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Testosteronmangel beim Mann

Das Sexualhormon Testosteron ist für eine normale männliche Entwicklung und für einen gesunden Organismus wichtig. So beeinflusst Testosteron unter anderem die Fortpflanzungsfähigkeit, die Sexualfunktionen, das Muskelwachstum, die Knochendichte und es reguliert den Fettstoffwechsel. Beim Embryo steuert Testosteron u.a. die Ausbildung der männlichen Geschlechtsteile. In der Pubertät beginnen die Hormone die Produktion der Samenzellen zu aktivieren und die Testosteronproduktion zu steigern. Dadurch bilden sich sekundäre männliche Geschlechtsmerkmale heraus (z.B. tiefe Stimme, Gesichtsbehaarung, Muskelmasse, Knochengröße etc.), und es kommt zur Geschlechtsreife.

Das Sexualhormon Testosteron

Testosteron wird von den Leydig-Zellen der Hoden gebildet. Die Produktion von Testosteron und die Bildung von Spermien (Spermatogenese) werden durch andere Hormone gesteuert, wie das luteinisierende Hormon (LH), das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). Diese Hormone werden im Hypothalamus-Hypophysen-System gebildet. Im Blut wird Testosteron durch einen Bluteiweißstoff – das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) – gebunden und transportiert.

Was beeinflusst den Testosteronspiegel?

Der Testosteronspiegel schwankt auch bei gesunden Männern und ist von Mann zu Mann verschieden hoch. Im Tagesverlauf ist der Testosteronspiegel in der Früh und am Vormittag am höchsten. Zudem können verschiedene Faktoren zu vorübergehend niedrigen Testosteronspiegeln beitragen. Dazu zählen:

  • starkes Übergewicht – meist verursacht durch Bewegungsmangel und nicht ausgewogene Ernährung,
  • hoher Alkoholkonsum, Drogen, Medikamentenmissbrauch,
  • langes Fasten,
  • sehr anstrengende körperliche Aktivität,
  • psychischer Stress,
  • schwere Infektionen und chronische Erkrankungen, z.B. Typ-2-Diabetes.

Auch durch körperliche Veränderungen im Alter sinken die Testosteronspiegel langsam ab. Ein gesunder Lebensstil vermeidet zusätzliche negative Einflüsse auf die Produktion und Wirkung von Testosteron und hilft, einem Testosteronmangel vorzubeugen.

Welche Ursachen hat Testosteronmangel?

Ein Testosteronmangel kann verschiedene Ursachen haben. Je nachdem, ob die Störung im Bereich der Hoden oder im Hypothalamus-Hypophysen-System liegt, werden zwei Hauptformen unterschieden: primärer und sekundärer Hypogonadismus.

  • Störungen oder Erkrankungen der Hoden (primärer Hypogonadismus): Die Leydig-Zellen der Hoden können kein Testosteron bilden. Mögliche Ursachen sind z.B.:
  • Störungen des Hypothalamus oder der Hypophyse (sekundärer Hypogonadismus): Die Bildung von Hormonen für die zentrale Steuerung der Testosteronproduktion (LH, FSH, GnRH) kann aufgrund verschiedener Erkrankungen gestört sein. Dazu zählen:
    • Hypophyseninsuffizienz (Funktionsmangel oder Ausfall der Hypophyse),
    • Hypophysenadenom (gutartige Geschwulst in der Hypophyse),
    • Mangel an Gonadotropin-Releasing-Hormon, der durch eine systemische Erkrankung, unerwünschte Wirkungen von Medikamenten, Drogenkonsum oder Toxine ausgelöst werden kann,
    • Kallmann-Syndrom sowie
    • Gehirnverletzungen.
  • Androgen-Resistenz aufgrund genetischer Erkrankungen.
  • Altershypogonadismus: Die Mischform aus primärem und sekundärem Hypogonadismus steht oft mit überschüssigem Bauchfett und dem metabolischen Syndrom in Zusammenhang. Mehr Infos finden Sie unter Testosteronmangel im Alter.

