Albträume
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Albträume: Was ist das?
Albträume treten meist in der zweiten Nachthälfte im sogenannten REM-Schlaf auf. Betroffene wachen plötzlich auf. Sie erinnern sich im Detail an einen intensiven Angsttraum. Nach dem Aufwachen ist jedoch eine rasche Orientierung möglich. Und es wird bewusst: Das war ein Traum – ein Albtraum. Ähnliche Albträume können sich auch häufig wiederholen. Während eines Albtraums können Herzklopfen, schnelle Atmung, Schwitzen sowie Erhöhung der Muskelanspannung auftreten. Im Albtraum werden unangenehme Gefühle im Lauf des Traumes immer stärker. Meist ist dies Angst, manchmal sind es auch etwa Wut oder Trauer. Albträume treten bei Kindern besonders häufig zwischen dem 6. und dem 11. Lebensjahr auf und können einen wichtigen Entwicklungsschritt darstellen.
Bei Personen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung können auch während einer Nacht wiederholte Albträume mit dem gleichen bedrohlichen Inhalt auftreten. Weiters kommt es meist zu Ängste vor dem Einschlafen. Albträume und die damit verbundenen Beeinträchtigungen des Schlafs können zu Stimmungsschwankungen und Tagesmüdigkeit führen.
Der Unterschied zwischen Albträumen und herkömmlichen schlechten Träumen besteht im Prinzip in der Tatsache, dass man von „schlechten“ Träumen nicht aufwacht. Da aber auch unter herkömmlichen schlechten Träumen die Schlafqualität leiden kann, ist die Trennlinie zwischen diesen nicht sehr scharf. Weiters sind Albträume vom sogenannten Pavor nocturnus zu unterscheiden: dem „Nachtschreck“. Dieser tritt anders als Albträume im Tiefschlaf auf. Betroffene schrecken plötzlich im Bett hoch – manchmal mit einem Schrei. Weitere Informationen zum Thema Träumen finden Sie unter Die Welt der Träume.
Welche Ursachen haben Albträume?
Als mögliche Ursachen für Albträume kommen z.B. infrage:
- Stress,
- Schlafmangel,
- Schwangerschaft,
- Schnarchen,
- Schlafapnoe,
- Schlaflosigkeit,
- Narkolepsie,
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung (während des REM-Schlafs kommt es dabei bei unangenehmen Träume u.a. zu Störungen wie impulsiven Bewegungen),
- Persönlichkeitsstörungen,
- Burnout,
- psychische Erkrankungen (z.B. Posttraumatische Belastungsstörung, Akute Belastungsstörung, Angststörungen, Depression, Schizophrenie),
- körperliche bzw. neurologische Erkrankungen/Schmerzen,
- Drogen.
Zudem erhöhen manche Medikamente (unter anderem Levodopa, manche Betablocker) sowie Alkoholentzug das Risiko für Albträume.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin/der Arzt erhebt die Krankengeschichte (Anamnese). Sie/er fragt dabei, wie lange die Beschwerden bestehen, ob weitere Krankheiten vorliegen, ob jemand anderer in der Familie (blutverwandt) Albträume hat, nach möglichen Stressfaktoren etc. Die Ärztin/der Arzt bezieht auch möglicherweise Angehörige (vor allem bei Kindern) mit ein.
Zudem sollten Betroffene über mindestens eine Woche ein Schlaftagbuch führen. Dort tragen sie unter anderem ein, wann sie schlafen gehen, aufwachen etc. Auch Fragebögen können zum Einsatz kommen (z.B. aus dem Bereich der klinischen Psychologie). Weiters ist gegebenenfalls eine psychiatrische bzw. neurologische Untersuchung notwendig.
Die Ärztin/der Arzt veranlasst bei Bedarf zudem Untersuchungen in einem Schlaflabor (vor allem eine sogenannte Polysomnographie) – besonders bei Verletzungsgefahr, dem Verdacht auf Epilepsie oder einer anderen Erkrankung bzw. bei sehr häufigen Albträumen. Auch ein EEG oder etwa Laboruntersuchungen können bei der Diagnosestellung weiterhelfen. Ein CT oder MRT wird veranlasst, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Gehirns (z.B. Demenz) vorliegt.
Treten Albträume (drei- bis viermal mal pro Woche über einen Zeitraum von mehreren Monaten auf, spricht man von einer sogenannten Albtraumstörung. Dabei tritt zusätzlich ein Vermeidungsverhalten auf: Betroffene vermeiden es zu schlafen, damit sie den Albträumen entkommen.
Folgende Kriterien müssen zur Diagnosestellung für Albträume vorhanden sein:
- Aufwachen aus dem Schlaf mit lebhafter Erinnerung (im Detail) an Angstträume (meist über Bedrohung des eigenen Lebens, der Sicherheit oder des Selbstwertgefühls)
- Typischerweise Auftreten in der zweiten Nachthälfte (jedoch allgemein nach dem Schlaf möglich)
- Nach dem Traum ist eine rasche Orientierung möglich, die/der Betroffene ist gleich wach
- Es besteht deutlicher Leidensdruck aufgrund der Albträume
Wie erfolgt die Behandlung von Albträumen?
