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Hyperparathyreoidismus

Bei einem Hyperparathyreoidismus liegen erhöhte Blutwerte des Hormones Parathormon vor. Parathormon wird von den Nebenschilddrüsen produziert. Es reguliert den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel im Körper und beeinflusst dadurch auch den Knochenstoffwechsel.

Es gibt verschiedene Ursachen für erhöhte Parathormonwerte: eine direkte Überfunktion der Nebenschilddrüsen oder andere Erkrankungen, die zu erhöhten Parathormonwerten führen. Die Therapie ist von der Ursache des Hyperparathyreoidismus abhängig. Sie kann von der chirurgischen Entfernung der Nebenschilddrüsen bis zur medikamentösen Therapie reichen.

Welche Ursachen hat ein Hyperparathyreoidismus?

Ein Hyperparathyreoidismus kann verschiedenen Ursachen haben:

  • Primärer Hyperparathyreoidismus, pHPT. Dabei liegt eine Störung der Funktion, eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen selbst vor. Die Nebenschilddrüsen bilden zu viel Parathormon. Die erhöhten Parathormonwerte gehen meist mit einem erhöhten Kalziumwert im Blut einher. Die Fachwelt bezeichnet erhöhte Kalziumwerte im Blut als Hyperkalzämie. Oft ist der Grund eine gutartige Gewebsneubildung der Nebenschilddrüsen, ein sogenanntes solitäres Adenom. Selten liegen bösartige Tumore vor. Ein primärer Hyperparathyreoidismus kann z.B. auch selten im Rahmen von genetischen Syndromen auftreten, z.B. MEN-Syndrom, multiple endokrine Neoplasien.
  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus, sHPT. Die Nebenschilddrüsen reagieren aufgrund einer anderen Erkrankung oder eines Mangelzustands mit einer gesteigerten Bildung von Parathormon. Die häufigsten Ursachen eines sekundären Hyperparathyreoidismus sind eine fortgeschrittene Nierenschädigung oder ein Vitamin-D-Mangel. Der Kalziumwert im Blut ist entweder normal oder vermindert.
  • Tertiärer Hyperparathyreoidismus. Dieser entwickelt sich nach einem sekundären HPT, der über Jahre besteht. Die andauernde Überstimulierung der Nebenschilddrüsen führt zum tertiären HPT. Das kann sich bei Dialysepatientinnen und Dialysepatienten infolge jahrelanger Niereninsuffizienz zeigen.

Welche Rolle spielt der Kalziumhaushalt?

Viele verschiedene Faktoren beeinflussen den Kalziumhaushalt. Das von den Nebenschilddrüsen gebildete Parathormon bestimmt den Kalziumhaushalt wesentlich mit. Sinkt der Kalziumspiegel im Blut ab, wird Parathormon vermehrt gebildet. Außerdem steigt Parathormon an, wenn der Phosphatspiegel im Blut erhöht ist, da Phosphat ebenfalls auf den Kalziumhaushalt wirkt. Eine lang andauernde Erhöhung der Parathormonwerte kann zu vermehrtem Knochenabbau führen. Bei der primären Form des Hyperparathyreoidismus produzieren die Nebenschilddrüsen von sich aus vermehrt Parathormon, obwohl kein Kalziummangel im Blut vorliegt. Bei der sekundären Form liegen ein Mangel an Kalzium und/oder ein erhöhter Phosphatspiegel vor. Auch aktives Vitamin D kann vermindert sein. Vitamin D ist ebenfalls für den Kalziumhaushalt wichtig. Bei Vitamin-D-Mangel kann es beispielsweise zur Erweichung von Knochen kommen.

Welche Symptome können bei einem Hyperparathyreoidismus auftreten?

Symptome eines primären Hyperparathyreoidismus sind für Betroffene oft gar nicht bemerkbar oder sie sind unspezifisch, d.h. es könnte auch andere Gründe für die Beschwerden geben:

  • häufige Harnausscheidung, sogenannte Polyurie,
  • gesteigerter Durst, übermäßiges Trinken, sogenannte Polydipsie, als Folge der Polyurie,
  • leichte Ermüdbarkeit,
  • Antriebsschwäche, depressive Verstimmung bis Depression,
  • Verwirrtheit, Psychosen,
  • Muskelschwäche, Abnahme der Muskelmasse,
  • Erhöhung des Blutdrucks,
  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Appetitlosigkeit,
  • Verstopfung,
  • Störungen des Knochenstoffwechsels: Osteoporose, Knochenschmerzen sowie Knochenbrüche bereits infolge von leichten Verletzungen

Es kann zudem auf Dauer zu Verkalkungen von Organen und Blutgefäßen kommen. Dies kann sich beispielsweise durch Bildung von Steinen, z.B. Nierensteinen, äußern und dadurch bedingten Schmerzen. Es zeigen sich Störungen der Nierenfunktion, wie Niereninsuffizienz. Zudem wirken sich die Überfunktion und der Kalziumüberschuss im Magen-Darm-Bereich aus. Diese Anzeichen sind jedoch sehr selten.