Welche Symptome können auftreten?

Testosteronmangel kann viele verschiedene Symptome verursachen, die auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Es werden klinische Symptome, sexuelle Symptome und kognitive Symptome unterschieden. Je nach Ursache und Form entwickeln sich die Anzeichen langsam über Wochen, Monate oder Jahre. Sie halten meist über längere Zeit, zumindest mehrere Wochen, an. Testosteronmangel in oder nach der Pubertät zeigt sich teilweise in unterschiedlichen Symptomen.

Symptome für Testosteronmangel in der Pubertät sind z.B.:

  • Ausbleiben der Stimmveränderung (Stimmbruch),
  • Hautblässe,
  • unterentwickelte Muskulatur,
  • kindlicher Penis,
  • kleine Hoden,
  • keine Entwicklung der Erektionsfähigkeit und Libido (sexuelles Verlangen) sowie
  • Störungen der Spermatogenese (Bildung von Sperma).

Symptome für Testosteronmangel nach der Pubertät sind z.B.:

  • Nachlassen des sexuellen Verlangens (Libidoverlust),
  • Erektionsstörungen,
  • Rückgang der sexuellen Aktivität,
  • Stimmungsschwankungen, depressive Stimmungen und Antriebsverlust,
  • Schlafstörungen,
  • Rückgang der Muskulatur,
  • Verkleinerung der Hoden,
  • Zunahme des Bauchfetts,
  • Männliche Brustvergrößerung (Gynäkomastie),
  • Anzeichen des metabolischen Syndroms, sowie
  • kognitive Störungen, vor allem Verringerung der räumlichen Wahrnehmungsfähigkeit.

Die verschiedenen sexuellen, psychologischen, kognitiven, körperlich-organischen Symptome eines Testosteronmangels können auch durch andere Erkrankungen verursacht werden. Deshalb versucht die Ärztin/der Arzt, durch genaue Diagnostik die Ursache festzustellen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnostik bei Verdacht auf einen Testosteronmangel beim Mann umfasst zumindest die Anamnese, die körperliche Untersuchung und die Laboruntersuchung. Die Ärztin/der Arzt prüft zunächst, ob klinische Symptome für einen Testosteronmangel vorliegen.

In der Laboruntersuchung wird u.a. das Gesamttestosteron ermittelt. Die Blutabnahme zur Messung des Testosteron muss morgens erfolgen, da der Testosteronspiegel bei Männern in der Früh erhöht ist. Die Ergebnisse müssen durch eine zweite Messung bestätigt werden. Informationen zu den Referenzwerten finden Sie unter Laborwert Testosteron.

Auch die Messung des freien Testosterons kann für die Diagnose von Bedeutung sein, vor allem, wenn die Messungen des Gesamttestosterons keine eindeutige Diagnose ermöglichen. Testosteron ist im Blut zum größten Teil (ca. 97 Prozent) an Proteine, z.B. SHBG, gebunden und liegt nur zu einem kleinen Teil (ca. ein bis drei Prozent) als freies Hormon vor. Um die Ursachen weiter einzugrenzen, werden die Serumspiegel von SHBG, LH und FSH gemessen. Daraus kann die Ärztin/der Arzt schließen, ob ein primärer oder sekundärer Hypogonadismus bzw. ein Altershypogonadismus vorliegt. Eventuell sind weitere Untersuchungen für die Diagnostik der zugrunde liegenden Erkrankung notwendig, z.B. eine sonografische Untersuchung der Hoden und der Prostata.

Wie erfolgt die Behandlung von Hypogonadismus?

Testosteron sollte nur an erwachsene Männer mit eindeutiger Diagnose eines Hypogonadismus angewendet werden, d.h. bei Vorliegen klinischer Symptome und zu niedrigen Testosteronkonzentrationen, die in mindestens zwei Laboruntersuchungen morgens ermittelt wurden.

