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Nierensteine und Harnsteine

Nieren- oder Harnsteine bilden sich, wenn im Urin gelöste Stoffe auskristallisieren und sich Ablagerungen bilden. Auslöser sind bestimmte Lebensstil- und Ernährungsgewohnheiten, genetische Veranlagung, aber auch Erkrankungen. Kleinere Steine in der Niere machen häufig keine akuten Beschwerden und bleiben oft unbemerkt. Größere Steine können Schmerzen oder schwere Koliken verursachen. Die Diagnose von Nieren- und Harnsteinen erfolgt meist mit einer Ultraschalluntersuchung und darauffolgendem CT ohne Kontrastmittel oder Röntgen. Die Behandlung hängt von der Art, der Größe und der Lage der Steine ab. Kleinere Steine gehen häufig von selbst über den Harn ab. Größere Steine werden mit Stoßwellen zertrümmert oder operativ entfernt.

Was sind Nieren- und Harnsteine?

Nieren- und Harnsteine sind Ablagerungen in den Nieren oder den harnführenden Organen, wie Harnblase oder Harnleiter. Diese entstehen durch das Auskristallisieren von bestimmten Stoffen im Harn. Normalerweise sind diese Stoffe im Harn gelöst. Unter bestimmten Bedingungen kommt es zur Steinbildung. Diese können unterschiedlicher Farbe, Konsistenz und Zusammensetzung sein. Kleine Steine können unbemerkt mit dem Harn ausgeschwemmt werden, größere können sich mit heftigen Schmerzen bemerkbar machen und zu Koliken führen.

Abhängig von der Lage der Steine werden unterschieden:

  • Nierensteine: Befinden sich in den Nieren, Fachbegriff Nephrolithiasis.
  • Harnblasensteine: Liegen in der Harnblase, Fachbegriff Zystolithiasis.
  • Harnleitersteine: Befinden sich in den ableitenden Harnleitern, Fachbegriff Ureterolithiasis.

Harnsteine (Fachbegriff Urolithiasis) ist der Überbegriff für Harnblasen- und Harnleitersteine.

Abhängig von der chemischen Zusammensetzung werden unterschieden:

  • Kalziumoxalat-Steine: Zirka 80 Prozent der Betroffenen haben diese Steinart. Veränderungen, die zu einer erhöhten Kalziumausscheidung über den Harn und saurem Harn-pH führen, begünstigen die Steinbildung. So etwa bei fleischhaltiger Ernährung.
  • Struvit-Steine: Deutlich seltener bestehen Harnsteine aus Struvit, einem Mineral. Struvit-Steine machen etwa zehn Prozent aller Harnsteine aus. Sie werden auch Infekt-Steine genannt, da sie häufig bei einer Blasenentzündung auftreten. Frauen haben häufiger Struvit-Steine als Männer.
  • Harnsäure-Steine: Eine weitere Form von Harnsteinen besteht aus Harnsäure. Harnsäure-Steine machen fünf bis zehn Prozent der Harnsteine aus. Männer haben diese Form öfter als Frauen. Diese entstehen bei saurem Harn-pH. Personen, die zu solchen Harnsteinen neigen, sollten so viel Flüssigkeit trinken, dass sie täglich mindestens 2,5 Liter Harn ausscheiden. Auch die Aufnahme von tierischem Eiweiß sollte beschränkt werden.
  • Cystin-Steine: Sehr selten und nur bei einer angeborenen Stoffwechselerkrankung, bestehen die Harnsteine aus der Aminosäure Cystin. Diese Steine werden Cystin-Steine genannt.

Welche Ursachen haben Nieren- und Harnsteine?

Verschiedene Ursachen und Umstände können zur Bildung von Harnsteinen führen. Männer sind insgesamt öfter betroffen als Frauen. Häufig treten die Steine zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. Aber auch bei Kindern kann es zu Harnsteinen kommen.

Ursachen und Risikofaktoren für Nieren- und Harnsteine: 

