Alkoholabhängigkeit: Symptome und Ursachen
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen hat Alkoholabhängigkeit?
Nicht jeder Mensch, der Alkohol trinkt, wird abhängig davon. Warum manche Menschen abhängig werden und andere nicht, ist bis heute nicht endgültig geklärt.
Fachleute sind sich einig, dass verschiedene Faktoren an der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit beteiligt sind:
- Geschlecht: Männer haben ein größeres Risiko, vom Alkohol abhängig zu werden, als Frauen.
- Erbliche Veranlagung: Die Wahrscheinlichkeit, vom Alkohol abhängig zu werden, ist für Menschen, deren Eltern oder Geschwister bereits abhängig waren oder sind, deutlich höher.
- Äußere und soziale Faktoren:
- Wie leicht ist Alkohol verfügbar?
- Wie gehen Bezugspersonen und Freunde mit Alkohol um? Kinder und Jugendliche ahmen das Verhalten ihrer Bezugspersonen nach; aber auch der Gruppendruck im Freundeskreis spielt eine Rolle.
- Belastende Situationen in der Familie und im Alltag, wie beispielsweise Probleme am Arbeitsplatz, Trennung, ein Todesfall und traumatische Ereignisse, begünstigen die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit.
- Psychische Erkrankungen: Besonders anfällig für alkoholbedingte Probleme sind Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Dazu zählen unter anderem Depressionen und Angststörungen. Sie setzen Alkohol oft dazu ein, ihre Beschwerden zu lindern und Probleme bewältigen zu können.
- Persönliche Erfahrungen mit Alkohol: Alkohol führt bei vielen Menschen zu angenehmen Gefühlen, wie Entspannung und Glücksgefühlen. Hat jemand die Erfahrung gemacht, dass Alkohol entspannt und bei Problemen scheinbar hilft, greift diese oder dieser wieder zum Alkohol, wenn sie oder er unter Druck steht.
- Konsummenge: Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher ist das Risiko, dass die oder der Betroffene vom Alkohol abhängig wird.
Welche Symptome können bei Alkoholabhängigkeit auftreten?
In den meisten Fällen wird eine Alkoholabhängigkeit erst erkannt, wenn die Betroffenen bereits unter den körperlichen und psychischen Folgen des jahrelangen Alkoholkonsums leiden. Diese können sich von Mensch zu Mensch vollkommen verschieden äußern.
Verschiedene Symptome können auf einen Alkoholmissbrauch hindeuten: Dazu zählen allgemeine körperliche Symptome, Symptome einer Organschädigung, Entzugserscheinungen sowie psychische Anzeichen und soziale Folgen.
Allgemeine körperliche Symptome
Zu den allgemeinen Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit zählen:
- Veränderungen des Gewichts (Über- und Untergewicht),
- verminderter Appetit,
- Mundgeruch,
- gerötete Augen,
- Gefäßzeichnungen im Gesicht,
- verstärktes Schwitzen,
- Zittern der Hände,
- Vergesslichkeit und,
- Schlafstörungen.
Anzeichen einer Organschädigung
Langfristiger, hoher Alkoholkonsum, sogenannter chronischer Alkoholkonsum, kann an den verschiedensten Organen schwere Schäden verursachen. Folgende Organe sind am häufigsten betroffen:
- Nervensystem: Durch eine Schädigung der Nerven kann es unter anderem zu Störungen des Temperatur-, Schmerz- oder Berührungsempfindens kommen. Probleme beim Gehen oder mit der Potenz sind möglich. Fachleute sprechen von einer Polyneuropathie.
- Gehirn: Chronischer Alkoholkonsum kann zu schweren Schädigungen des Gehirns führen. Durch jeden Rausch werden Gehirnzellen zerstört. Es kann unter anderem zu Störungen des Gedächtnisses, der Konzentration, Sprechstörungen und später auch zu einer Verringerung der Intelligenz kommen.
- Leber: Chronischer Alkoholkonsum kann die Leber schädigen. Es kann zu einer Entzündung der Leber und schlussendlich zu einer Leberzirrhose kommen. Anzeichen einer Leberschädigung können unter anderem Gelbsucht, eine vergrößerte Leber und Veränderungen der Haut und Nägel sein. Dazu zählen unter anderem sogenannte Lebersternchen, kleine Gefäßerweiterungen der Haut. Fachleute bezeichnen diese auch als „Spider nävi“.
- Bauchspeicheldrüse: Es kann zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen. Fachleute sprechen von einer „Pankreatitis“. Als Folge der Schädigung der Bauchspeicheldrüse kann es zu einem Diabetes mellitus kommen.
- Herz-Kreislauf-System: Herz und Gefäße werden durch Alkohol geschädigt. Unter anderem können Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche und Herzrhythmusstörungen die Folge sein.
- Speiseröhre, Magen und Darm: Es können sich Entzündungen und Geschwüre bilden. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Mund-, Zungen, Speiseröhren, Magen- oder Darmkrebs.
Psychische Anzeichen
Psychische Erkrankungen treten häufig zusammen mit übermäßigem Alkoholkonsum auf. Einerseits kann Alkohol zu psychischen Erkrankungen führen. Andererseits können bereits vorhandene psychische Erkrankungen dazu führen, dass Betroffene viel Alkohol trinken. Dazu zählen unter anderem: Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen.
Soziale Folgen
Die Droge Alkohol beeinflusst das gesamte Leben des Süchtigen. Unter anderem wirkt Alkohol enthemmend und kann dazu führen, dass abhängige Personen gewalttätig werden oder Straftaten begehen. Unter dem Einfluss von Alkohol passieren auch häufiger schwere Verkehrsunfälle. Weitere Folgen des chronischen Alkoholkonsums können Jobverlust, finanzielle Schwierigkeiten oder familiäre Probleme bis hin zur völligen sozialen Ausgrenzung sein.
Entzugserscheinungen
Trinkt die oder der Betroffene keinen Alkohol, kommt es zu Entzugserscheinungen. Die Beschwerden verschwinden, sobald wieder Alkohol getrunken wird. Sie kommen wieder, wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt. Zu den Entzugserscheinungen zählen:
- Zittern: besonders morgens
- Schwitzen
- Herzklopfen
- Schlaflosigkeit
- Übelkeit bis hin zum Erbrechen
- Innere Unruhe, Angst und Reizbarkeit
- Depressive Verstimmung bis hin zu Selbstmordgedanken
- Krampfanfälle
- Halluzinationen: Betroffene sehen oder hören etwas, das es nicht gibt. Beispielsweise sehen die Betroffenen Tiere, etwa weiße Mäuse, oder hören Stimmen, die nicht da sind.
Im schlimmsten Fall kann es durch den Alkoholentzug zu einem sogenannten Entzugsdelir kommen. Fachleute sprechen von einem Delirium tremens. Dabei geht es den Betroffenen meist am zweiten Tag ohne Alkohol sowohl körperlich wie psychisch sehr schlecht. Da dieser Zustand lebensbedrohend sein kann, ist eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 23. Juni 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Roland Mader, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie