Ernährung und Alterungsprozess
Inhaltsverzeichnis
Wovon hängt der Alterungsprozess ab?
Der Prozess des Alterns ist etwa von der genetischen Veranlagung, der Lebens- und Ernährungsweise sowie der Psyche abhängig. Die physiologischen Veränderungen im Körper, die sich mitunter ändernden Essgewohnheiten, Krankheiten und die damit verbundene Medikamenteneinnahme können die Ernährung im Alter beeinflussen. Die Veränderungen treten häufig gemeinsam auf und beeinflussen sich gegenseitig. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf das Essverhalten, die Verdauung und letztlich auf den Gesundheitszustand haben. Häufige Veränderungen im Alter sind u.a.:
- verminderter Energiebedarf,
- herabgesetztes Durstempfinden,
- veränderte Hunger- und Sättigungsregulation,
- veränderter/verminderter Geschmacks- und Geruchssinn,
- Kau- und Schluckstörungen,
- verminderter Speichelfluss und Mundtrockenheit,
- veränderte Magentätigkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung etc.,
- verminderte Zuckertoleranz (mehr unter Diabetes mellitus),
- gesteigerter Nährstoffbedarf durch Krankheit/Medikamente,
- einseitige, nicht bedarfsangepasste Ernährung,
- Vergesslichkeit, Verwirrung, Demenz, Depressionen,
- Seheinschränkungen.
Wie verändern sich Körperzusammensetzung, Gewicht und Energiebedarf im Alter?
Die Zusammensetzung des Körpers verändert sich mit zunehmendem Alter. So nehmen die Knochenmasse und der Wassergehalt im Körper ab, während die Fettmasse zunimmt. Auch die Muskulatur schwindet (Sarkopenie). Diese Veränderungen ergeben sich aus einem verminderten Energiebedarf, da der Grundumsatz (jene Energiemenge, die in Ruhe verbraucht wird) sinkt. Wird zusätzlich auch weniger Bewegung gemacht, sinkt nicht nur der Grundumsatz, sondern auch der Leistungsumsatz. Regelmäßige Bewegung ist daher auch im Alter sehr wichtig. So kann die Muskelmasse länger erhalten bzw. sogar gesteigert werden.
Der sinkende Energiebedarf hat zur Folge, dass der Körper weniger an den energieliefernden Nährstoffen Kohlenhydrate und Fette benötigt. Allerdings bleibt der Bedarf an Eiweiß (Protein) sowie an Vitaminen und Mineralstoffen gleich oder steigt sogar an. Ältere Menschen sollten daher vorwiegend Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte zu sich nehmen. Die Nährstoffdichte eines Lebensmittels ist umso höher, je mehr Nährstoffe es im Verhältnis zum Energiegehalt beinhaltet (z.B. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte).
Gewichtsveränderungen rechtzeitig erkennen
Um Gewichtsveränderungen in die eine oder andere Richtung frühzeitig erkennen zu können, sollte das Körpergewicht regelmäßig kontrolliert werden.
Dabei ist der BMI eine Orientierung, um das Gewicht einschätzen zu können. Allerdings wird der wünschenswerte BMI mit zunehmendem Alter höher als bei jüngeren Menschen angesetzt. So gilt ab einem Alter von 65 Jahren ein BMI-Wert von 21,9 als ein Risikofaktor für Mangelernährung. Empfehlenswert ist hingegen ein BMI zwischen 22 und 26,9. Denn: Ältere Menschen mit einem niedrigeren BMI zeigen eine höhere Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten. Zudem können Energiereserven im Krankheitsfall schützen und das Sterblichkeitsrisiko senken. Starkes Übergewicht, also ein BMI über 30, sollte dennoch auch im Alter vermieden werden, da dieses u.a. mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 einhergeht.
Hinweis
Der BMI sagt nichts über die Zusammensetzung des Körpers aus, sondern ermöglicht nur eine erste Einschätzung des Körpergewichts. Zudem muss für eine endgültige Einschätzung des Ernährungszustandes immer der Gesundheitszustand insgesamt betrachtet werden.
Wie verändern sich der Geruchs- und Geschmackssinn im Alter?
