meist wird bereits in den ersten 24 Stunden nach der Operation vorsichtig mit einer natürlichen Ernährung begonnen. Manche Patientinnen/ Patienten erhalten anfangs ergänzend über die Vene eine Nährlösung (parenterale Ernährung). Bei Bedarf kann auch vorübergehend eine Sonde gelegt werden, über die Nahrungskonzentrate direkt in den Darm verabreicht werden (enterale Ernährung).
Vorbereitende oder begleitende Behandlung zur Operation
Je nachdem, wie weit der Tumor sich schon ausgebreitet hat, ist zusätzlich vor und/oder nach der Operation eine Chemotherapie, selten eine Strahlentherapie, nötig:
- Chemotherapie: Bei bereits lokal fortgeschrittenen Magenkarzinomen kann eine Chemotherapie vor (neoadjuvant) und nach (adjuvant) der Operation den Heilungserfolg verbessern. Dabei kommen Medikamente (Zytostatika) zum Einsatz, die den Tumor in seinem Wachstum hemmen sollen.
- Radiochemotherapie: Wird vor der Operation keine Chemotherapie verabreicht, kann nach der Operation eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung (Radiochemotherapie) sinnvoll sein
Wächst nach einer Operation der Tumor erneut (Rezidiv), kann noch einmal operiert werden. Wenn dies nicht möglich ist, kann eine Bestrahlung in Verbindung mit einer Chemotherapie erfolgen.
Wie erfolgt die palliative Behandlung von Magenkrebs?
Ist die Krebserkrankung schon so weit fortgeschritten, dass sich Metastasen in Leber, Bauchfell oder anderen Körperregionen gebildet haben, ist eine Heilung nicht mehr möglich. In diesem Fall ist das Behandlungsziel, das Tumorwachstum einzudämmen, das Leben zu verlängern und die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. Mit Medikamenten, die im ganzen Körper (systemisch) wirken, kann der Tumor in seinem Wachstum gehemmt werden. Dies kann mit Chemotherapie allein oder in Verbindung mit einer Antikörpertherapie geschehen.
Eine Antikörpertherapie richtet sich gezielt gegen ein bestimmtes Merkmal auf Tumorzellen – den Humanen Epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor Typ 2 (HER2). Es handelt sich dabei um Bindestellen (Rezeptoren) für bestimmte Wachstumsfaktoren, die Tumorzellen schneller wachsen lassen. Bei etwa einem Viertel aller Magenkarzinome kommen diese HER2-Rezeptoren vermehrt vor („HER2-positiver Magenkrebs“). In diesen Fällen kann eine Behandlung mit Antikörpern, welche diese Rezeptoren blockieren, das Tumorwachstum verlangsamen oder stoppen. In Verbindung mit einer Chemotherapie kann diese Therapie das Überleben verlängern.
Unterstützende Behandlung (Supportivtherapie)
Zu einer erfolgreichen Krebstherapie gehört auch die sogenannte Supportivtherapie. Darunter werden Maßnahmen zusammengefasst, die helfen, Begleiterscheinungen der Krebserkrankung und der Therapien zu lindern.
Erschöpfung/chronische Müdigkeit (Fatigue)
Eine häufige Begleiterscheinung der Krebserkrankung selbst bzw. einer Chemo- oder Strahlentherapie ist die sogenannte Fatigue. Betroffene fühlen sich trotz ausreichender Ruhephasen und Schlaf dauernd müde sowie über das übliche Maß hinausgehend körperlich wie geistig erschöpft. Damit verbunden sind oft Lustlosigkeit, Schwäche und mangelnde Belastbarkeit, was zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen kann. An den körperlichen Zustand angepasste Bewegung kann helfen, diesen Zustand zu lindern.
Schmerzbehandlung
Schmerzen können durch die Krebserkrankung selbst oder die Therapie ausgelöst werden. Zum Einsatz kommen je nach Bedarf unterschiedliche Substanzgruppen:
- Medikamente, die eine bestimmte Region betäuben (Lokalanästhetika),
- entzündungshemmende und nicht entzündungshemmende Schmerzmedikamente,
- opiumhaltige Schmerzmittel (Opioide) mit unterschiedlicher Wirkstärke.
Begleitmedikamente können die Wirkung der Schmerzmittel unterstützen und Nebenwirkungen wie Verstopfung lindern. Schmerzen können Folgen für Körper und Psyche haben. So können sie zum Beispiel Ängste und Depressionen verstärken, die wiederum auf das Schmerzempfinden zurückwirken. In diesen Fällen können Psychopharmaka hilfreich sein.
Dumpingsyndrom
Wird nach einer totalen Magenentfernung ein Magenersatz mit Abschnitten des Dünndarms geschaffen, kann es vorkommen, dass der Speisebrei nach solch einer Operation zu schnell in den Dünndarm gelangt.
Fachleute sprechen dann vom sogenannten Früh- beziehungsweise Spät-Dumping-Syndrom: Da die Nahrung nach der Gastrektomie den Darm ungewohnt schnell passiert, klagt der Betroffene dreißig Minuten (Frühdumping) bzw. zwei bis drei Stunden (Spätdumping) nach dem Essen über Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Schwäche bis hin zum Kreislaufkollaps. Helfen können häufigere kleinere Mahlzeiten, die wenig Kohlenhydrate, dafür aber viel Eiweiß und Ballaststoffe enthalten. Manchmal hilft auch schon, wenn bestimmte Lebensmittel (z.B. Zucker) weggelassen werden. Üblicherweise bessern sich diese Beschwerden spätestens ein Jahr nach der Operation.
