Nervenschmerzen
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Eine schmerzhafte Nervenschädigung, d.h. ein neuropathischer Schmerz, ist immer dann anzunehmen, wenn die Gefühlsstörungen dem Versorgungsgebiet eines Gefühlsnervs (sensorischen Nervs) im Gewebe oder einer geschädigten Nervenwurzel, eines Rückenmarkabschnittes oder Gehirnbereiches entsprechen. Typische Zeichen und Symptome sind einschießende, elektrisierende oder brennende Schmerzen, Kribbeln und Ameisenlaufen, Taubheit sowie Schmerzverstärkung durch leichte Berührung (Allodynie).
Mögliche Auslöser der Nervenschädigung
Neuropathischer Schmerz kann aufgrund unterschiedlicher Formen einer Nervenschädigung auftreten. Häufige Auslöser sind z.B.:
- Bandscheibenvorfall,
- Diabetes mellitus: Erkrankung vieler Nerven (Polyneuropathie), z.B. in den Beinen,
- Gürtelrose (Herpes zoster),
- Nervenschädigungen oder -durchtrennungen im Rahmen von Unfällen oder Operationen,
- Engpasssyndrom: durch zusammengedrückte Nerven (z.B. Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk).
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die diagnostische Abklärung beruht auf einer körperlichen und klinisch-neurologischen Untersuchung mit Prüfung der Hautempfindlichkeit, der Reflexe und der Muskelkraft. Sie können durch eine Schmerzzeichnung, Schmerzfragebögen und weitere Spezialtests ergänzt werden. Oft werden zusätzlich bildgebende Verfahren (z.B. Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Elektroneurographie) eingesetzt.
Wie erfolgt die Behandlung von Nervenschmerzen?
Die Behandlung von Nervenschmerzen – sofern keine Operation zur Entlastung des betroffenen Nervs möglich ist – gestaltet sich oft schwierig. Völlige Schmerzfreiheit ist nur selten erreichbar. Als realistisches Ziel gelten u.a. eine Linderung der Schmerzen um mehr als 30 bis 50 Prozent, eine Verbesserung von Schlaf- und Lebensqualität sowie der Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Es werden unterschiedliche Wirkprinzipien, bei Bedarf auch kombiniert, angewandt.
Medikamentöse Schmerztherapie soll die Beschwerden lindern, bis sich die geschädigten Nerven zumindest weitgehend erneuert (regeneriert) haben. Zum Einsatz kommen:
- Präparate zum Einnehmen oder als Injektion (orale oder systemische Therapie): v.a. Opioide, Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin) und Antidepressiva(z.B. Amitriptylin).
- Cremes oder medikamentenhaltige Pflaster (topische oder lokale Therapie): v.a. Lidocain, Capsaicin.
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zeigen hingegen bei Nervenschmerzen keine Wirkung.
Invasive Verfahren wie z.B. Nervenblockaden, Infiltrationen oder elektrische Nervenstimulation können ergänzend oder in der Akuttherapie zur Überbrückung der Zeit bis zum Wirken der oben genannten Medikamente eingesetzt werden.
Physikalische Maßnahmen, Ergotherapie und Psychotherapie können je nach Ausprägung der Beschwerden sinnvoll sein.
Hinweis
Bei der Therapie neuropathischer Schmerzen ist ein gewisses Maß an Geduld erforderlich. Es kann eine bestimmte Zeit dauern, bis das richtige Medikament bzw. die richtige Medikamentenkombination gefunden wird.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 8. Mai 2018
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Prim. Dr. Nenad Mitrovic, Facharzt für Neurologie