Voraussetzung für die Wahl des Hormonersatzpräparates (z.B. Testosteron, GnRH) ist die genaue Kenntnis der Ursache, die für den Testosteronmangel verantwortlich ist. Vor der Behandlung klärt die Ärztin/der Arzt mögliche Risiken oder Erkrankungen ab, die z.B. eine Testosteronersatztherapie ausschließen. Gegenanzeigen für eine Testosteronersatztherapie sind z.B. Prostatakarzinom, erhöhte PSA-Werte, männliches Mammakarzinom, Polyzythämie, schwere Schlafapnoe, schwere Herzinsuffizienz oder männliche Unfruchtbarkeit (bzw. Kinderwunsch).

Ziel einer Testosteronersatztherapie ist, den normalen Testosteronspiegel wiederherzustellen. Dadurch sollen durch Testosteronmangel ausgelöste Beschwerden oder Erkrankungen behandelt werden. Dazu zählen:

  • verzögerte Pubertät,
  • Klinefelter-Syndrom,
  • Störungen der sexuellen Funktionen,
  • niedrige Knochenmasse,
  • Metabolisches Syndrom sowie
  • psychische Veränderungen.

Für eine Testosteronersatztherapie stehen kurzwirkende und langwirkende Präparate in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Verfügung, z.B. orale Medikamente, intramuskuläre Injektionen oder Gels und Pflaster zur Anwendung auf der Haut. Die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt entscheidet gemeinsam mit dem Patienten, welches Präparat am geeignetsten ist.

Die Ärztin/der Arzt informiert über die Prognose bzw. den voraussichtlichen Therapieerfolg und klärt über mögliche Risiken und Nebenwirkungen auf. Dosierung und Präparat werden so gewählt, dass sich die Testosteronspiegel im normalen Bereich einpendeln. Unter dieser Voraussetzung treten Nebenwirkungen nur sehr selten auf.

Unerwünschte Wirkungen

Bei manchen Männern kann eine Testosteronersatztherapie Akne hervorrufen. Eine Testosteronersatztherapie kann die Spermatogenese vorübergehend unterdrücken. Hat der Patient einen Kinderwunsch, kann die Ärztin/der Arzt andere Hormonpräparate vorschlagen. Seltene Nebenwirkungen einer Testosteronersatztherapie sind z.B. eine Schwellung der Brustdrüsen (Gynäkomastie), eine Verringerung der Hodengröße, eine Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozythose), die mit einer Verschlechterung der Fließeigenschaften des Blutes und ev. mit einer erhöhten Thromboseneigung verbunden sein kann. Eine Schlafapnoe kann sich durch die Gabe von Testosteron verschlechtern.

Therapiekontrolle

Regelmäßige Laboruntersuchungen der Testosteronwerte des Patienten ermöglichen es der Ärztin/dem Arzt, den Therapieerfolg zu prüfen. Zudem empfehlen medizinische Leitlinien bei einer Testosteronersatztherapie folgende Kontrolluntersuchungen: Laborwerte von Hämatokrit, Hämoglobin, PSA, rektale Untersuchung der Prostata sowie Brustuntersuchung.

Gefährliches Doping

Testosteronpräparate sind rezeptpflichtige Medikamente. Sie werden von der Ärztin/vom Arzt eingesetzt, um einen Patienten mit Testosteronmangel bei bestimmten Indikationen zu behandeln. Der Missbrauch von Testosteron, z.B. zur Förderung des Muskelwachstums oder beim Doping, kann zu gefährlichen Gesundheitsschäden führen.

Wohin kann ich mich wenden?

Für die Abklärung von Beschwerden in Zusammenhang mit der sexuellen Entwicklung bzw. mit den Sexualfunktionen können Sie sich an folgende Stellen wenden:

  • Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
  • Kinderärztin/Kinderarzt,
  • Fachärztin/Facharzt für Urologie,
  • Fachärztin/Facharzt für Andrologie,
  • Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin mit dem Spezialgebiet für Endokrinologie.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 17. März 2020

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Prim. Univ.Prof. Dr.med.univ. Stephan Madersbacher, Facharzt für Urologie

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