Der Geschmacks- und Geruchssinn nimmt mit zunehmendem Alter ab, wobei das Ausmaß individuell ist. Ursache für den verminderten Geschmackssinn ist etwa die Abnahme der Geschmacksknospen auf der Zunge. Meist werden die Geschmacksrichtungen süß und salzig am schlechtesten wahrgenommen. Die Änderungen in der Sinneswahrnehmung werden häufig durch die Einnahme von Medikamenten oder als Folge von Krankheiten verstärkt. Zudem hemmen Veränderungen der Mundschleimhaut und Zahnprothesen die Entfaltung der Geschmacksstoffe. Durch die schwindenden Sinne geht häufig auch der Genuss am Essen verloren.
Folgende Tipps können Abhilfe schaffen:
- Vermehrter Einsatz von Kräutern und Gewürzen: Diese regen den Appetit an. Zudem kann Salz eingespart werden.
- Angenehme Essatmosphäre und appetitliches Anrichten der Speisen.
- Bei eingeschränktem Sehvermögen: Angemessene Beleuchtung beim Essplatz und Entfernung nicht essbarer Teile aus dem Essen (z.B. Knochen, Gräten).
Was führt zu nachlassendem Appetit im Alter?
Durch Veränderungen im Hormonhaushalt, verlangsamte Magenentleerung, Kaubeschwerden sowie Beeinträchtigungen in der Sinneswahrnehmung kann der Appetit im Alter schwinden. Übelkeit, Depressionen und Nebenwirkungen von Medikamenten können die Lust am Essen zusätzlich herabsetzen.
Folgende Tipps können Abhilfe schaffen:
- Mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt essen.
- Abwechslung im Speiseplan und eine angenehme Essatmosphäre schaffen.
- Bewegung an der frischen Luft.
- Lieblingsspeisen optimieren, etwa durch Verwendung frischer nährstoffreicher Lebensmittel und eine schonende Zubereitung.
Was führt zu verringerter Speichelbildung im Alter?
Die Reduktion der Speichelbildung hat verschiedene Ursachen. Hierzu zählen etwa die Reduktion der Speicheldrüsen, die schwindende Kauleistung, die abnehmende Sinneswahrnehmung, Zahnprothesen und/oder Medikamenteneinnahme.
Der Speichel hat verschiedene Aufgaben, so ist er wichtig für die Sinneswahrnehmung, die Nahrungsaufnahme und auch die Verdauung. Die abnehmende Speichelbildung begünstigt die Entstehung von Entzündungen im Mundraum bzw. hemmt deren Heilung und erschwert das Essen.
Folgende Tipps können Abhilfe schaffen:
- Gespräch mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt über etwaige Nebenwirkungen von Medikamenten, die die Speichelbildung herabsetzen. Vielleicht kann gemeinsam eine Alternative zum bisherigen Medikament gefunden werden.
- Vermehrter Einsatz von Kräutern und Gewürzen, um über die Sinneswahrnehmung den Speichelfluss zu fördern.
Weitere Informationen zu physiologischen Veränderungen im Alter erhalten Sie unter:
Selbst essen – so lange wie möglich
Um die Lebensqualität älterer Menschen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, sollte der Bedarf an Energie und Nährstoffen über die herkömmliche Kost, also durch Essen und Trinken, gedeckt werden. Erste Mängel an Nährstoffen sollten wenn möglich über die übliche/tägliche Nahrungszufuhr ausgeglichen werden. Gelingt dies nur schwer bzw. ist eine Unterversorgung stark ausgeprägt, stehen zusätzlich orale Nährstoffkonzentrate (z.B. Trinknahrung sowie Supplemente) zur Verfügung. Über die Einnahme sollte mit einer Diätologin/einem Diätologen bzw. einer Ärztin/einem Arzt gesprochen werden. Erst bei deutlich fortgeschrittener Unterversorgung (Malnutrition), etwa wenn die betreffende Person nicht mehr selbstständig ausreichend Nahrung zuführen kann, kann die Ärztin/der Arzt künstliche Ernährung (enterale Ernährung oder parenterale Ernährung) verordnen.
Hinweis
Die regelmäßige Kontrolle des Gewichts und damit der Gewichtsverlauf geben wichtige Hinweise, ob die Ernährung in Hinblick auf die zugeführten Kalorien ausreichend ist. Bei ersten Anzeichen einer Mangel- oder Unterversorgung sollte unbedingt eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 28. September 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Verband der Diätologen Österreichs