  • familiäre Vorbelastung
  • Nebenschilddrüsenerkrankungen: Bei einer Überfunktion der Nebenschilddüse kann es zu einem Anstieg von Kalzium im Harn kommen.
  • Stoffwechselstörungen: Störungen im Stoffwechsel können zu einem Anstieg bestimmter Stoffe im Harn führen. So etwa bei
    • Gicht: Es steigt der Harnsäure-Spiegel
    • Cystinurie: Führt zu einem Anstieg der Aminosäure Cystin im Harn. Diese Krankheit ist genetisch bedingt und selten.
    • Diabetes Mellitus
  • chronische Magen-Darm-Erkrankungen wie z.B. Morbus Crohn, chronischer Durchfall
  • Übergewicht und Metabolisches Syndrom
  • Blasenentzündungen
  • Ernährung und Lebensstil: Ein hoher Konsum an Eiweiß, Fleisch, Salz und Alkohol kann die Bildung von Harnsteinen fördern. Wird zu wenig Flüssigkeit getrunken, können sich im Harn leichter Kristalle bilden. Auch ein übermäßiger Verzehr an Zucker fördert die Ausbildung von Harnsteinen.
  • Medikamente: Manche Medikamente können den Harn verändern oder selbst im Harn kristallisieren.
  • Anatomie der Nieren: Räumliche Besonderheiten – Anomalien –  in den Nieren können die Ausbildung von Harnsteinen begünstigen. Das sind z.B. Zysten oder zusammengewachsene Nieren, Hufeisenniere.

Welche Symptome können auftreten?

Abhängig von der Lage und der Größe der Harnsteine sind die Beschwerden unterschiedlich. Die Beschwerden bei Harnsteinen können auch oft untypisch sein, z.B.  Unwohlsein, Erbrechen, Ziehen in der Leiste oder im Bereich der Nieren. Besonders schmerzhaft sind Harnleitersteine, da diese Steine durch Engstellen oft nicht weiter können und es zu einer Stauung des Urin kommt. Dies verursacht krampfartige Koliken. Je nachdem wo sich die Steine befinden, können die Schmerzen im Unterleib, dem Bauch, den Genitalien oder auch dem Rücken spürbar sein. Koliken verlaufen meist wellenartig und sind in der Regel unabhängig von Bewegung.

Beschwerden bei Nieren- und Harnsteinen sind u.a.:

  • allgemeines leichtes Unwohlsein bis zum Erbrechen
  • Koliken: plötzlich einsetzende, heftige, wellenförmige Schmerzen im seitlichen Bauch, im Bereich der Nieren, im unteren  Rücken, in der Leiste oder im Bereich der Geschlechtsorgane
  • Übelkeit und Erbrechen
  • starker und häufiger Harndrang, oft verbunden mit
  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Blut im Harn

Welche Komplikation können auftreten?

Werden Nierensteine nicht oder zu spät behandelt, kann es zu verzögertem oder fehlendem Abfluss des Harnes aus der Niere kommen. Daraus kann sich eine Nierenschädigung und auch eine Infektion entwickeln, mit den Symptomen:

  • Fieber,
  • Schüttelfrost,
  • Schmerzen an den Seiten im unteren Bereich des Rückens,
  • Übelkeit und Erbrechen.

Achtung

Bei einer schweren Komplikation kann sich u.a. eine Urosepsis entwickeln. Dabei handelt es sich um eine Art von „Blutvergiftung“. Eine Urosepsis ist mitunter lebensbedrohlich und macht einen sofortigen Krankenhausaufenthalt erforderlich.

Wie Sie Nieren- und Harnsteinen vorbeugen können

Viele Betroffene haben immer wieder Harnsteine. Um dies zu vermeiden, können folgende vorbeugende Maßnahmen hilfreich sein:

Ausreichend trinken

Reichliche Flüssigkeitsaufnahme verdünnt den Harn und verhindert ein Auskristallisieren der darin enthaltenen steinbildenden Substanzen. Es sollte so viel getrunken werden, dass täglich mindestens zwei Liter Harn ausgeschieden werden. Das erreicht man mit einer Trinkmenge von mindestens 2,5 Litern. Die Flüssigkeitszufuhr sollte gut über den Tag verteilt werden. Geeignet sind Wasser, Früchtetee oder verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte. Zuckergesüßte Getränkte wie z.B. Softdrinks erhöhen das Risiko, dass sich Harnsteine bilden. Weitere Informationen erhalten Sie unter Ernährungspyramide: Alkoholfreie Getränke.

Ernährung

Bei Neigung zu Harnsäure-Steinen sollte der Konsum von tierischem Eiweiß eingeschränkt werden. Bei Neigung zu Kalzium-Steinen sollte der Konsum von Spinat, Mangold, Roten Rüben, Rhabarber, Nüssen, Schokolade und Kakao(-pulver) eingeschränkt werden.

Bei Veranlagung zu Gicht kann es durch erhöhte Harnsäure-Werte zur Bildung von Harnsäure-Steinen kommen. Vorbeugend ist eine verminderte Aufnahme von z.B. Fleisch und Wurstwaren, Innereien, Meeresfrüchten und Alkohol empfehlenswert. Eine überhöhte Eiweißaufnahme fördert zudem die Bildung von Harnsäure. Weitere Informationen erhalten Sie unter Gicht: Ursachen, Vorbeugung und Symptome.