Verengung der Nahrungswege
Bei Patientinnen/Patienten, die nicht operiert werden können, kann der Tumor so stark wachsen, dass er den Weg der Nahrung durch den Magen in den Darm versperrt. Auch hier kann geholfen werden: Je nach Fall kann ein sogenannter „Stent“, ein festes Röhrchen, das die Engstelle offenhält, eingesetzt werden. Manchmal kommt auch eine Umgehung der Engstelle infrage. Hierbei wird eine Dünndarmschlinge mit dem Magen verbunden (Gastroenterostomie). So kann der Nahrungsbei an der Engstelle vorbeifließen. Alternativ kann eine Ernährungssonde für eine künstliche Ernährung gelegt werden. In seltenen Fällen kann auch eine gezielte Bestrahlung des Tumors infrage kommen. Damit sollen Krebszellen zerstört und der Tumor verkleinert werden.
Magenblutung
Durch fortgeschrittenen Magenkrebs verursachte Blutungen können entweder durch einen endoskopischen Eingriff gestillt, durch Verschluss der Blutgefäße beherrscht (radiologische Embolisation) oder bestrahlt werden. Als letzte Möglichkeit kann die Entfernung des Magens erwogen werden.
Wasseransammlung in der Bauchhöhle (Aszites)
Ist der Krebs schon so weit fortgeschritten, dass sich Krebszellen auf der den Bauchraum auskleidenden Haut (Peritoneum oder Bauchfell) bilden, sprechen Fachleute von einer Peritonealkarzinose. Dabei kommt es zur Ansammlung von Gewebswasser in der Bauchhöhle (Aszites). Große Mengen Flüssigkeit drücken auf die inneren Organe, was für Betroffene sehr belastend sein kann. Zur Entlastung kann regelmäßig punktiert werden. Dabei wird unter örtlicher Betäubung eine mit einem Schlauch verbundene Hohlnadel in die Bauchhöhle gestochen. Zusätzlich kann versucht werden, mit einer Chemotherapie die Herde zu verkleinern.
Derzeit erprobt werden spezielle Verfahren, wie die sogenannte zytoreduktive Chirurgie bzw. die hypertherme, intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC). Dabei werden zunächst in einer großen Operation die sichtbaren Tumorherde entfernt. Um auch unsichtbare Krebszellen zu bekämpfen, wird unmittelbar danach eine erwärmte Chemotherapie-Lösung in den Bauchraum gebracht.
Vitamin-B12-Mangel
Wurde der Magen teilweise oder ganz entfernt, fehlt nicht nur der Nahrungsspeicher. Die Drüsenzellen des Magens produzieren Magensaft, der unter anderem den Intrinsic Factor, eine Substanz, die für die Aufnahme von Vitamin B12 nötig ist, enthält. Dieses Vitamin ist u.a. für die Blutbildung und Funktion der Nerven äußerst wichtig. Da kein Intrinsic Factor mehr gebildet werden kann, muss das Vitamin zeitlebens künstlich zugeführt werden.
Neu essen lernen
Das Leben ohne Magen verlangt oft ein völlig neues Essverhalten. Meist können nur noch kleine Mengen aufgenommen werden, bei einigen Betroffenen nimmt die Menge mit der Zeit wieder zu. Bestimmte Lebensmittel werden nicht mehr so gut vertragen, „Essfehler“ können zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen führen. Mit einer bewusst geplanten Ernährung kann einem Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen vorgebeugt werden. Daher sollten Patientinnen/Patienten vor ihrer Spitalsentlassung eine eingehende Ernährungsberatung erhalten.
Nachsorge & Rehabilitation
Nach Abschluss der Behandlung werden in regelmäßigen Abständen körperlicher Zustand, Gewicht und Blutbild kontrolliert. Das ist wichtig, weil viele Betroffene nach der Operation in ihrer Ernährung eingeschränkt sind und die Gefahr der Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen besteht. Bei Bedarf können zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall, Computertomographie, Röntgen oder Endoskopie erforderlich sein.
Meistens wird nach Abschluss der Therapie eine Rehabilitation empfohlen, um den Erholungs- und Genesungsprozess zu beschleunigen. Spezielle Rehabilitationskliniken gehen auf die individuelle Situation der Patientin/des Patienten ein und leisten Hilfestellungen. Dazu gehören neben Ernährungsproblemen auch psychische und soziale Probleme oder körperliche Folgeerscheinungen einer Krebserkrankung.
Wohin kann ich mich wenden?
Die Behandlung von Patientinnen/Patienten mit Magenkrebs sollte ausschließlich in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt werden.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Für eine Rehabilitation müssen Sie einen Antrag bei Ihrem Sozialversicherungsträger einbringen. Die Patientin/der Patient hat in der Regel einen Selbstbehalt zu leisten. Nähere Informationen erhalten Sie unter Reha & Kur
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 10. Februar 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Univ.Doz. Dr. Andreas Püspök, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)