Kalzium ist für vieles im Körper wichtig. Es ist für eine Reihe von Körperfunktionen wie Muskelkontraktion, Herztätigkeit, Erregbarkeit der Nerven u.v.m. notwendig. Kalzium spielt zudem etwa für den Knochenaufbau und die Festigkeit der Zähne eine besondere Rolle.

Steigen Kalziumwerte stark an oder sind sie hoch, kann eine hyperkalzämische Krise eintreten. Dabei kommt es zu einem lebensbedrohlichen Zustand, einer Notfallsituation! Es zeigen sich unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Nierenversagen, schwere Exsikkose, psychotische Anzeichen, Herzrhythmusstörungen, Lethargie bis Koma.

Symptome eines sekundären Hyperparathyreoidismus können sein:

  • Symptome der eigentlichen Grunderkrankung
  • Knochenschmerzen, Knochenbrüche

Zum überwiegenden Teil zeigen sich jedoch keine Symptome.
 

Bei einem tertiären Hyperparathyreoidismus können sich zeigen:

  • Symptome ähnlich jenes des primären Hyperparathyreoidismus

Wie wird die Diagnose eines Hyperparathyreoidismus gestellt?

Die Abklärung einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen erfolgt oft aufgrund einer Laboruntersuchung, die beispielsweise einen auffälligen Kalziumwert zeigt. Die Ärztin oder der Arzt klärt mögliche Ursachen für diese Veränderungen ab. Dafür führt sie oder er eine Anamnese durch und ordnet Untersuchungen an.

Wesentlich für die Diagnose sind unter anderem

  • bestimmte Laboruntersuchungen, z.B. Kalzium- und Phosphat-, Parathormonspiegel, Vitamin-D-Spiegel, Nierenfunktion

Außerdem werden die Ursache der Überfunktion, die Form des Hyperparathyreoidismus, die Schwere der Störung und ev. Schädigungen abgeklärt. Dafür können diverse Untersuchungen vorgenommen werden:

Wie erfolgt die Behandlung eines Hyperparathyreoidismus?

Ziel der Behandlung ist eine Normalisierung von Parathormon und Kalziumspiegel sowie die Vermeidung bzw. Behandlung von aufgetretenen Komplikationen.

  • Bei primärem Hyperparathyreoidismus kann ein operativer Eingriff mit Entfernung oder Teilentfernung der Nebenschilddrüsen notwendig sein. Bei Formen ohne Symptome und Folgeerkrankungen ist manchmal auch keine Therapie erforderlich. In diesen Fällen erfolgen jedoch Verlaufskontrollen.
  • Ggf. verordnet die Ärztin oder der Arzt Medikamente, die den Parathormonspiegel senken, sogenannte Kalzimimetika, ggf. auch Vitamin D bei gleichzeitig bestehendem Vitamin-D-Mangel.
  • Außerdem werden gegebenenfalls Folgeschäden wie Osteoporose behandelt, z.B. mittels Bisphosphonattherapie.
  • Bei sekundärem und tertiärem Hyperparathyreoidismus wird die Grunderkrankung therapiert, z.B. Niereninsuffizienz oder Vitamin-D-Mangel.
  • Nachkontrollen des Kalziumspiegels im Blut sowie weiterer Laborwerte werden ebenfalls vorgenommen.

Wohin kann ich mich wenden?

Ansprechpersonen und -stellen sind:

  • Hausärztin oder Hausarzt
  • Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin, mit Spezialisierung Endokrinologie. Weitere Fachärztinnen oder Fachärzte können beteiligt sein.
  • im Krankenhaus Institute bzw. Abteilungen Innere Medizin, Endokrinologie

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen.

Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 6. April 2023

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Doz.in Univ.Prof.in Dr.in med.univ. Susanne Kaser, Fachärztin für Innere Medizin

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