Blasenentzündungen rechtzeitig behandeln

Werden Blasenentzündungen frühzeitig erkannt und behandelt, wird auch der Entstehung von Harnsteinen vorgebeugt. Weitere Informationen erhalten Sie unter Blasenentzündung.

Wiederauftreten/Rückfall vorbeugen

Bei Patientinnen oder Patienten, die bereits einmal einen Stein hatten oder bei denen gehäuftes Auftreten in der Familie bekannt ist, sollte eine spezifische Abklärung bei einer Urologin oder einem Urologen bzw. bei einer Nephrologin oder einem Nephrologen erfolgen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Harnsteine sind häufig eine zufällige Diagnose bei Untersuchungen anderer Beschwerden. Dann werden sie bei einem Röntgen, einer Computertomographie oder einem Ultraschall des Bauchraumes sichtbar.

Die Ärztin oder der Arzt wird sich in einem ausführlichen Gespräch – der Anamnese – über Ihre Beschwerden informieren. Gefragt wird u.a., ob Sie Beschwerden beim Wasserlassen haben, ob Blut im Harn war und ob Sie Medikamente einnehmen. Auch Ihr Trink- und Essverhalten geben der Ärztin oder dem Arzt Auskunft über mögliche Ursachen. Die Ärztin oder der Arzt wird auch fragen, ob es in Ihrer Familie bekannte Nieren- und Harnwegserkrankungen gibt.

Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung, bei der insbesondere der Bauch - Abdomen - auf Druckschmerz untersucht wird.

Weitere Untersuchungen zur Diagnose von Nieren- und Harnsteinen sind u.a.:

Wie erfolgt die Behandlung von Nieren- und Harnsteinen?

Da Ursachen, Beschwerden und Verlauf bei Harnsteinen sehr unterschiedlich sein können, wählt die Ärztin oder der Arzt das für Sie beste Vorgehen in Abhängigkeit vom Beschwerdebild sowie der Art, Größe und Lage der Steine.

Medikamente

Gegen die Schmerzen kann die Ärztin oder der Arzt Medikamente verordnen: Hilfreich sind Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Diclofenac - Achtung bei verminderter Nierenfunktion -, Paracetamol und Metamizol. Ebenso können Medikamente wie Ibuprofen und Naproxen verabreicht werden.

Gegen besonders heftige Schmerzen kann die Ärztin oder der Arzt stärkere Schmerzmittel verordnen,  z.B. Opioide. Muskelentspannende Medikamente wie z.B. Alphablocker fördern das Ausscheiden von Harnleiter-Steinen größer als fünf Millimeter.

Harnsäure-Steine und kleine Cystin-Steine können durch die Gabe bestimmter Medikamente aufgelöst werden. Diesen Vorgang nennt man Litholyse.

Entfernen der Steine

Kleine Harnsteine - Durchmesser unter fünf Millimeter - gehen häufig innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst auf natürliche Weise ab. Ein Spontanabgang kann auch durch körperliche Bewegung und hohe Flüssigkeitszufuhr gefördert werden. Geht ein Harnstein binnen vier Wochen nicht von selbst ab oder leidet die Patientin oder der Patient an Fieber, höhergradiger Nierenstauung, Infektion oder Schmerzen trotz Therapie, wird die Ärztin oder der Arzt andere Behandlungen vorschlagen. Größere Steine mit einem Durchmesser von mehr als acht bis zehn Millimeter gehen meist nicht von selbst ab und sollten bereits primär operativ oder mit Stoßwellentherapie behandelt werden, wenn sie nicht für medikamentöse Auflösung geeignet sind.

Harnsteine, die nicht mit dem Harn abgehen oder zu groß sind, werden:

  • mittels Stoßwellen oder Laser zertrümmert bzw. zermahlen,
  • endoskopisch über die Harnröhre (Endoskopie) oder
  • mit einem kleinen Eingriff (Punktion) entfernt.

Wohin kann ich mich wenden?

Zur Abklärung von Beschwerden an Blase oder Nieren sowie deren Therapie wenden Sie sich an:

  • Ärztin und Arzt für Allgemeinmedizin
  • Fachärztin und Facharzt für Urologie

Um dem Wiederauftreten von Harnsteinen vorzubeugen, kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein. Weitere Informationen erhalten Sie unter Diätologie.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

sowie über die Online-Ratgeber der Sozialversicherung.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 20. Juni 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr.in med.univ. Doris Hebenstreit, Fachärztin für Urologie

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