Bei Kindern zwischen dem 6. und dem 11. Lebensjahr können Albträume ein wichtiger Entwicklungsschritt sein. Oft genügt es dann, wenn Eltern diese schlimmen Träume ernst nehmen und mit ihren Kindern darüber sprechen. Durch die Bewältigung von Albträumen steigert sich das Selbstvertrauen des Kindes. Sehr häufig verschwinden die Albträume dann wieder.
Expertinnen und Experten empfehlen in jedem Fall eine Behandlung, wenn die Albträume öfter als einmal in der Woche über mehrere Wochen/Monate hinweg auftreten und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Liegen den Albträumen Erkrankungen zugrunde, werden diese je nach Ursache behandelt. Zudem ist es wichtig, erkannte auslösende oder verstärkende Faktoren zu vermeiden (z.B. Schlafmangel). Die Behandlung von Albträumen selbst erfolgt vor allem mittels Psychotherapie. Bei Albträumen bei Kindern kann eine Psychoedukation (der Eltern) vorerst ausreichend sein.
Psychotherapie
Neben einer Aufklärung über Albträume und wie man diese bewältigen kann (Psychoedukation) werden im Rahmen einer Psychotherapie z.B. folgende Techniken angewandt:
- Imagery-Rehearsal-Therapie: Diese Technik ist wissenschaftlich besonders gut untersucht. Sie stammt aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Bei der Imagery-Rehearsal-Therapie wird zuerst der Albtraum von der betroffenen Person erzählt, gemalt oder aufgeschrieben. Danach wird der Inhalt bzw. Ablauf des Albtraums so verändert, dass sich dieser zum Positiven wendet. Er wird quasi „neu geschrieben“. Diese neue „Geschichte“ wird während der Psychotherapie verinnerlicht.
- Eye-movement-desensitization-reprocessing-Therapie (EMDR): Vor allem im Zusammenhang mit Posttraumatischer Belastungsstörung kommt diese Technik zum Einsatz. Dabei bewegt die Patientin/der Patient während des Erzählens des Albtraums oder des traumatischen Erlebnisses unter genauer Anleitung die Augen schnell von links nach rechts. Dies erleichtert die Verarbeitung der geschehenen Ereignisse bzw. der Albtrauminhalte im Gehirn.
- Gestalttherapie: In der Gestalttherapie werden – wie auch in manchen anderen Psychotherapiemethoden – Rollenspiele eingesetzt. Dabei wird in Bezug auf den Albtraum dieser zuerst in der Ich-Perspektive nacherzählt. Zum Beispiel: „Ich stehe an einer Kreuzung.“ Oder: „Ich gehe an diesen Ort.“ Anschließend schlüpft die/der Betroffene in eine schauspielende Rolle und spielt den Traum nach. Dabei erfolgt ein Wechsel zwischen verschiedenen Rollen (z.B. Erzählerin/Erzähler, Person A, Person B). Dies geschieht so lange, bis alle Gedanken, Gefühle und inneren Bilder, die mit dem Albtraum verbunden sind, aufgearbeitet wurden.
- Luzides Träumen (Klarträumen): Bei dieser Technik ist der träumenden Person bewusst, dass sie träumt. Sie kann gezielt noch während des Schlafs in den Traum eingreifen (z.B. die Traumhandlung verändern). Gerade bei Albträumen kann dies sehr hilfreich sein, wenn statt der sich wiederholenden Tortur ein gutes Ende herbeigerufen werden kann. Diese Technik kann erlernt werden. Manche Menschen beherrschen luzides Träumen, ohne dass sie es erlernen mussten.
Zudem kommen Ansätze aus der Hypnosepsychotherapie zum Einsatz. Bei Kindern und Jugendlichen werden je nach Entwicklungsstand altersgerechte bewährte Techniken aus der Psychotherapie angewandt (unter anderem aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder Hypnosepsychotherapie).
Weitere Therapiemöglichkeiten
Zudem ist es wesentlich, Stressfaktoren zu reduzieren und Entspannung in den Alltag zu integrieren. Zum Beispiel durch Bewegung oder Entspannungstechniken (vor allem Progressive Muskelentspannung nach Jacobson). Auch die Rahmenbedingungen rund um das Schlafen und Schlafengehen spielen eine Rolle. Nähere Informationen finden Sie unter Gut schlafen. Das Schreiben eines Traumtagebuchs kann eine Unterstützung sein, das Geträumte zu verarbeiten.
Albträume können zudem medikamentös behandelt werden. Dabei kommt vor allem Prazosin zum Einsatz. Dies ist allerding nur vorgesehen, wenn Psychotherapie keine Option darstellt, oder bei Posttraumatischer Belastungsstörung.
Wohin kann ich mich wenden?
Wenn Sie unter Albträumen leiden, können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Fachärztin/Facharzt für Neurologie (und Psychiatrie)
- Fachärztin/Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
- Fachärztin/Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
- Fachärztin/Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie (und psychotherapeutische Medizin)
- Ambulanz für Schlafmedizin (Anlaufstellen finden Sie etwa z.B. über die Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin )
Sie können sich auch an Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt wenden. Diese/dieser überweist sie dann gegebenenfalls weiter. Weitere Gesundheitsberufe wie etwa Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten oder klinische Psychologinnen/Psychologen werden in Diagnostik und Therapie mit eingebunden. Auch sogenanntes zertifiziertes Schlafcoaching kann unterstützen.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 4. November 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Mag.a Dr.in phil. Brigitte Holzinger, Klinische Psychologin